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Kapitel 7 Melissa

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Nun, das war interessant. Ich lache in mich hinein, wende meinen Blick von der Tür ab, die gerade zugeknallt ist, und wieder den Mädels zu. Sie betrachten mich abschätzend.

„Was ist?“, frage ich unschuldig. Diese Frauen kennen mich vielleicht noch nicht lange, aber es ist für eine Frau nicht allzu schwierig, sexuelles Verlangen zu erkennen.

„Hör mit dem Scheiß auf, Meli! Ihr habt praktisch mitten im Zimmer Sex gehabt. Ich erkenne einen Augenfick, wenn ich ihn sehe.“

Izzy lacht über Dees Ausbruch. Ich weiß nicht, ob sie sauer oder einfach nur zickig ist.

„Äh … läuft da was zwischen euch? Ich wollte nicht …“

„Oh Gott, nein!“

„Okay. Was ist dann das Problem?“

Ich begegne Izzys Blick, und sie scheint das alles sehr komisch zu finden. Zumindest hat sie sich etwas beruhigt. Man könnte denken, dass sie erwartet, dass die Welt untergeht, wenn sie nicht so schnell wie möglich heiratet.

„Es gibt kein Problem“, murmelt Dee und geht durch die Tür.

„Mach dir ihretwegen keine Gedanken. Sie muss nur runterkommen. Es gibt wieder mal ein Drama zwischen ihr und Beck, aber glaub mir, daran gewöhnst du dich.“

Kurz darauf kommt Emmy mit einem strahlenden Lächeln herein und gibt Izzy eine blaue Schachtel.

„Was ist das?“, fragt sie.

„Was glaubst du wohl?“, erwidert sie mit einem Lächeln.

„Hat er seins?“

„Oh, ja. Ich habe ihn mit einem Haufen übergroßer Idioten zurückgelassen, die ihn wegen seiner Manschettenknöpfe verspotten.“

Ich begegne Emmys lachendem Blick und kichere. Kichern. Wirklich, Melissa? Je öfter ich mit den Mädels abhänge, desto mehr werde ich zu einer wandelnden Werbetafel für Fröhlichkeit.

Ich verstehe, dass die Kerle es lustig finden, aber als Izzy die Bedeutung hinter den Manschettenknöpfen in der Form von Engelsflügeln erklärt, die sie ihrem zukünftigen Mann gekauft hat, geht das selbst mir nah.

Wir beobachten sie, als sie die Schachtel öffnet und eine Kette herauszieht. Sie keucht leise, lässt sich auf einen Stuhl sinken und reibt mit dem Daumen über was auch immer an der Kette hängt.

„Was zur Hölle ist in den zwei Minuten passiert, die ich im Bad war?“ Die tiefe Stimme erklingt hinter mir, und ich zucke zusammen.

„Nichts, G. Scheiße, beruhige dich einfach.“

Ich habe Emmy noch nie in einem so autoritären Ton sprechen hören. Wenn ich auf Frauen stehen würde, hätte es mich scharf gemacht.

„Was ist denn, Baby Girl?“, fragt er und kniet sich vor sie.

Ich sehe ihn zum ersten Mal in seinem Hochzeitsanzug. Heilige Scheiße, er kann sich wirklich gut herausputzen. Sein Hemd sieht aus, als wäre es ihm auf den Leib geschneidert worden. Es spannt sich eng um seinen muskulösen Oberkörper. Da er sich vorbeugt, habe ich einen perfekten Blick auf seinen knackigen Hintern. Sein Haar ist gegelt, um die widerspenstigen Strähnen zu bändigen. Er ist ganz und gar Mann und purer Sex.

Und ich dachte, es wäre leicht, diesem Mann zu widerstehen. Ich lasse noch ein paar Mal meinen gierigen Blick über ihn wandern, dann richte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf das, was Axel Izzy geschickt hat.

„Ist es nicht perfekt?“, flüstert sie Greg zu.

„Ja“, flüstert er zurück.

Sie sagen noch einiges mehr, leise und ganz klar nicht für andere Ohren bestimmt, bevor sie ihm die Arme um den Hals wirft und sich an ihn drückt. Von der Kette in ihrer Hand baumelt ein Medaillon in Form eines Flügels. Sie muss es geöffnet haben, um Greg zu zeigen, was darin ist, denn ich erkenne auf der einen Seite eine Gravur und auf der anderen ein Bild von ihrem bezaubernden Sohn. Was immer dort eingraviert ist, scheint von sehr großer Bedeutung für sie zu sein.

„Was steht da?“, frage ich Emmy leise.

Sie schnieft ein paar Mal, bevor sie antwortet. „Es ist lateinisch für ‚Liebe überwindet alles‘.“


Danach dauert es ein paar Minuten, Izzy zu beruhigen und ihr Make-up wieder in Ordnung zu bringen. Greg scheint unglücklich darüber zu sein, dass sie sich aufgeregt hat. Ihre Verbindung ist so stark, dass man sie fast spüren kann. Die Eifersucht, die ich deswegen empfinde, kenne ich von mir nicht, und sie gefällt mir auch nicht.

Um fünf Uhr gehen wir in den oberen Bereich der Kirche zurück, und ich umarme Izzy fest, bevor Emmy und ich zu unseren Plätzen gehen. Ich erhasche einen Blick auf Axel, der mit einem strahlenden Lächeln vorne steht, bevor er sich zu den anderen Jungs von Corps Security gesellt.

Axel und Izzy haben sich entschieden, die Anzahl der Trauzeugen klein zu halten, und mit klein meine ich, dass jeder nur einen hat. Für Izzy ist es Dee, und nachdem Greg mit ihr zum Altar gegangen ist, wird er seinen Platz neben Axel einnehmen. Sie haben zwar nur wenige Trauzeugen, dafür umso mehr Gäste. Izzy hat mir erzählt, dass, seit er sein Unternehmen von Kalifornien hierher verlegt und sich mit Greg zusammengetan hat, ihr Sicherheits- und Detektivbüro zu dem beliebtesten in ganz Atlanta geworden ist. Es sieht aus, als hätten sie alle Einwohner Atlantas eingeladen.

Als die Musik einsetzt und Dee den Gang herunterkommt, erinnert mich das an die letzte Hochzeit, bei der ich Trauzeugin war. Aber ich muss diese beiden nur ansehen, um zu wissen, dass ihre Ehe von viel längerer Dauer sein wird.

Während alle die Braut anstarren, kann ich den Blick nicht von dem Mann abwenden, der sie zum Altar führt. Ich beginne wirklich an meinem Entschluss zu zweifeln, mich von ihm fernzuhalten. Als sein Blick meinem über den überfüllten Altarraum hinweg begegnet, weiß ich, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir aufeinanderstoßen.


Die Zeremonie war wunderschön. Selbst ich mit meinem abgestumpften Herz muss das zugeben. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass Izzy Glück gehabt und einen der guten Männer gefunden hat. Ich weiß nur wenig über ihre Vergangenheit mit ihrem Ex-Mann, aber bei dem was ich weiß, macht es mich glücklich, dass meine Freundin jetzt den Richtigen gefunden hat. Und deswegen wischte sogar ich mir beim Ja-Wort ein paar Tränen vom Gesicht.

Sie halten die Zeremonie kurz und rührend und bitten alle, sie zu dem darauffolgenden Empfang zu begleiten. Als sie das Ende des Gangs erreichen, zieht Axel sie in seine Arme und drückt seine Lippen auf ihre. Er streckt die Faust zum Zeichen des Siegs in die Luft, löst sich von Izzy und sieht ihr in die Augen. Emmy greift nach meiner Hand. Sie weint und zittert vor Ergriffenheit. Ich will nichts damit zu tun haben, aber der Kloß in meinem Hals straft mich Lügen. Man schafft es einfach nicht, zuzusehen, wie sich solche Liebende vereinen, ohne es zu fühlen.

Ich sitze mit Emmy zusammen und rede mindestens zehn Minuten mit ihr über den kommenden Empfang. Wir warten darauf, dass sich der Stau auf dem Parkplatz auflöst, bevor wir zum Empfang fahren. Gleichzeitig versuche ich, die verächtlichen Blicke zu meiden, die aus dem Eingangsbereich der Kirche kommen. Ich kann die Blicke buchstäblich in dieser Sekunde auf mir spüren. Das ist vielleicht unheimlich.

Als ein Schatten auf mich fällt, bin ich bereit, mich umzudrehen und loszukeifen. Doch ich sehe in Gregs blaue Augen und schließe den Mund schnell wieder. Sein ohnehin attraktives Gesicht wird durch eine Miene voll Frieden und Glück noch anziehender. Ich spüre schon das erregende Prickeln in meinem Bauch.

„Soll ich dich mitnehmen, meine Schöne?“, fragt er mich und unterbricht damit meine innere Schlampe.

Seine Augen verdunkeln sich etwas und es ist klar, was er wirklich mit der Frage meint.

„Es kommt darauf an, wohin, du Hengst.“

Er lacht und selbst das klingt sexy. „Wenn ich glauben würde, dass du darauf eingehst, könnten wir sofort durchstarten, Babe.“

„Ihr beide solltet euch in der Beichtkabine einschließen und es einfach hinter euch bringen“, unterbricht Emmy uns.

Ich bitte sie mit einem Blick, die Klappe zu halten, bevor ich auf Gregs Bemerkung reagiere. „Okay, Babe, ich weiß zwar nicht, was du im Angebot hast, aber es sieht so aus, als würde es schon von jemand anderem in Anspruch genommen werden.“

„Was?“

Eins muss ich ihm lassen, er kann dieses Spiel spielen. Er sieht aufrichtig verwirrt aus, als hätten ihn meine Worte aus der Bahn geworfen.

„Deine Freundin von neulich Abend“, sage ich und zeige über seine Schulter zu der kleinen Tussi in der Ecke. Sein geschockter Gesichtsausdruck ist fast komisch. Er hat wirklich keine Ahnung gehabt, dass sie dort steht.

„Verflucht noch mal“, knurrt er leise. „Sie ist nicht mit mir hier. Komm, Schönheit, lass uns zusammen abhauen.“

Ich sehe ihm ein paar Sekunden in die Augen und versuche zu entscheiden, ob er es wirklich ernst meint. Dann beuge ich mich vor und lache so heftig, dass die übrig gebliebenen Leute im Eingangsbereich der Kirche mich ansehen, als hätte ich den Verstand verloren.

„Das war schrecklich. Wenn du etwas von mir willst, muss von dir schon mehr kommen als ein paar kitschige Sprüche.“

Ich nehme meine Clutch und stehe auf. Wieder einmal bin ich erstaunt, wie unheimlich groß dieser Mann ist. In meinen High Heels bin ich etwas über einsachtzig groß, aber er sieht noch auf mich herunter.

„Komm schon, Schöne. Nur eine Tour.“

„Vielleicht später, Hengst.“

„Du machst mich fertig“, sagt er dramatisch und fasst sich ans Herz.

„Hast du damit Erfolg bei den Damen?“, frage ich und lächele. Es ist eine Weile her, dass ich die Gesellschaft eines Mannes genossen habe.

„Keine Ahnung. Ich habe mir nie die Mühe gemacht, es zu versuchen. Ich reserviere mir für später einen Tanz, aber nur, wenn du mir sagst, wie du heißt.“

Bis zu diesem Moment war mir nicht klar, dass ich für diesen Mann eine völlig Fremde bin.

„Ich weiß nicht …“ Ich sehe zu Emmy hinüber, deren Blick auf die anderen Männer von Corps Security gerichtet ist, die im Eingangsbereich stehen. Die Fröhlichkeit ist aus ihrem Gesicht verschwunden. „Vielleicht später“, sage ich, schnappe Emmys Hand und ziehe sie durch die Lobby.

Kurz bevor wir um die Ecke biegen, um zu meinem Auto zu gehen, werfe ich einen Blick zurück und sehe Greg an. Er sieht nicht enttäuscht aus. Nein, er wirkt, als hätte ich ihm gerade eine höllische Herausforderung gestellt. Und er vorhätte, sie zu gewinnen.

Cage

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