Читать книгу Das Geheimnis der Bodenklappe - Helga Sadowski - Страница 6

Was mit den Kindern geschah

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Anna war schrecklich wütend aus der Schule nach Hause gekommen. Bodo und Peter hatten sich über sie lustig gemacht.

Kann ich was dafür, dachte sie aufgebracht, dass ich so viele Sommersprossen habe? Wenn Papa noch da wäre, dann könnten die schrecklichen Jungs was erleben. Papa hat mir immer geholfen. Er fehlt mir so sehr. Sie erreichte gerade ihr Zuhause, als ihre Schwester Lotte angerannt kam und sie aus ihren grimmigen Gedanken riss. »Hallo Anna«, jubelte sie etwas außer Atem, »wie war es in der Schule? Ich habe in Mathe eine Eins geschrieben!«

Anna maulte ihre Schwester an: »Schön für dich! Wen interessiert das?«

Lotte schaute traurig und murmelte: »Welche Laus ist dir denn schon wieder über die Leber gelaufen? Kannst du dich nicht auch mal mit mir freuen?«

»Nein!«, giftete Anna. »Lass mich einfach in Ruhe.« Sie eilte ins Haus, die Treppe hinauf, verschwand in ihrem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. So ein Mist, dachte sie. Immer ärgern die Typen mich. Ich hasse sie! Seit Papa nicht mehr da ist, hat mich niemand mehr lieb. Wütend schleuderte sie ihre Schultasche in eine Ecke und warf sich weinend bäuchlings auf ihr Bett. Die Mama will immer nur, dass ich mit Lotte und Klaus spiele. Das ist nervtötend. Ich bin doch nicht deren Kindermädchen. Ich wäre viel lieber mit den anderen aus meiner Klasse zusammen. Aber sicher nicht mit den beiden lästigen Anhängseln! Heute treffen die sich wieder auf dem verlassenen Bauernhof in der Scheune.

Sie richtete sich auf, wischte die Tränen fort und betrachtete mit einem kritischen Blick ihr Gesicht in dem Spiegel auf ihrer Kommode. Das Einzige, was an mir hübsch ist, sind meine Haare. Sie sammelte ihren Schopf am Hinterkopf zusammen. »Ob ich mir die einfach abschneiden sollte?«, überlegte sie laut. »Nein! Das löst nicht meine Probleme.« Erschrocken schaute sie sich um. Kommt da jemand? Sie lauschte kurz. Nein doch nicht. Ihr Blick glitt an ihrem Körper hinunter. Was da ihr Shirt nur leicht ausbeulte, gefiel ihr gar nicht. Marie Schulze aus der Parallelklasse hat schon viel mehr als ich, dachte sie betrübt. Der Peter glotzt ihr da dauernd hin. Ein tiefer Seufzer entstieg ihrer Kehle bei dem Gedanken an ihren heimlichen Schwarm. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und schob schmollend ihre Unterlippe nach vorne. Ziehe ich halt weiter Schlabberpullover an. Ihre Gedanken wurden von einem Klopfen an der Tür unterbrochen.

Lotte war inzwischen zu Tante Grete und ihrer Mutter in die Küche geeilt, um ihre gute Note zu präsentieren.

»Lotte, das hast du sehr schön gemacht, ich bin stolz auf dich.« Mona drückte das Mädchen kurz an sich. »Gehst du bitte zum Kindergarten und holst Klaus ab. Ich mache in der Zeit das Mittagessen fertig, es gibt heute dein Leibgericht: Reibekuchen mit Apfelmus. Wie du siehst, reibt Tante Grete schon die Kartoffeln. Trödelt bitte nicht.« Lotte strahlte. So viele gute Sachen an einem Tag passierten nicht oft.

»Mama, bald ist Annas Geburtstag. Weißt du, was ich ihr schenken könnte? Es muss etwas ganz Besonderes sein, damit sie nicht mehr so traurig und böse ist.«

»Ist sie oben?«, fragte die Mutter und richtete ihre Augen kurz zur Decke hinauf. »Ich schaue gleich mal nach ihr, nun lauf, sonst muss Klaus warten. Kleine Jungs mögen das nicht, das weißt du doch.«

»Ich bin schon weg!«, rief Lotte und flitzte los. Mona stieg die Treppe hinauf, klopfte an Annas Tür und fragte: »Darf ich hereinkommen? Ich muss mit dir reden.«

»Lass mich in Ruhe!«, kam es barsch aus dem verschlossenen Raum, »ich will nicht reden, verschwinde!« Mona schluckte und kämpfte ihren Unmut hinunter. »Es gibt Reibekuchen zu Mittag.« Es blieb kurz still hinter der Tür, doch dann schrie Anna: »Ich habe keinen Hunger, Lotte wird die schon essen!« Mona setzte an, etwas zu erwidern, überlegte es sich aber und kehrte in ihre Küche zurück. Sie dachte: Wird das jetzt immer so weitergehen mit ihr? Seit Paul nicht mehr bei uns ist, hat Anna sich sehr verändert. Sie wird von Tag zu Tag schwieriger. Wo ist nur mein fröhliches Mädchen geblieben. Bald komme ich gar nicht mehr an sie heran. Was kann ich nur tun?

In der Küche hatte Tante Grete soeben ange-fangen, die Zwiebeln zu reiben, was ihr Tränen in die Augen trieb. Sie schaute kurz auf und wusste Bescheid.

»Ach Mona, ist sie mal wieder unausstehlich? Hab’ Geduld mit ihr, sie hat den Verlust noch nicht verkraftet.«

Anna starrte grimmig die Tür an. Sollen die doch die blöden Reibekuchen selbst essen! Vernehmlich zog sie den Rotz in ihrer Nase hoch. Gleich muss ich Mama die Fünf im Diktat beichten, das wird ein Theater geben. Am besten zeige ich es erst gar nicht. Anna stand auf und setzte sich an den Schreibtisch unter dem Fenster. Sie nahm sich ein Schmierblatt nebst Stift und übte eifrig die Unterschrift ihrer Mutter.

Am Nachmittag hatte Anna sich wieder beruhigt und die Unterschrift unter das Diktat gesetzt. Das sonnige Herbstwetter lockte Lotte und Klaus nach draußen.

Anna nahm ihren ganzen Mut zusammen, lief die Treppe hinunter in die Küche und fragte: »Mama, darf ich um sechzehn Uhr zur alten Scheune gehen? Welche aus meiner Klasse gehen zum Spielen dorthin.« Mona zog eine Augenbraue hoch, doch bevor sie etwas sagen konnte, warf Lotte ein: »Da will ich dann aber auch mit!«

»Ich auch«, meinte Klaus etwas undeutlich, da er den Mund noch voll Pudding hatte.

Anna lief rot an und keifte: »Auf gar keinen Fall, euch will ich nicht dabeihaben. Ihr seid ja noch Babys!« Mona setzte erneut an, wurde aber vom Protestgeschrei der beiden jüngeren Geschwister übertönt. Sie schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte. Augenblicklich wurde es still in der Küche.

»Anna, du bleibst hier am Haus, genau wie Lotte und Klaus. Keine Widerrede! Ich will nicht, dass einer von euch zu dieser Scheune geht. Die ist baufällig und das Spielen dort viel zu unsicher!« Ein strenger Blick aus ihren hellblauen Augen ließ die Kinder verstummen. An Annas Gesichtsausdruck sah Mona sehr wohl, dass sie gerne widersprechen würde. »Keine Diskussionen jetzt, ab mit euch. Oder muss noch jemand was lernen?« Die Mädchen schüttelten die Köpfe. »Gut, dann hinaus mit euch. Ich habe noch einiges zu nähen. Um sechs gibt es Abendbrot. Zieht euch wärmer an.«

Klaus hatte inzwischen seinen Mund leer und fragte: »Mama, hast du noch Batterien für meine Taschenlampe?« Er zog eine kleine blaue Stablampe aus seiner Hosentasche und betätigte den Schieber daran. »Schau, sie leuchtet nicht mehr.« Liebevoll schaute Mona ihren Jungen an und sagte: »Aber Klaus, da draußen scheint die Sonne, wozu brauchst du da die Lampe?«

Er setzte eine wichtige Miene auf und erklärte: »Mama, wenn ich mal in ein tiefes Loch fallen sollte, muss ich doch Licht dabeihaben.« Mona schmunzelte und sagte: »Geh in den Flur, dort in der obersten Schublade der Kommode sind bestimmt noch welche.«

Diese Taschenlampe hat sein Vater ihm geschenkt, dachte sie wehmütig. Der Junge geht keinen Schritt ohne sie.

Tante Grete hatte inzwischen warme Pullover für die Kinder aus dem alten Dielenschrank geholt. Anna verzog angewidert ihren Mund und stöhnte laut.

»Muss das sein?«, maulte sie ungehalten. »Ich will den nicht anziehen, der sieht doof aus.«

»Ja, das muss sein!«, sagte die Tante und reichte den Kindern die wärmenden Kleidungsstücke. Missmutig zog Anna den verhassten Ringelpullover an und stopfte ihn in ihre Latzhose. Immer muss ich tun, was die wollen, dachte sie grimmig. Die Klamotte lässt mich fett aussehen. Einige schlimme Worte lagen ihr auf der Zunge, doch sie beherrschte sich. Das Risiko, gar nicht hinaus zu dürfen, war ihr dann doch zu groß. Draußen ziehe ich den eh wieder aus, dachte sie trotzig. Und zur Scheune gehe ich auf jeden Fall. Lotte spielt gerne mit Klaus. Sie verdrehte die Augen. Ich habe keine Lust, auf den Affen aufzupassen. Tante Grete half dem Jungen beim Anziehen. Nicht mal allein in seine Klamotten kommt der und wie der wieder aussieht mit dieser ewigen Rotznase, eklig. Ich gehe jetzt in Mutters Zimmer und hole mir die kleine Kette mit dem goldenen Kreuz daran. Lisa gibt immer mit ihren neuen Ohrringen an. Eilig lief sie nach oben und kam schon bald mit einem listigen Lächeln um die Mundwinkel zurück.

Draußen trat Anna so manchen Stein wütend in die umliegenden Büsche. Es tat gut, Dampf abzulassen. Mürrisch folgte sie ihren Geschwistern. »Du meine Güte, Lotte«, fragte sie mit Spott, »musst du diesen blöden Teddy immer und überall mit hinnehmen? Du bist schon acht und schleppst dich mit einem Stofftier ab.« Die Angesprochene schenkte ihr lediglich einen bitterbösen Blick, mehr nicht.

Anna setzte sich auf eine der beiden Schaukeln, die an der großen Kastanie hingen. Die hat der Papa hier für uns aufgehängt, kurz bevor es passiert ist, dachte sie. Ihr wurde immer traurig zu Mute, wenn sie sich daran erinnerte, dass ihr Papa nie mehr wiederkommen würde. Warum bei diesem Gedanken das Kreuz, welches sie an einer Kette um ihren Hals trug, auf ihrer Haut brannte, konnte sie sich nicht erklären.

Die Zeit wollte gar nicht vergehen. Es war kurz vor sechzehn Uhr, als Lotte zur Toilette ins Haus ging. Klaus spielte in seiner Sandkiste mit dem Rücken zu Anna. Das war die Gelegenheit! Sie rannte los in Richtung Wäldchen, welches ihr Zuhause von der Scheune abgrenzte. Unterwegs legte sie das Kreuz nach außen auf ihren Pullover, damit es deutlich zu erkennen war.

Sie passierte eilig den Weg zwischen den wenigen Bäumen und kam bald bei der alten Scheune des verlassenen Gehöftes an. Von den anderen Kindern war keines zu sehen. Doch eine, ihr wohlbekannte Stimme fragte plötzlich: »Können wir da mal reingehen?« Anna wirbelte erschrocken herum und verbarg hastig das Kreuz unter ihrem Pullover.

»Klaus, was tust du hier?«, schrie sie ihren Bruder an. »Bist du mir nachgelaufen? Mach, dass du nach Hause kommst!« Da kam Lotte mit ihrem Teddy unterm Arm den Weg hinaufgehetzt.

»Gut«, keuchte sie, »gut, dass ich euch gefunden habe. Wir dürfen hier nicht hin, dass wisst ihr genau!« Klaus schaute seine Schwestern bittend an und zeigte auf die baufällige Scheune.

»Ich möchte da mal hineingehen und schauen, bitte!«

»Nein!«, meinte Anna patzig. »Auf keinen Fall darfst du das! Ihr beide geht sofort zurück, ich komme später nach.«

Lottes Augen wurden zu schmalen Schlitzen.

»Wenn du hierbleibst, bleiben wir auch. Du glaubst wohl, ich weiß nicht, was du hier wirklich willst. Der Peter aus deiner Klasse kommt auch her, und in den bist du verknallt!«

Anna wurde rot.

»Warum nicht?«, rief Klaus trotzig dazwischen und schaute herausfordernd zwischen den beiden Mädchen hin und her, die aussahen, als wollten sie aufeinander losgehen. Lotte drehte langsam ihren Kopf, sah ihn an und flüsterte geheimnisvoll: »Weil es in der Scheune spukt!« Sie drückte unbewusst ihren Bären fester an sich. »Dort gibt es echte Geister und dicke, fette Ratten.«

In Klaus’ Augen blitzte es verdächtig auf.

»Gespenster? Die will ich sehen!« Wie ein geölter Blitz rannte er los in Richtung Scheune. Lotte rief ihm nach: »Bleib hier, Klaus! Komm zurück, das ist gefährlich!« Doch der Junge verschwand schon im Inneren des Gebäudes. Den Schwestern blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Sie betraten die Scheune und sahen gerade noch, wie Klaus die Leiter zum Heuboden hinaufkletterte. Anna spürte, wie die Wut in ihr hochstieg. Ihre Nackenhaare richteten sich auf.

»Du kommst sofort da runter!«, schrie sie. »Wenn ich dich holen muss, werde ich dich schrecklich verprügeln!«

Klaus schien das wenig zu beeindrucken. Er betrat den Heuboden und lief auf die offene Bodenklappe zu. Die Mädchen dachten nicht weiter darüber nach, denn unter der Klappe lagen mehrere Schichten zum Teil aufgeplatzte Heuballen. Wenn er da runter plumpsen würde, landete er weich. Er verschwand aus ihrem Blickfeld, doch er fiel nicht.

»Klaus!«, rief Lotte. »Klaus, zeig dich, wo hast du dich versteckt?« Ohne eine Antwort abzuwarten, kletterte Anna sichtlich genervt die schmutzstarrende Leiter hinauf. Lotte folgte zögerlich mit ihrem Teddy im Arm. Sie suchten in allen Ecken, hinter jedem Heuballen, nichts. Schließlich schaute Lotte die offene Bodenklappe näher an.

»Nanu?«, meinte sie. »Wieso kann man hier nicht hindurchschauen? Da drin ist es dunkel. Nur ein paar Stufen sind zu erkennen.« Anna zog eine Augenbraue hoch und trat näher.

»Was du dir da wieder ausde…«, lamentierte sie ungehalten, um dann festzustellen: »Komisch, man müsste eigentlich die Heuballen da unten liegen sehen.« Sie rubbelte ihre Nase, wie immer, wenn sie angestrengt überlegte. »Ich geh da jetzt runter und suche nach Klaus!«

»Nein!«, rief Lotte. »Tu das nicht. Dann verschwindest du bestimmt auch. Schau, da liegt seine rote Kappe, er ist bestimmt nicht da unten.« Anna schaute sie mit zu Schlitzen verengten Augen an und fauchte: »Die habe ich gesehen. Von mir aus kann der Bengel gerne bleiben, wo immer er ist. Ich wollte euch nicht mitnehmen, aber ihr musstet mir ja unbedingt nachlaufen.«

Lottes Augen wurden feucht. Sie schluckte und zischte: »Das ist gemein! Klaus ist unser Bruder, ich mag ihn.«

»Du magst ja auch deinen blöden Teddy!« Anna schaute suchend umher und fand ein Stück Schnur. »Hör zu Lotte, wir binden uns aneinander. Du bleibst hier stehen und ich klettere da runter. Der Blödmann könnte sich verletzt haben.« Lotte schaute ängstlich.

»Bitte, tu das nicht!« Es traf sie ein strenger Blick von Anna. Dass sie die Schwester nicht aufhalten konnte, wurde ihr schlagartig klar. Anna befestigte das eine Ende der Schnur mit einer Schlinge an ihrem rechten Handgelenk und das andere an Lottes linkem.

»Bitte, Anna lass mich nicht allein!«, flehte die kleine Schwester. »Was soll ich machen, wenn du auch verschwindest?«

»Stell dich nicht so an!«, schimpfte Anna. »Ich komme wieder, sobald ich dieses miese Balg gefunden habe.« Lotte platzte der Kragen.

»Klaus ist gar nicht mies und ein Balg schon überhaupt nicht! Das bist du selber!« Sie hatte einen hochroten Kopf bekommen. »Warum kannst du nicht einmal nett sein? Ich verstehe dich nicht.«

»Wie solltest du auch, du weißt ja gar nicht, was ich weiß und gesehen habe.« Sie wendete sich um und schickte sich an, die erste Treppenstufe zu betreten, doch Lotte riss sie zurück.

»Sofort will ich wissen, was du damit gemeint hast!« Anna machte ein wütendes Gesicht und presste zwischen ihren Zähnen hervor: »So, das willst du also wissen, ja? Na gut, Klaus ist schuld, dass Papa nicht mehr bei uns ist. So, nun weißt …!« Weiter kam sie nicht, denn Lotte versetzte ihr eine schallende Ohrfeige und schrie: »Das lügst du

Anna schlug postwendend zurück. Lotte kam ins Straucheln und kippte nach hinten. Sie ließ ihren Teddy fallen, der sogleich spurlos in der Dunkelheit unter ihr verschwand, und ruderte verzweifelt mit ihren Armen, um nicht in das schwarze Loch zu stürzen. Doch es half nicht, sie fiel und verschwand augenblicklich, einfach so, genau wie Leuchtie zuvor. Anna hielt erschrocken den Atem an. Die Schlinge an der Schnur von Lottes Hand lag leer vor ihren Füßen.

»Lotte!«, rief sie in das dunkle Loch hinunter, »Lotte, es tut mir leid, das wollte ich nicht. Bitte komm zurück!« Doch sie bekam keine Antwort. Der Schweiß brach ihr aus und dicke Tränen liefen ihr über das Gesicht.

Was soll ich tun?, dachte sie verzweifelt. Nach Hause laufen? Nein. Das glauben mir Mama und Tante Grete nicht. Hinterhergehen? Nein, oder doch? Was tue ich jetzt? Unschlüssig trat sie von einem Bein auf das andere – lief zur Leiter, kletterte einige Stufen hinunter und wieder hinauf. »Was mache ich bloß?«, murmelte Anna vor sich hin. Was soll ich nur tun?, die Gedanken wirbelten durch ihren Kopf. Ohne die beiden kann ich mich zu Hause nicht sehen lassen. Bestimmt geben sie mir die Schuld. Sie wischte energisch mit dem Ärmel über ihr Gesicht und schaute suchend umher.

Neben der Bodenklappe war ein Balken eingebaut, an ihm band sie die Schnur mit einem Knoten fest und wickelte das andere Ende ein paar Mal um ihre Taille. Vorsichtig schob sie einen Fuß vor und wieder zurück. Unschlüssig wiederholte sie dies einige Male, bis sie sich endlich durchrang und die erste Stufe berührte. Alles, was auf dem Heuboden zurückblieb, war die Schnur, welche sie an ihrem Körper befestigt hatte und die rote Kappe. Nichts weiter erinnerte mehr an den Jungen und die zwei Mädchen.

Das Geheimnis der Bodenklappe

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