Читать книгу Unheilvolle Schönheit - Heather Graham - Страница 10

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Als das Telefon neben seinem Bett klingelte, nahm Brad Jackson rasch den Hörer ab.

Normalerweise überließ er das dem Anrufbeantworter.

Doch Jan war eingeschlummert, und er hatte einen anderen Sender eingestellt, um sich noch einmal die Nachrichten anzusehen. Ellie. Die arme, verfluchte Ellie.

» Hallo?«

» Brad?«

» Ja.« Er runzelte die Stirn. »Ricky?«

» Ja, ich bin’s.«

» Gibt’s was Neues über Ellie?«

» Nein«, erwiderte Ricky ungehalten.

» Hast du irgendwelche Insiderinformationen?«

» Soll das ein Scherz sein? Irgendwo im Department hat’s ’ne undichte Stelle gegeben – an dem Fall arbeitet ein halbes Dutzend Teams –, und irgendjemand hat so gut wie alles, was wir wissen, ausgeplaudert. Diese Nachrichtentante scheint mehr Informationen zu haben als ich. Wenn ich was erfahre, was ich dir sagen kann …«

» Ich mach mir nur irgendwie Sorgen. Wie du weißt, habe ich eine Frau und eine Tochter.«

» Exfrau.«

» Wie auch immer. Ihre Sicherheit ist mir sehr wichtig.«

» Klar. Aber Jan ist ja eine vernünftige Frau. Sie wird sich schon von Fremden fern halten.«

» Natürlich«, entgegnete Brad. Dann runzelte er die Stirn. » Weißt du, Ricky, es ist ziemlich spät …«

» Tut mir echt Leid. Ich wollte dich um einen Gefallen bitten. Weißt du, dass Sean Black in der Stadt ist?«

» Ja, ja, weiß ich«, murmelte Brad. Wie hätte er es auch nicht wissen sollen? Schließlich hatte es ihm inzwischen fast jeder erzählt. Der große Sean Black war wieder da. Der arme Junge, den alle auf der Schule angehimmelt hatten. Das Football-Genie. Der berühmte Schriftsteller. Der Typ, dem allein dadurch, dass er am Morgen aufwachte, die Muskeln anschwollen. Damals war er fast wegen Mordes verurteilt worden – und heute brachten sich die Leute halb um, damit sie sein Autogramm bekamen.

» Er möchte Lori Kelly anrufen. Oder Corcoran oder wie immer sie jetzt heißt.«

Brad merkte, wie ein leichtes Gefühl der Verärgerung in ihm aufstieg. Er war nicht wirklich eifersüchtig auf Sean Black. War es noch nie gewesen. Schließlich hatte er sein ganzes Leben lang alle nur denkbaren Vorteile genossen, während Sean bloß ein Junge aus ärmlichen Verhältnissen war. Trotzdem hatte es ihn damals verdrossen, dass Lori so eng mit Sean befreundet gewesen war. Das lag weit zurück. Viel davon war vergessen, doch bestimmte Empfindungen, Emotionen, Irritationen waren geblieben. Seitdem hatte er viele Niederlagen einstecken müssen, doch sein jetziges Leben gefiel ihm alles in allem. Jan war eine großartige Exfrau. Verfügbar – ohne dass er sich ständig ihr Gemeckere anhören musste. Er liebte sie wirklich, und seine Tochter war eine Schönheit mit Köpfchen, das perfekte Kind. Er tat, was ihm gefiel, und brauchte auf nichts zu verzichten.

Doch er musste zugeben, dass er selbst Lori Kelly ebenfalls gern wiedergesehen hätte. Na schön, dass er Jan und Lori zusammen ins Bett bekommen würde, war eher unwahrscheinlich. Trotzdem würde er Lori gern wieder treffen.

Offenbar hatte Sean Black vor, ihm zuvorzukommen.

» Hast du Loris Nummer?«, fragte Ricky.

» Ob ich ihre Nummer habe …?«, wiederholte Brad. Dann lächelte er und schüttelte amüsiert den Kopf, als er neben sich blickte, wo sich Jan gerade unter der Bettdecke regte. Er gab ihr einen Klaps auf den Hintern, während er mit der anderen Hand die Sprechmuschel des Telefonhörers zuhielt. »Hey … was hat Lori für eine Nummer?«

Jan, deren Haar zerzaust und deren Blick noch ganz schlaftrunken war, drehte sich um. »Wieso?«, fragte sie misstrauisch.

» Weil ich sie herbestellen will.«

Sie schlug nach ihm. Lachend hielt er sie fest.

» Spaß beiseite, Ricky will ihre Nummer wissen.«

» Ricky?«

» Ricky Garcia will ihre Nummer haben. Für Sean.«

» Oh. Für Sean!«

Jan setzte sich auf und zog die Beine an. »Ich habe Lori heute gesehen. Ich wollte ihr sagen, dass Sean in der Stadt ist … dann habe ich aber in der Zeitung den Bericht über die arme Ellie gelesen und das mit Sean völlig vergessen. Warte mal, ihre Nummer ist vier, vier, vier … vier, vier, vier … verflixt! Hab sie vergessen. Aber sie steht im Telefonbuch. Unter L. Corcoran.«

Brad gab die Information an Ricky weiter, verabschiedete sich und legte auf. Dann tat er so, als rufe er die Auskunft an und lasse sich Loris Nummer geben, um sie anschließend zu wählen.

Jan sprang auf. »Was tust du denn da?«

Er sah sie mit Unschuldsmiene an. »Hey, ich will nicht, dass Sean als Erster zum Zuge kommt. Sie ist deine Freundin, die kannst du ruhig mit mir teilen. Jedenfalls rufe ich jetzt Lori Kelly Corcoran an, um zu hören, ob sie daran interessiert ist, ebenfalls von mir besprungen zu werden …«

Mit weit aufgerissenen Augen riss ihm Jan den Hörer aus der Hand. Ihr Gesicht war wie erstarrt.

» Was soll denn das?«, stichelte Brad.

» Lass gefälligst Lori Kelly aus dem Spiel.«

» Jan!«

» Damals auf der Highschool warst du ganz verrückt nach ihr.«

» Wir waren Kinder!«

» Du hast gesagt, sie sei toll.«

» War sie auch.«

» Sie hat gesagt, du hättest sie nie angerührt.«

» Dann lügt einer von uns«, erwiderte Brad mit funkelnden Augen.

Jan knallte den Hörer demonstrativ auf den Apparat. Brad fing an zu lachen und drückte sie aufs Bett. »Okay, okay, dann bestellen wir Lori eben nicht her. Geben wir ihr stattdessen die Chance, einen mörderischen Irren aufzugabeln.«

» Sean hat Lori immer sehr gemocht. Sie kann sich doch mit ihm zusammentun.«

» Und vielleicht ist Sean ja ein mörderischer Irrer.«

» Vielleicht bist du auch einer, so pervers, wie du bist.«

Diese Bemerkung ignorierte er. »Na schön, dann müssen wir halt eine andere Frau aufgabeln. Nur einmal. Dann könnten wir wieder heiraten.«

Sie atmete scharf ein und starrte ihn an.

» Denn dann wäre die Sache für mich gegessen«, sagte er.

» Tatsächlich? Und welche Garantie hätte ich dafür?«

» Ich werde älter. Müder.«

Sie sah ihn skeptisch an.

» Ehrlich.«

Sie seufzte.

Er lächelte. »Großes Ehrenwort. Ich würde nie wieder eine Ehe eingehen, ohne die Absicht zu haben, treu zu sein. Denk mal drüber nach.«

» Augenblick. Versuchst du etwa, mich zu bestechen?«, fragte sie entrüstet. »Bestechung ist nämlich keine gute Basis für eine Ehe.«

» Denk mal drüber nach«, wiederholte er.

Wie Brad versprochen hatte, folgte er Jan mit seinem Wagen nach Hause.

» Denk mal drüber nach!«, flüsterte er ihr ins Ohr, als sie vor der Haustür standen.

» Da gibt’s nichts nachzudenken!«, entgegnete sie.

» Doch, doch. Und das wirst du auch. Das weiß ich.«

» Gute Nacht, Brad.«

Sie ging ins Haus, stellte die Alarmanlage wieder an und sah nach Tina, die fest schlief.

In ihrem Schlafzimmer stellte sie den Fernseher an, weil sie sich vor dem Einschlafen noch einen Film ansehen wollte. Das würde ihr helfen, nicht mehr an Brads absurden Vorschlag zu denken. Doch da der Apparat auf CNN eingestellt war, schallten ihr wieder die Nachrichten entgegen.

Was ihr tatsächlich half, Brad zu vergessen.

Eine so ernsthafte wie attraktive junge Blondine berichtete über die grässliche Sache, die mit Ellie geschehen war.

Sodass Jan nur noch an Mord denken konnte.

Unheilvolle Schönheit

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