Читать книгу Eine echte königliche Affäre - Helen Juliet - Страница 13
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ОглавлениеJames
James war erleichtert, dass Theo sich für ihn zu erwärmen schien. Schließlich war er hier, um einen Gefallen zu erbitten. Theo mochte ihn vielleicht nicht besonders, aber zumindest schien er ihn nicht zu hassen.
James blickte durch die Gardinen, die über dem Fenster hingen, um Mrs. Smith zu sehen, die im Garten dahinter herumwuselte. Sie schien, als wäre sie glücklich in ihrer eigenen kleinen Welt. »Stimmt es, dass du deiner Großmutter bei ihren vielen Wohltätigkeitsarbeiten hilfst?«, fragte er, während er an seinem Getränk nippte.
»Ja«, antwortete Theo. Sein Blick war beobachtend. »Bin ich in Schwierigkeiten?«
»Lieber Gott, nein!«, stotterte James. Er konnte nicht anders, als zu lachen. »Nein, es tut mir leid, wenn ich dir diesen Eindruck vermittelt habe. Ich weiß, dass wir heute mit dem falschen Fuß aufgestanden sind, aber ich war beeindruckt von deiner … äh, Leidenschaft und Ehrlichkeit.«
Theo lächelte darüber. »Du meinst den Teil, wo ich Euch gesagt habe, Ihr sollt Euch verpissen?«
»So in etwa«, bestätigte James.
Theo kaute auf seiner Lippe herum und zog an seinem Ohr. »Hört mal, das tut mir leid«, sagte er. »Es war völlig daneben.«
»Ist schon in Ordnung«, versicherte James ihm.
Theo neigte den Kopf, als er ihn ansah. »Ich wette, das tun nicht viele Leute, oder?«, fragte er. »Mit Euch so direkt reden.«
»Nein«, gab James mit einem reuigen Glucksen zu. Er leckte sich über die Lippen und kostete das dort verbliebene Bier. »Das ist der eigentliche Grund, warum ich hier bin. Ich habe gehofft, dass du mir bei etwas hilfst.«
Theo schaute ihn einige Sekunden lang an. »Ich«, begann er langsam. »Euch helfen? Was könntet Ihr von mir brauchen? Eure Hoheit«, schob er hinterher. Es war offensichtlich, dass Theo sich des Klassenunterschieds zwischen ihnen sehr bewusst war.
»Ich würde mich freuen, wenn du mich James nennen würdest«, meinte er und fühlte sich dabei seltsam verletzlich.
»Oh«, sagte Theo, als ob er das nicht erwartet hätte. »Okay, sicher. Was kann ich für dich tun? James.«
Als James hörte, wie Theo seinen Namen aussprach, spürte we seltsame Dinge in seinem Inneren. Gott, er war umwerfend. Aber er hatte offensichtlich immer noch Angst. Es bestand eine gute Chance, dass er keine Angst haben würde, ihn abzulehnen, was weitestgehend der Grund dafür war, weshalb James überhaupt fragen wollte. Er wollte jemanden, der keine Angst vor ihm hatte. Aber er wollte Theo auch wirklich an Bord haben. »Okay«, begann James und beschloss, gleich zur Sache zu kommen. »Ich habe ein Projekt, das ich recht schnell angehen möchte. Einen Wohltätigkeitsball auf Burg Bodiam. Ein eleganter Abend für etwa dreihundert Gäste. Die Tickets kosten tausend Pfund pro Kopf. Der Gesamterlös geht an Wohltätigkeitsorganisationen meiner Wahl. Ich habe bereits mehrere, die ich in Betracht ziehe, alle mit Sitz im Vereinigten Königreich, die in verschiedenen Bereichen der örtlichen Gemeinden eine enorme Arbeit leisten.«
Jetzt hatte er Theos Aufmerksamkeit. Sein Blick war wertend, als er die Eiswürfel in seinem Getränk schwenkte. »Okay«, sagte er etwas überrascht. »Das klingt ausgezeichnet. Wie passe ich da rein?«
»Ich brauche einen Veranstaltungskoordinator«, erklärte James. Es gelang ihm, die Nervosität aus seiner Stimme herauszuhalten. Es war verrückt. Es gab Hunderte von Menschen, die für eine solche Position mehr als qualifiziert wären. Aber James wollte Theo. Und was nützte es, ein Prinz zu sein, wenn man nicht hin und wieder das bekam, was man wollte?
Theos haselnussbraune Augen wurden auf komische Art groß. »Bietest du mir einen Job an?«, fragte er.
James nickte. »Bezahlt natürlich. Und zwar sofort. Dank einer Absage in letzter Minute gibt es eine Lücke im Kalender von Bodiam am Samstag; morgen in zwei Wochen. Sonst kann ich ihn dort erst nach dem Sommer abhalten, und das verfehlt den Zweck.«
Er konnte das auch woanders veranstalten, aber Bodiam war aus mehreren Gründen sein Lieblingsort auf den königlichen Grundstücken. Von allen Palästen und Burgen, in denen er aufgewachsen war, hatte sich Bodiam immer am meisten wie ein Zuhause angefühlt. Einige der Mitarbeiter dort waren mehr wie eine Familie als seine Verwandten. Für seinen ersten Versuch einer Spendenaktion hielt er es für äußerst wichtig, sie dort zu veranstalten.
Theo starrte ihn noch ein paar Augenblicke lang an, dann schüttelte er sich. »Aber … ich habe schon einen Job.«
»Ich würde dich nur für zwei Wochen unter Vertrag nehmen«, sagte James. »Höchstens drei.« James spürte, dass Theo immer noch mit sich rang, aber er hatte noch ein Ass im Ärmel. »Natürlich verstehe ich, wenn das nicht möglich ist. Unabhängig davon möchte ich den Rainbow Houses auch die Gelegenheit bieten, als eine der Wohltätigkeitsorganisationen an diesem Abend teilzunehmen. Glaubst du, dass das Rehabilitationsprojekt deiner Großmutter davon profitieren könnte?«
Theo spuckte seine Rum-Cola aus. »Was?« Er kaute auf seiner Lippe herum. »Du willst, dass all diese reichen Penner Geld geben, um schwulen Kindern in Essex zu helfen?«
James hätte Theos Kommentar als Beleidigung auffassen können. Er hatte jedoch nicht das Gefühl, dass er ihn so gemeint hatte. James wollte ihm sagen, wie sehr ihm das Projekt wirklich am Herzen lag. Aber natürlich konnte er das nicht. Nicht wirklich. »Niemand sollte sich obdachlos oder verzweifelt fühlen, nur weil er wegen dem, womit er geboren wurde, nicht willkommen ist«, sagte er in gleichmäßigem Ton. »Ich habe derzeit keine andere LGBT-Wohltätigkeitsorganisation im Sinn, und nach der Ordensverleihung deiner Großmutter dachte ich, es sei eine wunderbare Gelegenheit, aus diesem Erfolg Kapital zu schlagen und das Programm auszuweiten.« Er bewegte sich leicht auf den Füßen. Obwohl er Jackett und Krawatte von vorhin abgenommen hatte, war er immer noch mit seinen neuen Schuhen bekleidet, und sie waren ein wenig eng.
»Oh, nun ja«, sagte Theo und nickte. »Das ist richtig. Es ist nicht die Schuld dieser Kinder, dass ihre Familien Wichser sind.«
»Genau«, murmelte James und freute sich, dass sie auf der gleichen Seite standen. Es amüsierte ihn, wie Theo sich nicht davor scheute, vor ihm zu fluchen. Die Jungs, mit denen er in der Armee gedient hatte, waren auch nicht schüchtern gewesen. Aber das waren eben Soldaten. In der zivilen Welt würden die meisten Menschen darauf achten. James mochte es, dass Theo nicht einmal zu bemerken schien, was er tat.
Theo räusperte sich. »Also müsste ich dir nur helfen, diese Veranstaltung zu organisieren«, sagte er.
James gelang es, nicht zu lächeln. Er spürte, dass er gewann.
»Ich nehme an, dass ich das genauso gut tun könnte wie die alltäglichen Dinge für Oma.«
»Genau«, sagte James ermutigend. »Das Schloss hat WLAN. Manchmal muss man sich an die Spitze eines Turms begeben, um es zu finden«, fügte er mit einem Lächeln hinzu, »aber es ist da, irgendwo.«
Theo zuckte mit den Schultern. »Solange du mich nicht hängen lässt, wenn wir wichtige Entscheidungen noch einmal überprüfen müssen … Wirst du lange vor dem Ball da sein?«
Ah. Er hatte es missverstanden. »Oh, nein«, sagte James und versuchte, sich nicht von der Besorgnis überwältigen zu lassen. »Ich dachte, dass wir eine Woche vor der Veranstaltung zur Burg gehen könnten, um alles persönlich zu regeln. Ich meinte, dass du von dort aus deine Arbeit für die Rainbow Houses fortsetzen könntest.«
»Warum?«, fragte Theo. Er schwenkte wieder sein Glas, aber es war jetzt mehr Eis als Getränk darin und es klapperte. »Der größte Teil der Organisation kann online durchgeführt werden. Ich müsste nicht bis zum eigentlichen Tag dort sein, wenn ich dich über E-Mails auf dem Laufenden halten würde.«
James schluckte und weigerte sich, sich aus der Fassung bringen zu lassen. »Ich bin nicht der Beste im Umgang mit E-Mails«, sagte er mit einem zuckenden Lächeln. »Außerdem werden wir alles in letzter Minute machen. Ich weiß es zu schätzen, dass du in der nächsten Woche per E-Mail mit den Auftragnehmern zusammenarbeiten kannst, um alles in die Wege zu leiten. Aber dann würde ich es vorziehen, wenn wir vor Ort wären, um den Ablauf zu beaufsichtigen.«
Theo schüttelte den Kopf. »Äh, ich will nicht unhöflich sein oder so, aber ich glaube nicht, dass ich das tun kann, tut mir leid.«
»Oh, nein«, sagte James. »Ich will mich nicht aufdrängen. Aber dies ist eine unglaubliche Gelegenheit. Willst du sie nicht in Betracht ziehen?«
Theo schürzte die Lippen. »Ähm …«
»Tut mir leid, Theo, ich habe ganz die Zeit … Oh!«
James drehte sich um, als Mrs. Smith durch die Hintertür aus dem Garten kam. Sie hatte einen Anzuchtkasten im Arm mit kleinen grünen Blättern, die aus jeder Zelle sprossen. Zumindest, bis sie einen Prinzen in ihrer Küche stehen sah, ihn fallen ließ und das Ganze in einer spektakulären Erdexplosion auf ihrem schönen sauberen Boden zerschellte.
Sie äußerte »Oh mein Gott!« und hielt sich den Mund zu, als sie in einen Hustenanfall ausbrach. »Eure Hoheit, ich … Was …? Theo?«
Theo war bereits an ihre Seite geeilt und über den Dreck gehüpft, um seinen Arm um ihre Schultern zu legen. »Es ist okay, Oma«, sagte er. »Es ist alles in Ordnung. Prinz James wollte nur mit mir über etwas reden, aber es ist nicht wichtig.«
Mrs. Smith blinzelte, als sie ihren Husten unter Kontrolle bekam. »Nicht wichtig?«, wiederholte sie. »Theo, er ist ein Prinz. Ich weiß, du bist vielleicht jung, aber ich kann dir sagen, wir hatten noch nie einen Adeligen in Becontree.« Sie schaute zu James und schaffte es, ein unsicheres Lächeln aufzusetzen. »Es muss wichtig sein.«
James lächelte sie an, trat näher und reichte ihr die Hand. Er nahm eine der ihren in seine und umklammerte sie sanft. »Das ist es«, sagte er warm. »Es tut mir schrecklich leid, Sie erschreckt zu haben. Bitte lassen Sie mich Ihnen helfen, das Chaos zu beseitigen.«
Mrs. Smith winkte ab und wackelte von den beiden jungen Männern weg, die sie festhielten. »Ist schon in Ordnung. Theo, hast du ihm eine Tasse Tee angeboten? Er sagt, er sei wegen etwas Wichtigem hier.«
»Das habe ich als Erstes getan«, versicherte Theo ihr. »Aber dann hat er stattdessen ein Bier getrunken. Er, ähm, sagt, er möchte, dass Rainbow Houses an einer Wohltätigkeitsballsache beteiligt wird.«
James lächelte ihn und seine Großmutter an. Obwohl Theo viel Feuer in sich hatte, war er offensichtlich unsicher, wie er sich in seiner Gegenwart verhalten sollte. Wieder einmal seufzte James innerlich über all die Hindernisse, die ihm bei seiner Geburt in den Weg gelegt worden waren. Aber wenn sein Titel nicht wäre, würde er Theo niemals diesen Job oder die Chance bieten können, von der die Wohltätigkeitsorganisation seiner Großmutter so umfangreich profitieren würde.
James nahm sein Bierglas und setzte sich neben Mrs. Smith, die ihn mit eulenartigen Augen beobachtete. »Es stimmt, dass ich eine Gelegenheit für Rainbow Houses habe, von der ich sehr hoffe, dass Sie sie annehmen«, sagte er zu ihr. »Aber nachdem wir uns heute Morgen getroffen haben, habe ich einen befristeten Vertrag für Theo.«
»Ihr habt euch bei der Zeremonie getroffen?«, fragte Mrs. Smith skeptisch. Sie warf einen Blick zu Theo, der sich an die Theke neben dem Kühlschrank lehnte. »Das hast du nicht erwähnt?«
»Ich, ähm, habe es vergessen«, sagte Theo, aber täuschte damit niemanden.
Nachdem er gedacht hatte, Theo wäre wütend auf ihn, fühlte sich James nun durch das Missverständnis genauso beschämt wie er. »Ihr Enkel ist bescheiden, Misses Smith«, sagte er. »Ich habe ihn zufällig getroffen, als er nicht nur eine unbezahlbare Vase, sondern auch einen der verlorenen Hunde meiner Großmutter gerettet hat.«
»E-Euer …«, stammelte Mrs. Smith. »Theo, du hast einen Yorkie der Queen gerettet?« Sie sah aus, als würde sie gleich umkippen. »Verdammt, kriegt er dafür einen Orden?«
James kicherte. »Nein, aber um es kurz zu machen: Ich möchte, dass er mir hilft, einen Spendenball zu veranstalten, und Rainbow Houses zählt zu den Begünstigten.«
Mrs. Smith strich ihren Rock auf den Knien zurecht, ihr ängstlicher Blick huschte zwischen James und Theo hin und her. »Und er hat Ja gesagt, nicht wahr?«
Theo seufzte. »Dass wir eine der Wohltätigkeitsorganisationen für den Ball sind, sicher«, bestätigte er, als er sich neben seine Großmutter setzte. »Aber ich kann den Job nicht annehmen, Oma. Jam… Prinz James besteht darauf, dass ich für eine Woche weggehe, und so lange könnte ich dich unmöglich allein lassen.«
»Ach, Unsinn.« Mrs. Smith schnaubte, schlug Theo auf den Schenkel und drehte sich zu James um. Theo sah fassungslos aus. »Er nimmt das Angebot an. Es ist eine Verschwendung, wenn er für mich arbeitet. Er braucht etwas, das ihn herausfordert.«
»Oma!«, äußerte Theo empört. »Ich bin mit meiner Arbeit zufrieden, aber darum geht es nicht. Mit siebenundsiebzig wärst du ganz allein.«
Mrs. Smith verengte ihre Augen bedrohlich. »Ich wurde während des Krieges geboren, du frecher Kerl«, sagte sie. »Ich habe den Blitz überlebt. Ich komme eine Woche allein zurecht, verdammt noch mal. Außerdem weißt du so gut wie ich, dass Sal jeden Tag hier sein wird, egal was passiert.«
Theo öffnete seinen Mund und schloss ihn wieder.
James nutzte das als Gelegenheit, um anzusetzen. »Wir hoffen, dass der Ball erhebliche Mittel für alle beteiligten Wohltätigkeitsorganisationen aufbringen wird«, sagte er. »Nachdem ich Sie heute getroffen habe, war ich von Ihrem Engagement so berührt und dachte, dass Sie und diejenigen, denen Sie helfen, besonders profitieren könnten. Es schien nur richtig, Theo auch die Position des Koordinators anzubieten. Wenn er sich der Aufgabe nicht gewachsen fühlt, bin ich mir sicher, dass ich einen anderen Kandidaten finden kann.«
»Nein, warte«, stotterte Theo. »Ich habe nicht gesagt, dass ich es nicht kann. Ich war mir nur nicht sicher, ob ich in der Lage bin.«
Bingo. James hatte ihn, und anscheinend auch Theos Großmutter.
»Er ist albern«, sagte Mrs. Smith entschieden zu James. »Er ist sehr talentiert in dem, was er tut.« Sie lächelte ihn herzlich an. »Komm mir nicht mit diesem ganzen Ich-kann-das-nicht-machen-Unsinn«, sagte sie zu ihm. »Du wirst brillant sein. Das ist genau die Chance, die du brauchst. Benutze mich nicht als Ausrede, nur weil du zu viel Angst hast, es zu versuchen.« Sie griff seine Hand und schüttelte sie. »Du kannst das!«
James warf einen Blick zu Theo und erwartete, dass er immer noch den Kopf schüttelte. Aber seine Wangen waren leicht gerötet und seine Augen feucht. »Danke, Oma«, sagte er leise, ein Lächeln zuckte in einem seiner Mundwinkel. Er begegnete schüchtern James’ Augen. »Ähm, okay«, sagte er genauso leise. »Danke. Ja, ich werde es tun.«
James blinzelte. Er konnte es nicht ganz glauben. »Nein, dank mir nicht«, sagte er. »Es wird eine Ehre sein, mit dir zusammenzuarbeiten.«
Jetzt hoffte er nur noch, dass sich dieses Spiel auszahlen würde. Dass Theo es wirklich schaffen und dass ihm der Job, den er ihm aus Schuldgefühlen heraus angeboten hatte, nach ihrer Auseinandersetzung am Morgen nicht zum Verhängnis werden würde. Er ahnte, dass er es schon bald herausfinden würde.