Читать книгу Die gestohlenen Mustangs - Heinz Squarra - Страница 7

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Mike Cadwell ist dreißig Jahre alt. Er ist groß, kräftig, braungebrannt und, nach seinem Gesicht zu urteilen, ein energischer Mann. Allerdings, seine braunen Augen leuchten bisweilen, aber sie können auch hart und dunkel werden.

Und hart und dunkel werden sie jetzt, als er sich in einem schmalen Nebental dem Mustang gegenüber sieht, den er schon Stunden verfolgt.

Er hält das Lasso in der schwieligen Hand. Das Ende hat er um das Sattelhorn verknotet. Jetzt fliegt die Schlinge durch die Luft.

Der Mustang ahnt die gefährliche Nähe des Menschen Er steigt hoch – und springt genau in die Schlinge hinein.

Auf der Hinterhand wirbelt das Tier herum, stemmt sich hart ab und jagt los.

Mikes Pferd wird mitgerissen. Sie donnern aus dem Tal, preschen einen steinigen Canyon hinunter. Staub quirlt auf, Gestein prasselt durch die Luft, gegen die hohen Schluchtwände und hart am Gesicht des Reiters vorbei, der verbissen im Sattel sitzt und nun nichts Weiches mehr an sich hat.

Die Pferde schnauben und wiehern ängstlich. Schaum hängt vor ihren Mäulern. Die Felle dampfen, und die Zungen werden lang.

Die Jagd wird langsamer, läuft sich schließlich aus.

Zitternd steht der wilde Mustang und sieht seinen Bezwinger an.

Mike nimmt ein zweites Lasso. Leicht wirft er es über den Hals des Pferdes.

Der Mustang wiehert schrill, will sich zurückstemmen, schwankt aber. Seine Kraft ist erlahmt, denn schon vor dem Fang jagten sie stundenlang durch die wirren Täler und Schluchten der Mountains.

Mike verbindet die Lassos am Sattelhorn miteinander. Er bückt sich unter dem einen hindurch und setzt seinem starkknochigen Pferd die Sporen ein. Das Tier setzt sich müde in Bewegung. Es ist schwach und mitgenommen. Die Last des Reiters und des Sattels machen sich bemerkbar.

Aber Mike muss sein Pferd zwingen, denn jetzt folgt der wilde Mustang. Seine Kraft ist gebrochen, und er muss ihn in den Corral bringen, ehe er sich erneut auf seinen Widerstand besinnt.

Widerstrebend folgt das Tier am Lasso. Es kann gar nicht anders, es muss laufen, denn die Schlingen am Hals sind eng und ziehen sich bei jedem Ausbruchsversuch weiter zu.

Heute hatte ich Glück, denkt Mike, während er sich den Schweiß von der Stirn wischt. Yeah, es ist schnell gegangen. Bob wird Augen machen, wo ich so schnell herkomme.

Nach einer halben Stunde hält er auf feinem Plateau. Es erhebt sich hoch über die schartigen Gipfel und gibt den Blick weit über die rauen Berge frei.

Der Tag ist klar. Mike sieht über die Berge. Das Pferd unter ihm schwankt und der Mustang am Lasso beginnt wieder zu ziehen.

Plötzlich steigt das donnernde Echo einer Gewehrsalve aus dem Tal. Es schallt über die Höhen, setzt sich von Gipfel zu Gipfel und von Wand zu Wand fort.

Langsam klingt es ab, verebbt schließlich ganz.

Was war das? Jäger?

Mike schüttelt energisch den Kopf. Jäger geben keine Salven ab, sagt er sich, sondern nur einzelne Schüsse. No, das war es also nicht. Außerdem gibt es hier keine Jäger. Wir sind auf dreißig Meilen ganz allein.

„Bob! Was war das?“, schreit er plötzlich hinaus. „Bob! hörst du? Was ist los, Bob? Wer hat geschossen? Wer gibt hier fünf oder zehn Schüsse auf einmal ab?“

Es hallt von den Bergen schwach zurück, aber es kommt keine Antwort. Mike weiß, bis zum „Grizzlytal“ ist es ungefähr noch eine Stunde. Yeah, eine Stunde – und soweit hallen in diesen Bergen die Schüsse.

Er hat es eilig. Er weiß: Etwas stimmt da nicht!

Und so geht es in halsbrecherischem Tempo eine Geröllhalde hinunter, durch ein Tal und dann durch einen langen Canyon, an dessen Rand ein reißender Gebirgsbach dahinschießt, der sich später mit den Hauptarmen des Reed River vereinigt.

Hoch und glatt sind die Wände. Die Hufe trommeln. Tiefer und tiefer geht es hinab. Die Wände werden höher, scheinen sich hoch über Mike zu vereinigen. Kein Sonnenstrahl dringt bis auf den holprigen Boden.

Eine Schlange gleitet vor den Hufen über den schmalen Weg, verschwindet in einer Spalte.

Und plötzlich ist der Canyon zu Ende. Schlagartig geht er in ein Tal über.

Mike reitet durch das Tal. Auf der anderen Seite ist ein Höhenzug. Die Halde zum Grat ist leicht mit Gras bewachsen und steigt sanft an. Dahinter liegt das .Grizzlytal“.

Die Tiere erklimmen den Hang, verhalten auf dem Gipfel.

Mike schaut hinunter. Hundertmal hat er schon hier hinuntergeschaut und sich gefreut. Groß und deutlich sieht man hier das Blockhaus, daneben den Corral und dann das saftige Tal und auf der anderen Seite die steilen Gipfel.

Aber heute ist alles anders, und sein Gesicht wird rau und kantig. Seine Augen sind so hart wie geschliffener Stahl.

Aus der Esse kommt kein Rauch. Vor der Hütte liegt eine reglose Gestalt, und der Corral ist leer.

„Überfallen!“, stöhnt Mike. „Überfallen und Bob tot! Hölle! Wer war das?“

Langsam reitet er an. Selbst der Mustang am Lasso scheint vor dem grausamen Bild seine Wildheit zu vergessen.

Er kommt ins Tal, steigt unendlich müde aus dem Sattel und bindet die Lassos um einen Fenzpfahl. Lange steht er vor seinem Kameraden.

Dann bückt er sich und windet den Colt aus Bob Hudsons erkalteter Hand. Er dreht ihn auf den Rücken und drückt die Augen des Toten zu.

Lange hockt er auf seinen Absätzen und stiert vor sich hin. Wer hat nur ein Interesse an unseren Pferden?, fragt er sich. Wer wusste überhaupt, dass wir hier stecken? Hat uns zufällig jemand gesehen? Streunende Banditen, die nach Beute Ausschau hielten? Ah, es muss so sein. Bob, Teufel, wer war es?

Und dann erhebt er sich und geht müde und schleppend zur Hütte, um den kurzen Spaten zu holen. Er ist so verzweifelt, dass er über die Schwelle stolpert und lang auf den festgestampften Boden fällt.

Und dieser Sturz rettet ihm das Leben. Die Kugel heult über seinen Kopf hinweg und bohrt sich in die hintere Wand.

Blitzschnell schiebt sich Mike Cadwell um die Kante. Die Mattigkeit ist wie weggewischt. Er dreht sich auf dem Boden und sieht am Türpfosten vorbei nach draußen.

Und in der nächsten Sekunde hat er den Colt aus dem Halfter. Der Bandit steht auf der anderen Seite. Er hat die Winchester in der Hand. Vor dem Lauf kräuselt sich noch der Pulverdampf.

So ist das also, denkt Mike. Sie haben einen Mann zurückgelassen und dieser soll mich auch auslöschen. Hölle, dieser Plan wäre glatt aufgegangen, wenn ich nicht so fertig wäre und wie ein alter Grizzly stolpern würde. Ah, er soll seinen Tanz haben. Yeah, den soll er bekommen!

Aber da muss er schon wieder in Deckung gehen, denn der Bandit schießt, und er schießt nicht schlecht. Die Kugel zischt am Pfosten entlang, reißt ein Stück Holz mit und kracht dann in die Wand hinter Mike.

Der junge Jäger hebt seinen langen Colt und erwidert das Feuer. Die ersten zwei Kugeln jaulen weit über den Banditen hinweg, aber die dritte trifft.

Tommy Steale schreit auf, wirft sein Gewehr weg und flieht auf die Wand zu.

Mike schnellt hoch. Er hat den Colt noch in der Faust und folgt. Er weiß: Ich habe ihn nur gestreift. Er hat nur vor Überraschung geschrien, weil er glaubte, dass ich mit einem Colt gar nicht so weit schießen könnte. Nun, er hat sich getäuscht – das haben schon viele. Immerhin, dieser Colt ist fast ein kleines Gewehr.

Und so jagen sie hintereinander her. Tommy Steale vornweg. Er springt über Steine und flache Hecken, Ratlos steht er eine Sekunde an der Wand, dann beginnt er zu klettern.

Als Mike die Felswand erreicht, ist der Bandit gerade zehn Yard hochgekommen. Mit einem Schuss könnte er ihn herunterfegen, aber es widerstrebt ihm. No, das ist Mord und so etwas bringt Mike Cadwell nicht fertig, noch nicht einmal, wenn er dabei an Bob Hudson denkt.

„Komm zurück, Stranger“, ruft er hinauf. „Komm zurück! Sofort! Hörst du, umkehren!“

Tommy Steale sieht sich um. Cadwell steht dicht unter ihm, hat den Colt in der Faust und sieht zum Fürchten aus. No, er wird nicht umkehren. Auf keinen Fall. Vor sich hat er einen abgeflachten Stein. Darauf kann er zur Not stehen. Teufel, er hatte Pech mit seinem Schuss. Musste der Kerl gerade fallen, als er durchzog? Ah, es ist nicht mehr zu ändern. Jetzt muss er es noch einmal versuchen. Vielleicht kann er ihn durch ein geschicktes Manöver überrumpeln. Und so klettert er noch einen Schritt, steht auf der Platte und blickt auf sein Handgelenk, auf das langsam ein schwacher Blutstrom fließt. Er ist am Arm getroffen, eine harmlose Fleischwunde.

Langsam senkt er die Hand, und dann schnellt er auf dem Absatz herum.

Schnell hat er den Colt heraus und schießt. Die Kugel streicht knapp über Mike hinweg, bohrt sich in den Boden. Er will noch einmal schießen, kommt aber nicht mehr dazu.

Mike schießt, und er schießt verteufelt genau. Sein Blei bohrt sich Tommy Steale in die Stirn.

Er wirft den Revolver hoch, seufzt, bricht in die Knie und stürzt in die Tiefe.

Die gestohlenen Mustangs

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