Читать книгу Der gnadenlose Slim: Harte Western Edition - Heinz Squarra - Страница 9
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ОглавлениеSie sprengen auf den Hof, als hinge Feuer an den Hufen ihrer Pferde. Sie reißen die Tiere kurz vor der Veranda zurück.
Slim Gates hält in der Mine. Für Sekunden verschwindet sein hart grinsendes Gesicht im hochwirbelnden Staub. Dann zieht der Staub ab, und sein Gesicht wird ernst.
Neben ihm hält der Vormann Clevenger. Und dann noch drei raue Burschen, von denen Jack weiß, dass sie auf der Ranch nie seine Freunde waren.
Slim leckt sich über die messerscharfen Lippen und stützt die Hände auf das Sattelhorn.
„So trifft man sich wieder, Bruder“, meint er gedehnt. „Weißt du, warum wir hier sind?“
„Keine Ahnung, Slim.“
„Du hast Clevenger gestoppt, als er einen meiner Befehle ausführte. Du hast ihn zwar zu spät gestoppt, wie es scheint, aber immerhin. Du weißt, meinen Befehlen widersetzt sich keiner ungestraft.“
Slim leckt sich wieder über die Lippen und blickt seine Männer an.
„Sprich doch weiter, Slim“, dehnt Jack. Er senkt die Hand auf den Kolben des Bisbee Colts und umspannt diesen fest.
„Alles Weitere erklären dir diese Männer, Jack. Ich gebe ihnen jetzt den Befehl, dir deine verdammte Dickfälligkeit aus dem Schädel zu schlagen. Nachher packen wir dich auf ein Pferd. Ich schätze, du hast dann für alle Zeiten genug.“
Jack hört den leisen Aufschrei des Mädchens in der Hütte. Und er sieht, wie Slim wieder grinst.
„Das scheint deinem Liebling wenig zu gefallen“, meint Slim zufrieden. „Ich glaube, nach dieser Behandlung wird sie an dir sowieso keinen Gefallen mehr finden.“
Jack blickt die Männer der Reihe nach an. Er weiß, dass er keine Chance hat, wenn diese vier Kerle auf ihn losgehen. Sie werden ihn so zusammenschlagen, dass er eine Woche im Bett liegen muss und eine weitere in keinen Sattel kommt. Und in der Zwischenzeit werden sie alles in Slims Sinne erledigen. Er merkt, wie sich seine Sehnen spannen, während er sie alle noch mustert. Wie sprungbereite Raubtiere hocken sie im Sattel und warten nur auf den nächsten Befehl.
„Also los, Boys!“, ruft Slim und hämmert die Paust auf das Sattelhorn.
Clevenger steigt als erster ab. Er lässt die Zügel zur Erde hängen, grinst aufreizend und krempelt sich die Ärmel hoch.
Die drei anderen folgen seinem Beispiel. Slim setzt sich bequem im Sattel zurecht. Er sieht aus, als würde er das Kommende mit Freude erwarten.
Die vier Kerle schieben sich auf die niedrige Veranda zu.
„Komm herunter, Jack“, sagt Clevenger. „Im Moment wollen wir diese Bretterbude noch nicht auseinandernehmen. Dein Bruder meint, sie würde einmal ein prächtiges Vorwerk auf dieser Seite des San Pedro River abgeben. – Na los!“
Er macht noch einen Schritt. Da reißt Jack den Colt aus dem Halfter und zieht den Hahn mit dem Daumen zurück.
„Mach noch einen Schritt, Clevenger“, sagt er kalt.
Der Vormann ist stehengeblieben. Er schaut über die Schulter.
Slim sagt nichts.
Da dreht sich der Vormann zurück und schnallt seinen Gurt ab. Achtlos lässt er ihn in den Sand fallen.
„Ich will mich bestimmt nicht mit dir schießen“, mault er. „Ich weiß doch, dass du da besser bist als ich. – Komm, Junge, wir machen das ganz anders.“ Er dreht seine mächtigen Fäuste durch die Luft, steht aber noch immer auf dem gleichen Fleck.
„Geh zurück, Abe“, dehnt Jack. „Ich bin nicht so dumm, mich zusammenschlagen zu lassen.“
Clevenger lässt die Arme an den Seiten nach unten hängen.
„Würdest du ihn wirklich erschießen?“, fragt Slim.
„Du wirst es ja sehen, Bruder. Jedenfalls schlagen mich deine Kettenhunde bestimmt nicht zusammen.“
Die drei anderen Burschen stehen noch etwas hinter dem bulligen Vormann. Sie alle sehen nicht mehr sehr sicher aus.
„Ich glaube, er macht es“, sagt einer. „Ein Mann, der sieht, dass er keine Chance hat, macht es immer. Boss, ich fürchte, so wird es nichts.“
„Ach was!“ schreit Slim und richtet sich im Sattel gerade auf. „Los, gebt es ihm!“
In Clevengers Gesicht beginnt es heftig zu arbeiten. Jack sieht, dass der Vormann auf dem Sprung steht.
„Ich glaube, ich werde dir in die Schulter schießen, Abe“, sagt er. „In die rechte Schulter. Du wirst dann nie wieder mit dieser Hand nach einem Mann schlagen.“
Clevenger weicht zurück.
„Feigling!“, schreit Slim. „Los, Abe! Sonst bist du die längste Zeit Vormann gewesen!“
Clevenger schnauft wütend und ballt wieder die Hände zu dicken, harten Fäusten. Er kommt einen halben Schritt näher, blickt in die kreisrunde Mündung und weiß nicht, was er nun tun soll.
Inzwischen hat sich ein anderer Cowboy weiter nach links geschoben. Er greift nach der Veranda und schwingt sich mit einem schnellen Satz über sie hinweg.
Jack wirbelt herum und schießt. Brüllend fährt die Kugel aus dem Lauf, reißt dem Weidereiter den Stetson vom Kopf und weht ihn über den Hof. Der Mann stößt einen erschrockenen Schrei aus und duckt sich. Jack dreht sich zurück, doch da ist der Vormann schon die flache Stufe heraufgesprungen.
Jack sieht das verzogene Gesicht vor sich, und er spürt die Faust, die über seine linke Schläfe radiert. Er zieht den Colt hoch und hämmert ihn auf Clevengers Kopf. Es gibt ein hartes Geräusch, und Clevenger schreit auf. Er taumelt zurück, nimmt die Hände vor das Gesicht und verpasst die Stufe. Lang schlägt er in den Staub.
In diesem Moment hat sich der Cowboy auf der linken Verandaseite wieder aufgerichtet. Sein Gesicht ist verkrampft. Er bringt die Waffe hoch und legt auf Jack an.
Da geht die Fensterscheibe splitternd in Scherben. Die beiden Läufe einer Schrotflinte tauchen auf, und Hedys entschlossene Stimme sagt: „Wirf ihn weg, sonst fährst du zur Hölle.“
Der Mann steht wie angenagelt und lässt den Revolver aus der Hand kippen.
„Geh zu den anderen!“, ruft das Mädchen. „Steig über das Geländer. Du kannst es ja!“
Der Mann folgt dem Befehl.
Clevenger richtet sich ächzend auf und steht mit hängenden Schultern. Die beiden anderen Boys wissen nicht, wo sie die Hände hintun sollen.
Slim ist im Gesicht grün angelaufen, doch er sagt nichts.
Jack lehnt sich neben der Tür an die Holzwand des Hauses. Er blickt seinen Bruder an und sagt: „Du konntest dir den Weg sparen, Slim. Es war doch klar, dass ich mich nicht mit deinen Schlägern auf eine Prügelei einlassen würde.“
Slim sagt nichts.
Clevenger reibt wieder über seinen Kopf und geht zu seinem Pferd. Er zieht sich in den Sattel und dreht das Tier. Die anderen Männer folgen ihm. Sie alle wenden die Pferde, sobald sie in den Sätteln sitzen.
„Was ihr gemacht habt, ist Landfriedensbruch, Slim Gates!“, ruft das Mädchen durch das geborstene Fenster. „Wenn ihr es noch einmal macht, wenn ihr dieses Land wieder betretet, dann wird ohne Warnung geschossen!“
Slim lächelt, aber es sieht unsicher aus.
„Wir reden darüber noch“, knurrt er und zieht sein Pferd ebenfalls herum. „Yeah, wir reden ganz bestimmt noch darüber!“