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Unerwünschte Dienstleistung in Schönhagen

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Als er am Reha-Schloss von Schönhagen vorbeifuhr, musste Frank Reuter unwillkürlich schmunzeln. Kriminalrat Gerster, sein Vorgesetzter im Landeskriminalamt Kiel, besuchte seine Schwiegermutter regelmäßig, die seit einigen Wochen hier untergebracht war. Doch dann erinnerte der Hauptkommissar sich wieder an den Grund seines Besuchs in der Ostseegemeinde und alle Fröhlichkeit verflog.

»Eine Einbruchserie in der Ferienhaussiedlung bereitet den Kollegen vor Ort große Probleme«, hatte Gerster zu Reuter gesagt und ihn dann mit der Ermittlung beauftragt.

Zehn Minuten später saß Reuter in der örtlichen Dienststelle und ließ sich von Hauptmeister Friedrichsen in den Fall einführen.

»Seit Anfang April melden Eigentümer der Ferienhäuser immer wieder Einbrüche, die leider nicht so leicht aufzuklären sind«, gestand der Leiter der Dienststelle.

Frank Reuter hatte so eine Ahnung, worin das eigentliche Problem seines Kollegen in Schönhagen bestand. Vorsichtig lenkte er das Gespräch auf die Verwicklung von Friedrichsen mit möglichen Verdächtigen.

»Genau da liegt der Hase im Pfeffer, Herr Reuter. Ich habe viele Zeugen befragt und aus deren Aussagen ein Profil erstellt. Das Ergebnis macht mir echt Kummer«, sagte Friedrichsen.

Er zog eine Tafel hinter dem Schrank in der Ecke hervor und stellte sie auf die Fensterbank, damit er sie gegen das Holzkreuz lehnen konnte. Reuter erhob sich und betrachtete die Darstellung mit ehrlicher Anerkennung. Hauptmeister Friedrichsen hatte eine Karte der Ferienhaussiedlung vergrößert und auf Karton gezogen. Anschließend hatte er alle Häuser markiert, in denen die Einbrecher gewesen waren. Das alles erschloss sich dem Ermittler des LKA ohne weitere Erklärungen. Lediglich eine Abfolge von Zahlen und Buchstaben neben den Tatorten gab ihren Sinn nicht so einfach preis.

»Was hat es damit auf sich?«, fragte er Friedrichsen, der mit Feuereifer zu erklären begann.

Der Hauptmeister hatte jede Aussage mit einem Code versehen, der sich aus dem Familiennamen sowie dem Datum ergab. Damit Reuter seinen Ausführungen folgen konnte, drückte er ihm die Ausdrucke der Zeugenaussagen parallel dazu in die Hand. Nach einigen Minuten war Reuter auf dem gleichen Sachstand wie sein Kollege aus Schönhagen.

»Es gibt also zwei wesentliche Ansatzpunkte, denen wir nachgehen müssen. Zum einen ist da der Umstand, dass an mehreren Tatorten ein Servicefahrzeug von Elektro Hammerich bemerkt wurde. Und dann wäre da noch dieser ominöse Radfahrer mit der auffälligen Sportbekleidung«, fasste er zusammen und registrierte das zufriedene Nicken von Kai Friedrichsen.

Als er an diesem Punkt seiner Nachforschungen angelangt war, erkannte der Hauptmeister sein grundlegendes Problem. Er war mit dem Inhaber der Elektrofirma befreundet und außerdem noch Mitglied im Sportverein, in dem auch alle Angestellten des Unternehmens einen Teil ihrer Freizeit verbrachten.

»Und deswegen soll ich jetzt sozusagen als neutraler Ermittler einspringen«, stellte Reuter fest und lobte seinen Kollegen für dessen Umsicht.

Nachdem dies nun geklärt war, las sich der Hauptkommissar alle Berichte noch einmal gründlich durch. Die Einbrecher hatten kaum verwertbare Spuren hinterlassen, abgesehen von einem Teilabdruck eines Sicherheitsschuhs einer bekannten Marke.

»Wir fangen mit der Elektrofirma an. Ich könnte mir vorstellen, dass wir dort fündig werden«, erklärte Reuter schließlich.

Als die beiden Beamten kurze Zeit später auf dem Innenhof des Unternehmens standen, musterte der Hauptkommissar zuerst die Servicefahrzeuge und dann die vier Handwerker. Innerlich musste er gestehen, dass es clever war, mit einem Firmenwagen eines Handwerkbetriebes auf Diebestour zu gehen. Es passte ins übliche Bild, wenn ein Servicewagen in dem Ferienhausgebiet unterwegs war. Hätte der Einbrecher es nicht übertrieben und sich mehr Zeit zwischen den einzelnen Straftaten gelassen, wäre es den Zeugen vermutlich überhaupt nicht aufgefallen. Sein Blick blieb an Kurt Hammerich, dem Inhaber des Unternehmens hängen.

»Sie haben sicherlich die Fahrtenbücher sowie die Kundenaufträge durchgesehen, nachdem Herr Friedrichsen Sie um den Abgleich gebeten hat«, sagte Reuter.

Der kompakt gebaute Handwerksmeister nickte beflissen und reichte dem Hauptkommissar einige Ausdrucke.

»Ja, es gibt aber wie erwartet keine Übereinstimmungen. Die Zeugen müssen sich irren oder jemand fährt mit einem Wagen durch die Gegend, der unseren Fahrzeugen sehr ähnlich ist«, versicherte Hammerich.

Er wirkte so zuverlässig und glaubwürdig, wie ein Kunde es sich von einem Handwerker nur wünschen konnte. Von Kopf bis Fuß war Kurt Hammerich in Arbeitskleidung der Firma mit dem Strauß im Emblem eingekleidet. Auch seine drei Angestellten trugen diese Kleidung, wobei der jüngste anstatt der üblichen Sicherheitsschuhe sich für modische Sportschuhe entschieden hatte. Reuter überflog die Aufstellung und nickte dankend.

»Als Herr Friedrichsen mir vorhin die Tatorte gezeigt hat, sind mir Fahrzeuge einer auswärtigen Elektrofirma aufgefallen. Der Konkurrenzdruck ist offenbar sehr hoch oder täusche ich mich?«, fragte er dann.

Hammerich schob die schwieligen Hände in die Taschen seiner Arbeitshose. »Nein, tun Sie nicht. Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer, Herr Hauptkommissar. Diese blöden Ausschreibungen kosten an sich schon viel Geld, aber dann werden die örtlichen Unternehmen regelmäßig von solchen Billiganbietern überboten. Ich kann den Betrieb bei solchen Dumpingpreisen kaum noch am Leben erhalten«, machte er sich Luft.

»Ja und wenn wir in unserem Alter den Job verlieren, können wir bis zur Rente stempeln gehen«, schimpfte der ältere der Gesellen und erhielt Zustimmung von seinem Kollegen.

»Wenn der Meister zumachen muss, kann ich mir eine neue Ausbildungsstelle suchen; und die wachsen hier oben echt nicht auf den Bäumen«, ergänzte der junge Mann mit den Sportschuhen.

»Ja, das klingt in der Tat sehr hart. Wie ich gehört habe, sind Sie sehr sportlich. Herr Friedrichsen hat mir erzählt, dass Sie regelmäßig Faustball spielen und mit dem Rennrad unterwegs sind. Dabei können Sie vermutlich am besten abschalten«, wandte Reuter sich wieder an den Inhaber.

Hammerich deutete mit dem Daumen über seine Schulter auf ein gelb, rot und grün lackiertes Rennrad neuester Generation.

»Stimmt. Wenn ich nicht regelmäßig Dampf auf diese Art und Weise ablassen kann, vergreife ich mich tatsächlich noch an einem der Monteure der auswärtigen Firma«, erwiderte er.

Frank Reuter erkundigte sich, welchen sportlichen Aktivitäten die beiden Gesellen nachgingen. Einer war ebenfalls in der Faustballmannschaft, während der ältere Kollege einen Garten als Ausgleich hatte.

»Das macht genug Arbeit«, stellte er trocken fest.

Zuletzt wollte Frank Reuter noch wissen, ob die Elektrofirma in akuten Zahlungsschwierigkeiten stecken würde.

»Nein, natürlich nicht! Alle Gehälter und Sozialabgaben werden pünktlich bezahlt. Sie können sich auch gerne bei den Großhandelsunternehmen erkundigen, Herr Hauptkommissar. Kurt Hammerich hat nirgends Schulden«, erklärte der Handwerksmeister voller Inbrunst und Stolz.

»Danke, das wäre vorerst alles«, erwiderte Reuter nach einem abschließenden Blick in die Runde.

Er verließ den Innenhof und wartete ab, bis Hauptmeister Friedrichsen hinter dem Lenkrad des Streifenwagens saß.

»Wenn Sie wollen, übernehme ich die Festnahme«, bot er an.

Sein Kollege hob verwundert die Augenbrauen an.

»Wie bitte? Wollen Sie damit andeuten, dass Sie den Einbrecher schon kennen?«, fragte er ungläubig.

»Ja, er hat sich durch zwei Dinge verraten«, antwortete Frank Reuter.

Wen hat der Hauptkommissar unter Verdacht?

Reuter ermittelt an der Ostsee

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