Читать книгу Fast Food Diät - Harald Sükar - Страница 13

ICH HASSE DIÄTEN

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Ich war also eine vergleichsweise milde Form von Fast-Food-Junkie. Als ich ein Kind war, gab es in Österreich noch keine McDona!ds-Restaurants. Das erste sperrte 1977 auf, als ich 14 war. Ich geriet also nicht in meinen wichtigsten Prägephasen, sondern erst als Erwachsener in die McDonald’s- Maschinerie, was gerade für mich immer noch schlimm genug war. Denn Disziplin beim Essen gehört eindeutig nicht zu meinen Stärken.

Das stellte ich fest, nachdem mich meine Waage mit 96 Kilo geschockt hatte. Bei neunzig Kilo dachte ich noch: Naja. Bei 95 dachte ich: Diese Grenze wollte ich eigentlich nie überschreiten. Bei 96 merkte ich: Das geht immer so weiter.

Also musste eine Diät her. Nur welche? Das Angebot war riesig. Ich suchte nach einer Fast-Diät, also nach einer, die schnell wirken würde. Ich wollte mich nicht ewig mit irgendwelchen neuen Ernährungsformen beschäftigen, sondern am besten das ganze Unterfangen schnell hinter mich bringen und die Kilos purzeln sehen. Vielleicht war das im Nachhinein betrachtet nicht die intelligenteste Einstellung zum Abnehmen, aber ich wollte Ergebnisse sehen, und das möglichst sofort.

Eines hatten alle Diäten, die ich ausprobierte, gemeinsam. Ich scheiterte kläglich mit ihnen. Sie brachten mich körperlich und physisch an meine Grenzen. Ich will gar nicht damit spekulieren, wie sich Menschen in Hungersnöten gefühlt haben müssen, aber mir ging es auch verdammt schlecht. Schon weil es bei mir dazu kam, dass das Essen wie immer rings um mich in jeder Menge verfügbar war.

Ich erinnere mich an Tage, an denen ich penibel Kalorien zählte, mir winzige Portiönchen von irgendetwas gruselig Schmeckendem zubereitete und mir dabei lächerlich vorkam. Irgendwann beobachtete ich mich dabei, wie ich Essen vor mir selbst verstecken wollte oder eben erst gekaufte Lebensmittel in die Mülltonne vor dem Haus warf, weil das meine einzige Rettung vor ihnen war, und wie ich dann noch drei Mal den Deckel hob und überlegte, ob ich sie nicht doch wieder herausholen sollte. Mit einem leeren, unerträglich laut knurrenden Magen ins Bett zu gehen, war ein Alptraum für mich und ich war ständig gereizt, unglücklich und unleidlich. Ich verlor meine Lebensgeister, was mich noch unglücklicher machte als mein Übergewicht.

Verzicht ist ja an und für sich etwas Wertvolles. Er schärft unsere Sinne und verbessert unsere Fähigkeit, diesen Kosmos in all seiner Komplexität wahrzunehmen, weshalb sich Mönche aller Religionen im Verzicht üben. Genau diese Übung ist wahrscheinlich auch unsere einzige Möglichkeit, unseren Planeten noch zu retten, der gerade an unserem Übermaß in allem zu kollabieren droht.

Bloß eigne ich mich einfach nicht als Apostel des Verzichts. Das überlasse ich gerne anderen. Wenn ich mich im Verzicht üben soll, dann geht das nur, wenn ich es selbst kaum merke. Mein Körper sieht das offenbar genauso. Während meiner Versuche mit diversen Diäten prägten neben Stimmungsschwankungen auch Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen mein tägliches Leben.

Ich verstand schon, dass eine Diät dem Körper viele Veränderungen abverlangt, die auf lange Sicht sicher gut sind, aber ich fragte mich: Muss ich mich dabei wirklich wie ein Patient in der Blüte einer wirklich unangenehmen Krankheit fühlen?

Ich will Diäten gar nicht pauschal verurteilen. Die guten zielen auf eine Veränderung unserer Essgewohnheiten ab und bringen im besten Fall für manche Menschen wirklich einen Gewichtsverlust und eine Verbesserung ihrer Gesundheit mit sich. Genau das brauchte ich auch, trotzdem lief es bei mir einfach nicht.

Nichts schien so richtig zu klappen und nichts schien richtig zu mir zu passen. Nichts ließ mich Burger, Pommes und Co. vergessen. Klassische Diäten waren einfach nichts für mich, das musste ich wohl oder übel akzeptieren.

Wahrscheinlich bin ich dafür einfach zu lebensfroh, dachte ich. Ich will auch beim Essen Spaß und sinnliche Momente haben, ohne deshalb besonders feine Geschmacksnerven zu besitzen. Wahrscheinlich war ich damit das perfekte McDonald’s-Opfer.

Fast Food Diät

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