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5. Tag

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Natürlich hat der Appell nichts gebracht. Für mich stand das schon vorher fest. Ich habe mich trotzdem ziemlich verzweifelt angestellt. Weinkrämpfe, verzweifeltes Flehen an den Entführer, doch bitte meinem Kind nichts zu tun. Dass wir alles dafür tun würden. Et cetera. Et cetera. Das wollen die Leute doch sehen, oder? Die Medien schienen jedenfalls zufrieden. Sie hatten tolle Fotos, auf denen ich mich überhaupt nicht mehr wiedererkennen konnte. Sie hatten die verzweifelte Mutter, die sie sich vorgestellt hatten. Sie hatten ihre Story. Ihre Fragen waren die üblichen, unsere Antworten entsprechend. Was soll man auch groß erzählen?

Auf der Rückfahrt war ich ein wenig böse auf mich. Ich ärgerte mich, nicht ich selbst gewesen zu sein. Ich hätte Ihnen durchaus sagen können, dass ich eintausend prozentig sicher bin, dass meine Tochter tot ist. Warum auch nicht? Aber das hätte ihre Anspruchshaltung erschüttert und erheblichen Anlaß zum Äußern moralischer Bedenken gegeben. Sie hätten mich als herzlos betrachtet, als Rabenmutter bestenfalls. Als kalte, emotionslose Geschäftsfrau. Die Intrigantesten unter ihnen hätten wahrscheinlich sogar gemutmaßt, wir oder ich hätten Maria selbst entführt. Heutzutage weiß man ja nie. Sie hätten wie üblich das Opfer zum Täter gemacht, nichts leichter als das. Sie hätten mich zur Bestie gestempelt. Am meisten hätten sie die Hoffnungslosigkeit bemängelt. 'Die Hoffnung stirbt zuletzt!' hatte Henrike immer gesagt. Wenn die Tochter zuerst stirbt, stirbt die Hoffnung mit ihr.

Eine von den Vermissten

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