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Deathworld 3

(3 Teile; Februar bis April 1968 in ANALOG; unter dem Titel »The Horse Barbarians«; Buchausgabe 1968 bei Dell; dt. Die Barbarenwelt bzw. Barbarenwelt [auch in: Todeswelten])

Campbell druckt 1968 diesen Roman in drei Teilen unter dem Titel The Horse Barbarians in ANALOG ab.

Auch wenn der erste Band damit endete, dass die Bewohner von Pyrrus ihre Einstellung gegenüber ihrer Heimatwelt ändern wollen, um den ständigen, schließlich nicht zu gewinnenden Überlebenskampf zu beenden, zeigt sich, dass die meisten dazu nicht in der Lage sind. Jason, der seine neuen Gefährten – allen voran Meta – ins Herz geschlossen hat, beschließt daher, dass es an der Zeit für sie sei, Pyrrus zu verlassen und einen anderen Planeten zu besiedeln. Er kauft ein Raumschiff und sucht ausgerechnet Felicity aus, die Barbarenwelt, wie der deutsche Titel anschaulich beschreibt. Leider melden sich nur wenige seiner neuen Freunde freiwillig für die Eroberung dieses Planeten. Im Grunde folgt die Handlung des Romans zunächst den historischen Ereignissen der Eroberung Südamerikas durch die spanischen Konquistadoren im 16. Jahrhundert. Die Pyrraner, die zwar technologisch fortschrittlicher, dafür aber natürlich zahlenmäßig unterlegen sind, wollen die verschiedenen Barbarenstämme gegeneinander ausspielen und damit schließlich die Macht ergreifen. Was das Unternehmen erschwert, sind zwei Tatsachen: Zum einen sind die Barbaren extrem kampfwütig und folgen dem Prinzip, den Gegner bis zum Tode zu bekämpfen, wobei entweder dessen Tod oder auch der eigene die logische Folge ist. Zum anderen hat ein neuer Barbarenführer genau dieses Prinzip durchbrochen. Temuchin hat erkannt, dass nicht die Ausrottung, sondern die Unterwerfung des Feindes zu mehr Macht führt. Und so stehen Jason und Co. nicht wie geplant verschiedenen kleineren Stämmen gegenüber, die man gegeneinander ausspielen kann, sondern der geballten Macht von Temuchins Horde. Dies führt zu verschiedenen Kämpfen und Abenteuern, in deren Verlauf Jason gefangen genommen, von einer hohen Klippe gestürzt, gefoltert und auch sonst einige Male mit dem Tode konfrontiert wird. Allerdings ist dem Unternehmen förderlich, dass unterhalb der von Barbaren bevölkerten Hochebene eine kaum zugängliche Tiefebene existiert, auf der die Menschen eine zivilisiertere Kultur aufgebaut haben. Dort wird das Leben von Handel und Gesetzen geprägt. Die Pyrraner teilen sich deshalb in zwei Gruppen auf. Die erste unter Führung Jasons verfolgt den ursprünglichen Plan, die Barbaren zu besiegen, die zweite soll auf der Tiefebene einen neuen Stützpunkt aufbauen. Als Jason schließlich einsehen muss, dass sein ursprünglicher Plan angesichts der Überlegenheit Temuchins zum Scheitern verurteilt ist, befragt er die im Raumschiff mitgeführte »Bibliothek« (im Grunde ein Computer mit sehr großem Datenspeicher, der dem heutigen Wikipedia ähnelt), was es für Alternativen gibt. Er stellt fest, dass Wissen tatsächlich Macht ist, und ändert den Plan anhand des Beispiels der irdischen Goten, wobei Harry Harrison vermutlich die Germanen meinte. Diese führten bekanntlich einen ständigen Krieg gegen die kulturell höherstehenden Römer. Sie waren einerseits unfähig, die römischen Invasoren zu vertreiben, konnten von diesen aber niemals gänzlich bezwungen und »gezähmt« werden. Schließlich wurden die Römer von den Barbaren überrannt, wobei spätestens an dieser Stelle der Begriff Barbaren relativiert werden muss. Harrison verzichtet nämlich darauf, auf die Kulturen von Felicity näher einzugehen, und macht es sich damit ebenso einfach wie frühere Geschichtsschreiber, für die die Dinge allzu klar waren.

Jason erkennt also, dass die Germanen in Rom schließlich assimiliert und auf eine höhere, friedlichere und produktivere Kulturstufe gebracht wurden. Daher lässt er zu, dass Temuchin seinen Siegeszug auch auf die Tiefebene ausdehnen kann. Und in kürzester Zeit erkennen die neuen Machthaber, dass nicht das Schwert regiert, sondern Geld, Politik und Gesetzgebung. Damit haben die Pyrraner unter Jasons Führung ihr Ziel doch noch erreicht und können sich auf Felicity niederlassen. Ein Wermutstropfen ist allerdings der zwischenzeitliche Untergang der auf Pyrrus gebliebenen Menschen. Trotzdem endet der Roman und damit die Trilogie mit einem Happy End: Jason heiratet Meta und beschließt, seine Laufbahn als Spieler und Abenteurer endgültig aufzugeben und bei seinen Freunden auf Felicity zu bleiben.

Auch wenn Deathworld III wie seine Vorgänger ein etwas schlichter SF-Abenteuerroman ist, bietet er immerhin einige – wenn auch nicht sehr weit entwickelte – Gedanken zu der Frage, wie eigentlich Geschichte gemacht wird.

1973 erschien in Astounding: John W. Campbell Memorial Anthology mit der Story »The Mothballed Spaceship« ein weiteres Abenteuer mit Jason dinAlt. Darin geht es um den Versuch, ein lange verschollenes Kampfraumschiff zu reaktivieren, was an dessen unwilliger KI zu scheitern droht. Außerdem erfuhr die Deathworld-Trilogie in Russland eine derartige Beliebtheit bei den Lesern, dass zwischen 1998 und 2001 vier Romanfortsetzungen in russischer Sprache publiziert wurden. Autoren waren Ant Skalandis und Mikhail Achmanov. Ob Harrison selbst daran beteiligt war, darf bezweifelt werden – auch wenn er als Co-Autor angegeben wurde.

Die DEATHWORLD-Trilogie hatte insgesamt sehr großen Erfolg bei der Leserschaft und erlebte zahlreiche Neuauflagen. Der erste Band wurde sogar als Comicreihe adaptiert.

Harrison legte mit der Figur des Jason dinAlt seinen eigenen Typus von Helden an. Jason ist schlau und gewitzt, manchmal sehr egoistisch und gleichzeitig immer wieder auch äußerst sozial. Er ist rücksichtslos, hart im Nehmen und im Austeilen, charmant und irgendwie auch immer eine Art Außenseiter. Also genau das, was man einen vielschichtigen Helden nennt. In Harrisons späteren Serienhelden Bill und vor allem der »Stahlratte« Jim diGriz ist stets eine gute Portion von Jason dinAlt, ihrem Vorgänger, zu finden.

Ob es sich um echte Klassiker der SF handelt, ist allerdings sicher diskussionswürdig. Die Bücher haben allesamt ihre Stärken und Schwächen. Immerhin kann man Deathworld I bescheinigen, schon ein paar Jahre vor Frank Herberts Dune und Ursula K. Le Guins The Word for World Is Forest das Thema Ökologie in die SF eingebracht zu haben. Kritiker und SF-Historiker bewerten die Romane um Jason dinAlt meist recht zwiespältig.

So ist in Reclams Science Fiction Führer zu lesen: »Die drei Bücher sind bunte Abenteuerschmöker mit absteigender Frische vom ersten bis zum dritten Roman. Ihr Reiz liegt in der Unbekümmertheit, mit der Harrison aus allerlei Versatzstücken der SF und der Abenteuerliteratur die Handlung zusammenzimmert und seinen in allen Sätteln gerechten Helden agieren läßt. Logik und Glaubwürdigkeit sind wenig gefragt. Die Bücher (…) sind bei entsprechend herabgeschraubten Ansprüchen zum Teil ganz amüsant und waren (…) bei den Lesern außerordentlich beliebt.« (Seite 192)

Und John Clute bezeichnete in Science Fiction: The Illustrated Encyclopedia die DEATHWORLD-Trilogie als »sehr aggressive Abenteuerromane« (Seite 157).

Auf jeden Fall kann man Harrison bescheinigen, mit diesen Romanen einige Aspekte in die Abenteuer-SF eingebracht zu haben, die über reine Unterhaltung hinausgehen. So finden sich Gedanken zu Ökologie, Moral, Gesellschaft und Geschichte, die besonders zur Zeit ihrer Erstpublikation gerade jungen Lesern nicht nur den bekannten Sense of Wonder verschafften, sondern sie auch ein wenig zum Nachdenken anregten.

Harry Harrison - Weltenbummler und Witzbold

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