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Assisi und Umbrien

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Assisi gehörte im 12. Jahrhundert zum Herzogtum Spoleto, welches seinerseits Reichsgebiet war.12 Friedrich Barbarossa hatte das Herzogtum anläßlich seiner Kaiserwahl im Jahre 1152 seinem Onkel, dem Grafen Welf VI. von Bayern, als Lehen übertragen. 1160 nahm der Kaiser das relativ kleine Gebiet der Grafschaft Assisi aus dem Herzogtum heraus und unterstellte es unmittelbar seiner eigenen Person und seinen Nachfolgern. Die Stadt Assisi erhielt so für einige Jahre eine ziemlich große Selbständigkeit. Vom Jahre 1167 an übte der Erzbischof Christian von Mainz als kaiserlicher Legat für Mittelitalien die tatsächliche Macht aus. Welf VI. hatte nach dem plötzlichen Pesttod seines Sohnes das Interesse an seinen Herzogtümern Tuszien (Toscana) und Spoleto (Umbrien) verloren.

In den folgenden Jahren erhob sich fast ganz Mittelitalien von den Marken bis nach Umbrien, nach dem Vorbild der lombardischen Städte, gegen die kaiserliche Oberhoheit. Der Erzbischof Christian belagerte Assisi und eroberte es im Jahre 1174. Den Kampf gegen die lombardischen Städte verlor aber Friedrich Barbarossa in der Entscheidungsschlacht von Legnano am 29. Mai 1176. Der Tag bedeutet den großen Durchbruch der Städte Oberitaliens zu Selbständigkeit und Freiheit. Der Kaiser war genötigt, mit ihnen und dem Papst Alexander III. auf dem Kongreß von Venedig (1. August 1177) Frieden zu schließen

Anfang September 1185 weilte Barbarossa in Foligno, wo er seine zukünftige Schwiegertochter Konstanze, die Erbin von Sizilien, empfing. Im Zuge seiner Auseinandersetzung mit dem Papst Urban III. (1186–1187) suchte der Kaiser nunmehr die kleineren Städte Zentralitaliens zu stärken. Ziel der päpstlichen Politik dagegen war es, Städte wie Lucca, Florenz und Siena gegen den Kaiser einzunehmen.

Von 1186 an setzte Heinrich VI. als Vertreter seines Vaters die Eroberungspolitik im engeren Interessenbereich des Apostolischen Stuhles fort. Er unterwarf zunächst Lucca, dann mit Hilfe von Florenz, das sich rechtzeitig umorientiert hatte, Siena. Im Juni 1186 besetzte Heinrich Perugia, Narni und Viterbo. Er legte den eroberten Städten hohe Kontributionen auf. Orvieto gelang es damals als einziger Stadt, erfolgreichen Widerstand zu leisten.

In einem zu Gubbio am 11. August 1186 geschlossenen Vertrag wurden der Stadt Perugia vonseiten Heinrichs große Privilegien eingeräumt. Die Rechte des Papstes werden in dem Vertrag nicht einmal erwähnt. Die Römische Kirche beanspruchte ja Umbrien als Teil ihres weltlichen Herrschaftsgebietes. Darum ging es hauptsächlich in den Verhandlungen, die Heinrich mit den Päpsten Clemens III. (1187–1191) und Cölestin III. (1191–1197) führte.

Heinrich, seit 1190 Kaiser, war nun hauptsächlich mit der Eroberung Siziliens beschäftigt. 1195 wurde der Herzog von Spoleto, Konrad von Urslingen, Reichsvikar für das Königreich Sizilien.13 Konrad war wahrscheinlich schon mit Christian von Mainz nach Italien gekommen und dann später (der genaue Zeitpunkt ist nicht bekannt) mit dem Herzogtum Spoleto belehnt worden. Ihm war die Erziehung des Thronerben Friedrich Roger anvertraut worden, der am 26. Dezember 1194 in Jesi geboren war. Friedrich wurde in Assisi getauft.

Nach dem Tod Heinrichs VI. (26. September 1197) suchte der Papst Innocenz III., unter Ausnutzung des entstandenen Machtvakuums, die alten Ansprüche des Apostolischen Stuhls auf zahlreiche Städte Mittelitaliens zu erneuern. Im Oktober 1198 wandte er sich in acht Briefen an die Obrigkeiten und die Gläubigen der Städte Spoleto, Rieti, Foligno, Assisi, Gubbio, Perugia, Città di Castello und Todi. Er teilte darin mit, er habe den Kardinaldiakon Gregor von S. Maria in Aquiro zu ihnen gesandt und mit der geistlichen und weltlichen Macht für die Diözesen ausgestattet. Der Papst umging auf diese Weise den Herzog von Spoleto.

In dieser Situation unterwarf sich Herzog Konrad von Ürslingen dem Papst und übergab ihm die Burg und das Territorium von Assisi, wohl in der Hoffnung, nunmehr vom Papst mit dem Herzogtum Spoleto belehnt zu werden. Dieser erneuerte jedoch den bereits von seinem Vorgänger über Konrad ausgesprochenen Kirchenbann. Die Inbesitznahme der Rocca Maggiore von Assisi durch den Papst scheiterte indes am Widerstand der Bürger von Assisi, die die Burg zerstörten. Dabei halfen ihnen die Perusiner, die ebenfalls nicht die Herrschaft des Kaisers gegen die des Papstes eintauschen wollten.

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts setzten schwere Konflikte zwischen Perugia und Assisi ein. Bekanntlich geriet Franziskus in der für die Assisiaten verlorenen Schlacht bei Collestrada im November 1202 in die Gefangenschaft der Perusiner. König Philipp von Schwaben, der Bruder Heinrichs VI., stellte am 29. Juli 1205 in Ulm eine Urkunde aus, in der er die Rechte von Assisi anerkannte.14

Innerhalb der Stadt Assisi selbst gab es bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen zwischen der zum Teil adeligen Oberschicht (maiores) und den Bürgern (minores), die in einem ersten Vertrag 1203 vorläufig, dann in dem Friedensvertrag vom 9. November 1210 endgültig beigelegt wurden.15

Assisi verblieb dann für den Rest des Mittelalters im Verband des Kirchenstaates, hatte allerdings zeitweilig eine relative Selbständigkeit unter seinen eigenen Podestà. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts, in der Zeit des Exils der Päpste in Avignon, ließ der Kardinal Egidius Albornoz die Rocca Maggiore zu einer mächtigen Festung ausbauen, deren imposante Mauern bis heute das Stadtbild überragen.

Die frühen franziskanischen Quellen enthalten, oft versteckt in Nebenbemerkungen, wertvolle Nachrichten zur Kultur-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt Assisi und ihrer Landschaft.16

Franziskus von Assisi

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