Читать книгу mensch MIT Gebärmutter - ein Puzzleteil zum Menschenbild - Hedwig v. Knorre - Страница 29
Titel
Оглавлениеdie Psychologie der Schwangerschaft
Hat ein Mensch mit Gebärmutter sich dafür entschieden, diesen Körperteil bestimmungsgemäß zu nutzen, beschäftigt die Psyche in aller erster Linie die Frage: „bin ich schwanger?“ Alle anderen Anliegen, die sonst im Vordergrund stehen, treten weit in den Hintergrund.
Kommt es zu einer ungeplanten Schwangerschaft, beherrscht auch diese die Psyche: wie kommt es nur – was mach ich jetzt – will ich dies Kind – schaffe ich das – was sagen die Angehörigen? Ist es gar lebensgefährlich, wie in manchen Kulturen? Oder für meine berufliche und gesellschaftliche Zukunft existenzbedrohend?
Von nun an bleibt der psychische Focus auf das Kind bestehen, solange es Kind lebt. Wird eine Mutter 100 Jahre alt und ihr Kind ist 80 Jahre alt, wird auch dann noch eine starke psychische Priorität vorherrschen mit der Frage: wie geht es meinem Kind? Alles in Ordnung? Das ist normal und gesund.
Während der Schwangerschaft leitet diese Focussierung die Mutter des ungeborenen Kindes zu einem Verhalten an, das für das Kind optimal ist. „Gebe ich ihm die aller besten Lebensbedingungen? Dass es gut gedeiht?“ Beispielsweise können Raucherinnen plötzlich für ihr Kind mit dem Rauchen aufhören. Manchen fällt es schwer und sie halten es nur während der Schwangerschaft durch, anderen fällt es leichter und sie vermeiden das Rauchen auch während der Stillzeit, oder sie fangen später garnicht mehr damit an. Da Rauchen eine starke Sucht ist, beeindruckt mich dies immer wieder und zeigt mir, wie sehr die Mütter auf das Wohl ihrer Kinder bedacht sind.
Die starke Focussierung auf das Geschehen in der Gebärmutter wird auch deutlich bei der Fehlgeburt eines erwünschten Kindes. Sie ist das Ende eines Lebens und die Trauer entsprechend ebenso intensiv wie beim Tod eines geborenen Kindes, eines älteren Kindes, wie um den Tod von Geschwistern, Eltern, Partnern … bei sehr nahe stehenden Menschen eben!
Dies wird vielfach noch nicht verstanden. „Bist doch noch jung, kannst noch öfter schwanger werden“, muss so manch trauernde Mutter sich anhören und ist zusätzlich zum Geschehen psychisch schwer verletzt von solch ignorante Bemerkungen. Die können von Angehörigen kommen, oder gar von ärztlicher Seite, sogar von Hebammen (extrem selten, zum Glück).