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Rückkehr aus dem Traum
ОглавлениеEin Spätheimkehrer [berichtet aus dem Leben]. Es war doch eine schwere Fahrt, ganz anders als ich mir vorgestellt habe nach der altbekannten Art. Heftig wurde ich geprellt, dass kritisch war die Lage. Ein Weg war kaum zu finden, überall wurde rumgestochen, es war ein Kampf der Diadochen.
Ich fragte einen, was das soll, der lachte voll mir ins Gesicht. Er sagte, ohne Kampf ist hier nichts zu holen, man würde mich kräftig versohlen. Auch war er einer von den Totenköpfen, stramm in eine Uniform gesteckt. Was soll ich mit den leeren Töpfen?, und hielt ihm den Zeigefinger ausgestreckt.
Es ging durch Wälder und durch Auen, überall saßen die verdammten Schlauen. Sie saßen an den besten Stellen, um zu rauben. Gespreizt standen sie um ihre Fahne. Ein Vorbeikommen gab es nicht, ohne für die Weiterfahrt zu zahlen. Vielen wurde das Leben genommen, weil sie nicht zahlen konnten, bekamen sie die Qualen.
Eine Hügellandschaft tat sich auf nicht weit von der Stadt entfernt. Über kilometerlange Strecken lagen sie und türmten Schädel und Beine. Einige standen wie am Stecken erstarrt, ihre Gesichter waren fahl and matt. Es wurde geraubt, geschossen und gestochen. Schon von weither wurde der Tod gerochen.
Der Anblick nahm selbst den Engeln ihre Stärke, so unfassbar waren des Menschen Werke, dass auch sie in Ohnmacht fielen und ihnen das Engelsein verging.
An breiten Ufern schäumten die Meere, auf den Seiten drängten sich die Heere. Mächtig drückte es von hinten nach vorn, dazu setzte der Stiefelmann den Sporn. Es wurde gestoßen auf Teufel komm raus, ganze Ladungen kippten aus dem Haus. Weggespült wurde in grimmigen Fluten, dass es die Wasser kaum schafften.
Es schlugen die Ruten, und von den Ufern kam das Gaffen. Fragen kamen nach stärkeren Waffen, die Atmung der Massen zu erschlaffen. So kam das Gas, so kam das Feuer zu Preisen ganz ohne Steuer.
Gemeine Schieber genossen den Schmaus, von den Genossen machte sich keiner was draus.
Wer das Nachsehen und den Schaden hatte, der brauchte für den Spott nicht zu sorgen. So lebe die Kultur, so lebe der Morgen!
Dann kam der andere, der neue Morgen, mit ihm kamen gleich die neuen Sorgen. Die Frage knallte hart gegen die Wände: Wer wollte einem das Vertrauen noch borgen? Der Gerichtshof hatte noch einmal gewütet, fürchterlich wurden die Urteile vollstreckt. Als es schließlich nichts mehr zu vollstrecken gab,
kam die Ruhe ins Land der Ruinen.
Plötzlich war das Blut- und Kreuzspiel aus, Füße schritten durchs Scherbenmeer, dass man sich besser nicht sehen ließ und blieb im Haus. Den Vorhang ließ man zugezogen und wackelte an ihm gar nicht herum. Versteckt musste werden, was geschehen war, so betete man die Heiligen alphabetisch ab.
Es wurde gesucht und nichts gefunden. Wo waren die Täter mit den Masken? Sie waren über Nacht vom Erdboden verschwunden, und keiner hatte es bedacht.
Man griff auf alte Rezepte zurück und verbrannte Menschen in vollgestopften Scheunen. Schnell wurde die Angst vor dem Kragengriff der Meister. Da boten sich gleich genügend Denunzianten an, dass das Angebot die Nachfrage überstieg und die Verwunderung nicht minder.
Die Sache kam ins Rollen und brachte manchem noch den Tod. Unschuldige gerieten wieder als erste in Not. Hetzjagden liefen auf hohen Touren, dass Frauen ihre Männer versteckten hinter den Fluren. Doch Hinweise auf Versteckte gingen ein. Viele waren dabei gewesen, standen stramm und mäulig am Tresen und klopften spinnköpfige Sprüche. Da kamen Männer mit Bärten zum Vorschein, die durchs System rasiert marschierten. Andere mit Stoppelbart und Glatze, die hatten schon damals ‘ne fiese Fratze.
Man war nicht zimperlich und spannte manche auf die Folter. Dabei gerieten vor allem jene in Not, die es nicht waren. Sie fanden schuldlos den Tod. So wurde gedrosselt und geschlagen, ohne groß zu fragen, ob es wahr war oder nicht, nur weil Menschen ins unschuldige Stottern kamen.
Angst und Not durch Drosselung und Prügel nahmen kein Ende. Vergebens hofften viele auf die lang ersehnte Wende. Bald schlugen ihnen Andersblicke ins Gesicht, und Andersschläge gab es vor Gericht. Wie es auch war, es gab den roten Zunder nach all den Terrorjahren, wen sollte es da noch wundern. Das Karussell drehte sich nach links und mal nach rechts, doch immer mit brüllendem Bumbum. Fasane und Kommissare glichen einander, sie hatten beide blutrot geschwollene Kämme. Es fließen Systeme und stürzen an ihren Dämmen, aber an den Kamm der Verantwortung ließ sich keiner fassen.
Da lernt man doch das Fluchen, das Fürchten und das Hassen.