Читать книгу Fast Food Diät - Harald Sükar - Страница 14
AB INS MCKRANKENHAUS
ОглавлениеSo schlimm wird es schon nicht sein: Das sagt immer eine liebenswürdige Stimme aus unserem Inneren, wenn wir wieder einmal feststellen, dass Burger, Pommes oder Pizzaschnitten doch genau das Richtige für uns sind, zumindest im Moment. Nur leider ist es in Wirklichkeit sogar noch schlimmer.
Nachdem ich der Fast-Food-Branche beruflich den Rücken gekehrt hatte und mit meinem Gewicht zu kämpfen anfing, ließ mich eine Frage nicht los: Was genau macht Fast Food so ungesund? Auch mir war klar, dass das Zucker-Fett-Salz-Gemisch in der Kombination mit Billig-Schnell-Einfach eine Falle ist, mit der Fast-Food-Konzerne auf Kosten ihrer Kunden Umsätze maximieren, und zwar nachhaltig. Denn jemand, der einmal hineingetappt ist, sitzt wie gesagt dort fest, vielleicht sein Leben lang.
Die großen Ketten müssen ihr Zeug nur hübsch verpacken, hübsche Sachen draufschreiben und hübsche Menschen in der Werbung lustige Dinge sagen lassen, dann wird das Ganze zuerst zu einer kleinen sündigen Belohnung und im Lauf der Zeit zu etwas wie einer Ernährungsroutine. Besonders, wenn die Konzerne auch noch Statements für das schlechte Gewissen wie »Fleisch aus der Region« dazu liefern oder unter ihren vielen bunten Farben das Grün besonders stark betonen.
Aber was genau war nun eigentlich das Problem? Zucker ist irgendwie schlecht für Körper, Geist und Seele, so viel wusste ich, und vor Salz warnt ständig die Weltgesundheitsorganisation WHO. Bei Fett musste ich schon nachsehen – ach ja, vor allem die bei der Fast Food-Industrie beliebten falschen Fette verkrusten die Blutgefäße und fördern Depressionen. So weit, so schlecht, dachte ich bisher immer, aber was soll der Mensch sonst essen? Gekochte Brokkoli mit ungesalzenen Kartoffeln, die vielleicht nicht einmal gebraten oder in Butter geschwenkt sein dürfen, weil sie davon ja auch fett werden?
Jedenfalls wollte ich es genau wissen. Für mich selbst, weil ich begriff, dass mein Körper, mein Geist und meine Seele mein Leben ausmachen, und ein wenig auch aus schlechtem Gewissen. Ich bin nicht der Typ, der sich bekehren lässt und dann missionieren geht, aber es kam mir doch komisch vor, dass ich mich jahrelang so leichtfertig für eine im Grunde schlechte Sache einspannen lassen hatte. Ich bin durchaus der Typ, der gerne auch einmal mit den Wölfen heult, aber hier waren die Wölfe doch eindeutig die falschen gewesen.
Es ging auch um meine Freunde und Bekannten. Wenn ich ihnen sagte, dass ich es bereute, Ungesundes zu verkaufen und Teil dieser Maschinerie zu sein, gab ihnen das zu denken. Schließlich kannten sie mich nicht als jemanden, der so leicht etwas bereut. Sie wollten wissen, warum ich das tat, und wenn ich nicht mehr zu sagen hatte, als sie ohnedies schon wussten, kam ich mir dumm vor.
Also befasste ich mich im Detail mit den Inhaltsstoffen von Fast Food und schrieb ein Buch mit dem Titel »Die Fast Food Falle« darüber. So geriet ich doch noch in die Rolle des Missionars, und es fühlte sich nicht einmal so schlecht an. Es war sogar ein ganz gutes Gefühl, aus innerer Überzeugung das Richtige zu tun. Ich kann das nur empfehlen.
Bei meiner nachträglichen Auseinandersetzung mit der Wirkung von Fast Food auf Körper, Geist und Seele kam ich zu einem eindeutigen Schluss: Fast Food ist nicht deshalb schlecht, weil es Fast Food ist. Eigentlich steht »Fast« ja für gute Dinge. Für rasche, unkomplizierte Zubereitung und Verfügbarkeit sowie für Verzehr ohne viel Drumherum.
Doch die Industrie deutete das »Fast« von »Fast Food« um. Es wurde zu einem Synonym für »Junk« (zu deutsch »Müll«) und steht für »Billig« und »Sucht«. Kein Wunder, dass sich auch der Begriff »Junkfood« durchgesetzt hat, doch auch er hat einen Bedeutungswandel erlebt. Er kommt jetzt immer mit einem sympathischen Unterton daher. »Ich gönne mir heute ein bisschen Junkfood«, sagen wir, und in diesem »Gönnen« liegt der ganze (Selbst-)Betrug. Denn in Wirklichkeit ist es so, als würden wir sagen: »Heute gönne ich mir ein bisschen Müll.«
Besser sollten die Nahrungsmittel der etablierten Fast-Food-Industrie »Cheap-Food« heißen, da wird es mit dem sympathischen Unterton schon schwieriger, oder überhaupt »Addiction-Food«, also »Sucht-Essen«. Dieses nüchterne deutsche Wort bringt die Sache am ehesten auf den Punkt und hier sind wir endgültig weit jenseits jeder mit Werbetricks generierten Sexyness und direkt in der Realität.
Denn Tatsache ist, dass industrielles Fast Food größtenteils wertlos ist, uns allerdings durch die Zucker-Fett-Salz-Falle trotzdem süchtig macht.
Die Fast-Food-Konzerne sind die Alchemisten der Wirtschaft. Sie haben tatsächlich einen Trick gefunden, Müll in Gold zu verwandeln, und zwar, indem sie Milliarden Menschen dazu bringen, ihn aufzuessen.
Zucker und Salz sind nicht per se schlecht, auch Fett, Kohlenhydrate und Eiweiß, die weiteren Zutaten der Fast-Food-Industrie, sind es nicht. Vor allem letztere drei sind Grundbausteine jeder menschlichen Ernährung. Was also ist das Problem? Wie ist das jetzt mit Kohlenhydraten, Eiweiß, Fett, Zucker und Salz bei McDonald’s und Co.?
Im Grunde ist es ganz einfach: Egal was wir essen, unser Stoffwechsel wandelt die Nahrung in Energie um. Wenn die Nahrung von McDonald’s und Co. kommt, läuft dabei, ohne dass wir es beim Essen merken, einiges schief. Was bittere Folgen für uns haben kann. Aber der Reihe nach.