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Der kurze Rock

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Es ging durch den belaubten Hain

Damöt, im Frühlingssonnenschein,

Die Vögel sangen zärtlich Lieder,

Und plötzlich, eh’ er ‘s sich versah,

Stand vor ihm lächelnd Sylvia,

Im kurzen Rock und netten Mieder.

Er stutzte, wich bestürzt zurück,

Doch war es nur ein Augenblick,

Dann nahte er beherzt sich wieder.

»Wie freu’ ich mich, dich hier zu sehn!«

Rief er: »O du bist wunderschön

Im kurzen Rock und netten Mieder!

Wie Gold ist dein geringelt Haar,

Zwei Sterne sind dein Augenpaar,

Dein Busentuch wogt auf und nieder,

Schön bist du, schön vom Kopf zum Knie,

Nein, deines gleichen sah ich nie

Im kurzen Rock und netten Mieder.«

So sprechend eilt er zu ihr hin,

Umarmt die holde Schäferin,

Sie senkt beschämt die Augenlider,

Dem Rosenmund entschlüpft ein »Ach!«

Ein junges Mädchen ist nur schwach

Im kurzen Rock und netten Mieder.

Vor Zärtlichkeit und Lieb` entbrannt,

Fasst er die weiche Lilienhand

Und kniet vor der Bestürzten nieder;

Sie sollte freilich flieh’n, – allein

Wie könnte man so grausam sein

Im kurzen Rock und netten Mieder.

Das Mädchen bebt, die Weisheit spricht,

Trau einem jungen Schäfer nicht!

Doch heiße Sehnsucht ist dawider;

Die süße Stimme der Natur

Ist mächtiger, man hört sie nur

Im kurzen Rock und netten Mieder.

Er drückt sie innig an die Brust,

Sie sinkt mit ihm, berauscht von Lust

Im Hain auf weiche Rosen nieder.

Ihr jungen Mädchen, merkt’s euch fein,

Es bringt Gefahr, geht man allein

Im kurzen Rock und netten Mieder.

Anonym

Erotisches Rokoko. Literatur der Sinnlichkeit

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