Читать книгу mensch MIT Gebärmutter - ein Puzzleteil zum Menschenbild - Hedwig v. Knorre - Страница 36
Titel
ОглавлениеGlück und Leid sind messbar
Sind Glück und Leid messbar? Ja, so ist es. Mimik und Gestik sind bedingt aussagekräftig. Weit aussagekräftiger sind die beiden Stoffe Oxytocin und Cortisol. Sie sind wesentliche Bestandteile des komplexen Neurotransmitterhaushalts in unseren Körpern. Sie finden sich im Speichel. Der Gehalt diese beiden körpereigenen Stoffe kann auf recht einfache Weise nachgewiesen werden. Sie dienen in der Forschung schon lange als markante Indikatoren für „Glück“ und „Leid“.
Krabbelkindern wurden in verschiedenen Situationen Speichelproben entnommen und auf Oxytocin hin untersucht. Wenn sie mit Frauen zusammen waren, war ihr Oxytocin-Spiegel am höchsten beim Schmusen und Kuscheln. Waren sie mit Männern zusammen, war ihr Oxytocin-Gehalt am höchsten, wenn sie mit ihnen gespielt haben. Kleine Kinder wollen also am liebsten mit Frauen kuscheln und schmusen und mit Männern am liebsten spielen. Das finde ich super interessant!
Das funktioniert auch bei Tieren. Speichelproben von Zirkustieren wurden in verschiedenen Situationen entnommen und auf Cortisol untersucht: im Käfig, auf Reisen, beim Proben, gleich nach der Vorstellung. Die Proben wurden verglichen mit entsprechenden Tieren in der Wildnis. Auch diesen Tieren wurde in verschiedenen Situationen Speichelproben entnommen und ebenfalls auf ihren Cortisolgehalt untersucht. Überraschendes Ergebnis: Zirkustieren geht es deutlich besser als Tieren in der Wildnis! Erklärung: sie bekommen regelmäßig zu Essen und müssen nicht jagen, was oftmals anstrengend und erfolglos ist. Sie bekommen Zuwendung von ihren Betreuern und Beschäftigung bei Proben und Auftritten. An das Reisen haben sie sich gewöhnt.
Stress ist bei uns in aller Munde. Alle fühlen sich gestresst. Dass Stress viele Krankheiten begünstigt, ist bekannt. Dann kommt wieder die gute Nachricht des Weges, dass es auch „gesunden Stress“ gibt und wir uns bitte schön nicht so aufregen sollen!
Stress im negativen Sinn, also Distress, kann über den Cortisolgehalt im Speichel festgestellt werden. Ein zu hohes Maß an Distress ist uns unangenehm, unerfreulich, wir empfinden es als leidvoll. Der Körper erträgt keine Überdosis negativen Stresses. Auf Dauer produziert Distress Schäden und Krankheiten, die dem Kettenrauchen, dem Konsum von Alkohol oder Drogen und anderen nachgewiesenermaßen ungesunden Lebensweisen in nichts nachstehen.
Frauen sind in unserer Gesellschaft vielfach einem zu hohen Maß an Distress-produzierenden Situationen ausgesetzt. Das gilt leider sehr häufig insbesondere für Mütter. Das ist schlecht für sie und ihre Kinder!