Читать книгу Eine echte königliche Affäre - Helen Juliet - Страница 7
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Theo Glass stand in dem Schlafzimmer, in dem er seit seiner Kindheit wohnte, und wischte nervös auf seinem Handybildschirm herum. Sein Hauptaugenmerk lag auf der Anzeige seines Kontostandes. Es sah nicht gut aus.
Er kaute auf seiner Lippe herum und schaute zu seinem „Kylie Minogue“-Poster. Im Laufe der Jahre war der Großteil seiner Jugenddekoration mit weniger peinlichen Dingen aktualisiert worden. Aber Kylie hatte ihn nie im Stich gelassen. Er brachte es nicht übers Herz, sie abzuhängen.
»Oh Babe«, sagte er leise mit einem Seufzer. »Es wird doch alles gut, oder?«
Es überraschte ihn nicht, dass Kylie nichts sagte. Aber ihre Fabelhaftigkeit munterte ihn trotzdem auf. Er konnte das schaffen. Er musste nur an sich und an seine hartnäckige Entschlossenheit glauben, Gold aus Heu spinnen zu können.
»Theo?«, ertönte die Stimme seiner Oma durch die geschlossene Tür. »Alles in Ordnung?«
Theo warf einen Blick auf die Uhr. Scheiße. »Ich mach mich nur noch schön«, rief er fröhlich zurück, sperrte den Bildschirm seines Handys und steckte es in seine Tasche.
Seine Oma kicherte im Flur. »Das dauert ja eine ganze Weile«, neckte sie.
»Oh, du bist ganz schön frech«, rief Theo liebevoll zurück. Sie wusste, dass er es nur spaßig meinte.
Er nahm sich einige Sekunden Zeit, um in den Spiegel zu schauen und ein paar Strähnen seines blonden Haares zurechtzuzupfen. Heute ging es nicht um ihn, aber es kam nicht jeden Tag vor, dass man einen echten Palast besuchen durfte. Oder einen verdammten Prinzen treffen konnte. Seine Oma würde natürlich diejenige sein, die ihm die Hand schüttelte. Aber Theo war trotzdem aufgeregt, Prinz James in Fleisch und Blut zu sehen. Selbst wenn er die Königsfamilie für irgendwie sinnlos hielt, müsste er blind sein, um nicht anzuerkennen, dass James eine absolute Augenweide war.
Theo strich seinen Anzug glatt und sorgte dafür, dass seine besten Schuhe richtig geschnürt waren. Normalerweise steckten seine Füße in einem Paar Converse, selbst wenn er einen Anzug trug. Aber so sehr er auch bereit war, an einem Samstagabend sein Glück in den Clubs zu versuchen, so sagte ihm doch irgendetwas, dass der Palast nicht viel Spielraum für seine Keine-Turnschuhe-Politik haben würde.
Richtig. Er musste sie beide nur ausführen. Er hatte bereits die Tube-Tickets für den Tag und gerade genug auf seinem Bankkonto, um seine Oma danach zu einem richtigen Mittagessen einladen zu können, solange es nichts Ausgefallenes wäre. Er würde in ein paar Tagen bezahlt werden, sodass er bis dahin durchhalten konnte. Er würde nicht zulassen, dass dieser Tag für seine Oma weniger als absolut unglaublich werden würde, also wollte er ihr keinen Grund geben, sich über etwas Sorgen zu machen.
Allerdings war sie nirgends zu sehen, als er endlich sein Zimmer verließ.
»Oma?«, rief er.
Aber sie war weder in ihrem Zimmer noch im Bad, also trabte er ins Erdgeschoss ihres doppelstöckigen Stadthauses, das sie sich gekauft hatte. Es war auch Theos Zuhause für die meiste Zeit seines Lebens gewesen. Aber er kam nicht umhin, es als Omas und Opas zu betrachten, auch wenn es fast zwanzig Jahre lang nur Theo und seine Oma gewesen waren.
»Oma, wir müssen gehen«, rief er und steckte den Kopf in den Salon. Es war so ordentlich wie immer, mit jedem Deckchen und jeder Porzellanverzierung genau dort, wo es sein sollte.
Theo runzelte die Stirn. Die Fahrt nach London würde laut Theos Reise-App nur vierzig Minuten dauern, aber er wollte nichts dem Zufall überlassen. Von der Queen ausgezeichnet zu werden wie ein Angehöriger des Ordens des Britischen Empires, war eine einmalige Ehre. Er wollte früh da sein, und es sollte alles perfekt ablaufen.
Seine Oma war natürlich im Garten und goss die Azaleen in ihrem fliederfarbenen Kleid, ihren Absatzschuhen und mit ihrem großen, schicken Hut.
»Oma«, rief er verzweifelt, als er nach draußen rannte. »Sei nicht dumm. Du wirst noch ganz dreckig und wir kommen zu spät.«
Sie winkte ab und lächelte. »Du machst dir zu viele Sorgen«, meinte sie mit einem Lachen und rüttelte am Schlauch. »Außerdem sind die armen Dinger ganz ausgetrocknet. Ich gebe ihnen nur ein wenig Wasser, und dann können wir los.«
Theo öffnete seinen Mund, um zu protestieren, aber es hatte keinen Sinn. Oma machte die Dinge auf ihre Weise, wie sie es immer getan hatte. Und, ja, ihre Vergesslichkeit bei so trivialen Dingen wie Zeit und Geld hatte sie mehr als einmal in eine Zwickmühle gebracht. Aber es war ihr großes, gütiges Herz, das ihr eine Ehre wie die eines Mitglieds des Ordens des Britischen Empires eingebracht hatte. Dies war ihr Tag, und wenn es sie glücklich machte, ihre Blumen vor ihrer Abreise zu pflegen, dann würde Theo sich einfach auf die Zunge beißen und versuchen müssen, nicht zu oft auf die Uhr zu schauen. Sie hatte immer andere an erste Stelle gesetzt. Es sollte ihn nicht überraschen, dass es heute nicht anders war. Stattdessen sorgte er dafür, dass alle Fenster geschlossen und verriegelt, die Vorhänge teilweise zugezogen und ein paar Lampen eingeschaltet waren. Die Sommertage waren nun lang, aber er war sich nicht sicher, wann sie zurückkehren würden.
Als er das Haus gesichert hatte, drehte seine Oma glücklicherweise das Wasser ab. »Komm schon, Glamour-Kätzchen«, sagte er. Er trabte auf sie zu und hakte seinen Arm unter ihren, um sie sanft, aber entschlossen durch das Haus zu geleiten und abzuschließen. »Wir haben einen anstrengenden Tag vor uns.«
Sie summte und tätschelte seine Hand. »Das ist eine Menge Stress«, meinte sie. Er bemerkte einen Hauch von Angst in ihrer Stimme. »Bist du dir wirklich sicher, dass sie keinen Fehler gemacht haben?«
Wenn man für eine Ehrung durch die Queen ausgewählt wurde, sagten sie es einem mehrere Monate im Voraus. Theo hatte ein halbes Jahr lang alle Einzelheiten organisiert. Was seine Oma wirklich fragte, war, ob sie es wert war. Typisch. Er lächelte sie zärtlich an und nahm sie auf der Stufe der Eingangstür in den Arm. »Kein Fehler, Oma. Du lässt dir einfach von dem netten Prinzen einen glänzenden Orden geben und sagst dir, wie brillant du bist.«
Sie runzelte die Stirn und blinzelte ihn im Sonnenschein an, als er die Tür abschloss und den Schlüssel einsteckte. »Es ist doch ein Anstecker, oder?«, fragte sie pragmatisch wie immer.
Theo kicherte. »Ja, aber Orden klingt schicker. Aber stell es dir mal vor. Du könntest es dem alten Terry im Rose and Crown Pub verpfänden und ein bisschen Geld verdienen.«
Seine Oma schlug ihn leicht mit ihrer alten Lederhandtasche. Sie hatte darauf bestanden, dass sie keine neue brauchte, obwohl diese fünfzehn Jahre alt und am Henkel ganz kaputt war. Theo war die halbe Nacht wach geblieben, um sie zu polieren. »Du frecher Bengel«, sagte sie. »Du würdest alles für eine Rum-Cola eintauschen, oder?«
Theo zwinkerte. »Ich weiß nicht, was du meinst«, erwiderte er unschuldig.
»Misses Smith!«
Theo und seine Oma drehten sich um und sahen Theos beste Freundin seit ewigen Zeiten, Asali Indra, die die Einfahrt schnaufend und außer Atem hinaufgeeilt kam.
»Sal!«, rief Theo vor Freude und öffnete seine Arme, um sie zu umarmen. Sie hatten sich am ersten Tag der Oberstufe kennengelernt und waren seitdem trotz nahezu fehlender Gemeinsamkeiten wie ein Herz und eine Seele.
Sal atmete ein paarmal tief ein und tätschelte Theos Brust mit einem hellrosa Umschlag in der Hand. »Ich dachte, ich hätte dich verpasst«, sagte sie und schob sich ihre Brille auf die Nase, während ihre Arme wieder in ihrem Hidschab verschwanden. Theo war beeindruckt, dass sie sich überhaupt daran erinnerte, welcher Wochentag es war. Sie lernte ständig, Tag und Nacht, um ihre Tierarzt-Qualifikation zu erlangen.
»Wir sind gerade auf dem Weg zur Tube«, sagte Theo betont. Sie hatten anderthalb Stunden Zeit, um zum Palast zu kommen, aber trotzdem.
Sal nickte und drückte die Karte in Theos Hände. »Ich will euch nicht aufhalten. Ich wollte Ihnen nur noch einmal gratulieren, Misses Smith, und Ihnen das hier geben. Ich muss sowieso noch für Mama einkaufen. Immer wenn ich von der Uni zurückkomme, hat sie Angst, dass sie nicht genug Zeit hat, um mich wieder zu mästen.«
Alle lachten.
Theo war froh, dass sie sich nicht aus den Augen verloren hatten, als Sal an die Universität gegangen war. Er wünschte sich trotzdem, er hätte auch gehen können, aber so viel Geld war undenkbar. Außerdem war er vollkommen glücklich damit, für seine Oma in ihrer Wohltätigkeitsorganisation zu arbeiten und LGBT-Jugendlichen in Resozialisierungszentren wieder auf die Beine zu helfen. Obwohl arbeiten ein angemessenes Gehalt implizierte.
»Ich bringe das nur schnell rein«, sagte er, hielt den Umschlag hoch und fischte seine Schlüssel heraus. Er wollte ihn nicht den ganzen Weg nach London mitnehmen, wenn er nicht in Omas Handtasche passte.
Sal blinzelte und rang mit den Händen. »Äh, vielleicht könnten Sie zuerst einen Blick in die Karte werfen. Mama hat eine Nachricht für Sie geschrieben, Misses Smith.« Sie hob ihre Augenbrauen und ging rückwärts den Gartenweg entlang. »Wir sehen uns später, ja?«
Theo runzelte die Stirn, als sie winkte und davoneilte. Sie wusste, dass Oma ohne ihre Brille, die zweifellos irgendwo am Boden ihrer Handtasche lag, nichts lesen konnte. Sie hatten keine Zeit, sie zu suchen. Aber vielleicht konnte Theo ihr die Nachricht laut vorlesen, bevor sie die Karte hineinbrachten.
Sal hatte den Umschlag nicht zugeklebt, also öffnete er ihn leicht und schaute hinein. Die Karte war voller Nachrichten, zweifellos von mehreren Nachbarn. Aber was Theos Aufmerksamkeit erregte, waren die dreißig Pfund in Zehn-Pfund-Noten, die darin steckten. Er blinzelte schnell die Tränen zurück, weil er nicht wollte, dass seine Oma ihn so sah. Freche Kuh. Sal wusste, dass er niemals Geld von ihr annehmen würde, aber, verdammt, jetzt bedeutete es, dass er Oma zu einem richtigen Festessen einladen konnte und sich keine Sorgen machen brauchte. »Ich liebe dich, Baby«, murmelte er, bevor er seine Oma anlächelte. »Die Hälfte des verdammten Becontree-Anwesens hat dir geschrieben«, sagte er lachend und winkte mit der Karte. »Wie wäre es, wenn wir sie später bei einer Tasse Tee lesen?«
»Oh, das klingt wunderbar, mein Lieber«, sagte sie. »Obwohl wir uns jetzt besser beeilen sollten, nicht wahr? Ich will nicht zu spät kommen.«
Theo erwähnte nichts von dem Gießen der Azaleen und kicherte stattdessen. »Da hast du recht, Glamour-Kätzchen«, sagte er.
Er vergeudete keine Zeit damit, die Tür aufzuschließen und die Karte auf den Tisch zu werfen, wo sie normalerweise ihre Schlüssel und ihre Post hinlegten. Er nahm das höchst willkommene Geld und steckte es in seine Tasche.
Er hielt seiner Oma seinen Arm hin, damit sie sich bei Sonnenschein auf den Weg zur Tube machen konnten. Bisher verlief dieser Tag ziemlich gut. Er lächelte vor sich hin und dachte, wenn er jetzt noch einen echten Märchenprinzen treffen würde, wäre es absolut perfekt. Das würde nie passieren, aber ein Junge durfte ja träumen.