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Die Rollenebenen in Anlehnung an unser Wissensinventar

In diesem Kapitel werden psychodramatische Entwicklungsebenen, das Wissen afrikanischer Heiler und die Erkenntnissen der Polyvagaltheorie, übereinander gelegt.

Ich – Schaltkreis – Psychosomatische Rollenebene

Im ersten Schaltkreis dem Großhirn, wo das Denken beheimatet ist, sind wir grundsätzlich herausgefordert, einmal schauen zu müssen, wie wir unsere subjektive Situation kontrollieren, leiten und mit einer möglichen Zielorientierung ausstatten können. Diesen Schaltkreis können wir als Ich-Schaltkreis betrachten. Dieser Schaltkreis funktioniert nur dann komplikationsfrei, wenn die subjektive Sicherheit im Großen und Ganzen gewährleistet ist. Damit ist nicht die perfekte Sicherheit gemeint.

Im Wesentlichen können die Herausforderungen im individuellen Erleben als Einladung zur Weiterentwicklung des persönlichen Seins gesehen werden. Wenn die Zuhilfenahme des Denkens und des Fühlens zum Missmatching führt, könnte diese Schnittstelle als Eintrittstor zur psychischen Erkrankung gesehen werden. Menschen auf einem gut integrierten Strukturniveau können Hilfe in Anspruch nehmen, können sich beraten lassen oder Psychotherapie in Anspruch nehmen und folglich psychische Erkrankungen hintanhalten.

Historisch betrachtet haben die Mächtigen schon immer Hilfe und Rat in Anspruch nehmen können. Allerdings wurde dies der untergebenen Bevölkerungsschicht verwehrt mit dem Hinweis, dass sie dumm wären, wenn sie Hilfe in Anspruch nehmen würden. Heute ist noch in weiten Teilen der Bevölkerung die Annahme verankert, psychisch Kranke wären nicht intelligent.

Natürlich sind der kognitive und der emotionale Teil des Großhirns für herausragende geistige Leistungen verantwortlich. Dabei ist zu beachten, dass der Schaltkreis vom Unbewussten und der Schaltkreis der Universumsbewusstheit das Denken lahmlegen können. Als Beispiel sei hier ein traumatisches Ereignis angeführt; Menschen können sich oft nur mehr bruchstückweise an die Vorfälle erinnern.

Wie kann dann die Intelligenz genützt werden? An dieser Stelle wird besonders sichtbar, dass wir soziale Wesen sind, die nicht auf die Hilfe eines Mitmenschen verzichten sollen. Wer die richtige Hilfe anbieten kann, verfügt über eine sorgsame Ausbildung und eine ausreichende Haltung, wie im Kapitel „Evolution und persönliche Entwicklung“ unter Punkt „Psychotherapie braucht Werkzeuge“ beschrieben ist. Ausreichend gute Eigenschaften für eine Hilfestellung kann möglicherweise ein Familienmitglied, ein Mensch aus dem Freundeskreis oder z.B. die nette Verkäuferin erfüllen.

Damit wäre schon die Einleitung zum nächsten Schaltkreis hergestellt.

Familien – Schaltkreis – Psychodramatische Rollenebene

Der zweite Schaltkreis wird vom Mittelhirn gelenkt, mit dem Zentrum der Amygdala. Das kann auch als Schaltzentrale der Gefühlswelt des Individuums angesehen werden. Die Kennzeichen dieses Schaltkreises sind die „Hitze“ und die „Kälte“, mit welcher der einzelne Mensch zu seiner Umwelt steht. Das sind die ureigenen Geschichten der Person, die sich in diesem Menschen im Laufe des Lebens herausgebildet haben. Das sind sogenannte „Ja-Nein“ Kunstwerke, wie vorhin in der Analogie zum Computer beschrieben, die sich im Spannungsfeld zwischen eigener Bedürfnisbefriedigung und universeller, übergeordneter Interessen befinden. Dieses „Plus-Minus (eins-null)“ – Spiel kann schon mit höherer Mathematik in Verbindung gebracht werden. Alles und jeder spielt eine Rolle auf dieser Welt. Wir haben unendliche Möglichkeiten an Beziehungsgestaltungen und wissen unbewusst, wie und was alles ist, unter Einfärbung der persönlichen Befindlichkeit. Die eigene Fähigkeit, die Umwelt wahr zu nehmen, kategorisiert dieselbe und lässt dies als Wirklichkeit für das Individuum erscheinen. (Vgl. Watzlawick) Wie sich die Sinneseindrücke und das gespeicherte Unbewusste ergänzen, könnte als Aufeinanderprallen von Welten literarisch definiert werden. Die Möglichkeit von Missmatching zur Zielorientierung des Individuums stellt eine persönliche Krise dar. Grundsätzlich ist MISSMATCHING in jedem Schaltkreis möglich. Auch zwischen den Schaltkreisen kommen Irritationen vor. Wenn gerade etwas passiert ist, ist das Vergangenheit. Die Ziele liegen in der Zukunft. Die Verwirrung ist die Blockade in der Gegenwart, die nicht bewältigt werden kann.

Universums – Schaltkreis – Soziodramatische Rollenebene

Dem Ich – Schaltkreis und dem Familienschaltkreis ist der dritte Schaltkreis hinterlegt. Es scheint so, als wären dort die Ethik und das Gewissen des Universums zu Hause und würden jede Handlung und jedes Verhalten, ja möglicherweise jeden Gedanken und jedes Gefühl des Individuums messen. Das sind grob zusammengefasst meine Eindrücke aus der täglichen psychotherapeutischen Arbeit.

Es wäre zu einfach, wenn wir diesen dritten Schaltkreis mit der Ethik gleichsetzen, die unser Leben kontrolliert und bei Missmatching in Aktion tritt. Es ist vielmehr eine fast nicht beantwortbare Frage, wo im Körper, im Gehirn die Ethik und das Gewissen verankert sind. Es bleibt die Frage nach der pathischen Kreation offen. Viel wahrscheinlicher erscheint mir die Version eines Paktes, welcher vom Individuum bewusst oder unbewusst mit der Universumsbewusstheit, bzw. mit dem Universum geschlossen wird.

Über viele Jahre habe ich beobachten können, dass die individuellen Werte sehr oft im Vordergrund stehen und beim Scheitern an den eigenen Zielen, der Universums-Schaltkreis sein „Ok“ zur Krankheit und/oder zum Tod gibt. Allerdings kommt es auch sehr häufig vor, dass Menschen aus ihrer Unbekümmertheit gerissen werden und vor dem Abgrund ihres Lebens stehen. Die meisten Patient*innen finden nach längerem Verlauf einer Krankheit selber eine Erklärung oder eine Einsicht. Eine wichtige Funktion haben diese Krankheits-Kreationen und Entscheidungen für den Tod bei der Wahrnehmung der Mitmenschen. Es erstaunt mich immer wieder, wie überraschende Todesfälle das gesamte Umfeld emotional betroffen machen. Sehr viele Menschen kommen dadurch zum Nachdenken über ihr eigenes Leben.

Auf jeden Fall sind körperliche Symptome und Krankheiten mit tieferliegenden Motivationen und frühen Traumatisierungen und Erinnerungen in Verbindung zu bringen.

Die grundlegende Bedingung in diesem Schaltkreis dürfte lauten: „Ich darf kein Opfer und ich darf kein Täter sein“, genau nach Professor Pieringer. Wobei die Definition von Opfer und Täter eine innerseelische Wahrnehmung darstellt, die nicht von einem Menschen zum anderen verglichen werden kann. Schon aus dem Übereinanderlegen der drei Schaltkreise ergeben sich schwierige Konstellationen. Wann und wie sich die eigenen Werte im Einklang befinden und wie sich das Missmatching auswirkt, kann täglich neu beobachtet werden.

Zumindest gibt es ernste Hinweise aus der qualitativen Psychotherapieforschung. Diese widmet sich der Einzelfallstudie und verdichtet die Erkenntnis, dass sich das Missmatching unter den Nerven-Schaltkreisen durch körperliche Symptome, sowie Krankheit oder dem Tod bestätigt.

Ein wesentlicher Beitrag zum Gelingen auf dieser Ebene scheint der soziodramatische Ansatz zu sein, „Fair mit sich selbst und den Mitmenschen zu leben“.

Der Pakt mit der Universumsbewusstheit

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