Читать книгу Gabrielas Reise nach Trentino - Helena Zauber - Страница 4
Ankunft und Zwischenstopp in Leipzig
ОглавлениеAber nun freut sie sich erstmal über das Wiedersehen mit Ihrem Vater, dessen Frau Ines und Ihrer Tochter Simone, welche sie gleich begrüßt:
„Hallo Mama, wie war die Fahrt?“
„Hallo Simone! Alles lief gut und ich hatte kaum Stau. Außerdem bin ich das Fahren seit nun sechs Jahren in meinem Beruf ja gewohnt“,
antwortet Gabriela fröhlich und umarmt Ihre 32-jährigeTochter zur Begrüßung, ebenso ihren Vater, der schnell zu ihnen kommt. Es ist ein herrlicher Sommerabend und ihr Vater schlägt vor:
„Ines und ich dachten, wir können zum Abendessen grillen und dann erzählst du uns erst mal genau, wie du diese Reise geplant hast. Wenn ich das richtig verstanden habe, möchtest du von dort aus ja auch noch zu André nach Winterthur fahren, quasi eine kleine Rundreise machen.“
Ines ruft aus dem Gartenhäuschen:
„Oh ja, das interessiert mich auch sehr“, und während sie mit einer Schüssel Kartoffelsalat heraus kommt fügt sie hinzu:
„Das ist doch auch bestimmt sehr anstrengend für dich, diese Fahrt alleine zu unternehmen! Hallo Gabriela! Schön, dass du mal wieder hier bist.“
Gabriela lacht und antwortet:
„Hallo Ines! Ja das stimmt, aber ich habe mir für die Reise bis Bozen eine Mitfahrerin besorgt, die morgen ab Leipzig mit mir fährt.“
„Wie eine Mitfahrerin besorgt?“, fragen Gabrielas Papa und dessen Frau gemeinsam.
„Ah, du hast über eine Mitfahrzentrale die Reise angeboten“, vermutet Gabrielas Tochter jetzt, die selbst in ihrer Studienzeit solche Mitfahr-Plattformen nutzte, um günstig ihre Eltern oder Freunde zu besuchen.
„Ja genau, Simone“, antwortet Gabriela jetzt, „ihr, also du und André, habt mich auf diese Idee gebracht. Und wenn ich dich morgen zum Bahnhof gebracht habe, hole ich Sylvia beim Messecenter hier in Leipzig ab. Sie möchte ihre Tochter in Bozen besuchen und ich muss nicht alleine fahren.“
„Das hört sich gut an“,
wirft Ines ein, die in der Zwischenzeit allerlei Salate und Fleisch aus dem kleinem Gartenhäuschen auf die Terrasse gebracht hat,
„Aber nun schaffe erst mal deine Sachen ins Haus, Gabi. Ich habe dir und Simone das Wohnzimmer zum Schlafen fertig gemacht. Wir können ja heute den Abend draußen verbringen bei dem schönen Wetter“,
und zu ihrem Mann sagt sie fröhlich:
„Walter, ich denke, du kannst jetzt den Grill anmachen. Ich habe schon richtig Hunger auf deine Superwürste und die Mädels bestimmt auch.“
„Au ja!“,
antworten Gabriela und Simone fast gleichzeitig und müssen lachen.
Gabriela bringt ihre Sachen ins Haus und macht sich ein wenig frisch. Als sie wieder auf die Terrasse kommt, brutzeln schon Würstchen und Steaks auf dem Grill.
Simone erzählt gerade ihren Großeltern von ihrer neuen Arbeit in Leuna, wo sie eine neue Anlage in Betrieb nehmen wird und deshalb leider nicht mit nach Caldonazzo fahren kann. Als sie ihre Mutter sieht fragt sie diese:
„Warum kann denn deine Freundin Manuela nicht mitkommen?“
„Aus einem super guten Grund“, sagt Gabriela und berichtet, „nach dem sie ihre Prüfung als Rettungssanitäterin bestanden hat, bekam sie zum 1. August eine unbefristete Stelle beim DRK in Hamburg. Es wäre komisch für Manuela gewesen, beim Vorstellungsgespräch gleich nach Urlaub zu fragen.“
„Ja das kann ich verstehen“, wirft ihr Vater ein, „es ist heutzutage ja schon ein Wunder, wenn man einen unbefristeten Vertrag bekommt. Aber es ist doch schade, dass weder Simone noch deine Freundin dich begleiten. Hättest du den Urlaub nicht verschieben können?“
„Leider nein, Papa. In meinem jetzigen Beruf als Dozentin in der Erwachsenenbildung, kann ich tatsächlich nur in den Ferien Urlaub machen. Aber ich freue mich schon darauf, auf der Terrasse des Hotels ausgiebig zu frühstücken und dabei die Leute zu beobachten. Ich bin auch gespannt, ob ich was verstehe, wenn sie reden. Immerhin habe ich noch ein wenig italienisch zu lernen versucht“, erklärt Gabriela ihrem 82-jährigen Vater, der noch erstaunlich fit ist für sein Alter, wie man so schön sagt, körperlich und geistig.„Italienisch? Wann hast du das denn noch gemacht?“,
fragt nun Simone erstaunt, „du musstest doch auch so viel Neues lernen in der letzten Zeit:“
„Na ja“, lacht Gabriela, „ich bin ja viel mit dem Auto unterwegs und da habe ich mir Hörbücher besorgt und wenn ich Lust hatte im Auto gehört.“„So die ersten Würstchen sind fertig!“, ruft Simones Opa nun und, „alle zu Tisch bitte!“
Alle setzen sich und nehmen Salate, Brot und Würstchen und hauen ordentlich rein. Dabei
erzählen die vier sich das Neueste, was sie so seit dem letzten Treffen, bzw. Telefonat erlebt haben. Gabrielas Vater nennt das scherzhaft „updaten“ und fragt auch nach André, Gabrielas 34-jährigem Sohn, der seit 10 Jahren in Winterthur lebt und arbeitet.
Gemeinsam mit Ines räumen Gabriela und Simone nach dem Essen alles ins kleine Gartenhaus. In der Miniküche ist kaum Platz für zwei, deshalb schlägt Simone vor:
„Omi, lass das mal Mama und mich machen. Setz dich zu Opa auf die Terrasse, du hast für heute genug getan.“
„Das ist aber lieb von euch, Kinder“, freut sich die 81-jährige zierliche Frau, nimmt ein Sudokuheft und geht nach draußen auf die Terrasse zu ihrem Mann.
„Sag mal Mama, findest du nicht auch, dass Ines wieder recht fit nach ihrer langen Krankheit ist? Ich finde es Klasse, wie sie das hier noch alles so toll vorbereitet“, stellt Simone nun fest und sieht ihre Mutter fragend an.
„Ja das finde ich auch“, antwortet diese, „und nächstes Jahr wollen beide sogar ihre Goldhochzeit feiern“, fügt Gabriela hinzu.
„Wow, Wahnsinn!“, staunt Simone und fragt, „wie viel Jahre sind das denn, wenn man Goldhochzeit feiert?“
„50 Jahre“, antwortet Gabriela. „Echt?“, Simone verdreht die Augen, schüttelt mit dem Kopf. Aber dann erzählt sie von ihrer neuen Arbeit, den Kolleginnen und auch von einem neuen Freund, den sie seit acht Monaten hat.
Sie unterhalten sich noch ein bisschen während sie die Küche aufräumen und gehen dann nach draußen auf die Terrasse wo sie von Ines fröhlich empfangen werden mit den Worten:
„Gabi, dein Vater möchte heute zur Feier des Tages mit euch sein sogenanntes Herrengedeck trinken!“
„Was für ein Herrengedeck?“, fragt Simone.
Walter erklärt seiner Enkelin, dass das ein Mixgetränk aus Bier und Sekt ist und dass sie das früher oft in Gaststätten getrunken haben. Seine Enkelin hört interessiert zu, aber Ines und Gabriela verdrehen lachend die Augen, weil beide diesen Vortrag schon gefühlte 1000 Mal gehört haben. Sie nutzen die Gelegenheit und unterhalten sich über alles Mögliche, während Gabrielas Vater seiner Simone inzwischen ausführlich die Familiengeschichten erzählt, so weit er sie kennt.
Für Gabriela hat er das schon vor Jahren mal aufgeschrieben. Nun ist sie gespannt auf die Gegend aus der ihre Vorfahren stammen. Es gibt ihrem Urlaub sozusagen den roten Faden. Dann wird es langsam dunkler und alle beschließen ins Bett zu gehen.
Gabriela kann nicht gleich einschlafen. Sie ist doch aufgeregt, wegen der Autofahrt, die sie morgen vor sich hat. Gut, dass eine Beifahrerin dabei ist, die die Strecke schon kennt und am Telefon schon sehr sympathisch klang. Schon bei diesen Gesprächen war ihnen aufgefallen, dass sie ähnliche Biographien haben. Fast im gleichen Alter und im Handel tätig, waren sie nach der Wende in die sogenannten alten Bundesländer gezogen und hatten dort ähnliche Karrieren gemacht.
Gabriela denkt an die letzten Jahre zurück, die für sie sehr aufregend aber auch spannend waren. Alles hatte sich für sie verändert. Aber am Ende für sich selbst positiv, wie sie findet.
Über diese Gedanken schläft sie dann doch ein.
Am nächsten Morgen erwacht sie ausgeruht und nach einem guten gemütlichen Frühstück mit Ines, ihrem Vater und Simone macht sie sich reisefertig.
„Zu welcher Uhrzeit hast du dich denn mit dieser Sylvia verabredet?“, fragt ihre Tochter.
„Wir haben zwischen 10:00 und 11:00 Uhr ausgemacht“, antwortet Gabriela, „und dass ich anrufe, wenn wir losfahren. Der Bahnhof liegt ja auf dem Weg zu unserem Treffpunkt.“
„Super, dann können wir ja alles in Ruhe machen. Bist du sehr aufgeregt, Mama?“, fragt Simone nun ein wenig besorgt,
„immerhin ist das ja deine erste große Ferienreise alleine.“
„Na ja, ich bin schon ein wenig aufgeregt, immerhin will ich in den nächsten Tagen über 2500 km fahren“, gibt Gabriela zu, „aber das war ja klar, dass das mal so kommt. Ihr seid ja schon länger aus dem Haus und dass ich mich nach der Trennung von Marcus nicht zu hause verkrieche, ist doch auch klar, oder?“, dann muss sie lachen und sagt:
„Stell dir mal vor, ich lerne da jetzt einen Italiener kennen, dann kehre ich ja vielleicht an den Ort meiner Vorfahren zurück!“
„Du nun wieder, Mama“, lacht auch Simone, „womöglich noch einen italienischen Prinzen auf dem weißen Pferd!“
Nun ist es ganz aus. Sie spinnen sich ein Szenarium zu recht und albern dabei herum. Ines kommt ganz erstaunt zu ihnen und fragt:
„Na, was habt ihr Beiden denn?“
„Mama lernt in Caldonazzo ihren Prinzen auf einem weißen Pferd kennen!“, platzt Simone lachend heraus.
Ines lacht nun auch und sagt:
„Ach Kinder, so was gibt es doch nicht mehr! Der letzte Prinz ist euer Vater und Opa! “
Darüber müssen sie alle drei lachen und als Gabrielas Vater um die Ecke schaut und fragt:
„Na was haben meine Damen denn jetzt?“, müssen sie noch mehr lachen.
„Ich habe den Mädels nur erklärt, dass du der letzte Prinz auf dem weißen Pferd warst!“ lacht Ines ihren Walter an.
Nun lachen sie alle gemeinsam.
Doch dann heißt es Abschied nehmen. Walter und Ines wünschen Gabriela eine gute Reise mit einem Zwinkern und von Simone kommt der Abschied am Bahnhof.
In Gabriela steigt die Vorfreude und Aufregung wieder höher. Sie ruft Sylvia an, dass sie auf dem Weg ist. Als sie bei dem vereinbarten Treffpunkt ankommt, läuft Sylvia gleich auf sie zu. Sie umarmen sich spontan, die am Telefon empfundene Sympathie bestätigt sich auch im Realen.
Sie räumen Sylvias Gepäck ins Auto, steigen ein und sagen gemeinsam:
„Na dann: Gute Fahrt!“