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So schreiben Sie spannend (Übersicht)

Spannend schreiben

□ Im Alltag sind „spannende Ereignisse“ nicht immer wünschenswert; sie können zumindest – sagen wir – für Schwierigkeiten sorgen. Doch für den Autor, die Autorin gilt: Schreib spannend, damit der Leser sich auf dich einlässt und an deinen Texten dranbleibt. Hier zeige ich Ihnen diverse Möglichkeiten dafür.

Teil I: Der Inhalt

Finden Sie spannende Inhalte:

■ Allgemein vermutlich spannende Inhalte auswählen.

■ Für den Leser, die Leserin gegebenenfalls wichtige Inhalte auswählen.

■ Neue Gedanken und Erkenntnisse bringen („Aha-Momente“).

■ Spannende Charaktere, Entwicklungen, Geschichten finden.

Suchen Sie nach dem Besonderen:

Viele Texte und Themen ähneln sich zwangsläufig. Was ist das Besondere, das Ihren Text von anderen unterscheidet und das daher für den Leser spannend ist?

Bauen Sie spannende Zutaten ein:

■ Einnehmende(s) Vorwort oder Einleitung schreiben.

■ Mit Rahmenhandlung oder fiktiver Story zusammenhalten.

■ Mit starkem Anreißer starten oder mit Happy End schließen.

■ Mit humoristischen, erzählenden Elementen anreichern.

■ Neugierig machende Zitate, Mottos oder Ähnliches voranstellen.

■ Mit Zitaten, wörtlicher Rede, Beispielen, Anekdoten, Interviews anschaulich werden.

■ Mit Abbildungen, Fotos, Grafiken, Zeichnungen, Cartoons anschaulich werden.

■ Fragen, Rätsel und andere „Knaller“ einflechten.

Kürzen Sie für mehr Tempo:

■ Sachliteratur: Streichen Sie alles, was keinen Nutzen hat, nicht zum Thema gehört oder auf Nebengleise führt. Streichen Sie alle schwächeren Argumente, Inhalte, Stellen.

■ Belletristik: Lassen Sie Handlungsschritte aus. Überspringen Sie ganze Szenen oder deuten Sie diese nur an. Schneiden Sie wie beim Film, statt kontinuierlich zu erzählen.

Teil II: Der Aufbau

AIDA-Prinzip: Schauen Sie, ob Sie das AIDA-Prinzip aus der Werbung anwenden können: A (attention) Aufmerksamkeit wecken, I (interest) Interesse erzeugen, D (desire) Verlangen schüren und A (action) zum Kauf oder Lesen führen.

Vorspann, Lead oder Teaser: Typisch für den Journalismus. Dem eigentlichen Artikel vorweggestellt, soll Leser in den Text ziehen. Reißen Sie kurz an, worum es geht und welchen Nutzen der Leser davon hat. Verwenden Sie Schlüsselbegriffe aus dem Artikel. Formulieren Sie griffig.

Suchen Sie nach starkem Einstieg: Versuchen Sie, den Leser mit einem „zugkräftigen Einstieg“ für den Text zu gewinnen.5

Fallen Sie mit der Tür ins Haus: Halten Sie sich nicht mit Einzelheiten und Erklärungen auf, die können folgen; starten Sie gleich durch. Z. B.: „Als Mickey seinen Fuß auf den Mond setzte, hatte die Menschheit noch hundert Tage bis zum Aufschlag des Kometen 2308-1.“

Bringen Sie Wichtiges auf Seite 1: Schauen Sie, ob Sie schon auf der ersten Seite auf den folgenden Roman neugierig machen können. Z. B. mit: den Protagonisten, der Story, dem Beziehungsgeflecht, einer starken Szene oder Ähnliches mehr.

Ködern Sie mit Gegensätzen: Wie kommt der erfrorene Stadtstreicher zu Taschen voll Geld? Was macht eine Tropen-Expedition in arktischen Gewässern? Das riecht nach einer Story, da will man mehr.

Halten Sie zurück, verzögern Sie: Steigern Sie die Spannung und halten Sie den Leser hin:

■ Informationen zurückhalten, nicht zu viel verraten.

■ Eine Frage oder Handlung nicht sofort auflösen.

■ Informationen nur Stück für Stück herausrücken.

Steuern Sie auf Höhepunkt zu: Steigern Sie die Spannung, indem Sie auf einen zentralen Höhepunkt zuschreiben. Viele Romane folgen diesem Grundmuster, überraschende Wendepunkte (plotpoints) inbegriffen.

Unterbrechen Sie immer wieder: Die gerade erwähnten Wendepunkte sind eine Form von Unterbrechung. (Hier: die einer Entwicklung.)

Speziell meine ich an dieser Stelle aber den Cliffhanger: Beenden Sie zum Beispiel ein Kapitel oder einen Textabschnitt an einer besonders spannenden Stelle. Wenn der Leser wissen möchte, wie die Sache ausgeht, muss er umblättern und weiterlesen. Achtung: Zu viele oder zu extreme Cliffhanger können auch nerven. Versuchen Sie, die Balance zu halten.

Teil III: Die Sprache

Aktivieren Sie das Vorstellungsvermögen: Sprechen Sie das Vorstellungsvermögen Ihrer Leser an. Schreiben Sie so, dass der Leser das von Ihnen Beschriebene vor seinem geistigen Auge sehen und mit seinen Sinnen erfassen kann. Schreiben Sie dazu konkret und mit anschaulichen, charakteristischen Details.

Statt: „Der Junge saß in der Ecke und spielte mit seinem neuen Spielzeugauto.“ (O. Details)

Lieber: „Der Junge saß in der Ecke. Ein dünner Speichelfaden lief ihm aus halb geöffnetem Mund unbemerkt über das Kinn, während er sein neues Spielzeugauto betastete. Sieh an, die Räder ließen sich drehen. Schneller und immer schneller. Ein Summen brach sich aus ihm Bahn. Brumm, flüsterte er, brumm.“ (Mit Details.)

Laden Sie zum Mitmachen ein: Lassen Sie den Leser an Ihren Texten mitwirken. Dabei hilft die Regel „Show, don‘t tell“: Also „zeigen Sie, beschreiben/erklären Sie nicht“. Lassen Sie den Leser seine Schlüsse selbst ziehen.

Statt: „Xy ist gestresst.“ (Das ist eine Behauptung, die der Leser nicht sehen kann.)

Lieber: „Hektisch, mit gereiztem Ton, mit fahrigen Bewegungen …“ (Tat jemand das und das. Das sind Details, aus denen der Leser den Schluss ziehen kann: Ja, diese Person scheint gestresst zu sein.)

Unter-/übertreiben, steigern Sie:

„Vornehmes Understatement“ und Übertreibung können neugierig machen, aber auch nerven. Tipp: Behutsam einsetzen.

■ Auch eine Klimax kann die Wirkung steigern und Spannung erzeugen. Ordnen Sie dabei mehrere Begriffe oder Satzelemente in aufsteigender Reihenfolge an. Z. B.: „Veni, vidi, vici.“ (Ich kam, sah und siegte.)

Spielen Sie mit Wort-/Satzstellung:

Wort-/Satzstellung I: Spannen Sie den Leser auf die Folter, setzen Sie Subjekt und Prädikat ans Ende eines Satzes.

Wort-/Satzstellung II: Platzieren Sie die stärksten Wörter/Aussagen an den Anfang und das Ende eines Satzes, weniger Wichtiges kann in die Mitte.

Anapher: Betonen Sie das Gesagte, indem Sie mehrere aufeinanderfolgende Sätze oder Satzteile mit demselben Wort oder Ausdruck beginnen. Z. B.: „Weihnachten ist zwar heute zu einer reinen Konsum-Offensive geworden, Weihnachten ist aber auch …“

Antithese: Lassen Sie den Leser aufhorchen, indem Sie bewusst Gegensätze erzeugen oder verbinden. Z. B.: „Wir haben heute viel gelernt – aber davon nur wenig behalten.“

Brechen Sie Lese-/Schreibgewohnheiten: Bauen Sie Variationen ein. Gestalten Sie Sätze nicht immer nach demselben Muster. Setzen Sie sich teils bewusst über Schreibregeln und Lesegewohnheiten hinweg.

Spielen Sie mit Zeichensetzung: Nutzen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen die Zeichensetzung für mehr Spannung bietet.6

Kürzen Sie für mehr Tempo: Werfen Sie Ballast über Bord - überflüssige Inhalte, zu üppige Formulierungen, unnötige Worte. Legen Sie den schönen Text frei. So schreiben Sie nicht nur besser, sondern auch spannender. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Schreiben.

Erstveröffentlichung © 2015/2016 Heike Thormann,

letzte Überarbeitung 2022

5 Mehr dazu lesen Sie im Artikel „So steigen Sie gut in einen Text ein“ in diesem Workbook.

6 Mehr dazu lesen Sie im Artikel „So meistern Sie die Zeichensetzung“ in diesem Workbook.

Workbook: Der Traum vom Buch

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