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ESSEN MIT DEN HÄNDEN

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Dazu kommt, dass Essen mit den Händen etwas Sinnliches hat. Die Lust darauf ist uns allen in die Wiege gelegt. Denn während des allergrößten Teils der Menschheitsgeschichte saßen wir als Jäger und Sammler um unsere Lagerfeuer und aßen nicht etwa mit geschnitzten Holzstöckchen, an deren Spitzen wir die Zähne von Säbelzahntigern befestigt hatten, sondern mit den Händen.

Essen zu haben war in all den tausenden Jahren viel weniger selbstverständlich als heute. Umso schöner muss es für unsere Ahnen gewesen sein, wenn sie unter dem Sternenhimmel oder in ihren Höhlen im orangen Schein der Flammen saßen und nach dem griffen, was sie tagsüber erjagt oder gefunden hatten. Essen mit den Händen liegt uns also wie eine tiefe Wahrheit im Blut.

Die Geschichte der Gabel hingegen ist kurz. Noch im 11. Jahrhundert bezeichneten sie die Italiener, nachdem sie ihnen eine griechische Prinzessin aus Byzanz gebracht hatte, als »Attribut des Teufels«. Auch Jahrhunderte später hinterfragten unsere Vorfahren noch ihre Nützlichkeit: »Warum eine Gabel, wenn auf dem Weg vom Teller zum Mund sowieso die Hälfte in den Teller zurückfällt?«, fragten sich die heute ja eher als manierlich bekannten Franzosen im 16. Jahrhundert.

Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts setzte sich die Gabel und mit ihr das Messer allmählich durch. »Gabeln sind ohne Zweifel eine spätere Erfindung als Finger«, schrieben die Verfasser eines Londoner Benimmbuches aus dem Jahre 1859, »aber da wir keine Kannibalen sind, neige ich zu der Auffassung, dass sie wirklich eine gute Idee waren!«

Waren sie das wirklich? Kulturhistorisch betrachtet bot die Gabel den Europäern jedenfalls die Möglichkeit, sich von den »Wilden« in ihren Kolonien abzugrenzen.

Wo sonst dürfen wir jetzt noch so ungeniert und in aller Öffentlichkeit unserem Ur-Instinkt folgen und mit den Fingern essen wie bei Burger King und Co.? Dort dürfen wir es nicht nur, wir sollen es sogar, und es geht immer mit einem Hauch von Leichtigkeit einher.

Egal wer wir sind, dort sind wir alle gleich und wir essen alle so, wie wir wollen. Wie wir auch als kleine Kinder gegessen haben. Wer könnte in einem Hauben-Restaurant oder in einem normalen Dorfwirtshaus ein Eis mit Smarties bestellen? Bei McDonald’s ist das ganz normal. Dort sind wir unter uns in unseren basalen Bedürfnissen. McDonald’s-Restaurants sind kleine Disneylands für jedermann, die immer gleich vor der Haustür liegen.

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