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Im großen Saal

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Herr auf dem hohen Stuhl. Gegrüßet seid ihr Groß und Klein, ich grüße das Zusammensein, das auf den zehnten Jahrestag fällt, seit zum Herrscher ihr habt mich bestellt. Ich sehe, der große Saal ist voll, und die Reihen sind geschlossen. Es ist in Ordnung und das ohne Groll, doch vermisse ich Harlekin, den treuen Genossen.

Erster Minister. Er glitt über eine Schleppe und stürzte auf der Treppe, Was sein Befinden nun betrifft, es liegt im Dunkeln, da mögen Vermutungen durcheinander funkeln.

Zweiter Minister. Doch in unverhoffter Schnelle rückt ein anderer an die Stelle, und das nicht weniger farbig aufgemacht mit einer Miene, dass man herzlich lacht.

Bittsteller. Wer ist verwünscht und wird verjagt, wer wird beschimpft und hart verklagt? Wen von den Herren kann ich rufen, ich als ein Mann der unteren Gesellschaftsstufen? Dass ich es bis hierher hab’ geschafft, übersteigt fast meine letzte Kraft.

Herr. Was ist’s, was soll es sein? Vergeude nicht die Zeit, das kannst du später tun in aller Ewigkeit! So rede klar und nicht zum Schein. Wie du siehst in großer Zahl, es sind die Herren meiner Wahl, die mit ihren Reden kommen, die andere hören, da sollst du nicht länger unnütz stören.

Leute im Saal. Was will der mit seinem Rücken, der krumm ist nach dem vielen Bücken? Die Falschheit steht ihm im Gesicht, auf die Bank gehört er vor Gericht. Hier kniet er nur die Wahrheit krumm, dabei schaut er gar nicht dumm mit dem Kopf aus dem geschlossenen Kragen. Man sollte ihn ganz offen fragen, ob er denn weiß, dass jedem die Zeit teuer ist, die man sinnlos nicht verkniet und nicht versitzt,

weil es viel zu denken und zu reden gibt, damit sich das Erste nicht ins Letzte schiebt.

Herr. Ihr seht mit eigenen Augen, dass es mit dem Regieren nicht so einfach ist. Es gibt Männer wie an diesem Morgen, die kommen, dass einem der Atem schwitzt. Von Demokratie will ich hier nicht reden,

denn da verlören wir erst recht die Zeit mit den vielen Worten und dem Wortsalat, den würde es geben

mit der ganzen Hoffart falscher Eitelkeit.

Wohl ist das Diktat an Stufen auch nicht kürzer, doch schneller geht es in der Worte Wahl und ist so knapper in der Worte Zahl, in der zu vergreifen es sich nicht lohnt. Die Versammlung steht unter einem guten Stern mit euch Herren aus nah und fern. Doch müssen wir uns fragen, wie Völker das gemeine Schicksal weiter tragen, das mit Not und Elend eng zusammen geht, denen der Wind nicht das Glück entgegen weht.

Erster Minister. Ja, es ist der Hunger, der die Menschen aus den Hütten treibt, aus den Dörfern, aus den Städten, und man könnte wetten, dass es nicht gelingen wird, ihnen das Leben noch zu retten, auch wenn die große Mehrheit im langen Hunger schweigt. Programme gibt es in Fülle und auch Statuten, wie Früchte und Nahrung zu verteilen sind. Doch sind es die Peitschen und die Ruten, die auf Wehrlose schlagen im ersten Gegenwind.

Es schreit zum Himmel mit dem Unrecht, weil viele nicht genug zu essen haben. Dem Gewissen wird es übel, wird es schlecht, wenn es in das Elend blickt und hört die Klagen. Was ist das Leben denn noch wert, wenn sich keiner um die Armen schert, denen der Hunger die Kraft und Würde raubt, weil keiner den Dreck vor der eigenen Türe kehrt?

Ich sage es noch einmal, wenn Kinder zu Skeletten werden, dann wird das Leben ihnen zur Qual. Denn ohne Brot ist nichts auf Erden, was sie vor dem Hungertod bewahrt. Seht, wie sie mit aufgeschwemmten Bäuchen auf dünnen Beinen stehn und liegen und darauf warten, dass sie einer legt zur letzten Ruh nach den nur kurzen Jahren.

Zweiter Minister. Was fehlt, sind Ethik und Moral, denn Recht und Rechtschaffenheit sollten lindern ihre Qual. Doch ratlos sind die Menschen in den Straßen durch Armut und durch Not über ihre Maßen. Verstreut liegen Arme und Beine herum, auch gibt es Köpfe, sie waren nicht dumm, die nun erstarrt verharren mit anderen Gestalten, dass Kindergesichter blicken wie die alten.

Kritiker. Hass und Zwietracht toben wie in den wildesten Tagen, für den Ruf nach Zucht und Ordnung sind die Ohren taub. Blind stürmen die Menschen, andere werden erschlagen, die Maße des Grauens erschrecken durch Mord und Raub. In der Tarnung halten sich Mörder mit Dynamit bereit und nehmen auf Mensch und Unschuld keine Rücksicht. Indoktrinierte Unvernunft ist’s und die verkehrte Tapferkeit, die Wehrlosen und Kindern das Genick zum Leben bricht.

Erster Minister. Vor den Bildungswerten fehlt die Achtung, roh gehen weiter Folter und Schlachtung, dass ein Ende der Grausamkeit nicht abzusehen ist, wenn einer den andern aus Neid und Raffgier ersticht. Die Parteien eifern, geifern und beißen sich fest, da bleibt vom Zerrissen-zerstückten nur ein magerer Rest, was den Anlass gibt zu bitteren Fehden und Streit, heraufbeschworen durch Arroganz der rächenden Eitelkeit.

Haben doch Völker vom Unheil mehr als genug erfahren, was soll dann noch das Gehabe vom hohem Ross herab? Das, was einst Ehre und Kulturen waren, liegt nun zertrümmert und in Stücken herum. Was wir brauchen, sind die neuen Tage und Wochen zum Wegräumen der Scherben und zum Bauen. Beim Blick in die Straßen ist es keine Frage mehr, dass wir am Ende sind nach all dem Schauen.

Herr. Dann sag’ du, wie soll der Anfang sein, ich meine, der bessere Anfang. Klebt doch ein ganzes Leben lang das Blut am groben Gestein. Ständig weitet sich der tiefe Schmerz, der das Licht der Tage trübt. Von der Schwere bedrückt schlägt das Herz, das sich vereinsamt hin zum Abgrund schiebt.

Das aber ist’s, wovor ich warne, denn auf den Märkten ist es still und leer, weil die Hoffnung hoffnungslos vergangen ist, dass es für die Menschen kein besseres Leben gibt. Ihr erfahrenen Männer hier im Saale, alle geht es ohne Ausnahme und Aufschub an, macht den Vorschlag jetzt zum wiederholten Male, denn anders werden muss es nicht erst irgendwann!

Zweiter Minister. Die Exzellenzen mögen sich bequemen, sich weniger in den Stühlen auf- und hochzulehnen, denn guter Rat und Weitsicht sind vonnöten, als dass andere Dinge den erneuten Aufschub böten. Es sind die Selbstbereicherung und perfide Korruption, was die Gesellschaft an den Rand des Abgrunds bringt, Rechtschaffenheit wäre die andere und bessere Option mit dem Fleiß, mit Ehrlichkeit und starkem Willen.

Kritiker. Die Geschichte liegt doch klar vor Augen, was falsch läuft bis auf diesen Morgen, wenn Menschen nicht mehr schlafen, die im Elend noch auf böse Geister trafen. Felsbrocken brachen, sie schlugen nieder, zerschlugen Köpfe und auch Glieder, weil die Wand den Schutz nicht gab, dass jeder den Höllentod auf fürchterliche Weise starb.

Und was den Balken des Unrechts betrifft, der klemmt nach langer Zeit noch fest am Angelstift. Denn jeder zieht und zerrt zum eigenen Nutzen nur, da können wehrlose Völker endlos weiter trutzen. Mit der Wahrheit ist es deshalb schlecht bestellt, weil Habgier sich zur Ehrlosigkeit hinzugesellt, dass es chaotisch drunter und drüber geht, was ihr tagaus tagein doch selber seht!

Ein Freund. Woran es fehlt, das ist der gute Wille vor dem Tor, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Was nötig ist wie Wasser und nötiger ist als je zuvor, es sind die Wahrheit und der Fleiß, die aber fallen nicht aufs glatte Eis. Drum hebt die Köpfe, schaut in die Gesichter, denkt an die Vernunft und zündet eure Lichter. Hört auf den Menschen, seht, wo ihm der Schuh drückt, weise ist der, der sich vor dem Armen noch bückt.

Stophos. Wo fehlt’s denn nicht auf dieser Welt? Sprecht nicht wieder gleich vom Geld, das ihr nicht habt, nie haben werdet, um euch die Freiheit käuflich zu erwerben. Vom Boden müsst ihr euch erheben, denn das versteh’ ich als nach oben streben. Was die Weisheit dabei ist, das wird sich zeigen. Steht auf, denn aufwärts sollt ihr steigen.

Erster Minister. Die Natur, ob Recht, ob Sünden, im Geist steckt auch der Teufel drin, nicht umsonst ist Klugheit ihm im Künden, das bringt ihm stets den eigenen Gewinn. In seinen Reden ist er mild, nimmt auch die größten Worte in den Mund, dass sich alles dreht wie kunterbunt. Doch unfassbar steckt er hinter seinem Schild.

Stophos. Es ist die Missgestalt als Zwitterkind aus Teufels- und aus Zweifelsgenen. In jedem steckt’s, und weiterträgt’s dem Kind zu jenen, die sich nach dem Kinde sehnen. Wetter und Gewitter machen so das Leben aus mit Frühling, Winter, Kirche und Staat, dass die Sicherheit nur ist im eigenen Haus, und der Fernblick sucht nach höherem Rat.

Ein Freund. Mit Keckheit und den klugen Sprüchen, oft gepaart mit penetranten Fleischgerüchen, was ist, wenn sich der Widerstand erregt und im Herzen der Aufruhr sich nach oben bewegt? Das ist, wenn Hoffnung wieder leer ausgeht und mit ihr das Gute im Ansatz gleich verweht. Die besserwisserischen Ketzer und falschen Teufelsreiter sind’s, sie stehen – wie immer – gespreizt auf den Sprossen der angelegten Leiter.

Kritiker. Und von denen gibt es unbesehen viele, die schwadronieren und doch nichts wissen, sich festhalten am nächstbesten Besenstiele und schwätzen, was andere gar nicht vermissen. Da kommen Worte, dass die Haare zu Berge stehen, denn sie verderben Land und Leute und die Kinder durch ihr Geschwätz, das hört erst recht ein Blinder, und auch ihr solltet sie hören und auch sehen.

Für die andern werden dagegen die Tage länger, die Härte der Arbeit macht sie dünn und bänger und das schon in den Jahren der frühen Jugend. Denn weggeglitten ist die kostbare Tugend, verschleudert ist der Rat der Alten und der Weisen, dass sie hastig greifen nach dem scharfen Eisen, weil sie von Achtung und Kultur nichts wissen und meinen, dass sie das Eisen hantieren müssen.

Stophos. Was sind das für wunderliche Dinge mit dem Eisen und der scharfen Klinge, das sie auf und ab mit ihren Händen schwingen und Angst und Schrecken in die Häuser bringen. Dazu könnt’ ich noch manches mehr erzählen, was Menschenhände sonst noch wählen, denn auch der Narr ist mit dem Geist verwandt, das ist im Saale hier doch wohl bekannt.

So sehen die Dinge anders aus und sind oft eckig, da werden Dinge auch schnell fleckig, andere dreckig,

wenn Hände sie wie aus den Lüften greifen und die Finger sich am Trigger fest versteifen. Was kommen wird, es ist schon da, da macht euch keine Sorgen. Es ist, ich sag’s noch einmal klipp und klar, die Nacht liegt vor dem Morgen.

Bittsteller. Ich bitte Euch um Eure Gunst, gebt zurück, was eure Horden nahmen an Leben, Gut und teurer Kunst, was uns die großen Werte waren. Ich stehe hier mit leeren Händen und weiß nicht, wie es weitergehen soll. Zerfetzte Tücher hängen an allen Enden, wo aus den Löchern der Tod und Unrat quoll.

Herr [zeigt auf Stophos]. Nun, was kannst du mir da raten und das in klaren Worten für die nächsten Taten, denn im Volke ist das Elend groß, keiner begegnet dem andern mehr zum Trost. Du aber bist doch weltengescheit, sag und setz die Worte ohne Eitelkeit, damit am Schluss der Kopf versteht, was hier in all dem Elend vor sich geht.

Stophos [mit ausfahrender Handbewegung]. Wenn Ihr’s so meint, dann will ich’s tun. Es ist die hohe Kunst, der keiner mehr die Achtung zollt. Ich stimm’ euch zu, dass leichter ist das Sagen, denn keiner will die Verantwortung in voller Bürde tragen. Ihr seht es selbst, wie die Menschen fluten und aus dem Land der Väter in fremde Länder drängen. Dazu kommen die Herren mit den harten Ruten, die die Völker schlagen, sie zwängen und erhängen.

So war’s schon zu der Römer Zeiten, dass Menschen bluten, flüchten bis hin ins Heute. Millionen hält der Boden schon begraben, doch die Herren drängen gierig, um noch mehr zu haben. Da frag’ ich Euch, wo ist der Schlüssel, um die Schatulle mit der Weisheit aufzuschließen? Nur zeigt nicht auf die verbeulte Schüssel, um in dieses Blech den abgestandenen Sud zu gießen.

Ich lege den Finger auf den Punkt und sage euch, neben dem Prunk ist vieles Schund, solange die Herren von den hohen Rössern mit den Ruten schlagen auf wehrlose Völker in deren Not und ihren Qualen. Denn verbeulte Blech- und leere Essensschalen entsprechen nicht den großen Sprüchen vor den Wahlen. Wie es enden soll mit dem Elend und den Schrecken, da beißen sich noch fest die Zecken.

Herr [mit Blick auf Stophos]. So fass’ dich kurz, zu lang ist deine Rede, damit die Zeit nicht ohne Sinn verstreicht. Du siehst, über dem gefüllten Saal ist Licht, da braucht es der großen Umwege nicht. Und das siehst du auch, hier hat keiner einen dicken Bauch. Was ich damit sagen will, keiner isst dem andern etwas weg.

Stophos [mit aufsässigem Gesicht]. Auch Ihr seht an meiner Körperform, dass ich halte die gebotene Essensnorm, denn die Façon ist mit dem Körper zu halten, das bei den Jungen wie bei den Alten. Was ich damit sagen will, es gibt die hohen Kreise, die drehen sich um sich selbst, dass sie nicht merken, dass unter ihnen noch andere Kreise sind.

Groß kann die Kunst nicht sein, dass sich die Kreise gegenseitig bemerken. Doch keiner werfe auf den andern den Stein, um sich im Rampenlicht der Eitelkeit zu spreizen. Denn jedem soll das sein, was ihm gebührt, was oft weniger ist, als was er selbst im Schilde führt. So muss Schluss sein mit dem Drunter- und Darüberschieben, und Schluss muss sein mit dem dauernd falschen Sieben.

Leute [im Gemurmel]. Was meint er mit dem Drunter- und Darüberschieben? Wieder wird da maßlos übertrieben, wo sowieso der Grund und Boden fehlt, um zu sehen, was dem einen oder anderen gehört.

Kommt der noch mit seinen Sprüchen, auf die wir gern verzichten, und verführt sie zu den Flüchen, die zur Lösung nichts verrichten.

Stophos [hält die Hand hinter das rechte Ohr]. Da stehen sie wieder im Gestammel, das Loch im Wissen schreckt sie bis zum Stotterbammel, weil sie weder sehen und auch nicht hören und der eine gar nicht merkt, wie die andern stören, dass sie sich in die Ohren flüstern, als wären sie Zwillinge von verstummten Geschwistern. Dabei schmeckt der Wortsalat nicht gut, ist fade und welk ohne Gewürz und Mut.

Kritiker [mit erhobenem Finger]. Sind Jupiter und Saturn auch groß, dem nackten Auge sind sie fern und klein. Was ist das für ein Daseinslos, wenn der Narr sich aufputzt, und das noch fein! Werden wir nicht alle im Spott verschaukelt, uns schöne Worte so früh nur vorgegaukelt, was die Wirklichkeit nicht ist und so auch nicht stimmt, dass die gesprochene Silbe sogleich verrinnt.

Stophos [mit abweisender Handbewegung]. Der kommt sich ja noch gescheiter vor, als wäre ich ein lächerlicher Tor, der nichts zu sagen hätte zur verkoksten Sache, wofür die jungen Kerle stehen stramm die Wache. Wenn das so ist und das Gemurmel weitergeht, dann sollen sie selbst ihre Sache machen, wie sie steht, und ich verziehe mich mit meinem Gepäck und Gruß: Servus! Macht alleine euren Dreck!

Herr. So einfach kommst du hier nicht weg mit deinen Sprüchen und zynischen Späßen. Zeige, was du kannst, auf dass wir säßen an milden Wassern auf ruhigem Steg.

Stophos [mit trotzendem Blick]. Den Weg zum Steg, den müsst Ihr selber finden, da kann ich Euch nicht mehr verkünden als das, was ich schon sagte. Auch dachte ich, es war verstanden, weil keiner weiter fragte. Doch schaut hinaus, dann seht Ihr selbst, wie sie pflügen die fremden Äcker, und die andern lügen, die auf hohen Rössern sitzen mit dem tagtäglichen Profit, der ihnen schlichtweg in die Hände fällt.

Und wenn Ihr es nicht glaubt, bedenket in der aufgesetzten Blindheit, denn so ist’s, dass der Rutenmann raubt, was ihm nicht gehört trotz vorgetäuschter Taubheit. Stege an milden Wassern wird es nicht geben, solange Menschen sich durch Erpressung und Raub erheben, sich den Wehrlosen auf die knochigen Schultern setzen und mit ihren Lügen sie und das Volk verhetzen.

Erster Minister. Es ist das Blut, das gegen Wände spritzt. Es ist das Blut der Besitz- und Wehrlosen, da mögen sich die Besitzenden liebkosen. Das Elend nimmt mit wachsender Armut seinen Lauf, es schreit zum Himmel, während die andern oben auf dem Schimmel die Peitsche schwingen mit dem harten Knauf.

So wächst und wuchert das Problem der Zeit über die Jahre hinaus zur Ewigkeit. Weit klaffen die Scherenblätter zwischen arm und reich, da fällt manch ein Erschöpfter in den modernden Teich.

Der Bauer, der die fremde Scholle pflügt, es ist der Arbeiter, der in der Härte der Lehn nicht lügt,

denn zur Lüge braucht es den Grundbesitz, den zu bekommen, das ist kein Witz.

Stophos. Das stimmt, es ist die nackte Wahrheit, dass der, der pflügt, nicht die Worte zur Rede hat. Es ist der Abstand vom Wort zur Tat, der aus der Ferne das Maß bestimmt zur Freiheit. Hohe Gewölbe sind zu sprengen, ganz andere sind der Lügen wegen aufzuhängen als die, die nicht frei reden können, weil die in ihrer Not sich selbst nicht mehr erkennen.

Golden sind Becher und Teller auf protzigen Tischen, wo gespeist und gezecht wird mit großen Fischen aus der Welt von Besitz und aufgeputzter Hoffart, von dem, was die Sprachlosen nicht haben. Die Keller der Reichen sind voll kostbarer Weine, da verläuft sich keiner der dünnen Beine. Für die Mageren gibt es weder hohe Tische noch gefüllte Keller. Was sie in ihren Händen halten, sind die schäbig gefüllten blechernen Teller.

Kritiker. Das ist, was ich meine, Besitz braucht starke Beine. Besitzende Hände kennen keine Schwielen, Besitzer-Füße schreiten weich über Teppiche und polierte Dielen.

Herr. Das alles ist mir doch nicht neu. Was mich stört, ist die lange Dunkelheit, in der wir ständig ziellos tappen, wenn wir um den Kreis der Wahrheit schlappen.

Kritiker. Viel mehr Licht ist vonnöten, dass es aufhört mit dem Rauben und dem Töten. Denn das weiß jedes Kind, dass Pokale auf den hohen Tischen verziert mit edlen Steinen sind. Was das Kind nicht weiß, ist, dass es einen solchen Pokal nie zu fassen bekommt.

Ein Freund. Der Pokale gibt es viele, die auf hohen Tischen stehn. Hohe Gläser haben lange Stiele, sie sind bunt und teuer anzusehn.

Doch bricht die Nacht für alle herein, da ist sich keiner mehr zu fein, wenn mit der Dämmerung der Glanz ergraut und sich jeder vor die eigene Stirn haut.

Seher [mit dem Rücken zum Publikum]. Morgens schlafen hohe Kreise länger, trunken liegen sie vom süßen Wein. Die da draußen auf den Feldern, die sind bänger, die harte Arbeit mit dem wenig Schlaf schürt den Schmerz im Bein. Ich sage, die Bauernarbeit macht Euch groß, denn mit dem Fleiß der tausend Hände zieht ihr das große Los. Doch zahlt den Lohn honorig denen, denen er gebührt, um so heller leuchtet der Stein, der euch den Pokal verziert.

Hoher Herr!, und dann bedenkt, wie sich Fleiß mit Glück im Lohn verbindet, was weit voraus der Weise findet, wenn er aus der Verbindung die Gerade lenkt, mit der er Weg und Richtung weiterdenkt, die zum Ziel der Zeit der Menschheit führen. Wert und Würde lassen’s deutlich spüren, dass ohne sie das Licht nicht zündet und der Zug entgleist.

Stophos. Nun scharen sich zum großen Haufen Groß und Klein im dichten Handgemenge. Dringlich wird’s, wie hinterher die Chöre laufen bis tief hinein ins Kopf- und Fußgedränge. Die tausend Possen kommen im Gehen und Stehen. Es ist die neue wie die alte Welt, sie will sich als den großen Narren wiedersehen.

Gründe und Abgründe des Lebens

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