Читать книгу Die gestohlenen Mustangs - Heinz Squarra - Страница 8
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ОглавлениеMike Cadwell hat die Toten begraben. Sie liegen hinter der Hütte, fünf Fuß lief unter der Erde.
In Steales Taschen hat er nichts gefunden, was auf dessen Kumpane schließen lässt. Es waren lediglich die zweihundert Dollar vorhanden, die sein und Bobs Eigentum sind.
„Aber dieser Killer ist nicht allein! No, da gehören noch mehr dazu? Sie müssen schon weg sein. Yeah, sie sind schon fort, denn ich würde sonst die Mustangs hören. King! Ah, wie haben sie King nur weggebracht?“
Es nützt alles nichts. Der Tag ist zu Ende. Er ist müde und ausgebrannt, muss dringend schlafen. Und so geht er in die Hütte, wirft sich auf sein Felllager und versucht zu schlafen. Ein paar Stunden gelingt es ihm.
Dann liegt er wieder wach und grübelt vor sich hin.
Mit dem ersten Grau des anbrechenden Tages ist er vor der Hütte. Er geht zu dem Rinnsal, wäscht sich und kommt zurück.
Er nimmt ein karges Frühstück, geht dann zur Wand und klettert den ganzen Vormittag darin herum. Als er zurückkommt, weiß er zwei Dinge: Es waren mindestens sechs, acht oder gar zehn Männer. Einer dieser Banditen hielt sich seit Tagen in der Umgebung versteckt. Er hat sie beobachtet. Yeah, und dieser eine wird der Tote sein, denn er ist wohl der einzige, der Mike erkennen konnte. Okay, denkt er. Dann sind unsere Karten gleich gemischt. Wir kennen uns gegenseitig nicht.
Gedankenvoll steht er am Tisch und spielt mit Bob Hudsons Colt. Plötzlich stutzt er.
„Teufel, da fehlt eine Kugel!“
Er rennt hinaus, stellt sich genau an die Steile, an der er Bob fand und sieht in die Richtung, in der Hudsons ausgestreckter Arm zeigte.
Der Corral!
Er geht schrittweise darauf zu, bückt sich tief und untersucht den Boden. Vor dem Gatter findet er Blutspuren. Ah, denkt er. Wenigstens etwas. Einer dieser Hundesöhne ist verwundet.
Diese Entdeckung erscheint Mike sehr wichtig. Sie ist es auch.
Nun gibt es für ihn kein Zögern mehr. Er gibt dem Wildpferd die Freiheit zurück, sattelt seinen Mustang und rollt einen schweren Felsbrocken vor die Hüttentür. Dann steigt er in den Sattel und reitet los.
Hinter einer Buschgruppe am Eingang des Canyons steht das Pferd des Banditen, Mike fand es schon am Vormittag. Jetzt bindet er es los und verknüpft die Zügel mit einem Lasso. So kann das Tier ein Stück zurückbleiben und läuft nicht Gefahr, in einen Abgrund gedrängt zu werden.
Mike reitet, bis der Tag zu Ende geht. Es wird im Canyon so dunkel, dass er kaum noch die Hand vor den Augen erkennen kann.
Aber er kennt hier jede Biegung, jede Wand und alle gefährlichen Stellen. Er weiß auch eine Höhle, und in dieser übernachtet er schließlich.
Als die Sonne wieder über die Berge kommt, sitzt er bereits wieder im Sattel. Tiefer und tiefer geht der Canyon hinab. Die Vegetation nimmt zu, die Luft wird kräftiger und die Felsen verlieren mehr und mehr an Rauheit. Auch die Pferde gehen nicht mehr so zögernd. Sie setzen die Hufe schneller voreinander. Der Bach an der Seite schwillt an. Neue Arme vereinigen sich mit ihm. Jetzt ist es schon ein kleiner Fluss.
Gegen Mittag flacht der Boden vollkommen ab, und die steilen Wände der Felsen treten mehr und mehr auseinander.
Die Mustangs strecken sich. Sie laufen von selbst schneller, nun, wo die Bergeinsamkeit hinter ihnen zurück bleibt. Die Zügel hängen lose durch, leise klirren die Gebissketten.
Vor Mike dehnt sich die Prärie.
Er wechselt die Pferde, nimmt das Lasso kürzer und jagt dahin. Seine Gedanken bewegen sich immer um einen Punkt: Die Mörder finden und die Pferde.
Er weiß, wie schwierig die Aufgabe ist, die er sich gestellt hat. Yeah, er weiß es verteufelt genau. Er hat eine ganze Bande gegen sich. Eine ganze Bande erbarmungsloser Killer. Sie werden mit ihm nicht viel Federlesens machen. Wenn sie halbwegs dahinterkommen, wer er ist, dann kann alles sehr
schnell gehen – vielleicht zu schnell für ihn.
Aber dieses Wissen kann ihn nicht von der Fährte abbringen, die er einmal aufgenommen hat. No, ihr wird er folgen, solange nur ein Schimmer Hoffnung besteht, die Banditen zu fassen.
Und so fliegen seine Pferde über die grünen Weiden und über ihm brennt die erbarmungslose Sonne. Meile um Meile legt er zurück.
Die Mountains bleiben zurück. Am Abend sind sie nur noch wie ein Randstreifen, der die Welt im Osten zu begrenzen scheint.
Mike lagert in einem kleinen Talkessel. Die Pferde sind angehobbelt. Sie können sich nicht entfernen, und sicher wollen sie das auch nicht, denn auch sie hat der scharfe Ritt arg mitgenommen. Sie stehen in der Nähe des Creeks, und die aufsteigende Kühle ist eine Labung für ihre dampfenden Felle.
Ich werde gegen Mittag in der Stadt sein, sagt sich Mike. Die Banditen haben einen Tag Vorsprung. Sie müssen nach Stanton, denn sie haben einen Verwundeten bei sich. Er wird bestimmt einen Arzt brauchen. Vielleicht treffe ich sie in der Stadt. Sicher warten sie auf ihren Kumpan. Ah, wenn der Bursche nur heruntergekommen wäre. Ich hätte ihm einige Fragen vorlegen können. Aber die Pferde? Sie werden kaum so dumm sein, die Pferde in der Stadt zu zeigen. No, so dumm sind Banditen nicht. Sie werden einen Bogen schlagen. Irgendwo warten sie auf ihren Kumpan, und einer wird sicher den Verwundeten in die Stadt begleiten. Aber das war heute. Wenn ich ankomme, sind sie vielleicht schon weitergezogen. Wo ist ihr Treffpunkt?
Es hat keinen Sinn. Mit rätseln kommt er nicht weiter. Er schiebt sich den Sattel zurecht und zieht die Decke über seinen Körper.
Die Pferde springen wie Hasen. Sie hoppeln zu einer Strauchgruppe und legen sich bei dieser ins Gras. Yeah, sie legen sich – selbst das Banditenpferd.
Und ehe Mike einschläft, denkt er noch an King. Den Hengst erkennt er bestimmt wieder. Diesen halb eingebrochenen Vollblutrappen, mit dem ein Zureiter bestimmt monatelang zu tun haben wird. Und vielleicht kann er über diesen Mustang die ganze Bande zur Strecke bringen.
„Ach, zum Teufel, ich wollte schlafen!“ ruft er ärgerlich in die Nacht.
Und so rollt er sich fester in die Decke und dann schläft er wirklich ein.