Читать книгу mensch MIT Gebärmutter - ein Puzzleteil zum Menschenbild - Hedwig v. Knorre - Страница 39
Titel
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ich war willkommen bei meinen Kindern. Mein Kinder spielten im Kinderzimmer, im kleinen Spielzimmer, in der Küche, im Esszimmer, immer um mich herum. In ihre eigenen Zimmer die Treppe rauf zogen sie sich erst im späteren Grundschulalter zurück, und dann meist nur, wenn sie Freunde zu Besuch hatten. Sie mochten meine Nähe und ich mochte sie um mich haben – win-win für beide Seiten.
Um das möglich zu machen, hatte ich viel zu tun. Geld war wenig da. Also verdiente ich Geld, in dem ich es sparte. Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten. Brot backen im Holzofen. Fahrrad statt Auto. Renovieren, kleine Reparaturen – ich lernte so einiges im Lauf der Jahre. Meine Kinder erlebten einen lernende Mutter. Besonders liebte ich neue Geräte und ihre Gebrauchsanweisungen. Die studierte ich auf dem Klo. Die Tür war zwar nicht abgeschlossen, damit ich für ein weinendes Kind erreichbar wäre, aber meist hatte ich dort meine Ruhe. Danach probierte ich die Geräte aus. Ein Höhepunkt war das Telefon mit Anrufbeantworter!
Zum Spielen mit meinen Kindern hatte ich keine Zeit. Das war nicht schlimm, im Gegenteil. Das konnten sie ja selbst. Ich schuf den Rahmen und machte ihnen Angebote. Beispielsweise hatte ich Puzzles im Schrank. Zwei „Kleinkinderleben“ lang lagen sie ungenutzt herum. Meine Motivationsversuche gingen an gleichgültigen Mienen vorbei. Komisch, fand ich, ich hatte immer so gerne Puzzles gelegt! Das Dritte dann, das entdeckte sie schon bevor es laufen konnte und liebte sie! Die beiden Großen schauten einige Zeit befremdet. Nach einigen Monaten ließen sie sich inspirieren. Da lag dann plötzlich der ganze Kinderzimmerfußboden voll mit einer „Puzzle-Ausstellung“! Auch die großen, schweren mit 200 Teilen waren dabei!
Immer wieder ließ ich all meine Arbeit ruhen. Sie lief mir nicht davon. Dann setzte ich mich auf den Fussboden im Kinderzimmer. Einfach um mitzuerleben, was meine Kinder so machten. Wofür sie sich interessierten, wie sie spielten, wie sie ihre Interessen und Neigungen entfalteten. Dann erlebte ich mich sehr willkommen! Sie lachten, kamen zu mir gelaufen oder gekrabbelt, zeigten mir ihre Kreativitäten, ihre Bauwerke oder Bilder oder Lager, erklärten mir die Idee dahinter und ich war begeistert! Sie waren alle so unterschiedlich, jedes eine eigene starke Persönlichkeit, von Anfang an! Dann krabbelten sie auf meinen Schoß und wollten Bücher vorgelesen haben. Klar doch, gerne!
Außerhalb der Mahlzeiten war der große Eßtisch zum Malen und Basteln da. Ich habe gerne mit meinen Kindern gebacken und Radtouren gemacht, aber ich habe nicht gerne mit ihnen gebastelt, darum habe ich es bleiben lassen. Dafür waren in der Eckbank immer Malstifte, auch Stempel und Schablonen, Schere, Klebstoff, Papier. Was haben die Kinder gemalt und gebastelt, einzeln und Gemeinschaftswerke, Geschichten geschrieben … sie zeigten mir ihre Werke, sie schenkten mir das meiste und ich habe einige Kisten davon aufgehoben. Bis heute sind sie mir fast wertvoller als die Fotos. Denn es ist das, was sie GEMACHT haben, selbst, aus sich heraus. Es drückt ihre Persönlichkeiten viel intensiver aus als die Fotos, ihre innere Entwicklung. Die Fotos zeigen sie ja „nur“ von aussen. Auch schön und wichtig, klar!
In der Rückschau war das die reichste Zeit meines ganzen Lebens. Auf manch anderes Erleben könnte ich gut verzichten. Doch das - das bereue ich nicht! Im Gegenteil - wäre ich zur Arbeit gegangen und hätte von dem Geld Babysitter bezahlt, dann hätten die das alles miterlebt. Und es hätte sie nicht halb so sehr interessiert wie mich. Denn es waren MEINE Kinder!