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Kapitel 3

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Darius

Darius war am Arsch.

Er seufzte wütend, warf das Buch, das mit dem er sich versucht hatte abzulenken, auf den Tisch und stieß die Maus an, um seinen Computer aus dem Ruhemodus zu holen. Laut knurrend betrachtete er die wieder aufscheinende Tabelle. Meistens interessierten ihn die Zahlen für die Firma, die ihm sein Vater aufgezwungen hatte, überhaupt nicht, aber im Moment noch weniger als ohnehin schon.

Darius war zu beschäftigt damit, verzweifelt zu versuchen, nicht an die andere Sache zu denken, die sein Vater ihm aufgezwungen hatte.

In den wenigen Tagen zwischen der Ankündigung der arrangierten Ehe und dem Treffen mit Joshua für diesen erbärmlichen Abklatsch einer Zeremonie, hatte Darius sich ihn auf hundert verschiedene Arten vorgestellt. Überraschenderweise hatte eine Internetrecherche keine Informationen preisgegeben, ganz zu schweigen von einem Foto, also musste sich Darius auf seine Vorstellungskraft verlassen. Er hatte sich gefragt, ob er mit einer mürrischen Blage, einem süßen, aber unglücklich geformten Burschen, einem Faulenzer oder irgendeinem anderen nicht wünschenswerten Typen verheiratet werden würde.

Ihm war nicht in den Sinn gekommen, dass Joshua Bellamy herzzerreißend schön sein könnte.

Darius hatte all seine Kraft aufgebracht, um nicht wie ein hungriger Wolf mit offenem Mund zu starren, als Joshua vor ein paar Tagen ins Büro gekommen war. Darius fiel es nicht schwer zu erkennen, dass Joshua, selbst in dem schlecht sitzenden grauen Anzug, perfekte Proportionen hatte. Er war klein und schlank, hatte hohe Wangenknochen, weiche blonde Haare und feingliedrige Hände.

Aber seine Lippen. Diese Augen. Darius stöhnte, wenn er nur daran dachte, rutschte auf seinem Stuhl herum und zupfte am Schritt seiner Hose, bevor sie zu eng wurde. Joshuas Lippen waren rosa, herzförmig und zum Küssen gemacht. Seine Augen waren groß und braun, wie die Rinde einer Eiche nach dem Regen.

Er war anders als jeder Mann, den Darius je zuvor getroffen hatte und trotzdem wollte er ihn auf der Stelle.

Also konnte er ihn natürlich nicht haben.

Allein der Gedanke war unvorstellbar. Der arme Junge war gerade mal zwanzig und hatte während der gesamten Zeremonie wie Espenlaub gezittert. Darius hatte die groteske und absurde Vorstellung überkommen, einen Arm um den jungen Mann zu schlingen, und ihm zu versichern, dass alles gut werden würde.

Aber selbstverständlich hatte er es nicht getan. Er hatte seinen Beschützerinstinkt niedergerungen, denn letztendlich wäre es das Schlimmste gewesen, was er hätte tun können.

Joshua war gegen seinen Willen hier. Darius' Vater hatte ihn und seinen Vater zu diesem Pakt mit dem Teufel gezwungen. Es wäre vollkommen unverzeihlich, wenn Darius auch nur eine Sekunde lang seiner Anziehung für den Mann nachgab, den er gezwungenermaßen geheiratet hatte. Er würde ihn niemals so ausnutzen. Nur über seine Leiche.

Deshalb hatte er sich bei der Aussicht auf einen romantischen Moment im Esszimmer gesträubt. Mrs. Weatherby und Camille, die Köchin des Schlosses, hatten sich wie immer selbst übertroffen und an diesem sonst schrecklichen und seltsamen Tag einen aufrichtig schönen Augenblick geschaffen, den Darius und Joshua miteinander teilen könnten. Aber als Darius den gemütlichen, hell erleuchteten Raum und die Leckereien für sie gesehen hatte, hatte sein Fluchtinstinkt eingesetzt. Er konnte so etwas nicht mit Joshua teilen. Es war nicht fair. In ihrer Beziehung herrschte ein Machtgefälle und Darius würde das nicht ausnutzen. Im Gegensatz zu seinem Vater.

Dies war eine geschäftliche Verbindung. Darius wollte nicht grausam sein, aber er musste sich ganz weit von diesen Gefühlen fernhalten, die sich jedes Mal in ihm ausbreiteten, wenn er sich Joshuas glückliches Gesicht bei dem einfachen Hochzeitsfrühstück vorstellte.

Außerdem war es keine Zuneigung. Es war Lust, wahrscheinlich vermischt mit unpassendem Beschützerinstinkt des Höhlenmenschen-Teil seines Gehirns. Joshua war nicht mal sein Typ. Darius mochte kräftige Männer, welche, die man wirklich ficken konnte. Solche wie…

Nein.

Darius verzog das Gesicht und griff nach seinem Whiskyglas. Das einfallende Licht war schwächer geworden, während er sich mit diesem lächerlichen Buch über die Abenteuer von Marineoffizieren aus dem achtzehnten Jahrhundert abgelenkt hatte. Also saß er im Dunkeln in seinem Büro und erinnerte sich bewusst nicht an Richards Gesicht. Das tiefe Grollen seines Lachens, die Art, wie er beim Orgasmus mit den Zähnen geknirscht hatte, seine fiese Art, wenn er Darius angefeuert hatte, bei den Übungen mit ihm mitzuhalten.

Wie er Darius zugezwinkert hatte, ihr geheimes Zeichen, wenige Sekunden bevor er gestorben war.

Die Erinnerung war mittlerweile verschwommen, aber hin und wieder flammte sie auf, als wäre Darius mitten im Gefecht, als könnte er das brennende Metall riechen und die Schreie hören. Er schloss die Augen und wusste, dass es nicht helfen würde, die Bilder auszublenden, sobald sie entschieden hatten, unplanmäßig aufzutauchen, aber Darius musste zumindest versuchen, sich selbst zu beschützen.

Er rieb sich die Schulter, ohne wirklichen Druck zu spüren, aber er wusste, dass die angeregte Blutzirkulation seinen Muskeln gut tun würde. Die Steifheit verschwand nie ganz. Wahrscheinlich sollte er ein paar Physio-Übungen machen, aber das würde bedeuten, dass er an seinen Körper denken und ihn möglicherweise auch ansehen müsste. Allein die Vorstellung ließ ihn einen weiteren Schluck von seinem Whisky trinken. Am besten ignorierte er es einfach weiter. Ein heißes Bad war das einzige, was er für etwas Linderung ertragen konnte, denn unter Wasser fühlte er sich nicht so entblößt. Er nahm sich vor, später eins zu nehmen.

Was geschehen war, war geschehen. Darius hatte an diesem Tag nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort gesessen. Trotzdem waren die Schuldgefühle für diejenigen da, die er zurückgelassen hatte, weil er einfach nur überlebt hatte.

Zum Teufel damit. Darius stürzte den Rest seines Drinks hinunter und spürte das Brennen bis in den Bauch, ehe er sich erneut etwas aus dem Kristalldekanter einschenkte. Jetzt war nicht die Zeit, um sich in jahrealtem Schmerz zu suhlen. In der Gegenwart gab es mehr als genug Mist, um ihn zu beschäftigen.

Was zum Teufel sollte er tun?

Bis jetzt hatte er keine Mühen gescheut, Joshua zu meiden. Er hatte seine Haushälterin, Mrs. Weatherby, angewiesen, dafür zu sorgen, dass man sich um ihn kümmerte und er sich in seinem eigenen Zimmer wohlfühlte. Darius war etwas besorgt gewesen, dass Joshua gegen diese Einteilung protestieren könnte und erwartete, sich mit Darius ein Bett zu teilen. Aber Darius' Räumlichkeiten waren sein Zufluchtsort, der einzige Teil des Schlosses, in dem Joshua nicht frei herumlaufen konnte. Das hatte er ihm deutlich gemacht. Darius brauchte seinen Raum, sonst würde er den Verstand verlieren.

Zum Glück schien es für Joshua in Ordnung zu sein, dass ihre Schlafzimmer an den gegenüberliegenden Seiten des Schlosses lagen. Zumindest hatte er sich, soweit Darius wusste, nicht beschwert. Aber Joshua lebte nun hier und Darius stellte fest, dass er aufgrund der stetigen Sorge, ihm unerwartet über den Weg zu laufen, immer unruhiger wurde.

Von den unpassenden Gefühlen einmal abgesehen, wusste er einfach nicht, worüber er sich mit ihm unterhalten sollte. Peinlicher Small Talk über das Wetter schien erschreckend beleidigend zu sein, wenn man bedachte, dass Joshua als Strafe für das Unglück seines Vaters aus seinem Zuhause und Leben gerissen worden war. Alles in allem fehlten Darius jedes Mal die Worte, wann immer er seinen wunderschönen neuen Mitbewohner sah.

Es war das Beste, sich gegenseitig Raum zu geben, um sich an diese bizarre, neue Situation zu gewöhnen.

Zumindest dachte er das.

Ein Klopfen an der Tür schreckte ihn auf und riss ihn aus seiner Benommenheit. Absurderweise wallte Wut in ihm auf, weil er gestört wurde, aber das war nicht sein Vater, der immer dann hereinplatzte, wenn es ihm gerade passte. Zumindest dachte er das. Sehr wahrscheinlich war es Mrs. Weatherby, die ihm eine vollkommen vernünftige Frage stellte, oder Bartholomew, der nachsah, ob er Dartpfeile auf Bilder seines Vaters warf, die an den jahrhundertealten Wänden hingen.

Wieder mal.

Darius räusperte sich und trank einen weiteren Schluck Whisky. »Herein.« Er schaltete eine Lampe an, damit, wer auch immer es war, ihn sehen konnte und umgekehrt.

Er war überrascht, als sich die Tür langsam öffnete und Joshua schüchtern den Kopf hereinschob. »Ähm, hi. Ich hoffe, ich störe dich nicht zu sehr? Ich, also, ich wollte dich nur ein paar Dinge fragen.«

Darius wollte ihm sagen, dass er Mrs. Weatherby alles fragen konnte, was er wissen wollte, aber das war einfach nur verdammt unhöflich. Der arme Kerl hatte in der letzten Woche viel Unsinn über sich ergehen lassen. Das Mindeste, was Darius tun konnte, war, ihm zuzuhören.

Er wackelte mit den Fingern und ermutigte Joshua, den Salon zu betreten. Soweit Darius wusste, hatte er nur einen Koffer mit Habseligkeiten mitgebracht, weshalb es nicht überraschend war, ihn in seinem üblichen Outfit aus blauer Jeans und einem langärmligen Shirt zu sehen. Allerdings bemerkte Darius zum ersten Mal, dass er auch flauschige cremefarbene Strickschuhe trug, die seine Hausschuhe zu sein schienen und sein bescheuertes Herz machte einen Satz. Na und, dann war es eben niedlich. Was für einen praktischen Nutzen hatte Niedlichkeit schon? Er musste sich unter Kontrolle bringen.

Als Joshua nichts sagte, hob Darius die Brauen und schüttelte den Kopf, als wollte er sagen: Was gibt's? Er vertraute in diesem Moment nicht darauf, etwas sagen zu können, für den Fall, dass seine Stimme etwas Dummes machte. Der Whisky wärmte sein Blut angenehm, aber er würde sich niemals verzeihen, wenn er etwas Unangemessenes über die Anziehung zu Joshua sagte und dieser sich dadurch unwohl fühlte.

»Oh, richtig, ja«, sagte Joshua atemlos. »Ich hab mich gefragt… Na ja, ich hab schon einige der Angestellten gefragt, aber sie scheinen zu glauben, dass es kein WLAN gibt. I-ich hab sie nach dem Passwort gefragt, aber sie meinten, dass ich dich fragen soll.«

Scheiße. Daran hatte Darius nicht gedacht. Uff, natürlich nicht, weil er so sehr mit sich selbst beschäftigt war, dass er nicht an die Bedürfnisse anderer Menschen dachte. Er grummelte und nippte an seinem Whisky, ohne Joshua in die Augen zu sehen.

»Nein. Es gibt kein WLAN. Ich habe eine LAN-Verbindung hier für die Arbeit.« Er deutete vage auf seinen Schreibtisch und war froh, dass das alberne Abenteuerbuch mit dem Cover nach unten gelandet war. Aus irgendeinem Grund wollte er nicht, dass Joshua ihn wegen seiner Buchauswahl verurteilte. »Ich werde mit Bartholomew besprechen, einige Techniker kommen zu lassen und die Leitung auch woanders hinzulegen. Wo auch immer du willst.«

Joshua trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Du meinst, dass du Kabel und so was verlegen lassen müsstest? Das ist – mach dir keine Gedanken darüber. Also. Ist schon in Ordnung.«

Darius sah ihn stirnrunzelnd an. »Willst du Internet oder nicht?«

Joshua schlang die Arme um sich und räusperte sich, ehe er sie wieder sinken ließ. »Ich meine… Ja, liebend gern. Aber nur, wenn es nicht zu viel – «

»Es ist erledigt«, sagte Darius und wedelte wegwerfend mit der Hand. Verdammt. Joshua musste besser darin werden, um das zu bitten, was er brauchte. Es war nun wirklich keine haarsträubende Bitte.

Joshua nickte und rieb die Hände aneinander. »Okay. Äh, danke.«

»Noch etwas?«

Darius wollte ihn so schnell wie möglich loswerden. Je länger sie sich miteinander unterhielten, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass er etwas Dummes sagte. Selbst in einer abgetragenen Jeans und einem Pulli sah Joshua immer noch wie ein Engel aus. Der Inbegriff von Unschuld, der darauf wartete, dass jemand wie Darius ihn verdarb. Der Gedanke, dass Joshua dieses wunderschöne Licht verlor, das von ihm ausging, war schrecklich. Darius würde ihn nicht noch mehr beflecken, als er es mit ihrer grässlichen Vereinigung bereits getan hatte.

Joshua sah kümmerlich aus, als er die Hände rang und auf den Fersen wippte. »Ich bin nicht sicher, wie es mit dem Essen läuft. Ich bin es gewohnt, ähm, mich um mich selbst zu kümmern.«

»Camille passt sich sehr gern an deine Gewohnheiten an«, versicherte Darius ihm. Aber Joshua leckte sich die Lippen und seine braunen Augen waren glasig. Beinahe, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.

»Das ist… großartig. Danke. Aber, also, es gibt jeden Morgen Eier und Speck und Toast und irgendwas, das Räucherhering sein könnte. Nur für mich. Ich mache mir gern meinen eigenen Toast oder eine Schüssel Cornflakes oder esse gar nichts. Ich habe Angst, dass es schreckliche Verschwendung ist, aber ich möchte die Gefühle der Köchin nicht verletzen.«

Tja, das war bei Camille beinahe unvermeidlich, aber Darius behielt diesen kleinen Scherz für sich. »Ich arrangiere etwas«, sagte er und tat so, als würde er mit der Maus auf etwas klicken, als er sie über den Schreibtisch schob. Es war leichter, als Joshua anzusehen und würde für ihn hoffentlich der Wink sein, zu verschwinden.

Aber… Joshua ging nicht. Er räusperte sich erneut und als Darius wieder aufsah, standen Joshua Tränen in den Augen. Seine Lippe bebte und er hatte die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt.

Oh, gütiger Gott, was zur Hölle war los?

»Joshua?«

»Es tut mir leid«, platzte er heraus. Zwei Tränen liefen ihm über die Wangen, als er blinzelte.

Alles in Darius sträubte sich. Es war vollkommen inakzeptabel, dass Joshua aufgewühlt war. Es weckte in Darius den Wunsch, die Schlossmauern einzureißen. Es gelang ihm, seine Wut zu zügeln und sich zu beherrschen. »Es gibt nichts, was dir leidtun muss«, sagte er sofort und es interessierte ihn nicht, was Joshua glaubte, falsch gemacht zu haben. Darius war sicher, dass er nichts wirklich Schlimmes getan haben konnte.

Aber Joshua atmete zittrig ein und richtete seinen Blick zuerst auf etwas scheinbar Faszinierendes an der Decke des Büros und dann auf Darius' Füße. »Ich weiß… Ich weiß, dass wir jetzt verheiratet sind. Und ich habe das Gefühl, dass ich bei allem vollkommen versage, das auch nur annähernd so etwas wie ehelichen Pflichten ähnelt.«

Darius starrte ihn ausdruckslos an. Nicht, dass Joshua es sehen würde. Er konzentrierte sich auf den Rücken des albernen Abenteuerromans, der am Rand von Darius' unordentlichem Schreibtisch lag, als würde er die Geheimnisse des Universums enthalten.

Darius sah auf seinen Whisky und hoffte ebenso, dass er ihm helfen würde, ehe er wieder zu Joshua blickte. Scheiße. Er würde sagen, dass Joshua überhaupt nicht versagt hatte, aber was wusste Darius schon? Er hatte ihn den Großteil der Woche ausgeschlossen. Eigentlich die ganze Zeit, seit er in Thorncliff angekommen war.

Und wirklich, was zum Teufel wusste Darius darüber, ein Ehemann zu sein? Er hatte noch nie zuvor jemandem erlaubt, ihn Freund zu nennen, nicht einmal… nicht einmal Richard. Und sie hatten einander so viel bedeutet.

»Was meinst du?«, fragte Darius. Dachte Joshua, dass Darius von ihm erwartete, herumzurennen und seine Unterwäsche zu waschen? Das war der lächerlichste Gedanke, den Darius je gehabt hatte.

Aber Joshua verzog die Lippen zu einer schrecklichen, zittrigen Linie. In seinen wunderschönen braunen Augen schimmerten noch immer Tränen und diese verräterischen Spuren glänzten auf seinen Wangen. »Ich-ich verstehe, dass es bei dieser Vereinbarung gewisse Regeln gibt. Dein Vater hat mir einen Brief geschickt.« Bei Victors Erwähnung stellten sich sofort Darius' Nackenhaare auf und er wollte brüllen, unterdrückte aber jegliche Reaktion. Sie galten nicht Joshua. Sie galten seinem Vater.

Er schwieg und wartete darauf, dass Joshua fortfuhr.

»D-dass ich das Gelände nicht verlassen sollte. Dass ich keine Arbeit annehmen kann. Und, ähm…« Nun verzog er wirklich das Gesicht und weitere Tränen liefen über seine Wangen. Darius war verwirrt darüber, was das damit zu tun hatte, ein Ehemann zu sein, doch dann fuhr Joshua fort. »Ich verstehe… Ich verstehe es, wenn du erwartest, dass wir die Ehe vollziehen. Ich habe darüber nachgedacht und es ist in Ordnung.«

Darius spürte, wie der Boden unter ihm schwankte.

Er wünschte sich, nicht zwei Gläser Whisky getrunken zu haben, als er die Tischkante packte, die Zähne zusammenbiss und versuchte, seinen Herzschlag zu beruhigen, nachdem dieser wie ein Presslufthammer losgegangen war. Was hatte Joshua ihn gerade gefragt? Was genau hatte sein Vater in seinem Brief angedeutet?

Nein, nein, nein. Nichts davon war wichtig. Victor konnte so viele Psychospiele spielen wie er wollte, aber er war nicht hier, oder? Das war verdammt noch mal Darius' Zuhause. Seine Regeln. Seine Ehe.

»Ist es das, was du willst?«, fragte er und die Worte klangen, als würde man einen Stein in den Mixer werfen. Aber er musste wissen, woher diese Bitte kam.

Joshuas Lippe bebte, aber er schob stur das Kinn nach vorn. »Ich tue, was auch immer nötig ist, um meine Familie zu unterstützen. Die Familien, die wir beschäftigen… die ich nach dem Unfall beschützen muss. Sag mir, was du willst.«

Darius' Eingeweide drehten sich vor Ekel um und der Whisky drohte, wieder nach oben zu steigen. Heilige verdammte Scheiße. Er wusste, dass Joshua von einem Brief sprach, den Victor ihm geschickt hatte, aber war das Darius' Schuld? Hatte er, trotz seiner besten Absichten, irgendwie angedeutet, dass er das wollte?

Dass Joshua ihm Sex schuldete?

»Raus«, knurrte er. Ihm wurde schwindlig. War das aus ihm geworden? Ein verzweifeltes, erbärmliches, nicht liebenswertes Ding, das sich auf den ersten unschuldigen, verletzlichen Mann stürzte, der ihm über den Weg lief?

»W-was?«, fragte Joshua.

»Raus«, wiederholte Darius, besorgt, dass die Tischplatte Risse bekam, weil er seine Finger so fest hineingrub.

Joshuas schwere, panische Atmung erfüllte den Raum. Darius' Sicht verschwamm, aber er war ziemlich sicher, dass Joshua blass geworden war, als er blinzelnd den Kopf schüttelte. »Raus. Okay. Ähm, danke. Vielen Dank. Also. Tschüss.«

Er rannte praktisch zur Tür und ließ sie laut hinter sich ins Schloss fallen. Darius sackte tief auf seinem kalten, kratzigen Lederstuhl zusammen und drückte sich das kristallene Whiskyglas an die Brust. Es war in Ordnung. Das war schrecklich, aber theoretisch war nichts Schlimmes passiert. Es war egal, was Victor in seinem Brief an Joshua angedeutet hatte. Nicht in einer Million Jahren würde er Joshua auf diese Art und Weise ausnutzen. Er hasste es, dass Joshua auch nur eine Sekunde gedacht hatte, er würde es tun.

Er war nicht dieses Monster. Und egal, was sein sogenannter Vater getan hatte, er würde es auch nicht werden.

Joshua und das Biest

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