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Menschen füllen den Marktplatz

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Beobachter. Bauern, Holzfäller und Kohlenbrenner, Torfstecher, Gerüstbauer und Lastenträger, Männer mit verschwielten Händen und Sohlen, Männer und Frauen mit geraden und gekrümmten Rücken, alt und jung kommen aus den Häusern und füllen den Markt.

Anmut und Armut stehen beieinander und geben sich die Hand, als wären sie Zwillinge aus ein und derselben Mutterzelle, von denen der eine <die Freude> und der andere <der Schmerz> heißt. Oft stehen sie vor fleckig verschmierten Wänden, dass erst die Nacht den Ausgleich schafft hin zur friedlichen Gelassenheit.

Die Träger sind oft die Schwäger der Frauen mit den vielen Kindern. Unter den Brüdern gibt es die Steiger, sie fahren in Schachtkörben die Tiefen hinab und kommen nach Schichtende erschöpft und schwarz oben wieder an.

Schon der Anblick sagt’s: Die Menschen sind verschieden, verschieden krumm sind ihre Rücken, weil verschieden schwer sie tragen und sich täglich bücken. Kaum einer, der etwas Schönes in den Händen hält, Gesichter gibt’s, die blicken, als wären sie hierher bestellt.

Stophos. Felsige Wände klopfen zur Rache, da gibt es noch die ernste Sache, wenn Menschen sich entgegenblicken und dabei dem andern in die Arme zwicken. So sind Angst und Hoffnung eng verkettet,

die Frage ist: Wird so die Menschheit noch gerettet? Oft verklumpt das Wunder hart zu Stein. Wer möchte da der Engel sein, die Schlichtung mit weicher Zunge vorzunehmen und die Geduld endlos weiter auszudehnen?

Erster Marktsteher. Es gibt zu viele Zwerggestalten, mit denen nichts anderes zu machen ist als sie zu verwalten. Kaum einer ist gerade und hat den geradeaus gestreckten Mut, stählt Kraft und Willen über der Schmiedefeuers Glut fürs Volk, das sich in Not und Elend krümmt und sich längst hinab ins Schweigen stimmt.

Zweiter Marktsteher. Mit den aufgesetzten Masken ist es nicht getan, wenn Pflichten zu laden und zu tragen sind, wenn Verderbliches nicht ganz verderben soll, was in übelriechend penetrantem Tran

die feuchten Gänge und die nassen Gossen füllt.

Erster Marktsteher. Ja, es geht weit über die Haargrenze hinaus bis in die Füße. In den Sohlen sticht die bittere Not. Es brennt wie auf glühenden Kohlen. Das ist dann längst kein Spaß.

Zweiter Marktsteher. Und dann der Schmutz in den Straßen. Er überschreitet die Erträgnismaßen, denn Armut ist etwas anderes als Schmutz, das weiß schon jedes Kind.

Stophos. Weil es nicht begriffen wird, geht auch der Hände Griff daneben. Menschen sprechen allegorisch, dabei ziehen sie den Wortstreifen zerfleddert als Sinnstreifen hervor. Es war schon früher so, wenn man sie ruft und zu ihnen spricht, drehen sie die Köpfe weg mit stumpfem Gesicht, dass es den Rufern in den Ohren klingelt und schwirrt.

Gruppe junger Dichter. Für die ist auch die Poesie die reine Verschwendung, weil sie keiner hört, was auch keinem gehört, vom Verstehen ganz zu schweigen. Die Sprache bricht ab vor der Vollendung, was die grob-tauben Ohren aber nicht stört. Tief verkümmert und verbogen sind Bildung und Reigen, dass es schmerzt, hallend höhnt und kränkt, wenn laut der Eine mit dem andern zankt.

Das bessere Wort mit den wohlklingenden Silben verkommt und liegt geschrieben im Vergilben. Was soll aus dem Tiefstand der Bildung werden, wenn das Ohr gegen die Sprache vertaubt, dass sich die Dunkelheit hinzieht bis ins Sterben und der Lebensatem sich sinnlos verbraucht?

Die Sprache der Wahrheit wird uns Dichtern verwehrt, aber mit den verdrehten Worten sind wir verkehrt. Was ist das für ein verkommener Niedergang, wenn keiner Bescheid weiß den Zeitströmen entlang. Halbwüchsige Knaben laufen schmuddelig herum und schwingen vorlaut freche Lippen. Nein, in den Köpfen ist es dunkel und dumm, da werden die letzten ‘Kulturwaggons’ entgleisen und kippen.

Wir können schreiben und uns dabei drehen, von den Leuten auf der Straße wird uns keiner verstehen!

Philosoph. Nicht anders ist es im Halten der Ästhetik auf dem Boden des Denkens bei den Kurven des halsbrecherischen Lenkens. Vorbei geht der Wagen an Sprache und Ethik, den Unterricht dazu gibt es nur dem Namen nach. So liegt das soziale Denken hoffnungslos daneben. Die Denkkultur vergangener Generationen wird verkommen, dass die Erben uns Philosophen im Nachhinein noch verdammen.

Erster Marktsteher. Viele Begierden schürt der Taler, da verpinselt sich der Maler, und der Pflichtige schafft es nicht, die Miete zu zahlen und für den Verbrauch von Wasser und Licht. Das ist, wenn die Frau auch nicht mehr spart und die Begierden miteinander paart, dass beim Mann die Schulden steigen, ohne ihm die Schuld dafür zu zeigen.

Zweiter Marktsteher. Der Mann wird zum Pappmann, um für das Schuldenloch zu büßen. Da werden die Muskeln stramm, wenn strenge Augen ihn zur Mahnung grüßen. Den Gewinn streicht ein ganz anderer ein, und der Pappmann rutscht von Stein zu Stein. Was soll er anderes tun mit zerrissener Hose und den abgelaufenen Schuhen?

Kritiker. Die Sittlichkeit ist verwundet, tief verletzt, da darf es beim Schweigen nicht bleiben. Das Böse ist mit den täglichen Dingen eng vernetzt, dass Menschen sich die Augen feucht und körnig reiben.

Die Kreise oben schweben hoch, noch höher geht es nicht. Darunter liegt das große Loch mit dem übergroßen Fallgewicht.

Gruppe junger Frauen. Wer mag der Kahlkopf sein? Die Hand verbirgt ihn vor dem Blick. In der Folge liegt das Ungeschick, da fällt er mit dem Bart hinein.

Kritiker. Keiner bleibt vor den Flammen verschont, sie schlagen jedem hoch entgegen. Erst die Macht im strömenden Regen kann das weite Flächenfeuer löschen, doch sind Decken und Dielen dann verkohlt. Schnell verbreitet sich die Schreckenskunde durch die Nacht von Mund zu Munde, ohne dass an Schlaf zu denken ist. Wer wird es sein, der das bemisst?

Philosoph. Ausgelaufen ist der große Krug, in Scherben brach, was die hohe Tugend in sich trug. Wer will es der Jugend so erklären und ihr die Folgen dazu lehren?

Gründe und Abgründe des Lebens

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