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10. Umtarnung und Erprobung

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Am 24. Januar war endlich mit ca. 12 Grad südlicher Breite das eigentliche Operationsgebiet erreicht, nämlich der etwa 300 Meilen breite Freetown-Kapstadt Track. Nun befuhren zwar Norweger die Weltmeere überall, trotzdem hielt es der Kommandant in Absprache mit seinem Freund und IO, Graf Terra, für angesagt, dass Schiff umzutarnen. Aus dem reichen Fundus der nach Lloyds Register in Betracht kommenden Schiffe und unter Berücksichtigung kriegsbedingter Umstände wurde entschieden, das Schiff in einen ähnlich aussehenden, annähernd gleich großen Holländer, nämlich die „Ohm Hendrik“ zu verwandeln. Die See war ruhig, unter Anleitung des 2. Offiziers wurden die Bootsmannsstühle über die Bordwände gefiert und entsprechend der Vorlage der Rumpf schwarz angepönt, die Aufbauten ockerfarben abgesetzt, sowie der Schornstein durch Segeltuchstellage verlängert und das Deckshaus vergrößert. Nach zwei Tagen angestrengter Arbeit, an der fast die ganze Besatzung, die nicht durch anderweitige Tätigkeiten unabkömmlich war, eingebunden wurde, sollte das Werk gelungen sein. Kommandant, IO und LI sowie zwei der Sonderführer bestiegen die Kommandantenpinasse und umrundeten zunächst aus der Nähe, dann in einem Kreis von gut einer halben Meile, das Schiff.

„Das haut hin“, ließ sich der LI vernehmen. „Mit dem verlängerten Schornstein und dem vergrößerten Deckshaus gehen wir glatt als die „Ohm Hendrik“ durch.“

„Das sehe ich auch so“, stimmte der Graf zu, „da haben die Jungs eigentlich heute wieder ne’ Pulle Gerstensaft verdient.“

Der Kommandant bestätigte: „Auch 2 pro Nase. Das war harte Arbeit, aber sauber gelungen, meine Herren. Allerdings machen mir die Minen Sorgen. So als Holländer getarnt komme ich beinahe in Versuchung die Bucht von Kapstadt zu verminen. Dieses wird aber nur gelingen, wenn wir vorher angetroffene Gegner nicht funken lassen.“

„Der Sliphaken ist gefertigt, die Aufhängung am Flieger auch, eine Ersatzantenne habe ich auch bereits anbringen lassen“, ließ sich der LI vernehmen. „Wenn es Herrn Kaptän recht ist und die Dünung morgen nicht höher geht, schlage ich vor, die praktische Erprobung in Angriff zu nehmen.“

Während der Bootsteuerer nach einer weiteren Runde um den umgetarnten Hilfskreuzer, der jetzt seinem Namen „Chamäleon“ alle Ehre machte, wieder Kurs auf das Schiff nahm, bestätigte Graf Terra: „Auch Spaß und Schütze haben sich das Werk unseres wackeren LI bereits angeschaut und sind fest davon überzeugt, dass das Kappen der Antennen nach einigen Übungsläufen problemlos gehen sollte. Sie haben auch zugesichert, dass Aufhängung und insbesondere die Stahlschlinge vom LI so präpariert ist, das Gefahr für Flugzeug und Besatzung nicht besteht.“

„Scheun, scheun, (schön) dann mokt we dat“, bestätigte der Kommandant auf platt.

Der nächste Morgen war wie geschaffen für das Unterfangen. Der Bordkran setzte die Arado aus, die Slipeinrichtung war an den Schwimmerkufen mit entsprechenden Sollbruchstücken befestigt um Maschine und Besatzung keiner übergroßen Gefahr auszusetzen, andererseits auch nicht das Risiko einzugehen, dass nicht die Antenne abriss, sondern schon bei geringem Widerstand eher das Slipseil brach und der Start konnte beginnen. Spaß und Schütze hoben den Daumen, der Flugzeugführer gab Gas und die Maschine nahm, gegen den Wind, Fahrt auf. Immer schneller hüpfte die Arado über die kleinen Wellen der fast glatten See und hob schließlich nach etwa 250 m ab. Steil zog der Flugzeugführer die Maschine nach oben, flog eine große Runde um das Schiff und näherte sich dann, wie abgesprochen, vom Heck her. Bis auf Brückenbesatzung und die Ausgucks, die ihre jeweiligen Sektoren im Auge behalten mussten, sowie natürlich die Besatzungsmitglieder, die im Schiff selbst, vor allem in der Maschine zu tun hatten, versammelten sich alle, denen es möglich war, vornehmlich auf dem Achterdeck um sich ja nichts entgehen zu lassen. Neben dem Kommandanten und dem IO hatte sich der leitende Ingenieur mit denjenigen seiner technischen Dienstgrade eingefunden, die nicht auf ihren Stationen unabkömmlich waren. Offiziere und einige Besatzungsmitglieder, die mit den guten Marinegläsern ausgestattet waren, schauten gebannt in die Richtung, aus der sich die Arado annähern sollte.

„Aah, da kommt unsere bordeigene Luftwaffe“, ließ sich der IO vernehmen.

„Hoffentlich geht alles gut … macht bloß keinen Bruch“, meinte der LI.

Die Gläser wurden abgesetzt, nachdem das Flugzeug, schnell größer werdend, an Höhe verlor. Das Motorengeräusch schwoll an und alle Augen hingen gebannt am Flugzeug. Zwischenzeitlich war unter der Plexiglashaube der kleinen Kanzel auch bereits deutlich der Flugzeugführer, Feldwebel Schütze, zu erkennen. Fast sah es so aus, als wollte sich das kleine Flugzeug wie ein Raubvogel auf seine Beute stürzen. „ Rrrrrrrrh “ dröhnte das Motorengeräusch, immer größer und näher und wie es schien, immer schneller, schoss die Arado förmlich heran. Unwillkürlich zogen fast alle die Köpfe ein. Ein, zwei jüngere Seelords warfen sich sogar auf das frisch gereinigte Achterdeck.

„Klack.“ Ein kurzer, trockener metallischer Ton und die abgerissene Antenne wirbelte durch die Luft, das Flugzeug zog steil hoch.

„Uff… Donnerkeil –super gemacht-“ und ähnlich schwirrten die Kommentare. Auch der Kommandant, dem die Anspannung jetzt aus dem Gesicht wich, kommentierte: „Alle Achtung, das hat hingehauen.“

„Allerdings“, bestätigte der LI ob der Erleichterung, dass die unter seiner Anweisung gefertigte Konstruktion gehalten hatte, was er und insbesondere Flugzeugführer und Beobachter sich davon versprochen hatten. Selbst Graf von Terra war beeindruckt: „Meine Herren, LI, das sollten Sie sich patentieren lassen. Oder vielleicht eher der gute Schütze, der ja wohl die Idee gehabt hat.“

„Nun, nun, aber die Ausführung dieser technischen Meisterleistung, die ist ja weitgehend auf meinem Mist gewachsen“, beeilte sich der LI zu bemerken, „was sagen Sie, Herr Kaptän?“

Waldau steckte sich ein Stäbchen an, nahm einen tiefen Zug und meinte, genüsslich den Rauch ausblasend: „Nun mal bloß keine unarische Hast, sich den größten Teil der Lorbeeren zu sichern, Kameraden. Alle Beteiligten haben ihr Bestes gegeben und das soll auch so sein. Alles was Schiff und Besatzung leisten, vollbringen wir auch gemeinsam und das meine ich auch so. Vom jüngsten Seelord bis rauf zum Kommandanten. IO, merken Sie vor, dass Schütze ob dieser Leistung fürs EK vorgeschlagen wird und der LI und seine Mannen bekommen pro Nase ebenfalls ein extra Bierchen.“

Hilfskreuzer „Chamäleon“ auf Kaperfahrt in ferne Meere

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