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»Ich rieche sie«, sagte Howard schleppend und den Blick stur geradeaus gerichtet. »Sie nicht?«

»Nein. Meine Nase scheint schlechter als Ihre zu sein, Marshal. Aber ich werde das Gefühl auch nicht los, dass die Schurken sich in der Nähe befinden.«

»Dort vorn! In dem Gehölz. Einen besseren Hinterhalt kann ich weit und breit nicht sehen.«

»Dorthin führen auch die Spuren. Jedenfalls so weit, wie man sie sehen kann.«

»Verdammt!« Dale Howard sah ratlos aus. »Die Halunken können natürlich am Waldsaum entlang weiter nach Westen geritten sein.«

»Natürlich.« Chet lächelte dünn. »Aber dann würden Sie von den beiden doch nichts mehr riechen, Marshal!«

»Eben.«

»Soll ich Ihnen einen brauchbaren Vorschlag machen?«

»Wofür?«

»Wie wir herausfinden, ob sich die beiden dort verstecken oder nicht, Marshal!«

»Heraus damit!«

»Wir schießen auf Verdacht einfach mal ins Gehölz hinein. Wenn die beiden dort sind, werden sie von ihren Pferden verraten.«

Howard klappte den Mund auf.

Chet lächelte freundlich. »Da sind Sie baff, was? So einfach ist das, Marshal.«

»Warum rücken Sie denn erst jetzt damit heraus, zum Satan?«

»Ich wollte Ihnen Zeit lassen, selbst darauf zu kommen. Marshal. Weil ich doch nur mitgeritten bin. Nach den ersten Schüssen müssen wir aber schnell von den Pferden sein. Denn wenn die beiden dort lauern, schießen sie, sobald sie sich verraten fühlen.«

»Weiß ich selbst«, knurrte Howard. »Also los, sind wir soweit?«

»Von mir aus, ja.« Chet hielt das Gewehr an der Hüfte angeschlagen.

»Bei drei. Eins, zwei, drei!«

Die beiden Gewehre entluden sich gleichzeitig. Mündungsflammen zuckten aus den Läufen, und das Peitschen der Schüsse hallte über die Mesa. Die beiden Pferde und das dritte, das Chet an der Longe hinter sich führte, wieherten. Die Kugeln fuhren ins Gehölz, fetzten Äste von den Bäumen und schlugen pochend in Stämme. Auch dort wieherten Pferde.

Chet und der angebliche Marshal sprangen von den Pferden.

Keine Sekunde zu früh. Schon entluden sich zwei Gewehre im Gehölz. Jemand brüllte einen Befehl, der im Wummern unterging.

Chet ließ das Pferd los, repetierte das Gewehr und schoss dahin, wo eben der Feuerstrahl schemenhaft eine Gestalt beleuchtete.

»Weg hier, die machen uns fertig!«, schrie Ringo. Er schoss aber wieder, verfehlte nur knapp Howards Pferd und ließ es entsetzt die Flucht ergreifen.

Im Gehölz raschelte es, dann krachten die Gewehre erneut.

Howard rannte schießend auf die Bäume zu. Dort barst und knackte es. Pferde schnaubten, und Hufe schlugen auf den Boden.

»Die wollen abhauen!«

Chets Hengst war zu dem dritten Tier zurückgelaufen und für den Vormann der Bullhead-Ranch im Moment auch zu weit entfernt. Er lief mit dem Marshal.

Aus dem kleinen Gehölz brachen zwei Reiter und gaben den scheuenden Pferden die Sporen.

Howard und Chet hielten gleichzeitig an, zielten und schossen. Ein einziger Knall hallte in das Wiehern und Hufgetrappel. Das eine Pferd wieherte und sprang mit gekrümmtem Rücken wie eine buckelnde Katze in die Luft. Der Reiter wurde ausgehoben, schwebte und schrie, schrammte schräg auf den Sattel und stürzte. Er brüllte noch einmal, schlug auf den Boden und wurde mitgerissen, weil sein Stiefel noch im Steigbügel steckte.

Der andere schlug auf sein Pferd ein.

Chet und Howard schossen abermals, aber der Reiter entschwand im Schatten am Rand des Gehölzes in totaler Nachtschwärze.

Der Steigbügelriemen des zweiten Pferdes riss. Der Reiter blieb liegen. Das Pferd galoppierte in einem großen Bogen über die Mesa, zuerst nach Süden, dann nach Osten und schließlich dahin, wo die anderen Pferde am Ausgang des Canyons standen.

Howard feuerte hinter dem Fliehenden her, solange er meinte, ihn zufällig treffen zu können. Als er das Gewehr endlich sinken ließ und das Wummern verhallte, war das Hufgetrappel nur noch sehr schwach zu hören und verklang alsbald.

Sie näherten sich der reglos liegenden Gestalt mit erheblicher Vorsicht. Howard stieß den Mann an. Chet bückte sich und wälzte ihn auf den Rücken. Er war bereits tot.

»Jubal!« Howard wandte sich um. »Sehe ich vier Pferde?«

»Ich denke schon. Sie suchen eins beim anderen Schutz, wie es scheint, Marshal.«

»Jubal war der Anführer.« Howard schaute immer noch zu den entfernten Pferden. »Und Anführer haben gewöhnlich die Beute bei sich. Stimmt doch, oder?«

»Gewöhnlich ja.«

»Dann wollen wir nachsehen. Moment!« Howard bückte sich und durchsuchte den Toten, aber was er fand, erschien ihm so unwichtig, dass er es nach flüchtiger Betrachtung jeweils wieder fallen ließ.

Chet lief schon langsam zum Ende des Canyons zurück. Als Howard ihn einholte, war er den Tieren so nahe, dass er eine Tasche am Sattelhorn von Jubals Tier erkannte.

Howard lief schnell, nahm die Tasche an sich, griff hinein und lachte. »Na also. Ich habe Jubal zur Strecke gebracht, seine Bande fast aufgerieben und die Beute!«

»Wie schön für Sie.« Chet blieb hinter Dale Howard stehen.

Der Mann wandte sich um. Matt blinkte sein großer Silberstern im Mondlicht. »Sie haben recht, McCoy. Ob meine oder Ihre Kugel das Pferd streifte und den Bandenführer abwarf, ist ungewiss. Sicher ist nur, dass er tot ist und damit die Kopfprämie fällig wird. Die haben Sie sich verdient. Wie ausgemacht.«

Bevor Chet dazu etwas sagen konnte, griff Howard schon wieder in die Tasche. Silbermünzen klimperten zwischen den Fingern des Mannes.

»Dreihundert Dollar für Sie, McCoy. Schnell verdientes Geld! Wie finden Sie denn das? Los, Hand aufhalten!«

Chet bekam dreißig Silberlinge in die Hände gezählt. Dann lachte Howard wieder und verschloss die Tasche. »Das war’s dann.«

Chet schaute nach Westen. »Wollen Sie sich um den vierten nicht mehr kümmern?«

»Um Ringo? Nein. Der hat hoffentlich doch noch etwas dazugelernt und versucht sich in einem besseren Job.«

»Wie Sie meinen.« Der Vormann band das Pferd des toten Bandenführers mit dem von Tex zusammen und stieg auf seinen Hengst. »Und den Toten? Sie werden ihn brauchen. Wegen der Prämie!«

»Den lassen wir für Ringo liegen. Vielleicht wagt er sich morgen wieder her, bestattet Jubal und ist geheilt für den Rest seines Lebens. Nein, ich brauche ihn nicht. Mir glaubt man in Newman auch so.«

»Und eine Quittung von mir?«

»Hölle und Schwefel, das hätte ich tatsächlich vergessen!« Howard durchsuchte seine Taschen, gab Chet ein abgegriffenes Notizbuch. »Schreiben Sie da hinein, dass ich Ihnen dreihundert Dollar für die Ergreifung von Jubal Hengston aushändigte. Adresse und Unterschrift nicht vergessen.«

Der Vormann schrieb wie verlangt und gab Notizbuch und Tintenstift zurück.

»In Ordnung, das war alles.« Howard steckte die Schreibutensilien ein. »Ich schleife doch keine Leiche nach Kansas. Wie stellen Sie sich so was denn vor?«

»Ich hatte weniger an Kansas als vielmehr an die nächste Stadt gedacht, Marshal.«

»Nein, ich denke nicht daran. Im übrigen ist ja wohl klar, was aus dem Halunken wurde, wenn ich die Bucks zurückbringe. Sagen Sie, in Yuma gibt es doch eine Eisenbahnstation?«

»Richtig.«

»Wie weit ist das?«

»Drei bis vier Tage zu reiten. Im Süden erreicht man die Bahnlinie früher.« Chet ritt in den Canyon hinunter.

»Ich müsste möglichst schnell nach Newman zurück. Sie werden das sicher verstehen?«

McCoy wartete, bis der Mann mit dem Stern an der schwarzen Jacke neben ihm war, dann ritt er weiter. Die Longe spannte sich, die beiden überzähligen Pferde wurden mitgezogen.

»Zeigen Sie mir, wo ich nach Süden abbiegen muss, Mister McCoy? Und können Sie mir den Weg gut genug beschreiben?«

»Ich denke schon.«

Heißer Empfang mit Blei

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