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Erfüllt von der Vorfreude auf das Wiedersehen mit Gerhard und den Kindern saß Thekla im Bus und ließ die Landschaft an sich vorbeiziehen. Weiter hinten wurden das Tal eng und die Berge hoch. Fast wirkten sie bedrückend, aber Thekla war überzeugt, sich schnell daran zu gewöhnen. Ihre Wurzeln gingen doch zurück ins Tal und sie fühlte sich den Menschen hier schon immer tief verbunden. Die alten Bauernhöfe mit ihren verwitterten Holzfassaden, den weißen Spitzenvorhängen an den Fenstern und den bunten Blumen davor, standen malerisch auf beiden Seiten der Straße, umgeben von grünen Wiesen. Dahinter erhob sich der Wald und über dem Wald ragten die felsigen Berggipfel stolz in den Himmel. In Tiefenbach stieg Thekla im Dorf aus, wie Gerhard es ihr gesagt hatte. Er werde sie dort abholen, hatte er versprochen, es war jedoch niemand da. Thekla suchte in Gedanken bereits eine Entschuldigung für ihren unverlässlichen Arbeitgeber, als ein Polizeiauto neben ihr hielt und Gerhard ausstieg.

Im ersten Moment erkannte sie ihn gar nicht in der grauen Uniform mit der weißen Kappe, aber er sah wirklich gut darin aus. „Thekla, Gott sei Dank bist du da“, sagte er und schüttelte ihr zur Begrüßung die Hand. In ihren Träumen hatten sie sich stürmisch umarmt, aber seine offensichtliche Erleichterung, sie zu sehen, war auf jeden Fall gut. Er nahm ihr die schwere Tasche ab, stellte sie auf den Rücksitz des Polizeiautos und öffnete ihr die Beifahrertür. „Bitte, steig ein, ich bring dich nach Hause“, erklärte er und fuhr los. „Wir holen noch schnell die Kinder bei Alma, dann muss ich zurück an die Arbeit. Eigentlich hätte ich frei, aber ein Kollege hat sich beim Holzhacken verletzt und jetzt muss ich einen 24-Stunden-Dienst übernehmen, tut mir leid.“ „Ich werde schon klarkommen. Die Kinder können mir alles zeigen“, versicherte Thekla.

Gerhard hielt vor einem neuen Holzhaus, das einen irgendwie verwahrlosten Eindruck machte. Das Gras rundherum stand hoch und die Einfahrt hätte gejätet werden müssen. Es gab keine Blumen und die Fenster waren wohl noch nie geputzt worden. Das stattliche Haus daneben war das genaue Gegenteil. Alles war ordentlich, die Fensterscheiben blitzen und der Rasen war kurz geschoren. Gerhard lud Theklas Tasche aus, sperrte die Haustür auf und stellte sie hinein. „Wir holen noch die Kinder“, sagte er und deutete die Straße hinunter, wo ein alter Bauernhof stand. Jenny hatte offensichtlich das Polizeiauto gesehen, denn sie kam ihnen strahlend entgegen gelaufen. „Papa“, rief sie schon von weitem, „schau, Alma hat kleine Kätzchen!“ Hinter ihr kam eine kleine Frau mit langem Zopf und rosigen Wangen aus dem Haus. Lächelnd gab sie Thekla die Hand. „Tag, Windblume, freut mich, dass du zu uns herein ziehst. Jenny erzählt die ganze Zeit von dir.“ Thekla lachte: „Tag, Alma, eigentlich heiße ich Thekla. Windblume war nur mein Indianername.“ Nun lachte auch Alma: „Ich fand ihn auch ein bisschen seltsam, aber heutzutage weiß man nie.“ „Wo ist Robi?“, wollte Gerhard wissen. „Er soll Thekla alles zeigen.“ Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Tut mir leid, ich muss zurück in den Dienst.“ „Geh nur, wir kommen schon zurecht“, meinte Alma und winkte dem Davoneilenden nach.

„Dich schickt der Himmel“, wandte sie sich an Thekla. „Der arme Mann weiß seit Jahren nicht mehr, wo ihm der Kopf steht“, fügte sie leise hinzu und schüttelte bekümmert den Kopf. Dann bat sie Thekla in die Küche, wo ein kleines blondes Mädchen am Tisch saß und malte. „Das ist Melanie, unsere Jüngste“, erklärte Alma. „Sag Thekla Grüß Gott“, wandte sie sich an das Kind. „Grüß Gott“, sagte die Kleine und strahlte Thekla aus blauen Augen an. „Die Buben sind im Wald, sie haben dort eine Baumhütte“, erzählte sie. Alma holte für Thekla Käse, Butter, Milch und Eier. „Ich weiß nicht, ob Gerhard etwas im Haus hat“, meinte sie und steckte die Lebensmittel in eine Stofftasche. „Wenn du etwas brauchst, komm einfach.“ Thekla war gerührt über die Freundlichkeit der neuen Nachbarin und bedankte sich. Alma winkte ab. „Erschrick nicht, wenn du ins Haus kommst. Joyce war ein nettes Mädchen, aber furchtbar träge und sicher nicht die beste Hausfrau. Wahrscheinlich musst du zuerst Großputz machen.“

Mit Almas Warnung im Ohr betrat Thekla wenig später in Jennys Begleitung das Haus und erschrak trotzdem. Schon an der Haustür schlug ihr der Geruch nach Frittiertem entgegen. Im Hausflur waren die rohen Balken des gestrickten Holzhauses zu sehen. Die junge Familie war wohl so schnell wie möglich eingezogen. Als Garderobe dienten ein paar lange Nägel, die jemand in die Wand geschlagen hatte. „Zeigst du mir, wo das Klo ist?“, bat sie Jenny, die sie in ein hübsches, jedoch völlig verdrecktes Badezimmer mit Dusche führte und sich dann weigerte, ihr neues Kindermädchen einen Moment allein zu lassen. Thekla verschob also ihr dringendes Bedürfnis auf später und ließ sich in die Küche führen, um Almas Geschenke in den Kühlschrank zu legen. In der Küche war der Fettgeruch noch viel penetranter und alles schien von einem Fettfilm überzogen zu sein. Im Kühlschrank herrschte bis auf zwei Flaschen Bier und eine große Flasche Ketchup gähnende Leere und das war gut so, denn er musste dringend geputzt werden. Thekla öffnete ein Fenster, um frische Luft in den Raum zu lassen und schaute sich weiter um. In der Spüle stand schmutziges Frühstücksgeschirr. „Die Spülmaschine ist auch kaputt“, erzählte Jenny. „Wir schauen nachher“, versprach Thekla. „Zeigst du mir noch das Wohnzimmer und das Kinderzimmer?“ Auch im Wohnzimmer waren die Wände roh und bis auf ein Sofa und einen Fernseher stand nichts darin. Im Kinderzimmer herrschte das totale Chaos. Rechts und links an den Wänden standen zwei alte Betten mit hohen Kopf- und Fußteilen und hinter der Tür befanden sich zwei Kleiderschränke und eine alte Kommode mit vier Schubladen. Der Boden war übersät mit Spielzeug, das zum Teil kaputt war.

Als Jenny in ihrer Rolle als Hausführerin die nächste Tür öffnete, war es Thekla, als komme sie in eine andere Welt. In dem mit hellem Holz getäfelten Zimmer stand ein Doppelbett aus lindgrün gebeiztem Holz. Die rechte Hälfte war unbenutzt und mit einer weißen Wolldecke abgedeckt, die linke ordentlich gemacht. Auf beiden Seiten des Bettes waren Nachtkästchen, darauf standen Nachttischlampen mit weißen, glockenförmigen Glasschirmen und links ein Wecker. An der Wand über dem Bett hing ein Hochzeitsfoto in einem schmalen Goldrahmen. Darauf war ein junger, glücklicher Gerhard zu sehen, der unbekümmert in die Kamera grinste und seinen Arm um eine zierliche Frau mit kurzem schwarzem Haar, einer frechen Stupsnase und grünen, leicht schräg gestellten Augen legte. Sie trug ein weißes Kostüm und auf dem Kopf ein freches Pillbox-Hütchen mit einem gepunkteten Tüllschleier. In der Hand hielt sie eine einzelne Callablüte. Auch sie strahlte übers ganze Gesicht und ihre Fröhlichkeit wirkte selbst auf dem Foto ansteckend. Jenny folgte Theklas Blick. „Das ist mein Papa mit meiner Mama“, erklärte sie. „Sie heißt Tatjana, das finde ich komisch“, fuhr sie fort. „Sie ist sehr hübsch und der Name passt gut zu ihr“, meinte Thekla freundlich. Ihr Blick wanderte weiter zu dem antiken Stuhl, auf dem ordentlich gefaltet eine Jeans und ein T-Shirt lagen. Die gegenüberliegende Wand wurde von einem deckenhohen hellen Holzschrank eingenommen. Neben der Tür stand eine Spiegelkommode mit einigen niederen Schubladen und vor dem Bett lag ein weißer Vorleger mit langem Flor. Durch die Balkontüren drang Sonnenlicht ins Zimmer, das durch die luftigen bodenlangen Voile-Gardinen kaum behindert wurde. In die zartgrünen Nachtvorhänge waren feine Blüten gestickt. Hier hatte ein ordnungsliebender Mensch ein Refugium, das vom Chaos im Rest des Hauses verschont geblieben war. Ob er Tatjana immer noch liebte, fragte Thekla sich lieber nicht, denn sonst wäre sie wahrscheinlich gleich mit dem nächsten Bus zu Marie zurückgefahren.

„Ich hab Hunger“, meldete sich Jenny in Theklas Gedanken. „Machst du mir Pommes mit ganz viel Ketchup? Joyce hat uns immer Pommes gemacht.“ „Darauf hätte ich fast gewettet“, bemerkte Thekla grimmig. „Wir können ja schauen, ob noch welche da sind“, schlug sie vor. Auf einmal mehr kam es auch nicht an und besonders viele Vorräte schienen sie nicht zu haben. Jenny führte sie über die Treppe nach unten in den Vorratskeller. Dort stand ein Gefrierschrank, in dem zwei Säcke mit Pommes Frites, einer mit Croquetten und eine Packung Fischstäbchen lagen. In einem anderen Fach fand Thekla drei große Becher mit Eiscreme und eine einsame kleine Schachtel mit Zuckererbsen. Auf dem Regal an der Wand standen einige Dosen mit Kompott und ein paar Gläser Marmelade. Andere Vorräte gab es in dem Keller nicht. Daneben befand sich die Waschküche, wo sich ein hoher Wäscheberg türmte. Offensichtlich war die Waschmaschine noch immer defekt. Vielleicht lag es nur am Flusensieb, das war in der Künstler-WG auch zweimal passiert, dachte Thekla hoffnungsvoll. Sie schraubte das Sieb heraus und fand ihre Annahme bestätigt. Das Ding war völlig verkalkt und verstopft. Thekla ging zum Waschbecken und säuberte es mit einer Bürste. Dann schraubte sie es wieder hinein und belud die Maschine mit Kinderwäsche. In einer halben Stunde würde sie kontrollieren, ob sie noch rann, nahm sie sich vor. In der Küche leerte sie die halbe Packung Pommes auf ein Backblech und schob es ins Backrohr. Von ihrem Erfolg mit der Waschmaschine ermutigt, reinigte sie auch den Abfluss des Geschirrspülers und schaltete das lange Intensivprogramm ein.

Als die Pommes soweit waren, schaufelte sie Jenny einige davon auf den Teller und gab einen Klecks Ketchup dazu. „Mehr Ketchup“, verlangte das kleine Mädchen. Als Thekla ihrem Wunsch entsprach, fing sie genüsslich an zu essen. „Salz fehlt“, verkündete sie gleich darauf. Thekla streute Salz auf die Kartoffelstäbchen und dann war Jenny zufrieden. Thekla musste schmunzeln. Die Kleine war ein Junk-Food-Gourmet, falls es so etwas gab. Gleich darauf knallte die Tür und Robert stürmte herein. „Ich will auch Pommes“, rief er und grapschte sich eine Handvoll von Jennys Teller. Diese fuhr ihm mit ihren fettigen Fingern in die Haare und riss daran. „Aufhören, sofort!“, befahl Thekla, trennte die beiden und stellte Robert ebenfalls einen Teller mit Pommes Frites vor die Nase. Robert stopfte alles in sich hinein und verlangte dann ein Eis. Jenny, die bereits ihre zweite Portion Pommes aß, wollte ebenfalls Eis. „Habt ihr zu Mittag immer Pommes und Eis gegessen?“, fragte sie. Die Kinder nickten. „Fast immer, das ist unser Lieblingsessen“, grinste Jenny mit ketchupverschmiertem Mund. Thekla nahm sie vor, die Dinge langsam zu ändern und gab den Kindern Eis.

In den Schubladen in der Küche fand sie Mehl, Grieß, Haferflocken, Cornflakes und Nudeln. Damit müssten sie ohne Probleme übers Wochenende kommen, schätzte Thekla. „Dürfen Jenny und ich eure Baumhütte anschauen, Robi?“, fragte sie nach dem Essen und der kleine Bub war einverstanden. „Karli und Stefan haben sie mit ihrem Papa gebaut“, erzählte er, „und ich darf auch hinauf. Aber für Mädchen ist sie verboten. Ihr dürft nur von unten schauen und den Platz niemandem verraten.“ „Gut, wir verraten ihn niemandem“, versprach Thekla. Sie zog ein Sweatshirt und alte Jeans an und schnappte sich ihre Umhängetasche mit den Äpfeln und der Wasserflasche, um sie mit auf den Spaziergang zu nehmen. Von den Nägeln im Flur nahm sie Trainingsjacken für die Kinder und es konnte losgehen. Sie spazierten auf der schmalen Straße dem Bach entlang, kamen an einer kleinen alten Kapelle vorbei und bogen vor dem Sägewerk am Ende der Straße auf einen Waldweg ein. Weiter ging es an einer Bank vorbei in den Wald, wo Almas Mann zwischen vier Bäumen eine Hütte für die Buben gezimmert hatte. Robi wusste, wie man die Strickleiter herunterließ und kletterte flink hinauf. Stolz winkte er von oben herunter. „Das ist nur für Männer“, verkündete er. „Natürlich, für Jenny und mich wäre das zu gefährlich“, pflichtete ihm Thekla bei. Auf dem Rückweg setzten sie sich auf die Bank, tranken Wasser und aßen die Äpfel. Dann gingen sie bei Alma vorbei, wo sie Hefe für einen Zopf bekamen.

Zuhause schlug Thekla den Kindern vor, gemeinsam mit ihr das Kinderzimmer aufzuräumen. „Nein, ich räume nicht auf!“, rief Robert gleich und Jenny schaute unbehaglich. „Papa hat gesagt, wir müssen aufräumen, bis du kommst“, vertraute sie Jenny an, „aber dann hat er Dienst gehabt.“ „Wir könnten doch aufräumen, dann freut er sich“, versuchte Thekla die Kinder zu motivieren aber Robert hielt sich die Ohren zu. Thekla ging ins Kinderzimmer und fing an, die Spielsachen zu sortieren. Einen Berg machte sie für kaputte Sachen, einen für ganze und einen für solche, die repariert werden mussten. Jenny gesellte sich bald zu ihr und half mit, Robert saß im Hausflur am Boden und spähte die beiden aus. „Was meinst du, Jenny, sollen wir das alles wegwerfen?“, fragte Thekla so laut, dass man es im Flur sicher hörte. Sofort schoss Robert zur Tür herein. „He, ihr könnt nicht meine Spielsachen wegschmeißen!“, rief er empört. „Nur die ganz kaputten Sachen“, erklärte Thekla, aber Robert wollte alles behalten. „Gut, dann stecken wir es in einen Sack und schieben es unters Bett. Dort stört es nicht“, schlug Thekla vor. Im Keller fanden sie Leim und Schraubzwingen, um den Traktor und das Lastauto aus Holz zu reparieren. Nachdem der Boden nun leer war, nahm sich Thekla das Bettzeug vor. Es war voller Brösel und Schokoladeflecken. „Habt ihr etwa im Bett Kekse und Schokolade gegessen?“, fragte sie mit tiefer Stimme und verdrehte die Augen. Die Kinder schauten einander an und kicherten. „Nur am Morgen“, verriet Jenny. „Wieso am Morgen?“, wollte Thekla verblüfft wissen. „Wenn Joyce länger schlafen wollte, durften wir etwas von ihren 'Sweeties' nehmen“, verkündete Robert und tippte sich an die Stirn, als sei Thekla furchtbar begriffsstutzig.

In einem der Schränke fand sie alte, blau-weiß karierte Bettwäsche, die zwar voller Flecken aber doch immerhin sauber war. Als die Betten frisch bezogen waren, holte sie den Staubsauger aus der kleinen Abstellkammer und wollte die Brösel wegsaugen. Der Beutel war voll und sie fand auch keinen neuen, also kehrte sie den Boden mit dem Besen. Dann ließ sie für die Kinder Wasser in die Duschwanne laufen, gab ein bisschen Schaumbad dazu und während die beiden vergnügt spielten, schrubbte sie den Boden im Kinderzimmer. Die Flecken blieben zwar auf dem naturbelassenen Holzboden, aber es fühlte sich jedenfalls sauberer an. Zum Abendessen kochte sie den Kindern Grießmus mit Dosenkompott, half ihnen danach, die Zähne zu putzen und las ihnen eine Geschichte aus einem alten, zerfledderten Geschichtenbuch vor. Jenny schlief schon, als Thekla damit fertig war. Robi sah aus wie ein kleiner Engel, so frisch gewaschen in seinem Bett. „Schlaf gut, Robi“, sagte sie leise, aber der Kleine klammerte sich an ihre Hand. „Du musst bei mir bleiben, sonst kann ich nicht schlafen“, verlangte er. „Ich muss noch einen Zopf fürs Frühstück backen, genau so einen wie bei Marie“, versuchte ihn Thekla zu überreden, aber er schüttelte nur den Kopf. „Ich lasse die Tür weit offen und singe dir ganz laut vor, dann hörst du mich und weißt, dass ich da bin“, versuchte sie es noch einmal. Zögernd ließ das Kind ihre Hand los. „Aber ganz laut“, lautete die Bedingung. Thekla ging in die Küche und sang laut alle Schlaflieder, die ihr einfielen. Wenn mich jemand hört, denkt er, ich bin nicht ganz bei Trost, dachte sie belustigt. Als sie einen süßen Hefeteig und einen Brotteig geknetet hatte, fiel ihr nichts mehr ein, aber im Kinderzimmer regte sich zum Glück auch nichts mehr.

Das Schrillen des Telefons ließ sie erschrocken zusammenfahren und sie eilte schnell in den Flur um dranzugehen. „Bei Sommer“, meldete sie sich. „Thekla, kommst du zurecht?“, tönte Gerhards Stimme an ihr Ohr. „Ja, alles o.k., die Kinder schlafen“, beruhigte sie ihn. „Es tut mir leid, dass ich dich so im Stich gelassen habe, aber ich war allein und es war den ganzen Tag viel los.“ „Es geht schon“, versicherte sie und wünschte ihm einen guten Abend. Neu beflügelt durch Gerhards Fürsorge füllte sie einen Eimer mit Seifenlauge und machte sich daran, alle Oberflächen in der Küche abzuwischen. Danach putzte sie den Herd und die Abwasch gründlich. Mit frischem Wasser wischte sie den Boden auf und putzte anschließend noch das Waschbecken, die Dusche und das WC. Dann ging sie in ihr Zimmer unter dem Dach. Es war zwar klein, mit Dachschräge und die Poster von Popstars, die sie nicht kannte, mussten alle weg, aber jemand hatte sogar das Bett frisch bezogen. Um Mitternacht nahm sie den Hefezopf aus dem Backrohr, duschte kurz und fiel todmüde ins Bett, wo sie wie ein Stein schlief.

Windblume

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