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Der Körper trägt den Geist und die Seele

Die Rolle des Geistes

Im Grunde ist der Geist im biologischen Kontext nicht vom Menschen isolierbar. Der Geist, manche sprechen von Spiritualität, ist die Fähigkeit des Menschen, die Verantwortung über das eigene Sein zu übernehmen und danach zu handeln. Das heißt, als „höheres“ Lebewesen zu wirken und Kontakt zu allem anderen Sein zu suchen und gut damit klar zu kommen. Diese „Chefrolle“ des Ichs scheint mit sämtlichen Bereichen des Gehirns verlinkt zu sein. Es sollte berücksichtigt werden, dass beim Fehlen der Sicherheit des Individuums, die Defensivprogramme des Kleinhirns und des Stammhirns zum Tragen kommen (et.al Stephen Porges). Damit scheint der Geist der Sklave seiner rangniedrigeren „Diener“ zu sein und scheinbar an seine Grenzen anzugelangen. Oder anders ausgedrückt, wer der „Chef“ ist, entscheidet die aktuelle Situation. Wenn im Inneren und im Außen friedliche Bedingungen vorzufinden sind, hat das Großhirn die bessere Chance sich durchzusetzen. Stephen Porges, der Erfinder der Polyvagaltheorie, spricht von den drei Schaltkreisen des autonomen Nervensystems und hat erkannt, dass die Funktion des Großhirns am besten arbeitet, wenn sich der Mensch in Sicherheit befindet.

Nur mit viel Hoffnung, Mut und Zuversicht auf eine höhere Ebene (z.B. Sinnhaftigkeit, Gott), können schmerzliche und bedrohende negative Ereignisse überwunden werden. Hierzu braucht es ausreichend gute Vorbilder, Förderung der Bildung und Animation zum selbstständigen Denken.

Wenn das eigenständige Denken von der Ethik unterstützt wird, ist der Umgang mit den Affekt – Instanzen (Impulse von Kleinhirn und Hirnstamm) leichter möglich. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Bewertung von Gut und Schlecht auch in diesen beiden Instanzen eingebaut ist und bei den Krankheitsausprägungen mitarbeitet.


Abbildung 2 - Einfluss auf die Welt

Einfluss der Psyche auf den Menschen

Grundsätzlich unterscheiden wir den genetischen Einfluss und den Umwelteinfluss. Im Wirtschaftsjargon würde das Anlage- und Umlaufvermögen heißen. Jetzt möchte ich die beiden großen Einflussbereiche genauer unter die Lupe nehmen:

Einfluss der Psyche auf die Genetik versus Einfluss der Genetik auf die Psyche

Wir wissen schon seit vielen Jahren, dass es einen übersetzbaren genetischen Code gibt und ein unübersetzbarer Teil in der Genetik vorhanden ist. Wir sprechen hier von Introns, das sind Gensequenzen, die der Basenpaarungsregel gehorchen. Da haben wir Guanin, Cytosin, Adenin und Thymin. Das sind die „Buchstaben“ für das sogenannte „Rezept“ eines Lebewesens. Die großen Abstände zwischen den übersetzbaren Gensequenzen nennt man Exons. Die Gehirnforschung vermutet hier die Botschaften von unseren Vorfahren. Dort werden die Informationen von den Vorfahren angenommen und als komprimiertes Wissen vorstellbar. Jeder Mensch hat individuell dieses Wissen seiner Ahnen im Unbewussten gespeichert. Ob diese Botschaften von den Vorfahren richtige Informationen sind oder „nur emotionale Essenzen“, das unser Unbewusstes trägt und auf das Bewusstsein abfärben kann, ist eine Vermutung. Diese Ahnung könnte schon als hervorragende Leistung unseres Unbewussten bezeichnet werden. Ein beeindruckendes Beispiel, welches einen sehr alten Teil unseres „gespeicherten Wissens“ beweist, ist die Tatsache, dass Menschen schon in Höhlenzeichnungen Drachen darstellten. Dies könnte als genetische Dokumentation der Dinosaurier angesehen werden. Diese Ur-Tiere sind zum allergrößten Teil vor circa 60 Millionen Jahren ausgestorben. Jedoch gibt es eine „Verwandtenlinie“ in uns Menschen, welche dieses „unbewusste Wissen“ noch in uns gespeichert hält.

Es darf angenommen werden, dass der Mensch seine persönliche Erblinie unbewusst in sich trägt und diese den übersetzbaren Genbereich nachhaltig beeinflusst. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass sehr wohl der psychische Zustand unserer Vorfahren unser Leben beeinflusst. In Wikipedia ist nach zu lesen: „Bei der Zelldifferenzierung entstehen im Verlauf von Zellteilungen Tochterzellen mit anderer Funktion, obwohl das Erbgut in allen Zellen gleich ist“. Das kann zum einen als Beweis angesehen werden, dass diese Informationen in den unübersetzbaren Teilen wirken, oder/und dass der psychische Zustand der Mutter sich auf die Zellteilung direkt auswirken könnte.

Diese Erbbeeinflussung durch die unübersetzbaren Genabschnitte ist als Epigenetik bekannt.

Beim Vortrag des Professors Becker am Kinder- und Jugendtherapiekongress in St. Johann in Salzburg (2012) hörte ich, dass ein Kind, also ein Nachfahre eines Kriegsgefangenen, wesentlich effizientere Verdauungsmechanismen aufgewiesen hatte, als ein Kind, das keine Vorfahren hatte, die mit derart großen Essensmangel konfrontiert waren. Diese genetische „Anpassungsleistung“ wird den Informationen der Vorfahren zugeschrieben und dient dem Überleben der Spezies.

Um die genetische Anpassung zu aktivieren, genügt es auch die Information über Spiegelneuronen zu erhalten. Diese Spiegelneuronen sind Nervenzellen im Gehirn, die wie Radiosender funktionieren und ständig senden (die eigene Befindlichkeit) und empfangen (die fremde Befindlichkeit) und sich durchaus auf das genetische Potential auswirken können. Damit wäre EINE von mehreren möglichen Schnittstellen zwischen Innen- und Außenbeeinflussung der Genetik aufgezeigt.

Bleiben wir beim Beispiel des Enkelsohnes des Kriegsgefangenen. Dabei wird deutlich, dass so eine effiziente Verdauungsleistung zu Fettleibigkeit führen kann. Wir wissen, dass fettleibige Kinder oft gemobbt werden und in der Folge psychisch krank werden. Damit sei hingewiesen, dass die Psyche der Vorfahren unser Leben nachhaltig beeinflusst und diese Auswirkung wieder den psychischen Zustand des Menschen definiert.

Im Zuge dessen haben wir bereits die Überleitung des Einflusses durch die Umwelt auf die Psyche. Es wird sichtbar, dass das „Anlagevermögen“ (hier sprechen wir von den Genen) des Menschen sehr stark beeinflussbar ist und zwar von den Vorfahren bis zum aktuellen Geschehen.

Ein Beispiel aus dem Klon-Bereich sei erwähnt. Vor kurzem habe ich einem Bericht aus dem Fernen Osten entnommen, dass ein Arzt seinen Hund klonen ließ und zwei Klon-Hunde von seinem geliebten Hund herstellen ließ.

Der Arzt hatte sehr viel Geld dafür bezahlt und war dann traurig, dass die Hunde nicht wirklich im Wesen gleich waren, wie der ursprünglich heiß geliebte Hund des Besitzers. Das würde bedeuten, dass die Epigenetik auch im Tierreich funktioniert. Das Zusammenfließen von den Botschaften der Vorfahren und die aktuellen Situationen beeinflussen die genetische Zusammensetzung. Diese aktuelle Stimmung kann unmöglich die gleiche sein wie bei der Zeugung und der Trächtigkeit des „Original – Hundes“.

Einfluss der Umwelt auf die Psyche versus Einfluss der Psyche auf die Umwelt

Wie die eigenen genetischen Dispositionen das aktuelle Leben beeinflussen und im Hier und Jetzt wirken, stellen diese bereits für unsere Mitmenschen einen Umwelteinfluss dar.

Die Art und Weise des Umgangs der Menschen, also die strukturelle Ebene, genauso wie das Essverhalten und die Wahl der Nahrungsmittel, wie die Bewegungsgewohnheiten und sämtliche kulturelle Einflüsse, ebenso Naturgegebenheiten, bilden zusammen ein multiples Beeinflussungskonvolut auf die Psyche.

Die Strukturebene, wie sich der Mensch mit dem Menschen verhält, wird ganzheitlich als Bindungsmuster definiert. Dazu gibt es in den folgenden Kapiteln Genaueres.

Einen zentralen Punkt für die Existenz der Menschen bedeutet generell das Essen. Wie wir essen, was wir essen, wie lange wir essen, mit welchen Überzeugungen und Glaubensgrundsätzen stellt einen weiteren Parameter dar. Die Überzeugung das Richtige zu essen, gepaart mit dem Sicherheitsgefühl gut versorgt zu sein, kann als Ideal angesehen werden. Ob sich das Ideal tatsächlich bewahrheitet für den Körper gut zu sein, könnte von einem gesunden Zustand abgeleitet werden. Allerdings kann ein Krankeitszustand nicht nur auf das Essen reduziert werden. Wichtig ist auch anzumerken, dass das Essen selbst viele psychische Komponenten in sich trägt. Bei der Aufnahme der Lebensmittel in den Körper kann ein weiter Bogen gespannt werden, welcher von der Suchtkrankheit bis hin zur sexuellen Ersatzbefriedigung reichen kann. Es existieren demnach viele Möglichkeiten, durchaus hochwertiges Essen trotzdem schädlich anzuwenden.

Üppiges, hochwertiges Essen führt genauso zum Tod, wie zu wenig, zu minderwertiges Essen und Hungersnot. Wenn man auf die globale Situation der Nahrungsversorgung Bezug nimmt, kann festgestellt werden, dass ein Zuwenig und ein Zuviel, wie in vielen anderen Bereichen ungesund ist.

Über Jahrmillionen hat der Mensch sich ausschließlich mit seinen eigenen Füßen fortbewegen können und mit seinen Händen die Nahrungsmittel zubereiten oder selber anbauen und züchten müssen. Diese Mühen waren mit großer körperlicher Anstrengung verbunden, um zu überleben. Heute wird hauptsächlich am Arbeitsplatz gesessen. Das beginnt schon in der Schule. Bezugnehmend auf die Erkenntnis der Gehirnforschung, dass der Körper das Gehirn ist und das Gehirn der Körper ist, wird schon klar, dass eine körperliche Bewegung eine Unterstützung oder zumindest Aktivierung des Gehirns bedeutet. Wir wissen, dass extreme Affekte und Gefühle durch Sport abgebaut werden können und gleichzeitig Glückshormone ausgeschüttet werden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von „rechtschaffender Müdigkeit“, die als angenehm erlebt wird.

Ohne Zweifel sind kulturelle Vorschriften und Korsette oft als Rollenkonserven zu bezeichnen. Diese bringen Sicherheit. Es kann oberflächlich betrachtet nichts „falsch“ gemacht werden, wenn die Anforderungen erfüllt werden. Immerhin stecken hinter Brauchtum und kulturellen Rahmenbedingungen durchaus auch sinnvolle Absichten und Rituale, die über schwierige Lebensumstände hinweg helfen können. Schlussendlich bedeutet die Natur in diesem Beeinflussungsreigen einen harten Realitätsbezug und die Bühne allen Seins auf unserem Planeten. Von der tödlichen Gefahr bis zur größten Glückseligkeit reicht das Repertoire. Die Natur darf als der große Therapeut und Beeinflusser bezeichnet werden. Wirklich gefährlich wird es, wenn der Mensch aus verschiedensten Gründen versucht die Natur zu beeinflussen. Zum Teil ist dies erfolgreich möglich, wie das Beispiel von Hochwasserschutz und Hagelabwehr zeigt.

Die Art und Weise, wie der Mensch lebt und gelebt hat, hat hauptsächlich mit seiner Psyche zu tun. Wo und wann die Natur die Schranken weist, wirkt sich wieder auf unsere Psyche aus, da schließt sich stets der Kreis.

Eine erstaunliche Aussage gibt es von C.G. Jung, der sagt: „Die Tatsache im Inneren ist das Schicksal im Außen.“ Über diesen genialen Satz war ich zuerst entsetzt, allerdings konnte ich vom Individuum beginnend bis zur globalen Existenz eine weise Übereinstimmung erkennen. Damit wird die Psyche mit dem Einfluss auf den Planeten in eine Gleichung gebracht.

Der Pakt mit der Universumsbewusstheit

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