Читать книгу Heißer Empfang mit Blei - Heinz Squarra - Страница 6
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Оглавление»Glaubst du wirklich, sie sind immer noch hinter uns her?«, fragte Ringo Hengston, ein mittelgroßer, schwarzer, finsterer Bursche von sechsundzwanzig seinen größeren Bruder Jubal.
»Und ob.« Jubal spuckte in eine Felsspalte. »Diese Marshals aus den Eisenbahnstädten von Kansas sind wie Eisen.« Der Bandenführer reckte die schrankbreiten Schultern. Er war von großer, bulliger Gestalt und erinnerte an einen Bären.
»Aus Eisen?« Marvy, ein rothaariger, gegen Hengston eher unscheinbarer Bursche, grinste schief. »Doch nicht mehr, wenn sie eine Kugel trifft, Jubal!«
»Das nicht«, gab Jubal Hengston zu.
Tex, der Vierte im Bunde, ein kleiner, verschlagener Kerl mit einem Rattengesicht, kicherte leise.
Wieder herrschte Stille unter ihnen. Sie lauerten auf die beiden Verfolger, die wie auf einem Präsentierteller erscheinen würden, wenn sie den Pass erreichten. Minuten reihten sich aneinander. Ringo Hengston wurde unruhig, ließ das Mehrladegewehr sinken und zerrte an seinem rutschenden Patronengurt mit dem schweren 45er in dem Holster herum.
»Was hast du, Kleiner?«, knurrte der Bandenführer finster. »Kannst du nicht ein paar Minuten auf einem Fleck stehen?«
»Wir vergeuden nur Zeit. Die haben unsere Spuren verloren, Jubal!«
»Wenn das der Fall sein sollte, vergeuden wir keine Zeit, denn dann wäre niemand mehr hinter uns her. Es wäre gut, wenn du dich ein bisschen zusammenreißen könntest, Ringo.«
»Nervosität verhilft meistens zu einem frühen Ende!«, höhnte Tex.
Ringo war nahe daran, den jungen Kumpan anzuspringen und ihm die Faust ins Gesicht zu setzen, aber ein kalter Blick seines Bruders hinderte ihn daran.
Tex öffnete den Mund wieder, aber Jubal sagte: »Du hältst gefälligst auch die Klappe!«
Dann warteten sie wieder. Schweißbäche liefen über ihre Gesichter. Die Hitze im Canyon war enorm, und nach dem Gefühl der Halunken schien sie sich noch zu steigern. Träge verrann die Zeit. Die flirrende Sonne am Himmel bewegte sich nicht über den Zenit hinaus, und in der Schlucht bildeten sich keine Schatten.
Auf einmal tauchten Reiter auf. Wie hingezaubert erschienen sie auf dem Pass, der eine wie ein Spieler, der andere mit Lederhose und kariertem Hemd beinahe wie ein Cowboy bekleidet, jedoch mit einem großen Silberstern auf der Brust.
Die Banditen in der Schlucht zögerten keine Sekunde. Die Gewehre flogen hoch und krachten. Das Pferd des Marshals wurde getroffen und brach zusammen. Der Mann schlug neben dem Tier auf den Boden und sprang wieder auf. Da trafen ihn zwei Kugeln gleichzeitig. Er taumelte und stürzte auf das verendende Tier.
Der andere Mann saß längst nicht mehr im Sattel und schlug seinem herumwirbelnden Pferd auf die Hinterhand.
»Verdammt, warum hat denn keiner auf den gezielt?« Jubal Hengston repetierte das Gewehr.
Sie schossen zu spät. Der schwarzgekleidete Verfolger befand sich bereits in Deckung. Die Kugeln winselten über die Höhe. Auch sein Pferd war für die Banditen nicht mehr zu sehen.
Jubal fluchte wie ein Fuhrknecht der Wells Fargo, wagte sich aus der Deckung und schoss, was das Gewehr nur hergeben konnte.
Da schob sich auf der Höhe ein Gewehrlauf ins Sonnenlicht. Ein Feuerstoß zuckte aus der Mündung. Pulverdampf breitete sich auf dem Pass aus. Die Kugel streifte Jubal am Arm und ließ ihn in die Deckung zurückspringen.
In rascher Folge entlud sich die Waffe auf der Höhe. Projektile pfiffen durch den Canyon, schrammten gegen die zerrissenen Wände und heulten quarrend in den Himmel. Die Pferde in der Deckung wieherten und schlugen mit den Eisen hart auf das Gestein.
»Verdammt, der hat die bessere Position und deckt uns ein!«, schimpfte Ringo.
Jubal repetierte das Gewehr und schoss auf die Waffe da oben.
»Was ist das nur für ein Kerl, der den Marshal begleitete?«, knurrte Marvy.
»Mein Kopf ist immerhin dreihundert Dollar wert«, gab Jubal zurück.
»Du meinst, die will der sich verdienen?«
»Deshalb dürfte er jedenfalls den Marshal begleitet haben. Aber nun steht er allein herum. Denn der Marshal scheint tot zu sein.«
»Sieht ganz danach aus«, stimmte Tex zu. »Der eiserne Marshal hat ein Stück weiches Blei nicht verkraftet.«
Die nächste Kugel streifte Tex’ Ohr und verdeutlichte ihm die Gefahr.
»Gegen den werden wir hier nichts mehr«, maulte Marvy. »Los, lass uns abhauen, Jubal. Die Prärie kann nicht mehr weit sein. Sollte er die Nase nicht voll haben, sieht er ziemlich alt gegen uns aus, wenn das Gelände offen ist.«
»Meine ich auch!«, Ringo nickte.
»In Ordnung.« Jubal ging rückwärts und griff nach dem Zügel seines Pferdes. »Los, kratzen wir die Kurve, Leute!« Er schwang sich schon in den Sattel.
Ringo schoss aus der an der Hüfte angeschlagenen Waffe noch ziellos zur Höhe. Sein Bruder galoppierte bereits den Canyon weiter hinunter.
Tex und Marvy sprangen in die Sättel und schossen hinter sich. So fand auch Ringo Gelegenheit aufzusitzen. Die ganze Bande sprengte davon.
Auf der Höhe erhob sich der Mann, der eine gestreifte Röhrenhose, ein schmutzig gewordenes weißes Rüschenhemd und eine offenstehende doppelreihige Jacke von schwarzer Farbe trug. Er schoss hinter der entschwindenden Bande her, traf jedoch keinen.