Читать книгу Ulrike D. - Heinz-Jürgen Schönhals - Страница 7
Der Jugendfreund
Оглавление„Nun, Achim“, sagte er (vor über 20 Jahren) „darf ich vorstellen: unser frisch erblühter Garten! Das Haus kennst du ja bereits! Alles reserviert für uns - sagt mein Vater; außer sonntags, da möchte er es gerne für sich haben, und für die Familie, versteht sich. - Tja, was machen wir damit?“
„Uns wird schon was einfallen“, sprach der Jugendfreund. Seine Stimme nahm einen müden, blasierten Ton an, was immer bedeutete, dass Achim in eine fremde Rolle schlüpfte, und das tat er zu seinem und zu Elmars Vergnügen ziemlich oft.
„Auf jeden Fall“, sprach die blasierte Stimme, „werden wir es uns hier gemütlich machen. Im Sommer dösen wir in der Sonne, wir schwimmen, fahren Boot - kurz, wir genießen das Leben. Sonntags sitzen wir auf der Terrasse, genießen den Garten und lesen ein gepflegtes Buch....“
„Sonntags geht nicht“, warf Elmar ein, „du weißt, mein Vater, die Familie....!“
„Also gut, dann: samstags! Wir sitzen hier also, entspannt und schmökern, oder.... - weißt du was?“
Joachim nahm wie elektrisiert eine Hab’- Acht- Stellung an, blickte Elmar mit leuchtenden Augen an und sagte, jetzt nicht mehr mit blasierter, sondern mit ganz normaler, fester Stimme, „....wir laden Ulrike D. ein und verbringen mit ihr einen angenehmen Samstagnachmittag!“
Als Joachim den Namen Ulrikes aussprach, fuhr es Elmar wie von einem Stich glühend heiß ins Herz, denn er war seit einiger Zeit in Ulrike verliebt, heimlich verliebt - muss er betonen - , denn eine Chance rechnete er sich bei der attraktiven Ulrike nicht aus..
„Ulrike D.?“, erwiderte er mit belegter Stimme, „die wird auch gerade hierher kommen.“
„Warum nicht? Neulich habe ich sie in der Stadt getroffen, und sie hat sich sehr aufgeschlossen gezeigt; kein bisschen zickig oder arrogant.“
„Aha!“
Joachim kam bei Mädchen besser an als sein Freund, das wusste dieser. Joachim war halt ein Frauentyp. Er konnte gegenüber Mädchen ungezwungener, lockerer auftreten, während Elmar leicht verkrampfte, jedenfalls bei denen, in die er sich verliebte. Er glaubte, Joachim sehe auch besser aus als er.
„Wir haben uns übrigens über deine Pfadfinderschaft unterhalten, Elmar, und weiß du, was sie gesagt hat?“
„Nein, was denn?“
„Na, dass sie das mit den Pfadfindern albern findet. Vor allem die Frömmelei dort findet sie zum...., na ja, Kotzen hat sie nicht gerade gesagt, aber...., jedenfalls, sie findet das..... blöd!“
Da Elmar zu jener Zeit mit Leib und Seele Pfadfinder war, traf ihn dieses Urteil Ulrikes natürlich wie ein Schlag in die Magengrube. Er zog es vor, nichts zu erwidern, sondern blickte nur sinnend-traurig vor sich hin, während Joachim, der von des Freundes Leidenschaft für Ulrike offenbar nichts ahnte, weiter über Ulrike D. und deren anstehende, jedenfalls ihm, Joachim, willkommene Einladung plauderte.
„Also, ich glaube bestimmt, sie wird gerne kommen“, sagte er, „die Frage ist nur, wie bringen wir sie hierher? Denn: Laufen ist nicht gerade ihre große Stärke, jedenfalls wenn es um größere Entfernungen geht. Wir müssten sie schon hierher kutschieren. Aber Kunststück..., keiner von uns hat den Führerschein...“
„..... womit die Sache wohl gestorben ist!“, fiel ihm Elmar ins Wort, „ab Enkdorf müsste sie ja laufen, vier Kilometer....“
„....für die verwöhnte Dame natürlich eine Zumutung!“, ergänzte Achim, „tja, guter Rat ist teuer! - Übrigens: dass ich unter diesen Umständen deinem Wunsch, auch zu eurer Pfadfindertruppe zu stoßen, nicht willfahren kann, dürfte wohl klar sein, nicht?“
„Wieso unter diesen Umständen?“
„Na ja...., ich meine...“, Achim grinste ihn an „um meine Chance bei der Hübschen zu wahren. Als frommer Pfadfinder müsste ich mir ja alle meine Bestrebungen in dieser Hinsicht aus dem Kopf schlagen.“
„Ach so! Also bist du ..., das heißt...“, Elmar stockte, denn er wollte ’bist du auch in sie verknallt’ sagen, aber dieses ’auch’ hätte ihn dann ja verraten. „Also bist du in sie verknallt!“
Achim zögerte die Antwort hinaus. Elmar hatte dabei zunehmend den Verdacht, sein Freund wisse von seiner Liebe zu Ulrike und er wolle ihm jetzt, rücksichtsvoll, wie er war, nur deshalb die Wahrheit verhehlen, weil er sich dann ja als seinen Widersacher offenbaren müsste. Doch rasch sagte Joachim:
„Quatsch! Ich doch nicht! Ich hab’ nur mal Spaß gemacht. Außerdem habe ich sowieso Null Chance bei der schönen Ulrike. Trotzdem, ein Beitritt zu eurer Pfadindersippe kommt für mich nicht in Frage, aber aus anderen Gründen.“
„Und aus welchen, wenn ich fragen darf?“
„Na, aus den gleichen, die auch Fräulein Düsterwald genannt hat: Ihr seid mir zu fromm.“
Ja, er hatte recht und Ulrike ebenfalls: die Sternbaldpfadfinder, wie sie sich nannten, waren fromm, aber Elmar störte das nicht; ihn störte nur eines, dass auch Ulrike etwas gegen die Pfadfinder hatte, wodurch seine Chancen bei dem Mädchen natürlich stark gemindert, um nicht zu sagen: vertan waren. Um dieses für ihn schmerzvolle Thema nicht weiter mit Achim zu diskutieren, wollte er gerade vorschlagen, einen Schulfreund hin und wieder zu einer Skatrunde hierher einzuladen, da kam ihm Achim mit einem anderen Vorschlag zuvor:
„Du, ich habe neulich in unserem Schwimmverein ein Mädchen gesehen, die ist zwar nicht Mitglied, aber ihre Schwester ist Mitglied. Die heißen Lambertz, Klara und Julia Lambertz. Diese Julia ...., also eine richtige Wuchtbrumme ist das!“
Joachim schnalzte mit der Zunge und streckte den Zeigefinger in die Höhe, wobei er mit den Fingern schnipselte, „auf die könnte ich sofort abfahren: Du sicher auch, wie ich deinen Geschmack kenne! Wollen wir die nicht mal einladen? Die Julia wird sicher nicht alleine kommen, aber zusammen mit ihrer Schwester kommt sie vielleicht.“
„Sind die nett?“
„Umwerfend nett! Die eine ist sogar hübsch, wie gesagt: Wuchtbrumme!“
„Na gut, versuch’ dein Glück! Ich glaube aber, die kommen nicht. Du kennst sie doch gar nicht.“
„Mit der Klara habe ich schon oft gesprochen, und soviel ich weiß, kleben die Schwestern wie die Kletten aneinander. Morgen frage ich die Klara. Natürlich müsste ich ihnen sympathisch sein. Der Klara bin ich’s auf jeden Fall, das steht für mich fest.“
„Na, dann ran an den Kuchen! Sag’ ihnen, wir würden sie hier auch bewirten, so mit Karpfen und Forelle aus dem See.“
„Ja, mach’ ich!“
„Falls es schief geht, habe ich noch einen anderen Vorschlag: Wir könnten dann Klaus öfter einladen.“
„Ja, gute Idee!“, griff Joachim sofort Elmars Vorschlag auf, „aber warten wir erst mal ab; die Lambertz-Schwestern haben auf jeden Fall Vorfahrt. Und wie ich mich kenne, werden die auf meinen Charme voll abfahren und uns die Ehre geben.“
„Übernimm dich nicht! Wie ein Casanova siehst du nicht gerade aus!“
„Auf den Charme kommt es bei den Weibern an, Elmar, auf den Charme! Und die inneren Werte! Die du natürlich clever nach außen drehen musst. Dabei darfst du aber nicht zu brav und zu langweilig wirken, sonst nehmen die Weiber sofort Reißaus.“
„In welchem Handbuch hast du das denn gelesen? Handbuch des erfolgreichen Verführers, was?“
„Quatsch! Ich mache halt meine Beobachtungen.“
„Na schön, dann wünsche ich deiner Charme-Offensive viel Erfolg bei den ...Schwestern....., wie hießen sie gleich wieder?“
„Lambertz! Julia und Klara Lambertz!“
„Wetten, dass du sie nicht hierher bringst!“
„Ich wette um zwei Mark!“
„Bisschen wenig, aber gut, abgemacht!“
Er gab Joachim die Hand.
„Wenn es nicht klappt, laden wir also Klaus ein, und dann spielen wir hier Skat, was das Zeug hält; vorausgesetzt natürlich, Hilde gibt Klaus ein, zwei Stunden Urlaub von der Liebe.“
„Klar gibt die ihm Urlaub!“, warf Elmar ein.
„Und wenn er wieder weg ist“, fuhr Achim fort, „weißt du, was wir dann machen? Wir werfen hier die Angel aus und ziehen einen fetten Karpfen an Land, dann braten wir ihn in der Pfanne und verspeisen ihn genüsslich; anschließend setzen wir uns auf die Bank und machen es uns gemütlich, ja? Genießen die Landschaft und so.....“
„Aha!“, rief Elmar erheitert aus, „Spießers Gartenlaube lässt grüßen.“
Achims grinsendes Gesicht war mit einem Schlag ernst geworden. Man konnte ihm keine größere Beleidigung antun, als ihn mit Spießern auf eine Stufe zu stellen. Spießige Menschen hasste er, wie man seine ärgsten Feinde nur hassen kann. Er hatte sich intensiv mit dem Problem des 'Spießertums in unserer Gesellschaft' auseinandergesetzt; zur Zeit arbeitete er, angeregt von ihrem Deutsch- und Sozialkundelehrer Dr. Tegelmann, an einem Referat mit dem Thema "Spießer und Philister in der deutschen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts". Dabei hatte er ein ungeheures Wissen über diese abscheuliche Menschengattung zusammengetragen, das er bei jeder Gelegenheit an den Mann zu bringen suchte, und man brauchte nur einen entsprechenden Impuls zu geben, schon brach es aus ihm, dem gnadenlosen Anti-Bourgeois, heraus in einem unerhörten Redeerguss, voll Spott und tiefer Verachtung.
"Spießer werden wir selbstverständlich nicht!". Achims Stimme klang zwar ruhig und temperiert, Elmar glaubte dennoch, ein ärgerliches Knurren herauszuhören, was bedeutete, dass er seine empfindliche Stelle getroffen hatte.
"Muss man Spießer sein, wenn man dem Leben die schönen Seiten abgewinnen will?", fuhr er mit dem grollenden Unterton in der Stimme fort, und der Freund erwartete nun die bekannte, eifernde Spottrede über seine Intimfeinde. „Ich glaube, ‚Lebenskünstler’ ist das richtige Wort. Außerdem, wir treiben hier Sport, um seiner selbst willen, was Spießer in den meisten Fällen nicht tun, die sind in diversen Golf- und Tennisclubs nur, weil sie damit angeben können. Was glaubst du wohl, was Spießer tun, wenn sie ein Wochenendhäuschen wie wir besitzen und haben keine Gelegenheit, ihre Person gebührend herauszustellen? Sie setzen sich auf die Bank, er schmaucht sein Pfeifchen, sie strickt einen Wollpullover, und sie sind’ s zufrieden....“
„Genau das wolltest du doch eben auch tun!“, warf Elmar ein, „du wolltest dich auch auf die Bank setzen und....“
„Aber wir sind dabei nicht satt und zufrieden, wie die Spießer“, rechtfertigte sich Joachim, „der Spießer ist das aber, und zwar in ganz starkem Maße: satt und zufrieden! Zufriedenheit ist überhaupt ein Hauptkennzeichen dieser Leute. Sie denken nicht an eine geistige Weiterentwicklung; sie sind geistig vollkommen saturiert. Wenn sie Bedürfnisse haben, dann nur rein physischer Art: das Verlangen nach Reichtum, Rang, Einfluss, Macht – das geht dem Philister über alles, nur in diesen physischen Sachen möchte er sich weiterentwickeln, möchte er andere übertreffen, andere ihre Unterlegenheit spüren lassen oder sich von ihnen ehren lassen. Gern sucht er auch die Bekanntschaft von solchen, die in diesen Dingen herausragen; dann möchte er sich im Schein ihres Glanzes sonnen und mit seiner bedeutenden Bekanntschaft hausieren gehen. So sind Spießer! Und außerdem.......“, Achim fuhr jetzt mir erhobener Stimme fort, wobei der bislang eher sachlich-kritische Ton immer mehr von einer zornigen Erregung überlagert wurde, „wir pflegen hier echte Freundschaft; auch das tun Spießer nicht. Die haben nur ihren nützlichen Umgang, ihre Empfänge, ihre gepflegten Gesellschaften. Schau doch deine Eltern an oder meine: haben die Freunde? Wirkliche, wahrhaftige Freunde? Nein, die haben nur sogenannte Freunde, besser gesagt: Bekannte! Und sie treffen sich mit ihnen, um sich vor ihnen zu zeigen, denn sie lechzen nach ihrer Anerkennung, ihrem Beifall; dann beweihräuchern sie den anderen für irgendein angeblich respektgebietendes Bourgeois-Betragen; gleichzeitig suchen sie ihn durch eigenes Imponiergehabe zu verunsichern, sie wollen ihm dann Achtung und Wohlwollen abverlangen. Beispielsweise so....“
Achims Stimme nahm wieder den bekannten gekünstelten Ton an:
„Haben gnädige Frau schon unsere neuesten Dias von unserer Reise nach Kenia mit Einschluss der Masai - Mara -Safari gesehen? Nein? Aber, aber! Da wird es höchste Zeit! Sie werden entzückt sein; kommen Sie doch morgen Abend mit ihrem Gatten bei uns vorbei!“ -
Achim sprach das ‚Gatten’ so aus, als hätte es mindestens fünf Te’ s.
„Die Meiers sind auch eingeladen. Welche Meiers? Na, der Tennis-Meier natürlich, der Präsident vom Tennisclub nebst Gattin; Prokurist bei Kleider-Böckmann, rechte Hand vom Chef! – Übrigens, auch einige köstliche Tropfen erwarten Sie: ein exquisiter Meursault und ein umwerfender Chabli premier cru! Haben Sie schon unseren brandneuen Opel-Kapitän gesehen; Sie wissen, das neue Modell zu 25000 Mark! Nein? Den werden Sie sich doch nicht entgehen lassen wollen! – Wir haben übrigens auch unser Herrenzimmer neu möbliert: neue Polstergarnitur, neuer Bücherschrank, Massivholz, echt Eiche! Und ein nagelneuer Mahagoni-Schreibtisch! Umwerfend, sage ich Ihnen! Ein phantastisches, erlesenes Stück! Die Preise sind natürlich streng vertraulich, wissen Sie, Sie fallen aber um, wenn ich sie Ihnen nenne: zehntausend Mark die Polstergarnitur und der Schreibtisch erst: zwölf Riesen mussten wir hinblättern...... und so weiter und so weiter.“
Achim sprach jetzt wieder mit normaler Stimme: „Na, wie werden deine Eltern wohl reagieren, Elmar? Wollen Sie die kostbare gesellschaftliche Verbindung zu diesen einflussreichen Freunden nicht verlieren, müssen Sie zurückklotzen. Sie faseln dann etwas von Kommodore oder Mercedes, den sie sich gerade neu zugelegt haben; sie laden zu echtem Rheingauer-Super-Auslesewein ein, und ihren nächsten Urlaub müssen sie wohl mindestens in Gran Canaria oder auf Rhodos, am besten in Übersee verbringen: Mauritius, Seychellen, Sri Lanka.... Wer nicht mithält bei diesem Protzwettbewerb, vielleicht weil er nicht kann oder weil er einfach keine Lust auf Spießergetue hat, weil ihm das Ganze zu dumm ist, eben zu philiströs - ja, was passiert mit dem? Er gerät ins Abseits. Die netten Freunde fangen an zu tuscheln, wispern schadenfroh hinter seinem Rücken, und man lässt ihn fallen, den guten Freund von ehedem, wie eine heiße Kartoffel - und warum? Man kann mit ihm keinen Staat mehr machen, er hat sich in degoutanter Weise klein gemacht, hat sich auf eine niedrigere Rangstufe gestellt; das bedeutet: er hat gegen die von den Spießern peinlich eingehaltene Rangordnung verstoßen. ’Urlaub im Westerwald?’“, sprach Joachim jetzt wieder mit überdrehter Stimme, „nein danke, da regnet es doch immer! Gebrauchten VW. gekauft? Igitt, igitt! - Tafelwein aus dem Konsum wagte er uns anzubieten! Er sollte doch bitte auf meinen empfindlichen Magen Rücksicht nehmen!’ - Das sind Spießer, Elmar! Sind wir so? Ich sage: Nein!!“
„Donnerwetter!“, rief Elmar aus und bewunderte seinen Freund wegen seines profunden Wissens, gleichzeitig bezweifelte er, ob all das, was er ihm in seiner flammenden Anti-Spießer- Rede vorgetragen hatte, auf seinem eigenen Mist gewachsen war. Elmar wusste, Dr. Tegelmann hatte ihm einige Bücher ausgeliehen, die er sich in einer Großstadtbibliothek selbst besorgt hatte; „du hast wohl auswendig gelernt, was du in der Spießerliteratur von Dr. Tegelmann gelesen hast, was?“
„Klar habe ich mich informiert“, gab Joachim seine Sekundärkenntnisse zu, ohne allerdings eine Spur von Unsicherheit zu verraten, „man kann sich ja diese Sachen nicht aus den Fingern saugen...“
Achim legte kurz eine Pause ein, wohl um sich noch weitere Beispiele aus dem spießigen Heldenleben zu überlegen, dann fuhr er fort:
„Spießer sind eine scheußliche, schäbige Sorte von Mensch. Haben sie zum Beispiel eine Schwäche bei einem ihrer Bekannten ausgemacht, sagen wir: einen wunden Punkt, irgend etwas, weißt du, was den anderen in ihren Augen herabsetzt, zum Beispiel ein Makel in der Familie - der Sohn hat das Staatsexamen nicht bestanden oder die verheiratete Tochter ist mit einem Liebhaber durchgebrannt - schon spürt der Spießer Überlegenheitsgefühle, er spürt, wie bei dem Gebrandmarkten das Prestige dahinwelkt, wie der eben noch Geachtete zur Schnecke mutiert im Ansehen seiner Philisterfreunde, denn bei dem herrscht ja das Chaos, während bei ihm, dem Philister, alles in bester Ordnung ist, jedenfalls nach außen hin; das genügt ihm, um diese Pechnase von Bekannten von oben herab zu behandeln, ihm das Wort im Mund herumzudrehen, ihm seine Argumente zu entkräften, wo’s nur geht, seine Meinung ins Lächerliche zu ziehen, seine Ehre durch üble Nachrede weiter zu zerpflücken. Er will ihm halt demonstrieren, dass er ihn nicht mehr ernst nimmt, dass alle ihn nicht mehr ernst nehmen, denn der Gute hat sich ja diese fatale Schwäche geleistet, und an der rankt sich der Spießer nun hoch, aus dieser Schwäche des anderen nährt er sein Selbstbewusstsein.“
„Okay, ist schon gut!“, rief Elmar aus, amüsiert und erleichtert zugleich, denn Achim schien seine Wutrede endlich zu einem Abschluss gebracht zu haben. Viele seiner Argumente kannte Elmar schon zu gut, um sie noch unterhaltsam zu finden; einiges aber war mir neu.
„Das mit den französischen Weinen, Achim, wo hast du das her? Etwa auch von Tegelmann?“
„Quatsch!“ versetzte Achim, indem er sich entkleidete, denn nach seiner Brandrede gegen die Spießer brauchte er wohl erst einmal eine Abkühlung im Wasser des Steinfirstsees. „Das weiß man halt, gehört zur Allgemeinbildung.“
„Zur Allgemeinbildung der Weintrinker, wolltest du sagen!“
„Ja, meinetwegen! – So, jetzt aber Schluss mit den Spießern! Das Weitere nächste Woche bei Tegelmann. Ich referiere eine Stunde lang!“
„Um Gottes Willen, noch einmal das Ganze!“, stöhnte Elmar, „das wird ja für mich ganz langweilig.“
„Du wirst es überleben!“
Nach dieser letzten Bemerkung war Achim mit einem Riesenhechtsprung in den See gesprungen und im Kraulstil auf- und davongeschwommen, Richtung Seemitte, die er innerhalb kürzester Zeit erreichte. Im Schwimmen war er nämlich ein As, besonders im Kraul, und er hatte als Mitglied des Schwimmvereins von Waldstädten schon mehrere regionale Meisterschaften gewonnen, während der Freund als „bleierne Ente“ - wie Achim immer zu sagen pflegte - erst gar nicht in den Verein eingetreten war, Schwimmen und auch andere Sportarten waren nun mal gar nicht dessen Stärke. Elmar hörte Joachim von ferne jauchzen und gurgeln, mal verschwand er von der Bildfläche, blieb sekundenlang unsichtbar, mal tauchte er plötzlich 20, 30 m entfernt wieder auf, prustend und brüllend, drehte Purzelbäume, streckte die Beine senkrecht in die Luft, stieg kurz darauf wie ein Delphin in die Höhe, ruderte dabei mit den Armen, als wollte er wie die fliegenden Fische abheben und übers Wasser gleiten.
„Elmar!“ rief er mit einem Male, „mach’ sofort das Boot klar und komm! Bring’ ein Handtuch mit und meine Klamotten. Wir müssen den phantastischen Sonnenuntergang beobachten!“
Dieses herrliche Naturereignis, das sie schon einmal von der Mitte des Sees mit Staunen beobachtet hatten, wollte sich Elmar natürlich nicht entgehen lassen. Er steckte Joachims Sachen eilig in eine Tasche, rannte zum Bootssteg und ruderte bald darauf mit dem Kahn dorthin, von wo Achim gerufen hatte. Kurze Zeit später saßen sie zusammen in dem Boot - Achim schon wieder angezogen - oder richtiger gesagt: sie lagen, halb mit dem Rücken gegen die Bootswand gelehnt, und schauten gemeinsam gen Westen, wo die Sonne als dunkelrote Riesenscheibe gerade den Saum eines Waldhügels berührte und ihre Strahlen den Hügel, ja die ganze Landschaft um den See mitsamt den Fichten am Ufer, den rundlichen Holunderbüschen, das Boot und die beiden Jungen in ein mildes, rötliches Licht tauchte. Elmar hatte die Ruder eingezogen, und das Boot lag nun regungslos in der Mitte des Weihers. Über dem Wasser herrschte vollkommene Ruhe, als wäre die ganze Natur in Schweigen und Staunen versunken und bewunderte gleichsam sich selbst, ihr eigenes glanzvoll inszeniertes Schauspiel. Es war in der Tat überwältigend: Über dem Waldhorizont loderte aus gigantischer Ferne das Sonnengestirn in seltsam rötlicher Farbenpracht herüber, gewaltig groß und so nah, als hätte es sich auf den Weg zur Erde gemacht und würde sich mit unserer irdischen Welt bald vereinen. Gerade schickte es sich an, hinter dem Horizont herunterzusteigen, wobei es ein letztes Mal die Landschaft am Steinfirstsee mit einem seltsam überirdischen Glanz überstrahlte, bevor die lange Nacht zunächst grau getönt, schließlich schwarz und finster hereinbrechen wird. Auch der milde Sommerwind, eben noch munter in ihren Haaren spielend, legte eine Ruhepause ein; nur als zarter, fächelnder Hauch brachte er sich hin und wieder in Erinnerung, streifte mitunter ihre Wangen oder kräuselte das Wasser, als wollte er das ernste stille Antlitz des Sees zum Lächeln zwingen. Winzige, tänzelnde Wellen berührten alsdann das Boot, aber so sachte, dass es in seiner ruhenden Lage wie vorher verharrte. Vereinzelt schwebten Libellen über dem Wasser, ließen sich vom lauen Wind in die Höhe tragen, um dort mit einem Male regungslos wie auf unsichtbaren Kissen zu verharren, als wären sie von den rötlichen Zauberstrahlen eines fernen Lichtgottes in Bann geschlagen. Erneut in Bewegung geratend, glitten sie in Richtung Wochenendhaus davon, dem verheißend leuchtenden Sonnenball entgegen, und verloren sich bald im schützenden Dunkel eines Holunderbuschs am Ufer.
Elmar hatte sich inzwischen im hinteren Teil des Bootes niedergelassen. Die Beine ausgestreckt, den Arm stützend hinter den Kopf gelegt, gab er sich ganz einer wunderbar gelösten Stimmung hin, die ihn in diesem Augenblick, da er die anheimelnde Stille des Sees auf sich wirken ließ, wohltuend umfing. Er beobachtete Achim, der in unveränderter Haltung gegen die Bootswand lehnte und gedankenverloren dorthin blickte, wo die untergehende Sonne jetzt ein leuchtendes, golddurchwirktes Band über die Wälder am Horizont legte. Nach einigen Minuten des Schweigens sagte er:
„Achim, ich muss zugeben, was du vorhin gesagt hast, über diese Gesellschaftsmenschen, diese Spießer - es hat mir gefallen; das heißt, ich fand es richtig, was du sagtest. Ich glaube auch: wahre Freundschaft zeigt sich, wenn man einem Freund, dem es schlecht geht, hilft, bedingungslos hilft. Nicht berechnend... weißt du!... nicht, weil man sich etwas davon verspricht, irgendeinen Vorteil....für sich selbst....“
Achim antwortete nicht, er blieb regungslos im Boot sitzen und schaute weiter still in die Ferne.
Elmar dachte in diesem Augenblick an einen amerikanischen Film, den er letzthin im Kino gesehen hatte, ein Melodram, etwas rührselig, sentimental, trotzdem war er tief angerührt von seiner Handlung. Sie schien ihm irgendwie zu dem zu passen, worüber er sich gerade gefühlvoll Gedanken machte, und um seine Ansicht über die wahre, echte Freundschaft nicht nur als Wunschtraum erscheinen zu lassen, sondern als etwas, was sich wirklich zwischen zwei Menschen ereignen könnte, begann er, Achim von diesem Film zu erzählen. Es sei angemerkt, dass das Kino für ihn die wichtigste Informationsquelle für das Unbekannte, noch nicht im Leben Erfahrene darstellte; an zweiter Stelle kam der Roman! Obwohl er also naturgemäß vom Leben noch nichts wusste, diskutierte er doch leidenschaftlich gerne über das Leben, seine Verwicklungen, seine Geheimnisse, und es war deshalb nur logisch, dass er eifrig ins Kino ging oder sich - ebenso eifrig - mit allerlei Lesefutter versorgte, um für die ausschweifenden Diskussionen, welche er alle Augenblicke mit seinem Freund über das Leben, über Gott und den Sinn des Universums führte, das nötige Rüstzeug zu besitzen.
Der Film nun, den er sich im städtischen Kino irgendwann einmal angesehen hatte, spielte in Amerika, in einer Kleinstadt des Ostens der Vereinigten Staaten, und er handelte vom Leben einer amerikanischen Durchschnittsfamilie, von ihrem kleinen Glück, ihrem großen Schicksal. Zunächst sorglos und heiter dahinlebend, wurde diese Familie plötzlich in eine tiefe Krise gestürzt. Das einzige Kind, ein bildschönes 17-jähriges Mädchen, mit allen Gaben für eine große, reiche Zukunft geradezu vorherbestimmt, wird auf einmal krank, krank im Gemüt, unheilbar geisteskrank! Doch sie musste nicht in eine Anstalt verbracht werden, sondern konnte weiter im Elternhaus bleiben, wo sie vom Vater und der Mutter hingebungsvoll gepflegt wurde. Der Fall hatte nun eine besondere Note: Das kranke Mädchen war Halbwaise, seine Mutter vor vielen Jahren verstorben, und deren Stelle versah die zweite Frau des Vaters, eine Stiefmutter also, eine noch junge Frau, obendrein attraktiv und von gewinnendem Wesen. Diese junge Frau - als sie den vermögenden Witwer heiratete, hatte sie sich wohl ein Leben frei von größeren Sorgen vorgestellt, frei jedenfalls von Existenzkrisen. Wenn aber ihr Leben jetzt von einer solchen Krise überschattet wurde, wenn es abseits von den bequemen Bahnen in schwieriges Gelände führte, ja sich auf Abgründe zubewegte, in die hineinzublicken die Frau täglich gezwungen war - wie würde sie sich verhalten? Verantwortungsbewusst? Oder würde sie sich aus der Verantwortung stehlen, verführt vielleicht von der Aussicht, ihren bisher so angenehmen und unbeschwerten Weg anderswo fortsetzen zu können, alleine oder an der Seite eines anderen, eines Freundes, was für sie auf jeden Fall eine Befreiung bedeutete, Befreiung von einem Berg von Mühsal, Befreiung auch von dem ständigen Blick in Abgründe? - Und in der Tat; die Versuchung nahte in der Gestalt eines solchen Freundes. Die Frau sah sich in einen Wirrwarr gegensätzlicher Gefühle gestürzt: Einerseits lockte das bequeme Leben und die Aussicht auf Reichtum und Luxus, andererseits mahnte das Gewissen.
„Was meinst du, wie sich die Frau entschieden hat?“, fragte Elmar seinen Freund, der bisher schweigend zugehört und den Eindruck erweckte, es interessiere ihn nach wie vor nur der Sonnenuntergang und nicht diese Filmgeschichte. „Gab sie der Versuchung nach, oder blieb sie bei ihrem Mann, das heißt also auch: bei der schwerkranken Stieftochter?“
Achim wandte den Kopf leicht zur Seite; er schien nachzudenken, dann sagte er:
„Wie ich den amerikanischen Film so einschätze, also seine Neigung, alles zu einem Happy End zu führen, den guten Menschen am Ende siegen zu lassen; außerdem - der starke Einfluss der Religion in Amerika - das Ergebnis kann meiner Meinung nach nur lauten: die Frau folgte ihrem Gewissen, sie blieb bei ihrem Mann und ihrer Stieftochter!“
„Richtig!“, bestätigte Elmar, „die Frau verzichtete auf alle Verheißungen der Liebe..... äh.... zu diesem Freund. Sie entschied sich für eine andere Art Liebe, für die Liebe zu ihrer Familie.“
„Das heißt also“, ergänzte Achim, „sie stellte ihren Egoismus zurück, sie ließ ihren..... - was heißt das Gegenteil von Egoismus?..... ihren.....“
„Altruismus!“, half der Freund weiter.
„Ja, ihren....ihre ....Nächstenliebe, könnte man auch sagen.“
„Oder, ihre Pflicht zum moralischen Handeln!“
„Na ja, das Wort ’moralisch’ steht nicht mehr so hoch im Kurs.“
„Aber es klingt besser, als wenn man sagt: das Gute in sich zur Entfaltung bringen; auch das Wort ’Nächstenliebe’ wird nicht von jedem geschätzt.“
„Ja, da hast du Recht. Wenn dein Nächster ein Schubiak ist - wie kann ich so eine Kanaille mögen oder gar ’lieben’. Also gut, sagen wir dann: ihre Pflicht, moralisch zu handeln...... hat gesiegt.“
„Weißt du wirklich, dass die Religion in Amerika so einen starken Einfluss hat?“
„Neulich habe ich so ’was in der Zeitung gelesen. Die „Legion of Decency“ hat in Amerika große Macht. Die Produzenten versuchen mit Bibelverfilmungen die Gunst der Kirche zu gewinnen.“
„Dann werden es sich die Hollywood-Leute ganz sicher nicht erlauben, eine Frau vorzuführen, die sich egoistisch....., unmoralisch verhält!“
„Eben!“, bestätigte Achim, „das würde einen Sturm der Entrüstung entfachen.“
„Wie findest du das? Ich meine, ist das nicht Heuchelei, Verlogenheit oder, sagen wir: Profitinteresse? Denn wenn man alles so schön moralisch zurechtbiegt, verspricht das doch guten Gewinn!?“
Achim zögerte einen Moment, ehe er antwortete. Da die Sonne inzwischen fast untergegangen war, änderte er seine Sitzhaltung in dem Boot, machte es sich bequemer, indem er wie Elmar die Beine lang ausstreckte, dann sagte er:
„Klar ist das irgendwie verlogen, denn die Wirklichkeit...., na ja, die ist ja meistens anders. Weißt du noch, neulich im Religionsunterricht bei Eilert, als wir über die christliche Nächstenliebe sprachen und er Nietzsche und Schopenhauer zitierte: ’Es gibt nur so schwache Spuren von Moralität unter den Menschen’, sagt Schopenhauer. Und: die christliche Moral muss abgeschafft werden, weil sie den Willen zur Macht schwächt, meinte - glaube ich - Nietzsche.“
„Ja, aber Eilerts Gegenargumente haben mich überzeugt“, warf Elmar rasch ein; er als christlicher Pfadfinder lehnte den Heiden Nietzsche rundweg ab, „ich meine, die Gegenargumente von Pascal haben mich überzeugt: Ohne christliche Moral wird der Mensch zu einem Chaos, zu einem Monster.“
„Und das passiert, hat er noch gesagt, wenn man nicht mehr an Gott glaubt“, ergänzte Achim, „wenn man den Religionsunterricht abschafft und nicht mehr in die Kirche geht.“
„Der arme Eilert! Bei ihm muss der Gedanke, der Religionsunterricht wird abgeschafft, geradezu Panik auslösen. Er wäre dann ja arbeitslos...“
„Und die Schüler von einem langweiligen Gähn-Unterricht befreit“, fügte Achim hinzu.
Elmars Freund schwieg einen Moment; dann fuhr er fort:
„Neulich habe ich mit meinem Vater über diese Fragen gesprochen; es war - glaube ich - unmittelbar nach dieser Religionsstunde. Als ich den Eilertschen Standpunkt vertrat, zeigte mir mein Vater den Vogel. Die Menschen - sagte er - handeln fast immer nach ihrem Vorteil. Edle Motive, große Liebe, uneigennützige Freundschaft, Samaritertum - und was es da noch alles an Gutem gibt, an... Hochherzigem - kommen so selten vor wie Regen in der Sahara oder ein Kolibri auf dem Leonardsturm. Meistens wird das als Beweggrund nur vorgeschoben - sagte mein Vater.“
„Sagt ja auch Schopenhauer“, warf Elmar ein.
„Jawohl, Schopenhauer sagt das auch“
„Aber manchmal regnet es auch in der Sahara.“
Achim, der jetzt kaum noch Gelegenheit hatte, die Sonne weiter zu beobachten, denn sie war nur noch als kleiner, gebogener Streifen über dem Waldsaum zu sehen, ließ sich durch Elmars Argumenten nicht beirren.
„Ja, manchmal regnet es in der Sahara!“, wiederholte er, „alle Jubeljahre; so selten, wie halt ....äh.... ein Krokodil in der Schwalm herumschwimmt.“
„Aber wir Pfadfinder“, erwiderte der Freund mit Pathos in der Stimme, „sind eben der Meinung, die Moral, äh... das Gute kommt doch öfter vor als ein zwitschernder Kolibri auf unserem Kirchturm.“
„Ja, weiß ich!“
Achim wandte den Kopf zu seinem Freund und schaute ihm kurz in die Augen, wobei ein spöttisches Lächeln über sein Gesicht huschte; dann blickte er an ihm vorbei auf die schwach bewegte, das Licht der sinkendem Sonne geheimnisvoll spiegelnde Wasserfläche. Der stärker aufkommende Wind spielte in seinem Haar und wehte ihm einige Locken in die Stirn. Elmar glaubte fest daran, er habe in Achim einen guten Freund gefunden. Zwar seine Bemerkung vorhin, als er den Eindruck bekam, Joachim wäre auch in Ulrike Düsterwald verliebt und sie beide müssten um die Gunst des hübschen Mädchens konkurrieren, hatte ihn etwas stutzig gemacht. Aber es verhielt sich ja nicht so, Achim hatte betont, er sei nicht in Ulrike verliebt, und also fiel auch nicht ein winziger Schatten auf ihre Freundschaft, der Schatten der Rivalität. So nahm er fest an, dass das Verhaltensmuster der Masse, die sich ihre sogenannten Freunde je nach Interessen und Vorteilen aussucht, für sie beide nicht galt. Zwischen ihnen herrschte eben wahre Freundschaft.
Die Sonne war jetzt ganz hinter dem Waldhorizont verschwunden, Dunkelheit breitete sich allmählich über dem See aus und umhüllte all das, was eben noch vom Glanz der Sonne in ein seltsam unwirkliches, rötliches Licht getaucht war, mit einem tristen, dämmrigen Einheitskleid. Nicht mehr lange würde es dauern, bis die ganze Natur um sie herum in der undurchdringlichen Schwärze der Nacht versank.
Elmar griff nach den beiden Ruderstangen und steuerte das Boot zuerst langsam, dann immer schneller dem Ufer zu, denn sie wollten das letzte, dämmrig gewordene Licht des Tages ausnutzen, um wenigstens einen Teil des Heimweges nicht in völliger Dunkelheit auf ihren Rädern zurückzulegen.