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»Kaffee gefällig, hoher Gebieter?«, erkundigte sich Mitani zwei Stunden später. Taff nickte zerstreut, ohne von seiner Lektüre aufzusehen. Er nahm die Tasse entgegen, trank einige Schlucke und las dann weiter.

Die Mappe, die er von der Admiralin erhalten hatte, enthielt die wichtigsten Daten über Lavazza und die beiden weiblichen Wissenschaftler. Sie waren relativ nüchtern, denn TAC hatte sie zusammengestellt. Trotzdem sagten sie alles Wesentliche über diese drei Personen aus.

Carlo Lavazza war so etwas wie ein Universalgenie. Seit Fluidum Pax nicht mehr hemmend auf die Eigeninitiative der Menschen einwirkte, hatte er sich besonders als Mathematiker hervorgetan. Doch auch seine Begabung, außerirdische Technologien trotz aller Fremdartigkeit zu verstehen, war außerordentlich groß. Außerdem beschäftigte er sich eifrig mit Forschungen auf dem Gebiet der Prähistorie-Exploration. Darunter verstand man die Durchforschung verschiedener Phänomene, die unter den Sammelbegriff »Fremde Besucher aus dem Weltraum« fielen. Gemeint waren damit das Auftauchen und Wirken überlegener Wesen irgendwann in der Vorzeit, das später seinen Niederschlag als das von »Göttern« in verschiedenen Religionen überall innerhalb der Raumkugel fand.

Seine Arbeit ging Lavazza über alles, er war förmlich verliebt in sie. Das schloss jedoch nicht aus, dass er auch den verschiedenen Freuden des Daseins durchaus nicht abgeneigt war. Er war Junggeselle geblieben, hatte jedoch eine Schwäche für schöne Frauen. Dass er auch einen guten Tropfen nie verschmähte, trug dazu bei, dass Taff ihn zunehmend sympathisch fand.

Auch Janine Latep war innerhalb ihrer Fachgebiete enorm tüchtig. Eine außerordentliche linguistische Begabung befähigte sie dazu, innerhalb kürzester Zeit auch die schwierigsten Idiome aller lebenden und nicht mehr existierenden Kulturen zu, begreifen. Außerdem ging sie auch allen Spuren nach, die ihr ein Verstehen dieser Kulturen auf psychologischer Grundlage ermöglichten.

Sie war 43 Jahre alt und seit einem Jahrzehnt verwitwet. Ihr einziger Sohn studierte an der Sorbonne in Paris Kunstgeschichte und wollte später Maler werden. Das Dossier wies sie als ernsthafte Natur aus, die sich zuweilen ganz in ihre Arbeit vergrub. Privat war sie jedoch durchaus umgänglich, in ihren Kreisen beliebt und für ihren Sinn für Witz und Humor bekannt.

»Gar nicht schlecht«, murmelte der Commander. »Jedenfalls weit besser als eine Dame vom Typ Norma Russell, die unsere Männer nur von ihren Aufgaben ablenkt. Auf diese wäre Luca fast hereingefallen, dabei ist sie längst in festen Händen.«

Valentina Feodorowa war wiederum ein gänzlich anderer Typ.

Sie lebte nur zeitweise auf der Erde. Die meiste Zeit verbrachte sie auf fremden Welten, um archäologische Forschungen zu betreiben. Ihr Hauptgebiet war die Analyse von Bauten und Kunstdenkmälern früherer Rassen extraterrestrischen Ursprungs. Zugleich versuchte sie, anhand dieser Artefakte die sozialen Gegebenheiten innerhalb dieser Zivilisationen zu ergründen, ihren strukturellen Aufbau und die Art der gesellschaftlichen Systeme. In dieser Hinsicht galt sie als unschlagbar.

Sie war jetzt 51 Jahre alt und zweimal geschieden worden. Beide Verbindungen hatten nur wenige Jahre gedauert, als Scheidungsgrund war jeweils »unüberwindliche Abneigung« angegeben. Jeder dieser Ehen entstammte eine Tochter, beide lebten jetzt bei ihren Vätern, ohne noch Verbindung zur Mutter zu haben.

»Die Frage ist dabei: War sie schon früher so unweiblich, oder hat sie erst ihr Missgeschick zu dem gemacht, was sie heute ist? Nun, das ist im Grunde auch gleich. Wir brauchen sie erst in zweiter Linie als Frau, wichtig ist vor allem, dass sie mit den Letho-Dimonds zurechtkommt und nach Möglichkeit auch etwas über die Dimonids herausfindet. Alles andere soll mich nicht weiter kümmern.«

»Was soll dich nicht weiter kümmern, Taff?«, fragte Mitani. Sie war von hinten an ihn herangetreten und legte ihre Arme um seinen Hals. Caine erklärte es ihr, und sie überflog das Schriftstück. Dann zuckte sie mit den Schultern.

»Immerhin wird sie als tüchtig und zuverlässig ausgewiesen. Bei der Vorstellung machte sie auf mich den Eindruck einer ... hm, sagen wir guten Kameradin. Vielleicht etwas nüchtern, aber in unserer Gesellschaft wird sie schon auftauen, wenn wir etwas nachhelfen.«

Taff sah nachdenklich vor sich hin.

»Es gibt eben Menschen, denen es nicht gegeben ist, ganz aus sich herauszugehen, und das wird ihnen oft als Hochmut oder Gefühlskälte angelastet. Schon möglich, dass darauf das Scheitern ihrer Ehen zurückzuführen ist. Wahrscheinlich fehlte es ihren Männern an Geschick oder Geduld, oder wie man es sonst nennen soll.«

»Einfühlungsvermögen«, half ihm Mitani aus. »Ja, das könnte es gewesen sein. Nun, Dorit und ich, wir werden versuchen, während des Fluges nach Thorga durch betontes Eingehen auf ihre Psyche das Eis zu brechen. Auch mit den anderen werden wir gut auskommen, denke ich.«

Caine grinste und schlug die Mappe zu.

»Wer sich nicht mit der PROKYON-Crew verträgt, muss schon ein besonderes Ekel sein oder vollkommen humorlos. Jetzt aber genug von diesen Dingen. Wir legen uns ein paar Stunden aufs Ohr, anschließend rufe ich die Werft an. Dann machen wir uns noch einen netten Abend, es wird für lange Zeit der letzte sein. Die Reise zum NGC 188 wird uns für mehr als zehn Wochen von Terra fernhalten.«

»Gehen wir in die Bar?«, fragte das Mädchen, aber Taff winkte ab. »Heute nicht, meine Teure. Jeder würde kommen, um uns zu gratulieren, und so gäbe es wieder Jubel, Trubel und Alkohol bis in die späte Nacht. Die Feier von gestern reicht mir vollauf; ich möchte morgen zur Übernahme des neuen Schiffes nicht mit wehender Fahne antreten.«

»Die PROKYON Zehn!«, sagte Mitani versonnen. »Hoffen wir, dass sie nicht so bald das Schicksal ihrer Vorgängerin teilen muss. Ich habe einen Vorschlag: Fliegen wir doch hinüber zu der kleinen Künstlerkolonie am Festland, die wir schon zweimal besucht haben. Dort fragt niemand nach Rang und Orden, dort zählt nur der Mensch und sein Charakter.«

»Eine exzellente Idee«, stimmte ihr Taff zu.

*

»Sie sind zufrieden, Taff?«, erkundigte sich die Admiralin. Der Commander wiegte den Kopf.

»Mit dem Schiff schon, aber mit Ihnen weniger. Sie hätten uns wenigstens schonend vorbereiten können, Chefin! 409,57143 Lichtjahre pro Tag im Hyperraum, das ist schließlich fast eine Verdoppelung der bisherigen Triebwerksleistung, auch wenn sie erst auf längeren Strecken voll zur Auswirkung kommt.«

Alexa lächelte. »Wem hätten wir das erste Exemplar der neuen Bauserie anvertrauen sollen, wenn nicht Ihnen? Kommen Sie mit den anderen Veränderungen gut zurecht?«

»Wir waren und sind eine anpassungsfähige Crew«, sagte Taff. »Manches war zwar im ersten Augenblick ungewohnt, erwies sich aber als durchaus sinnvoll. Vereinfachte Bedienung bedeutet Zeitersparnis und erhöhte Effektivität.«

Die anderen stimmten ihm zu. Alle waren zufrieden, vor allem aber froh darüber, nun wieder ein Schiff zu besitzen.

Es war das alte Lied: Waren sie längere Zeit unterwegs, ergriff sie unweigerlich die Sehnsucht nach der Erde. Sobald sie sich aber einige Zeit auf ihr aufgehalten hatten, wurden sie unruhig und sehnten sich in den weiten Raum zurück. So erging es aber nicht nur ihnen, sondern fast allen Raumfahrern. Das Weltall-Syndrom nannten es die Galakto-Psychologen, ohne jedoch ein probates Mittel dagegen zu kennen.

»In Ordnung«, sagte Alexa van Grooten schließlich. »Während Sie mit dem Schiff beschäftigt waren, hatten unsere Experten Zeit, ihre Angelegenheiten für die Zeit ihrer Abwesenheit zu ordnen. Sie werden am Abend wieder hier in der Basis eintreffen, ebenso ihr persönliches Gepäck und eine Anzahl spezieller Ausrüstungsgegenstände. Ich bin allerdings dafür, dass Sie erst morgen früh starten, damit alle ausgeruht sind. Trotzdem muss ich mich schon jetzt von Ihnen verabschieden. Mir steht eine Reise nach Europa bevor, die mich einige Tage fernhalten wird. Gute Reise Ihnen allen, und kehren Sie nicht nur erfolgreich, sondern auch wohlbehalten zurück.«

»Wir werden, wie schon immer, unser Möglichstes tun, Chefin«, versprach Taff Caine.

Die Crew begab sich anschließend in die Galaxy-Bar und nahm dort ein verspätetes Mittagessen ein. Es herrschte nur wenig Betrieb, niemand schenkte den Raumfahrern besondere Beachtung.

»So schnell vergeht der Ruhm der Welt«, kommentierte Lars nachdenklich. »Gestern noch hätten sich alle nach uns Ordensrittern gerissen, heute schon sind wir nicht mehr aktuell.«

»Mir soll das nur recht sein«, erwiderte Taff lakonisch. »So können wir uns in Ruhe noch eine Flasche Archer’s Tears zu Gemüte führen, ohne dabei belästigt zu werden. Moment – ich will mich eben erkundigen, ob der ›antike‹ Raum zur Zeit frei ist. Dort könnten wir in Ruhe unsere Gläser leeren, ohne dass uns jemand auf den Wecker fällt.«

Fünf Minuten später saßen sie darin und fühlten sich wohl. Es wurde noch einiges besprochen, das mit der PROKYON X zusammenhing, aber dann wechselte der Bordingenieur das Thema.

»Ich war gestern Abend allein zu Hause und hatte Zeit zum Nachdenken, Taff«, sagte er. »Dabei kam mir ein Gedanke, der vermutlich zutreffend ist. Warum, denkst du, hat sich Min Jian-Ksu wider Erwarten dazu entschlossen, uns nochmals zum Planeten der schwarzen Spiegel zu schicken, und das in Gesellschaft von drei Wissenschaftlern?«

Caine sah ihn verwundert an.

»Dunkel ist deiner Rede Sinn, mein Freund«, zitierte er. »Ich jedenfalls fand nichts Besonderes dabei.«

»Ich schon«, entgegnete Lars und lehnte sich vor. »Der Große Weise Elefant hat schließlich gleich nach der Ordensverleihung sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, was er wirklich von uns hält. Er misstraut uns nach wie vor, Taff, ganz gleich, was wir auch anfangen mögen! Er glaubt, dass unser Bericht über Thorga und die Letho-Dimonds unvollständig war. Wir sind eben nur Raumfahrer, und deshalb seiner Meinung nach nicht kompetent genug.«

»Damit könntest du Recht haben«, stimmte ihm Orvid Bashkiri zu. »Vielleicht hat Min inzwischen von Mokan Unterlagen erhalten, die ihn zu dieser Ansicht brachten. Die Besatzung der KAMBORA war schließlich wochenlang auf Thorga, wir aber nur kurze Zeit, und auch Volkan und seine Begleiter waren alles andere als gesprächig. Taffs Bericht musste also notwendigerweise lückenhaft sein.«

Auch Dorit Grenelle nickte. »Min Jian-Ksu ist ein schlauer Fuchs, der nichts ohne Hintergedanken tut. Vielleicht meint er, uns durch die Auszeichnung so sehr abgelenkt zu haben, dass wir ihm nicht auf die Schliche kommen. Dein Bericht war wirklich sehr mager, Taff, wenn auch nur aus Mangel an beweisbaren Fakten. Deshalb dürfte er uns jetzt seine Wissenschaftler vor die Nase gesetzt haben, die natürlich erheblich besser qualifiziert sind.«

Taff Caine sah unbehaglich drein.

»Das alles ist nicht ganz von der Hand zu weisen«, räumte er ein. »Ich bin allerdings dafür, dass wir es einfach ignorieren, und das aus gutem Grund. Daraus könnten sich nur Spannungen zwischen uns und dem Brain-Team ergeben, aber weder Lavazza noch die beiden Frauen können etwas für das, was der Regierungschef denkt oder tut! Es wäre also vollkommen falsch, sie irgendwie dafür verantwortlich zu machen. Im Gegenteil: Wir werden loyal mit ihnen zusammenarbeiten, schließlich sind wir selbst neugierig auf alles, was mit den schwarzen Spiegeln und ihrer Herkunft zusammenhängt.«

Er erklärte den anderen, von Mitani unterstützt, was sich beide in Bezug auf Valentina Feodorowa überlegt hatten. Es fand die Zustimmung der anderen, nur Luca Ladora hielt sich zurück.

»Du kannst wieder einmal nicht über deinen Schatten springen, wie?«, grinste Taff. »Versuche es wenigstens, nach dem alten Motto: Hic Rhodos, hic salta! Meist kommt alles doch nur halb so schlimm, als man vorher meint.«

»Bei uns?«, knurrte der Kybernetiker mit skeptischem Gesicht. »Die Erfahrung hat mich gelehrt, an das genaue Gegenteil zu glauben, Taff.«

Sie leerten nur die eine Flasche und brachen schon nach zwei Stunden wieder auf. Auch sie hatten ihre Vorbereitungen zu treffen, denn mit der PROKYON IX waren auch alle persönlichen Gegenstände verlorengegangen, die sich an Bord befunden hatten. Für manches musste nun Ersatz beschafft werden, und das Gepäck der Crew schwoll weit über das gewohnte Maß hinaus an.

Nachdenklich betrachtete der Commander zum Abschluss das Kästchen, in dem sich der »Stern der Menschheit« befand.

»Ich habe Min Jian-Ksu versprochen, dem Orden einen würdigen Platz zu verschaffen, und ich pflege meine Versprechen auch zu halten, sofern es nicht allzu viel Mühe macht. Der Stern gehört der gesamten Crew, also soll er auch in ihrer Reichweite bleiben. Ich bin dafür, ihn in der PROKYON X an einem exponierten Platz anzubringen – aber wo?«

Mitani N'Kasaa lächelte, während sie den Magnetsaum ihres letzten Koffers zudrückte.

»Du entfernst das Ordensband und nimmst eine Tube Spezialkleber zur Hand. Damit pappst du das gute Stück auf die Schaltwand unseres Bordcomputers, ganz einfach! Dort hat ihn besonders Luca immer vor Augen, und das wird ihm ein unerhörter Ansporn sein.«

Taff feixte zurück.

»Ein wirklich guter Vorschlag, den ich auch beherzigen werde. Luca wird sich allerdings kaum etwas daraus machen, ihn beeindruckt höchstens ein hübsches Mädchengesicht. Vielleicht wirkt der Orden dafür um so mehr auf unsere Gäste und hält sie davon ab, sich uns überlegen zu fühlen. Das wäre ausgesprochen förderlich für ein gutes Betriebsklima an Bord.«

*

Am nächsten Morgen, als der Betrieb in der Basis 104 erst allmählich wieder anlief, befand sich die Crew bereits vollzählig in der PROKYON X. Roboter hatten das Gepäck an Bord gebracht, die Raumfahrer benötigten einige Zeit, um es in ihren Kabinen zu verstauen. Sie waren kaum damit fertig, als auch schon die Wissenschaftler im Hangar erschienen. Caine winkte Lars und Dorit.

»Fahrt ihr beide nach unten und geleitet sie herauf, ich habe hier noch eine Kleinigkeit zu erledigen. Orvid, du stehst gerade neben der Reparaturbox; gib mir doch mal den Behälter mit dem Metallbinder heraus. Gleich geht ein guter Stern in der Zentrale auf.«

»Das kannst du doch nicht machen!«, protestierte Luca entrüstet, als er erkannte, was Taff beabsichtigte. »Der Computer beginnt glatt zu bocken, wenn das Ding daran klebt. Und ich werde immer, wenn ...«

»Du wirst jetzt deinen geschätzten Mund halten«, unterbrach ihn der Commander. »Mach Platz – das ist ein dienstlicher Befehl! Der Zentrallift kommt schon herauf.«

»Gemeinheit, gegenüber einem leidenden Kybernetiker die Autoritätsperson herauszukehren«, maulte Ladora, ging aber zur Seite. Gleich darauf prangte der Stern der Menschheit am Computergehäuse, und Taff warf dem Astrogator den Behälter wieder zu. Sekunden später betraten die Wissenschaftler bereits die Zentrale. Es gab eine kurze Begrüßung, dann wurden sie in die Gästekabinen geleitet. Caine nahm im Pilotensitz Platz und begann, die Kontrollen durchzuchecken. Als er damit fertig war, erschien auch Lars Gunnarssons Bild auf dem Sichtschirm.

»Maschinendeck klar«, meldete er, und Taff wandte sich der Funkerin zu. »Ruf die Hangarkontrolle, Dorit-Mädchen. Start erfolgt in fünf Minuten – Thorga, wir kommen!«

Die PROKYON X tauchte aus dem Strudel im Carpentaria-Golf empor, raste in wenigen tausend Kilometer Entfernung am Mond vorbei und wurde auf Lichtgeschwindigkeit gebracht. Dann schaltete der Autopilot, und die Reise durch den Hyperraum begann.

»Das wäre es«, sagte Taff und erhob sich. »Orvid, übernimm du bitte die Wache in der Zentrale, ich gehe zu unseren Gästen. Soviel ich weiß, sind sie noch nie mit einem Flottenkreuzer geflogen, also werde ich ihnen jetzt das Schiff zeigen. Das ist zugleich eine gute Gelegenheit, den Kontakt zu vertiefen.«

»Ich komme mit«, erbot sich Mitani. Sie verließen die Zentrale und suchten den Aufenthaltsraum auf, der zum Gästetrakt gehörte. Die Wissenschaftler hatten sich dorthin begeben, nachdem sie ihr Gepäck in den Einbauschränken verstaut hatten. Sie saßen um einen Tisch und hatten Becher mit Kaffee vor sich. Sie trugen jetzt Bordkombinationen der Flotte, und Lavazza nickte den Eintretenden zu.

»Hallo, Commander, hallo, Miss N'Kasaa! Kommen Sie, trinken Sie einen Schluck mit, es ist genug für alle da.«

»Gern, Professor«, sagte Taff, aber der Italiener winkte ab. »Ich als der Ältere schlage vor, dass wir alle unnützen Formalitäten beiseite lassen. Wir werden lange Zeit zusammen sein und eng zusammenarbeiten müssen, also sollten wir auch einen gewissen Teamgeist pflegen. Oder verbietet das die Etikette an Bord der PROKYON?«

Caine setzte sich und grinste.

»Ohne ihren hervorragenden Teamgeist wäre die PROKYON-Crew nie zu dem geworden, was sie jetzt ist, und der Begriff Etikette kommt bei uns nur im Zusammenhang mit Flaschen vor. Es freut mich, dass Sie so denken, Sie kommen mir auf halbem Wege entgegen. Sind die Damen derselben Meinung?«

Janine Latep nickte lächelnd. »Carlo, Valentina und ich, wir haben uns schon ganz gut angefreundet. Wir alle sind schon sehr gespannt auf das, was wir auf Thorga vorfinden werden.«

Mitani kam mit zwei Bechern und setzte sich neben Caine. »Es spricht nichts dagegen, dass die Freundschaft auch auf uns ausgedehnt wird«, sagte sie. »Ich heiße Mitani, und der unausstehliche Mensch neben mir ist Taff. Die anderen werden wir Ihnen nach und nach vorstellen, wie es sich gerade so ergibt.«

»Ich freue mich, dass sich alles so gut anlässt«, sagte Valentina Feodorowa mit ihrer spröden Altstimme. Auch sie lächelte nun, und das gab ihrem eckigen Gesicht einen Ausdruck von Weichheit. »Erzählen Sie uns etwas über die Letho-Dimonds, Taff. Bisher wissen wir lediglich, dass es sie gibt. Die Behörden auf Mokan hatten versprochen, uns die Unterlagen zu liefern, die durch die Besatzung der KAMBORA gesammelt wurden, aber sie waren nicht mehr aufzufinden. Vermutlich sind sie in dem Chaos vernichtet worden, das dort herrschte.«

»Später, Valentina«, wehrte Caine ab und trank voller Genuss seinen Becher leer. »Wir werden lange unterwegs sein und ausreichend Zeit haben, alles noch ausführlich zu erörtern. Sie werden sich am besten zuerst einem Sprachkurs unterziehen, das Programm dafür wird der Computer erstellen. Das Idiom der Thorgaer ist einfach zu begreifen, und Janine als Linguistin wird ihren Spaß daran haben. Doch wie gesagt, das alles hat noch viel Zeit. Zunächst will ich Ihnen erst einmal unsere neue PROKYON zeigen – das beste Raumschiff, das es je gab.«

Carlo Lavazza verzog amüsiert das Gesicht, er ähnelte in diesem Augenblick einem alten Indianerhäuptling.

»Das beste Schiff und auch die beste Crew, nicht wahr? Der Begriff Bescheidenheit scheint bei Ihnen vollkommen unbekannt zu sein, oder täusche ich mich da?«

Taff grinste breit.

»Wahr gesprochen, Meister der Wissenschaften. Wer immer nur bescheiden ist und ergeben den Nacken beugt, wenn die Großen ihre Sprüche machen, wird es nie weit bringen. Das hat man mir bereits in früher Jugend beigebracht, und es gilt auch heute noch. Hätten wir nur immer treu und brav das getan, was uns die lieben Vorgesetzten befahlen, sähe es heute wohl schlecht um die Erde aus.«

Sie verließen den Aufenthaltsraum und traten den Rundgang durch das Schiff an. Inzwischen raste die PROKYON X weiter durch den Hyperraum. Auf den Bildschirmen war kein Stern zu sehen, nur wesenlose Schwärze.

Als nach Bordzeit der Abend gekommen war, wurde der Einstand gefeiert. Natürlich hatte die Crew dafür gesorgt, dass mit dem Gepäck auch ein ausgiebiger Vorrat an Archer’s Tears mit an Bord gekommen war. So war die Stimmung bald recht gut. Sie erfuhr ihren Höhepunkt, als Valentina Feodorowa alte Volkslieder ihrer Heimat sang, von rhythmischem Klatschen der anderen begleitet. Aus zwei Teams war eins geworden.

Nur Luca Ladora saß mit mürrischem Gesicht in der Zentrale und hielt einsame Wache. Er hatte sie freiwillig übernommen und nippte nur unlustig an dem großen Glas, das ihm Dorit Grenelle gebracht hatte. Ab und zu warf er einen Blick auf den Stern der Menschheit an seinem Computer, seufzte voll Unmut und dachte an sein Blumenkind Erethreja.

Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie

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