Читать книгу James, die Tür bitte! - Helge Sobik - Страница 7

Besuch im Pool

Оглавление

Draußen rauscht der Regen. Blick durchs Fenster: Der Morgenhimmel ist verhangen, die Palmenwedel triefen vor Nässe. Soweit alles normal: Thailand im Sommer ist eben auch Thailand in der Regenzeit. Das hat ja auch Vorteile. Denn nicht immer regnet es, und die schmucke kleine Pool-Villa, ein von der Außenwelt abgeschottetes Refugium, kostet nur einen kleiner Teil dessen, was man zum Beispiel über Weihnachten investieren müsste, um allein mit sich und seinem Pool zu sein. Hm, allein? Da bewegt sich doch etwas im Wasser. Ein Schwarzschwimmer, der strampelt und paddelt und versucht, die Ohren über Wasser zu halten. Eine Ratte!

Was nun? Ganz klar, dieser Eindringling ist nicht zu tolerieren. Das Vieh muss weg. Raus aus dem Pool und runter vom Grundstück. Aber wie? Irene, die reizende Butlerin, würde gewiss sofort ein einheimisches Killer-Kommando anrücken lassen. Doch ein Mord in der Idylle unserer kleinen Villa würde das Urlaubskarma schwer belasten. Das arme Tier sich selbst und dem Verderben zu überlassen, kommt als unterlassene Hilfeleistung noch weniger in Frage. Es mit bloßen Händen aus dem Wasser fischen, würde außer Entschlossenheit auch Know-how erfordern. Denn wie müsste man das Tier wohl zu packen kriegen, damit es sich für die Rettung aus seiner Todesangst nicht mit einem Biss aus ungepflegten Rattenzähnen revanchierte? Wir wissen es nicht, wollen es auch gar nicht wissen.

Die Ratte paddelt weiter. Glücklich sieht sie nicht aus. Eher erschöpft. Auch ihren Beobachtern stehen mittlerweile Schweißperlen auf der Stirn. Schicksalhafte Fragen schon vor dem Frühstück, wie soll man sich so erholen. Der Regen rauscht unerbittlich. Das Tier schwimmt kraftloser, schnelles Handeln scheint nun dringend geboten. Neben der Eingangstür steht ein Schirmständer. Natürlich, denn die Heftigkeit der sommerlichen Schauer würde Unbeschirmte schon auf dem Weg ins Restaurant durchweichen. Schnell den Schirm herausgefischt und zum Tatort des morgendlichen Dramas geeilt. Alles weitere geschieht nahezu instinktiv: Den Schirm ins Wasser tauchen, mit Schwung die Ratte aus dem Pool hebeln und mitsamt einer Ladung Chlorwasser über den Zaun befördern. Nein, nicht in den Pool der Nachbarvilla, sondern hinaus in die Wildnis. Ganz so weit reicht der Schwung dann doch nicht. Die Ratte landet neben dem Pool auf Land, schüttelt sich, blickt sich verwirrt um. Wie der Blitz verschwindet sie dann über den Zaun. Im Wasser des Pools treiben nur noch ein paar vom Regen weggespülte Blütenblätter. Frieden liegt über der Villa. Zeit für einen wohlverdienten Morgenkaffee. Und die Ratte? Die erzählt jetzt hoffentlich nicht ihren Freunden, wo die gastfreundlichen Urlauber aus Deutschland wohnen.

bis

James, die Tür bitte!

Подняться наверх