Читать книгу Gabrielas Reise nach Trentino - Helena Zauber - Страница 7
Das erste Date
Оглавление„Irgendwie hatte ich einen Narren an Marcus gefressen. Wie toll er schrieb, wie er am Telefon redete. Obwohl ich kein Bild von ihm gesehen hatte und nur wusste, dass er über zwei Meter groß aber kein dünner Lulatsch sein sollte, dunkle Haare und grün-blaue Augen haben sollte, war ich vor dem ersten Treffen aufgeregt wie ein Teenager. Aber wie wird er aussehen, fragte ich mich dann doch. Na, er wird mich schon erkennen und wenn er wirklich über zwei Meter groß ist, werde ich ihn schon sehen, dachte ich damals noch.“
Bei dem Gedanken an ihre Fahrt damals, muss Gabriela auch heute noch schmunzeln.
„Ja, ich wollte auch kein Foto geschickt bekommen, sondern mich von dem ersten Eindruck überraschen lassen“, erinnert sich Gabriela weiter und,„Ich fuhr also ohne ein Foto von Marcus gesehen zu haben, auf den verabredeten Parkplatz an der Elbe, zwischen Stade und Hamburg und sah ihn schon stehen. Wow! Marcus war nicht zu übersehen.
Plötzlich wurde ich noch aufgeregter, konnte gar nicht richtig einparken, pulte mich förmlich aus meinem Auto und ging ihm entgegen.“
Und wieder muss Gabriela schmunzeln, als sie jetzt daran zurück denkt und spürt das Gefühl im Bauch wieder. Es war so toll, dieses Bauchkribbeln nach all den Jahren wieder
zu spüren. Lange hatte sie es immer, wenn sie Marcus traf, wenn sie telefonierten, wenn er sie mit seinen blauen Augen ansah.
Besorgt schaut Sylvia zu Gabriela rüber. Die lange Redepause macht sie stutzig, deshalb fragt sie:
„Geht es dir gut, wenn du davon erzählst, Gabriela?“
„Klar geht es mir gut. Die Erinnerung an dieses Gefühl, dass ich damals empfunden habe ist einfach herrlich und kann mir keiner mehr nehmen! Oh ja, ein herrliches Gefühl und dass es immer noch ging! Immerhin war ich da schon 51!“, antwortet Gabriela lachend.
„Das stimmt, solche Momente kann man nicht kaufen! Wie ging es weiter mit eurem ersten Date?“, wirft Sylvia ein.
„Er hatte mich nun auch entdeckt und kam lächelnd auf mich zu. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ein schnelles Küsschen konnte ich ihm nicht geben. Er war und ist
zu lang, ich kam nicht an sein Gesicht“, erinnert sie sich kichernd, bei der Erinnerung an diese Szene.
„Ich hab dann einfach gesagt: ,Also, ich weiß nicht, wo es hier in der Nähe Frühstück gibt und bevor wir lange suchen, dachte ich, wir fahren zu mir nach Hause und holen unterwegs schnell Brötchen.´
War ich aufgeregt! Ich hatte gar nicht überlegt, was ich da sagte und war ganz gespannt, wie er reagieren würde. Aber er hat erst nur ungläubig geguckt und dann ganz ruhig gesagt, dass wir das so machen können und ich vorfahren solle. Marcus wirkte überhaupt nicht aufgeregt oder gespannt. Heute weiß ich, dass das damals nur den Anschein hatte.
In meiner Aufregung fuhr ich über einen Bordstein auf dem Parkplatz und überfuhr
die Haltelinie bei der Ampel des Parkplatzes, so dass ich nicht sah, wann grün kam und auf gut Glück über die Kreuzung fuhr.“
„Nein!“, platz Sylvia lachend heraus. „Was hast du dann gemacht oder gedacht?“
„Na ja, ich dachte, was mag er nur denken, dass er ja noch umdrehen könne und schaute gespannt in den Rückspiegel“, erinnert sich Gabriela weiter.
„Oh man, ist das spannend! Erzähl weiter!“, fordert Sylvia ihre Freundin auf. Gabriela sieht, dass sie gerade an der Ausfahrt nach Hof vorbei fahren und berichtet weiter:
„Er war nicht zu sehen. Ich fuhr rechts ran, sah ihn dann aber kommen und fuhr, in der Hinsicht beruhigt, weiter. Ich spürte wieder das Herzklopfen, die Aufregung. Bei einem Discounter hielt ich, diesmal schief parkend, an aber da gab es Brötchen.
Marcus beobachtete interessiert meinen Einparkstil. Oh Gott, war mir das peinlich!“ Und ihr steigt doch tatsächlich wieder die Schamröte wie damals in die Wangen.
„Na, dann warst du aber wirklich sehr aufgeregt!“, lacht Sylvia.
„Oh ja, aber Marcus schien immer noch die Ruhe selbst zu sein. Ich wusste vor Aufregung nicht, welches Brötchen ich nehmen sollte. Irgendwie hab ich es dann doch geschafft, mir zwei auszusuchen. An der Kasse wartend stand er hinter mir, legte seine Hände auf meine Schultern, drückte sie leicht und fragte: ,Alles gut bei dir?´
Ich genoss diese Berührung so sehr und wurde etwas ruhiger. Als er an mir vorbei zum Bezahlen ging, hatte ich endlich Muße, ihn genauer zu betrachten. Marcus war kein so genannter schöner Mann, aber auf solche Typen stand und stehe ich eh nicht. Aber er hatte etwas an sich, was mich erregte, aufregte und faszinierte. Sein Blick aus diesen blauen Augen, seine breiten Schultern, seine ganze Körperhaltung! Nach dem Einkauf fuhr ich wieder vor ihm her. Ich war überzeugt, dass der Weg nach Hause noch nie so weit war. Ich konnte mich kaum aufs Fahren konzentrieren, schaute dauernd in den Rückspiegel.
Aber Marcus blieb hinter mir, drehte nicht um.“
„Na, da wäre er aber auch schön blöd gewesen!“, kommentiert Sylvia lachend.
„Das stimmt! Erst recht aus heutiger Sicht!“, antwortet Gabriela kichernd und berichtet dann weiter:
„An einer Hubbrücke mussten wir noch einmal halten. Marcus stieg aus seinem Auto aus und wir wechselten noch einmal ein paar Worte, auch wo er bei mir parken könne. Dann endlich, das Ortsschild meines Wohnortes. Ich dachte wieder, dass die Fahrt nach Hause noch nie so lange gedauert hat, fuhr in meine Sackgasse und sah, dass Marcus weiter geradeaus fuhr.
,Oh je´, dachte ich, ,warum fährt er weiter?´
Aber kaum war ich im Haus, da rief er schon an, und ich lotste ihn per Telefon zu meiner Terrassentür.“
„Warum zur Terrassentür?“, fragt Sylvia.
„Weil der Terrassentürrahmen höher war, hatte ich wohl instinktiv entschieden, ihn dort hin zu lotsen“, erinnert sich Gabriela jetzt wieder schmunzelnd.
„Ich wollte ihn ja endlich küssen.“
„Das ist ja eine tolle Idee gewesen!“, stimmt Sylvia zu.
„Stimmt!“, lacht Gabriela und fährt fort:
„Das tat ich später öfter. So einige Treppen oder Bordsteine nutzte ich, um ihm einen Kuss zu geben, wenn wir gemeinsam unterwegs waren. Er kam scheinbar ruhig und gefasst den Weg entlang. Ich stand ja nun etwas erhöht im Terrassentürrahmen und sagte: ,So, jetzt gib mir erst mal einen Begrüßungskuss!´“ erinnert sich Gabriela weiter,
„Marcus machte den letzten finalen Schritt auf mich zu und war bei mir! Er küsste himmlisch erregend und es machte bumm!
,Endlich!´, dachte ich und wir schlossen beide die Augen, genossen diesen wundervollen ersten zärtlichen Kuss und ich bat ihn herein.
Marcus zog sich die Schuhe noch draußen aus und betrat das Wohnzimmer. Wieder küssten wir uns. Diesmal beugte Marcus sich zu mir runter, ich streckte ihm meinen Kopf entgegen und stand auf den Zehenspitzen, so dass wir uns in der Mitte trafen. Und wieder war es ein wundervoller zärtlicher Kuss.“
„Wow, das ist ja wie im Film!“, kommentiert Sylvia die letzten Sätze und fragt dann:
„Was hältst du von einer kurzen Pause an der nächsten Raststätte, Gabi? Ich könnte einen Kaffee vertragen und auch ein WC brauchen.“
„Ja, ich auch“, antwortet Gabriela und sie fahren auf die Raststätte.
„Trotzdem kannst du ja weiter erzählen!“, bittet Sylvia Gabriela. Sie holen sich einen Kaffee, setzen sich draußen hin und Gabriela berichtet weiter:
„Ich habe dann seine Hand genommen, ihn in die Küche gezogen und Kaffee gekocht. Als ich Wasser aufsetzen wollte zum Eier kochen, meinte er, ich solle mir keine Umstände machen, Komm, es wäre doch alles prima so.
Wir saßen über Eck in meiner Küche und unterhielten uns über unsere Erfahrungen,
die wir in Internetchats gemacht haben. Lachend und uns schon an den Händen haltend, gaben wir uns kleine Küsschen. Langsam wurden unsere leichten Berührungen
zu Streicheleinheiten, die wir beide genossen. Wir haben kaum etwas gegessen.
,Komm, nimm deinen Kaffee mit, lass uns ins Wohnzimmer gehen, da ist es bequemer!´, sagte ich zu Marcus und dachte, dort können wir uns auch enger umarmen, wenn wir auf dem Sofa nebeneinander sitzen. Das taten wir dann auch, wir waren beide sehr aufgeregt. Aber, wir wollten es beide, Zärtlichkeiten miteinander genießen, und zwar nicht irgendwo und irgendwann, sondern hier, jetzt und spürten, dass der andere es auch wollte.
Wir zogen an unseren Sachen, küssten uns innig und streichelten uns immer mehr.
Ich schlug flüsternd vor, dass wir ins Gästezimmer gehen könnten, da sei eine Bettliege.“
„Ah, jetzt wird es ja noch spannender. Lass uns noch zur Toilette gehen und dann weiter fahren. Dann kannst du mir alles Weitere erzählen. Aber du hast recht, es ist eine lange, spannende Liebesgeschichte“, sagt Sylvia nun zu Gabriela. Sie gehen zum WC und dann zum Auto. Sylvia startet und lacht:
„Auf zur nächsten Runde! Aber sag mal Gabi, wo waren denn dein Ehemann oder die Nachbarn an dem Tag? Ich denke so ein langer Lulatsch wäre denen doch auf gefallen.“
„Das war echt Zufall!“, kichert Gabriela jetzt: „Alle waren im Urlaub und mein Noch- Ehemann auf Montage.“
„Dann hattest du also sturmfrei!“, lacht Sylvia und fragt: „Was passierte weiter?“ Gabriela erinnert sich:
„Ich ging vor und zog ihn an der Hand mit. Wie selbstverständlich machten wir das Bett zusammen. Na ja, eher ich, Marcus stand da und staunte, sah mir meistens nur zu. Als ich fertig war, legte ich mich darauf und schaute ihn erwartend an. Es schien fast, als müsse er noch überlegen. Ich wurde schon unruhig, da legte er sich zu mir und wir setzen unser Küssen fort, zogen uns dabei gegenseitig aus. Marcus war so zärtlich, so einfühlsam. Wir schienen uns beide ewig zu kennen. Seine Küsse wanderten von meinem Hals zu
meinem Bauch und seine Hände folgten. Er nahm meine Brüste in die Hand und küsste
sie innig. Immer und immer wieder wanderten seine Hände auf und ab an meinem Körper. Wir waren beide überglücklich.“
Gabriela spürt förmlich diesen damaligen Moment, genießt und schweigt. Erzählt weiter:
„Es war so herrlich, aber Marcus musste leider los und wir vergaßen beide, nach einem weiteren Treffen zu fragen. Ich schickte ihm eine SMS hinterher: ,Kuss Kuss Kuss.´
Und er schrieb zurück: ,Gerne wieder kiss!´“
„Ihr habt euch nicht für ein nächstes Date verabredet?“, fragt Sylvia ungläubig.
„Ja, aber wir haben an dem Samstagabend doch noch getippselt, wie Marcus das immer nannte. Es war irgendwie besonders! Marcus schlug vor, dass wir uns gleich am darauf folgenden Sonntag treffen sollten. Aber weil seine Schwiegereltern kamen, klappte
es an dem Sonntag nicht.“
„Gut, dass ich ja schon weiß, dass es weiter ging. Aber sag bitte, wie?“, wirft Sylvia ein. Gabriela erzählt weiter:
„Es entwickelte sich eine Art Ritual, so wie das wohl alle Paare haben.
Ich schrieb ihm morgens eine SMS: ,Guten Morgen junger Mann. Lust auf einen Kaffee mit deiner Zaubermaus? Kuss Kuss Kuss´, und Marcus antwortete:
,Guten Morgen Zaubermaus. Sehr gerne. Kiss, kiss, kiss Dein Ü –Ei´.“
„Stopp!“. Sylvia unterbricht Gabrielas Erinnerungen:
„Wieso Zaubermaus und Ü-Ei?“, fragt sie dann.
„Ach so, das habe ich vergessen zu erzählen“, gesteht Gabriela kichernd und wird wieder ein wenig rot, als sie an die Szene denkt:
„Marcus hat nach unserem ersten Sex gemeint, ich sei ja eine Zaubermaus, mit Zauberlippen und Zauberhänden. Ich erwiderte, er sei ein richtige Überraschung, ein Ü-Ei.“
„So gut war der Sex? Finde ich klasse für euch, dass es beim ersten Mal so gut gepasst hat. Das gibt es echt selten!“, freut sich Sylvia mit ihrer Freundin.
„Oh ja, das stimmt“, antwortet Gabriela und berichtet dann weiter:
„Zwischendurch schickte Marcus Nachrichten mit dem Handy oder per Mail. Er grüßte mich zum Beispiel von der anderen Seite der Elbe. Schrieb, dass er sich durch den Feierabendstau nach Hamburg wieder rein quälte. Oder er stehe gerade in der Sonne
vor einem Kornfeld und würde viel lieber mit mir im Kornfeld spazieren gehen, anstatt zum nächsten Kunden zu fahren.
Außerdem rief Marcus fast jeden Tag an:
,Hallo junge Frau, einen wunderschönen Tag wünsche ich Ihnen´, oder:
,Hallo Zaubermaus, wie geht es Dir, wie war dein Tag?´, oder manchmal genervt von Kunden:
,Hallo Zaubermaus, ich muss jetzt erst mal wieder ein Lächeln hören. Deins!´ Und zum Abschied kam immer sein obligatorischer Wunsch:
,Ich möchte jetzt noch einen dicken Kuss!´
Es kam erst mal nicht zu einem Treffen, weil Marcus als Schiffbaumonteur dauernd unterwegs war zu Kunden, auch manchmal da blieb. Aber dann entdeckten wir das Skypen. Wenn es bei uns beiden von der Zeit her passte, skypten wir manchmal spät abends, nach 22 Uhr. Wir freuten uns schon immer auf unsere Skype-Dates, wie wir das nannten.
Nach zwei Wochen rief Marcus mich im Laden an und fragte:
,Zaubermaus, nun sag mal ganz genau, was du suchst!´
Ich sagte spontan, es wäre eine Eheergänzung, also eine Ergänzung für alles, was momentan fehlte, wie Kommunikation, sich austauschen, rumalbern, streicheln, mal in den Arm nehmen, sei es telefonisch oder so. Auch da habe ich vorher nicht überlegt, was ich sagen sollte, einfach los geredet. Ich hielt den Atem an, vor Spannung, was er wohl antworten würde. Aber Marcus antwortete fast fröhlich:
,Okay, Maus, lass es uns versuchen!´
Du glaubst gar nicht, wie ich gejubelt habe, nachdem wir uns verabschiedet hatten! “
„Doch, das kann ich mir so richtig vorstellen“, bestätigt Sylvia und bemerkt:
„Guck mal, wir sind schon fast in Nürnberg. Bis jetzt läuft es doch ganz gut!“
„Oh, ja. Das hätte ich jetzt gar nicht gemerkt. Ich bin gerade total in den Erinnerungen gefangen und nehme die Umgebung gar nicht richtig wahr.“ Gabriela schüttelt lächelnd mit dem Kopf und schaut zu Sylvia. Diese lächelt zurück und sagt:
„Also für mich klingt das alles nach schönen Erinnerungen. Dann darfst du auch mal deine Umgebung vergessen. Außerdem haben wir das so ausgemacht, dass wir uns während der Fahrt mit unseren Erlebnissen gegenseitig unterhalten. Aber nun erzähl schon weiter, Gabi!“
„Hm, dass Marcus viel beruflich unterwegs war, störte mich nicht weiter. Im Gegenteil, es machte die ganze Sache doch spannender“, berichtet Gabriela weiter.