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5. Kapitel - Lisa

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Wenn ich meine Freundinnen so anschaue, bin ich wieder einmal neidisch. Sie haben sich alle so wunderbar herausgeputzt. Besonders Mia sieht wie aus dem Ei gepellt aus. Zwischen ihnen fühle ich mich, als wäre ich die am schlechtesten angezogene Frau auf diesem Planeten. Von meinen Haaren ganz zu schweigen. Auch viele der anderen Gäste gaben sich große Mühe, gut auszusehen.

Ich bin so froh, die Begrüßung hinter mir zu haben und wieder sitzen zu können. Während wir Mia begrüßten, fühlte ich mich von allen Seiten beobachtet. Es war kein besonders angenehmes Gefühl.

Du hättest heute zum Friseur gehen sollen!, denke ich. Ja, vielleicht. Eine Stylingberatung wäre auch nicht verkehrt gewesen.

»Was ist denn mit dir los?«, höre ich Carmen.

Ich schaue zu ihr rüber und sehe, die Frage galt Sybille. Statt zu antworten, zuckt sie nur mit den Schultern. Mir ist längst aufgefallen, dass sie heute anders ist. Normalerweise grinst sie über beide Ohren und hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Ihr merkwürdiges Verhalten kann nur etwas mit Jonas zu tun haben. Er ist schließlich abwesend. Ich frage mich, ob er keine Zeit hatte oder das Paar gerade im Clinch liegt und Sybille deshalb alleine gekommen ist. An ihrer Reaktion erkenne ich, sie will nicht darüber sprechen. Also werde ich heute kaum erfahren, was los ist. Mir soll es egal sein. Ab Morgen bin ich für eine Woche raus aus der Stadt. Dann sehe ich endlich mein Cousinchen wieder. Ich freue mich wahnsinnig auf sie.

»Hier ist ganz schön was los, ne?«, höre ich eine Stimme neben mir, die ich Martas Begleitung zuordnen kann.

Ich drehe mich zur Seite und sehe, dieser Paul spricht mit mir. Ich zucke mit den Schultern. Mir ist die Situation unangenehm. Es wäre besser gewesen, wenn Marta und ich die Plätze getauscht hätten. Dann könnten die beiden sich miteinander unterhalten und dieser Paul würde mich in Ruhe lassen. An Martas Verhalten merke ich, zwischen ihr und ihrem Kollegen muss etwas vorgefallen sein. Sie würdigt ihn nicht eines Blickes, geschweige denn, dass sie sich mit ihm unterhält. Besonders auffällig war es, als wir Mia gratulierten. Marta ignorierte Paul und erwähnte mit keinem Wort seine Kostenbeteiligung. Das musste er selbst sagen. Ihm war anzusehen, wie unangenehm ihm das war. Das Ganze fand ich merkwürdig.

Vielleicht sitzen sie deshalb so weit auseinander, aber warum hat sie ihn mitgebracht? Ob sie sich unterwegs erst gestritten haben?

Ich werde aus den Verhalten der beiden nicht schlau. Mir soll es aber schnurzegal sein, was zwischen den beiden läuft.

»Was hast du dem Geburtstagskind geschenkt?«, fragt Paul.

Ich ahne, er meint erneut mich. Aus den Augenwinkeln erkenne ich, wie er mich anschaut.

Er muss doch gesehen haben, was ich Mia überreicht habe. Von mir hat sie auch einen Umschlag bekommen. Doch statt Bargeld steckt ein Gutschein für einen Restaurantbesuch darin. Geld zu verschenken finde ich zu unpersönlich. Das habe ich noch nie getan und werde es auch nie tun. Da habe ich meine Prinzipien.

»Nichts Besonderes«, antworte ich, ohne Paul anzuschauen.

»Also auch Bares?«, fragt er weiter.

Obwohl es nicht stimmt, nicke ich. An einem Gespräch mit Paul bin ich in keinster Weise interessiert. Damit er mich in Ruhe lässt, suche ich nach einem Thema, über das ich mit Marta sprechen kann. Wenn ich mich mit ihr unterhalte, wird er mich hoffentlich in Ruhe lassen. Schließlich ist es sein Problem, wenn er niemanden zum Reden hat. Von mir wurde er weder eingeladen noch mitgenommen. Selbst wenn er mein Kollege wäre, hätte ich ihn nicht mitgeschleppt. Ich finde ihn unsympathisch. Dabei fehlt mir der Grund, warum es so ist. Er gibt sich eigentlich vernünftig, aber mein Bauch rät mir zur Vorsicht. Auch, wenn ich oft daneben lag, verlasse ich mich auf mein Gefühl. Und wenn es mir sagt, mit ihm stimmt etwas nicht, vertraue ich darauf, dass es so ist.

»Und wie läuft es auf Arbeit?«, frage ich Marta und drehe Paul den Rücken zu.

»Ganz gut. Es ist im Moment ziemlich ruhig.«

»Das freut mich! Dann musst du nicht bis in die Nacht im Büro bleiben und hast wieder mehr Zeit für dich.«

»Ja, stimmt. Ich genieße es auch, zeitiger nach Hause zu kommen. Allerdings befürchte ich, die Auftragslage könnte sich weiter verschlechtern. Und wie ist es bei dir?«

»Oh, so schlimm? Bei mir ist jeden Tag das Gleiche los. Es gibt nichts, was sich lohnt zu erzählen.«

»Das klingt ja, als ob du dich langweilen würdest.«

»Manchmal tue ich das in der Tat.«

Natürlich ist mein Beruf stinklangweilig! Was soll man auf dem Einwohnermeldeamt auch erleben? Mich stört es aber weniger. Im Laufe der Zeit habe ich mich daran gewöhnt.

Nun brauchen wir unbedingt ein neues Gesprächsthema, bevor Paul auf die Idee kommt, mich wieder vollzuquatschen. Ewig halte ich es neben ihm nicht mehr aus.

Ich überlege, wie lange ich noch bleiben muss, bis ich mich aus dem Staub machen kann, ohne dass Mia sauer wird. Da ich noch keine Dreiviertelstunde auf ihrer Party bin, stelle ich mich darauf ein, mindestens zwei Stunden hier ausharren zu müssen. Meine Laune sinkt in den Keller. Nur der Gedanke an den bevorstehenden Urlaub bei Marie macht mir die Situation erträglich.

Sehnsucht

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