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3. Kapitel - Lisa

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Nervös betrete ich die Gaststätte, in der Mia den Saal angemietet hat, und hoffe, sie ist schon da und kommt nicht wie sonst zu spät. Ich habe mich so abgehetzt, dass ich wieder einmal eine Viertelstunde zu früh dran bin.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragt mich der Herr hinter dem Tresen, als ich mich verloren im Gastraum umschaue.

»Ähm, ja. Ich möchte zu der Geburtstagsparty, die hier stattfinden soll.«

»Ja, da gehen Sie da hinten durch die Tür«, antwortet der Barkeeper und zeigt auf die Tür in der hintersten Ecke des Raumes.

»Danke! Sind schon viele Leute da?«

»Sehr gerne! Von achtzig geladenen Gästen müsste ungefähr die Hälfte da sein.«

Achtzig Menschen? Woher kennt Mia die alle?

»Vielen Dank!«, antworte ich, zwinge mich zu einem Lächeln und gehe auf die Tür zu. Meine Hände zittern, als ich sie öffne. Mia erwähnte, es würden einige Leute kommen. Mit achtzig Gästen hätte ich niemals gerechnet. Mir ist ein bisschen mulmig zumute, auf solch eine Menge fremder Menschen zu treffen. Wenn ich ehrlich bin, kenne ich nicht annähernd so viele Personen. Ich habe kaum Freunde. Bis auf die Mädels gibt es niemanden, den ich als Freund bezeichnen würde. Selbst mit den Kollegen pflege ich keine Bindungen außerhalb der Dienststelle. Das liegt womöglich daran, dass jeder von ihnen der typische Beamte ist. Ich arbeite seit dem Schulabschluss im Einwohnermeldeamt. Dort absolvierte ich schon meine Ausbildung. Die meisten meiner Kollegen kenne ich aus dieser Zeit. Für sie werde ich immer die kleine Lisa bleiben. Sie duzen mich bis heute. Mich stört es nicht, obwohl ich mir ein bisschen mehr Respekt von ihnen wünschen würde. Das wird wohl auch so bleiben.

Auf dem Amt begegne ich jeden Tag so vielen Menschen. Die meisten behandeln mich unfreundlich, weil es oftmals schwieriger ist, als sie es sich erhoffen. Ich muss mich eben an die Regeln halten und kann nicht so reagieren, wie ich möchte. Womöglich verhalte ich mich privat auch wie eine Beamtin und deshalb will kaum jemand etwas mit mir zu tun haben.

Ich seufze, bevor ich den Saal betrete. Die meisten Gäste sitzen an der langen u-förmig aufgebauten Tafel und starren mich an, als ich die Tür hinter mir schließe. Ich komme mir vor wie auf dem Präsentierteller. Mir ist die Situation unangenehm und ich möchte, so schnell es geht, aus dem Blickfeld der anderen verschwinden.

Verlegen sage ich: »Hallo zusammen!«

Einige der Gäste grüßen leise mit einem »Hallo« zurück.

Ich schaue mich nervös um, ob ich wenigstens eine Person sichten kann, die ich kenne. Meine Augen suchen nach Mia oder eine der anderen Mädels. Ich kann kein bekanntes Gesicht entdecken. Alle Anwesenden sehe ich heute zum ersten Mal und sie mich auch. Sonst würden sie mich nicht so mustern. Um die Aufmerksamkeit von mir abzulenken, suche ich mir einen freien Platz, setze mich und hoffe, Mia oder eine meiner anderen Freundinnen trifft bald ein.

Nach einer Weile lösen sich die fremden Blicke von mir und ich fühle mich etwas wohler. Natürlich beobachte auch ich das Geschehen um mich herum. Ich schaue mir die weiblichen Gäste und ihre Outfits an. Die meisten sind viel eleganter gekleidet als ich. In meinen Klamotten komme ich mir vor, als hätte ich einen Altkleidercontainer geplündert, in dem es nur Kleidungsstücke gab, die längst aus der Mode gekommen sind. Kein Wunder, dass mich die Leute so angestarrt haben. Mein Outfit hängt bereits seit der Ausbildung in meinem Schrank. Ich nehme mir so oft vor, mich neu einzukleiden, aber ich weiß einfach nicht, was mir steht. Also verschiebe ich die geplanten Einkäufe ständig. Ich bin mir sicher, ich würde sowieso wieder solche Klamotten kaufen, wie sie reichlich in meinem Kleiderschrank hängen. Ohne eine Einkaufsberatung macht es keinen Sinn shoppen zu gehen.

Gelangweilt warte ich auf meine Freundinnen.

Sehnsucht

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