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ОглавлениеSelbstzerstörung
Im Herbst 1989 stand in der DDR die Metapher ›Rettung‹ für das Bewußtsein des großen Ausmaßes an individueller wie kollektiver, materieller wie moralischer Zerstörung, Selbstzerstörung. Rettet unsere Altstädte! – mit diesem Aufruf wandten sich Denkmalpfleger Ende Oktober 1989 an die Öffentlichkeit.10 Im November wurde der Zerfall ausgedehnter Gründerzeit-Wohnviertel Leipzigs in dem bedrückend-eindrucksvollen Film »Ist Leipzig noch zu retten?« des DDR-Fernsehens zum ersten Mal landesweit und zugleich von der bundesdeutschen und der internationalen Öffentlichkeit wahrgenommen. Rettet die Buchstadt Leipzig, forderten die Belegschaften Leipziger Verlagshäuser Anfang März 1990. Rettet Leipzig, Dresden, Altenburg, Weimar, Meißen, Görlitz, Bautzen usw. Und die Menschen? Sie waren von innen mindestens so kaputt wie die Häuser.11
Sie hatten in einem System realsozialistischer Selbstzerstörung gelebt. Es war im autoritär-stalinistischen Sozialismus angelegt und nahm Gestalt an, nachdem die Arbeiterrebellion vom 17. Juni 1953 und die Parteirebellion Rudolf Herrnstadts gegen Ulbricht12 gescheitert waren. Danach umschloß das Politbüro Ulbrichts die Fehlkonstruktion eines Systems autoritärer Herrschaft und zentralistischer Planwirtschaft mit dem Sicherheitspanzer des Machterhalts. Der Schutzschild gegen das eigene Volk wurde nach dem Aufstand in Ungarn 1956 verstärkt, als die Parteiprominenz die Wohnungen am Majakowski-Ring in Berlin-Pankow verließ und in die entfernte Waldsiedlung Wandlitz umzog. Das ›Wandlitzsyndrom‹13 entstand. Mit dem Bau der Mauer 1961 wurde der Sicherheitspanzer zum »antifaschistischen Schutzwall«.14 Als Breschnew und Ulbricht, die Führungsfiguren der Verschwörung gegen den demokratischen Sozialismus in der Tschechoslowakei,15 dort die Alternative zum autoritären Realsozialismus zerstörten, verlor dieser weitestgehend seine Reformfähigkeit. Die Selbstzerstörung wurde international stabilisiert und war seitdem wohl endgültig unumkehrbar. Als Gorbatschow die Perestroika in Gang setzte,16 hatte diese Zerstörung ein solches Ausmaß angenommen, daß Systemzerfall und die Notwendigkeit zu völliger Neuordnung der Gesellschaft auch in der Sowjetunion am Ende der Wende zur Selbstbefreiung standen.
Der entscheidende Konstruktionsfehler des ›real existierenden Sozialismus‹ war ökonomischer Natur. Alle Erfahrungen laufen in dem Kernpunkt zusammen, den Karl Korsch 1912 hervorgehoben hat, als er feststellte, daß der Sozialismus »eine ausreichende Konstruktionsformel für die Organisation der Volkswirtschaft noch nicht gefunden hat«.17 Logischerweise müsse nach einer bestimmten Zeit eine Zerfallskrise des Sozialismus eintreten. Ohne Selbstkorrektur bleibe er »eine Entwicklungsstufe zu einem dann nur noch mit Gewalt zu verhindernden Kapitalismus«.18 Die demokratische Revolution in der DDR verlief mit dieser Logik. Der ökonomische Konstruktionsfehler im ›real existierenden Sozialismus‹ hatte zugleich einen irreparablen Demokratieverlust zur Folge, weil die assoziierte Arbeit in dieser Dimension eben nicht ohne den autoritären Zugriff auf den Menschen auskam.19 Der Dramatiker Heiner Müller hat von der feudalsozialistischen Variante der Aneignung des Mehrwerts gesprochen, bei der »das Volk als Staatseigentum eine Leibeigenschaft neuen Typs« erleide.20 Der Verlust an Demokratie war, wie die Geschichte der realsozialistischen Länder zeigt, meistens schon in die Staatsfundamente eingelassen.21 Auf dieser Grundlage verlief die Selbstzerstörung in geradezu systematischen Formen. Sie hat auch die in der Angst Lebenden beschädigt. Die Verursacher der Angst sind aber ebenfalls gezeichnet. So hat schon der Fall des Anwalts und Stasi-Informanten Schnur, Vorsitzender des Demokratischen Aufbruchs, nicht nur einen Täter gezeigt.
Selbstzerstörerisch war letztlich auch die Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik; ihre Kosten haben die DDR ganz wesentlich mit ruiniert. 1989 hatte sich längst erwiesen, daß die Produktivität sank. Dieser Realität entsprach die Redensart: Die Wirtschaft auf Verschleiß fahren. Die ›Verantwortungsträger‹ finanzierten ihren Machterhalt aus der Substanz des Landes.
Durch rigorose Gewinnabführung entmündigten sie die VEB-Staatsbetriebe nach dem Muster der Parteibetriebe, und auf die gleiche Weise die Bezirke, Kreise, Kommunen. Ohne die Zustimmung der Wirtschaftskommission des SED-Politbüros, der Günter Mittag vorstand (er wurde mit Honecker und dem für die Medien zuständigen Politbüromitglied Herrmann am 18. Oktober entmachtet22), konnte der Ministerrat (Vorsitzender: Stoph, SED), die Staatsmacht also, nichts entscheiden. Während der zentrale ›große Topf‹ voll lief, blutete das Land aus. Selbstzerstörerisch wurde in die Reproduktion der Volkswirtschaft eingegriffen. Die Politik der Subventionen setzte das Wertgesetz außer Kraft.23 Die Mittel, die der Grunderneuerung der Wirtschaft entzogen wurden, flossen in die Sozial-, Jugend- und Sportpolitik, in ein perverses Überwachungs- und Unterdrückungssystem, in Fonds für die Privilegien der an der Macht beteiligten Institutionen und Personengruppen und damit in Kanäle von Korruption und Machtmißbrauch. Selbst die paramilitärischen Kampfgruppen in den Betrieben verstrickten den einzelnen Kämpfer in die Privilegienwirtschaft, u. a. mittels einer Zusatzrente. Eine eigene Kampfgruppeneinheit, in der Professoren und Dozenten den Kampfauftrag der Partei erfüllen sollten, hatte sogar die Charité in Berlin.24
Die Unterordnung des Staatsapparats einschließlich Sicherheitsdienst, Polizei und Armee unter den Apparat der Partei drückte sich in der komplexen Verflechtung von Partei- und Staatsstrukturen aus. Die Parteistruktur hatte in gewisser Weise die Staatsstruktur in sich aufgenommen. Die Kaderpolitik folgte dem Grundsatz: Alle maßgeblichen Staatsfunktionäre sind Parteifunktionäre; die Parteisekretäre aller Ebenen gehören den staatlichen Leitungen an, die staatlichen Leiter den Parteileitungen. Das Ministerium für Staatssicherheit und seine Bezirks- und Kreisverwaltungen nahmen eine Sonderstellung mit totalem Überwachungsauftrag ein.25 Die Verflechtung mit den Leitungsebenen der Partei war allein schon durch die Parteizugehörigkeit der Sicherheitskader und durch den Minister als Politbüromitglied gegeben. In Fällen besonderer Dringlichkeit wurden die Parteikader im Rang der Ersten Bezirks- und Kreissekretäre über den Partei- und den Sicherheitsstrang in die Pflicht genommen.26
Der Selbstzerstörungsmechanismus, der dem System eigen war, hat die Führungsfigur Honecker nicht verschont. Wie vor ihm Ulbricht hat er eine ganz auf seine persönliche Herrschaft zugeschnittene Parteidiktatur errichtet.27 Inhaber des DDR-Personalausweises Nr. A 0000001 hat er die absurden Strukturen des parteiadministrativen Systems zur Vollendung gebracht;28 in ihnen hat sich der Antifaschist und Widerstandskämpfer moralisch zugrunde gerichtet. Die Demontage ist ihm zu Lebzeiten zuteil geworden. Vor dem Symbol der auf blauem Grund aufgehenden Sonne, d. h. als Jugendfunktionär mit kommunistischer Vergangenheit, ist er angetreten, um das bessere Deutschland zu erbauen. Das Land, das durch die Leistung unzähliger Menschen aus Kriegstrümmern wiedererstand, wurde für ihn zur besten aller Welten, und er meinte, der ›Fortschrittsstrang‹ deutscher Geschichte sei in der DDR wesentlich durch ihn zur Vollendung gelangt.
Parteihistoriker haben diese Vision ausgestaltet.29 Sie wiesen nach, daß das realsozialistische Drittel der geteilten Nation den Deutschen in der Bundesrepublik um eine ganze Gesellschaftsordnung voraus sei. Es entstand die Auffassung, es gebe eine selbständige sozialistische deutsche (Teil-)Nation,30 und diese kennzeichne eine zunehmende politisch-moralische Einheit. Die Fundamente dafür seien mit der Eroberung der Macht durch die Arbeiterklasse gelegt worden. Aber es war ja nicht die Arbeiterklasse, die die Macht ausübte. Angeblich im Namen der Arbeiter herrschte die Parteiführung. Sie organisierte die flächendeckende Überwachung der Bevölkerung einschließlich der Parteibasis, sie verteilte die Privilegien, sie disziplinierte über das Parteistatut, das Gruppenbildung als Plattformbildung diffamierte und verfolgte, sie disziplinierte die Mitglieder über die Abstimmungsmaschine des ›demokratischen Zentralismus‹ und machte sie hunderttausendfach zu Mitschuldigen. All das hat Ablehnung, ja Haß erzeugt, auch unter Parteimitgliedern. Tatsächlich war die SED eine Partei der permanenten Mitgliederwerbung. Diese war ein Weg zur Instrumentalisierung bei nachlassender Systemeffizienz, ein Mittel der Einbindung in das Wahrheitsmonopol angesichts der Tendenzen zum Rückzug aus der Gesellschaft in der Mehrheit der Bevölkerung. Die Massenaustritte aus der Partei im Jahr 1989 sind für nicht wenige ein Akt der Befreiung gewesen. Die Machtausübung der Arbeiterklasse und die daraus abgeleitete politisch-moralische Einheit des Volkes waren eine Fiktion, die wie ein Kartenhaus zusammenfiel.
Das Ehepaar Honecker fand zuerst in einer kirchlichen Einrichtung Zuflucht,31 dann in einem Krankenhaus der Sowjetarmee. An den ersten freien Wahlen in der DDR nahm es nicht teil. Die Kirchen ermahnten die Menschen, gegenüber den Honeckers Barmherzigkeit zu üben, trotzdem wollte ihnen niemand eine Wohnung zur Verfügung stellen. In dem Prozeß, zu dem es schließlich vorübergehend gekommen ist, hat Erich Honecker nicht mehr vor einem Gericht der DDR, sondern vor einem des vereinigten Deutschlands gestanden. Die Figur hat die Strukturen überlebt, nachdem die Strukturen die Figur zerstört hatten?32 Der Spitzel war in der DDR allgegenwärtig. Unerkannt hat er sich in unserer Mitte bewegt und lebt vielleicht noch heute unter uns so, als wäre er nicht aktenkundig in der ungeheuerlichen Aktenflut der Stasi. Die Spitzel sind unter uns.33 Nicht ohne Grund hat das Bürgerkomitee Leipzig zur Auflösung des MfS am 10. Juni 1990 betont, daß es sich gegen alle Versuche von Regierung und Justiz wende, »diesen Teil der DDR-Geschichte für abgeschlossen zu erklären«?34
Wir alle haben uns in Strukturen der geschlossenen Gesellschaft bewegt und eingerichtet.35 Nicht zuletzt gibt es diejenigen, die durch nichts als ihre Arbeit mitschuldig geworden sind – Opfer der Weisungspyramide, die auf ihnen lastete und deren Spitze der Erste Mann der DDR war. Es waren Hunderttausende, die als letzte Weisungen und Anordnungen ausführten. Viele steckten in Zwängen der Selbstzerstörung wie jener Traktorist, der regelmäßig die Gülle einer Großviehanlage aus dem Tankwagen in die Elbe fließen ließ. Dafür wurde er bezahlt. Der Arbeiter, der am Braunkohlenaufschluß beteiligt war und die Pflastersteine historischer Straßen ausgrub, wußte, daß sie sich in D-Mark verwandeln würden. Mancher Gebildete ließ es geschehen, daß unter seinen Augen Kunstschätze, wertvolle alte Bücher und Dubletten aus Bibliotheksbeständen der Devisenbeschaffung zugeführt wurden. Arbeit in solchen Zwängen verlor ihren Sinn. Stadtarchitekten wußten um die zerstörerische Wirkung der Plattenbauweise, um die Abrißkraft der Baukombinate, die historische Stadtviertel niederwalzten, um Montagekran und Betonplatte den Weg freizumachen. Die Arbeiter fragten häufig nicht nach den Gründen, solange ihr Lohn stimmte. In den Trabantenstädten wohnten Zehntausende und sahen zu, wie die Altstädte, die sie verlassen hatten, immer unbewohnbarer wurden und verfielen. 1989/90 hatte jede zehnte Altbauwohnung in der DDR so schwere Mängel und Schäden, daß sie mindestens teilweise hätten gesperrt werden müssen. Etwa 20 % aller Altbauten waren beschädigt, von den rd. 48.000 denkmalgeschützten Einzelbauwerken galt ein Viertel als extrem gefährdet. Zum Teil sind sie es noch heute. Nach dem 1955 verfügten Mietpreisstopp deckten die Mieten nur noch 36 % der Kosten, die zur Erhaltung hätten aufgewendet werden müssen.36
Der Machterhalt um jeden Preis hat auch die natürliche Umwelt in katastrophalem Ausmaß zerstört. Beispiele dafür sind die mitteldeutschen Industriereviere. Orte wie Borna, Espenhain und Bitterfeld, die »dreckigste Stadt Europas«,37 lagen als »rauchende Ungeheuer« im ökologischen Katastrophenland. Wolfgang Mattheuers Bild »Freundlicher Besuch im Braunkohlenrevier« (1974)38 nimmt diese Realität auf und verbindet sie mit der Politinszenierung einer Abordnung, die Auszeichnungen verleiht, zu einem Sinnbild des DDR-Widerspruchs von Sein und Schein. Wie kein anderer hat Mattheuer als Maler und Graphiker Befindlichkeiten der Menschen in der DDR in Sinnbildern aufbewahrt, in dem Bild »Hinter den sieben Bergen« (1973) etwa die westwärts gerichtete Sehnsucht nach dem besseren anderen Leben, eine Sehnsucht, die sich von der Realität der DDR geradezu abstoßen mußte. Von Borna kommen Wärme und Licht, / doch was in der Luft ist, sehen wir nicht (Transparent auf der ›Montagsdemo‹ am 30. Oktober 1989 in Leipzig). Allein die Sanierung des strahlenverseuchten Uran-Bergbaugebiets im Süden der DDR wird Milliarden verschlingen. Ein Schäfer aus dem mit Schadstoffen hochbelasteten Leipziger Süden fragt: »Wer denkt mal an uns? An unsere Gesundheit, von der wir tagtäglich ein unwiederbringliches Stück verlieren?«39 Industriekombinate haben chemische Schadstoffe in die Elbe oder deren Nebenflüsse eingeleitet. Dieser Umweltskandal ist spätestens bekannt, seit Greenpeace auf einer vierwöchigen Fahrt von der deutsch-tschechischen Grenze bis nach Cuxhaven diese Schadstoffe »im dreckigsten Fluß Europas« nachgewiesen hat.40 Den Verlust an kulturellen Werten hat u. a. der unbeschreibliche Zustand öffentlicher und fachwissenschaftlicher Bibliotheken41 im alten Bibliotheksland Sachsen bezeugt.
Die »Abschaffung der Wirklichkeit« sowohl durch die Politbürokraten im engeren Zirkel der Macht als auch im ›Apparat‹ trieb Menschen in Intoleranz und politische Gewalttätigkeit gegen Andersdenkende, in Lüge und Anpassung und schamlose Privilegienteilhabe, in Bewußtseinsspaltung und Sprachlosigkeit hinter Maske und Maulkorb, in denen sie funktionierten. Ein einzelner, der für viele steht, bekennt, daß er »tiefe Wunden durch Stasi-Praktiken in sich trägt«.42 Eine Folge der staatlichen Selbstzerstörung war auch die Intoleranz, ja Feindseligkeit gegen Andersdenkende, die auf den späten Leipziger Montagsdemonstrationen in dem Massenruf und Massengesang Rote aus der Demo raus hervorbrach. Die Volksbildung der DDR hat einen neuen Menschen autoritär zu formen versucht und weithin tatsächlich auch geformt.43 Ein Funktionierer im entwickelten Sozialismus sollte er sein, zusammengesetzt aus Arbeitsfleiß, Kritiklosigkeit und Genügsamkeit. Toleranz hat er an sich selbst selten erfahren. Und er verfährt nach dem Gesetz Auge um Auge, von dem Martin Luther King gesagt hat, daß es auf beiden Seiten Blinde schafft. Superintendent Magirius von St. Nikolai in Leipzig hat das Problem früh ausgesprochen: »Kaputte Häuser lassen sich reparieren, mit Farbe und einem neuen Dach versehen«. Anders Menschen, »die so eng erzogen sind, daß sie nie richtig zu einem eigenen Standpunkt gefunden haben, weil sie in der Schule nur eine Schulung erlebten, aber nicht eigenes Denken, eigenes Entscheiden, eigene Verantwortung geübt haben; ich denke, das ist der größte Schaden, den wir übernommen haben«.44 Als Pfarrer fürchtete er neue Feindbilder.45
Nie wieder in einer geschlossenen Gesellschaft leben, sich nie wieder deren Zwängen aussetzen müssen! Es gab in der DDR ein parteiadministratives System mit unverwechselbaren eigenen Grundlagen. Es hat fast alle gedemütigt, denn es nahm den Menschen massenhaft den freien Willen. Dieses System entstand im ersten Nachkriegsjahrzehnt. An der Seite der Männer und Frauen aus dem Widerstand und neben kommunistischen Kadern wurde es damals auch von jungen Leuten mitgetragen, die vom Gedanken der Wiedergutmachung erfüllt waren und die der Ideologiewechsel, den sie vollzogen, motivierte. Es waren nicht wenige Verführte, Mitläufer, Mittäter des Nationalsozialismus darunter. Oft waren sie schon im Elternhaus autoritär erzogen worden. Später hatten sie dann den autoritären Umgang mit Menschen als Schüler, im Jungvolk, als Hitlerjunge oder als Mädchen im BDM, im Arbeitsdienst und als Soldaten verinnerlicht. Das waren Voraussetzungen, unter denen auch der schwarze Schatten Stalins und des Stalinismus, der auf den Antifaschismus fiel, als eine Fülle von Licht wahrgenommen werden konnte.46 Vielleicht hat das parteiadministrative System überhaupt nur mit diesen so geprägten ›jungen Leuten‹ der Nachkriegsjahre47 und der ihnen auf Jahrzehnte, oft bis zum Ende der DDR anvertrauten Jugend dieses Ausmaß annehmen können. Es hat sich durch die HJ-Generation und alle, die von ihr diszipliniert wurden, auf eine Bereitschaft zum Gehorsam gestützt,48 der die Selbstzerstörung des Landes so lange hat andauern lassen.