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Österlich feiern, denken und leben

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Praktisch-theologische Aspekte zur Osternacht

Zusammenfassung

Aus der österlichen Feier, die in besonderer Weise in der Feier der Osternacht wesentliche Dimensionen von Liturgie und Theologie zur Darstellung und zur Erfahrung bringt, erwächst österliches Denken und Leben. Die Osterbotschaft findet das zeigen ihre musikalischen Realisationen Resonanz, indem sie Menschen zu einer Glaubenshaltung verhilft und ihnen zur Lebenskunst wird.

Evangelische Frömmigkeit und evangelisch getönte Spiritualitäten sind selten österlich. Das hat verschiedene Gründe: Traditionsgebundene Kirchlichkeit wird nach wie vor stärker durch den Karfreitag geprägt, während Kultur, Brauchtum und Medien religiöse Sinnstiftungen eher im Jahreshöhepunkt des Weihnachtsfestes wahrnehmen und dies entsprechend propagieren, gestalten oder konsumieren. Allenfalls zeigen hochkulturelle Milieus nicht nur Interesse am Weihnachtsoratorium, sondern seit dem 19. Jahrhundert auch an den Passionsvertonungen Johann Sebastian Bachs, die nach wie vor flächendeckend in der Karwoche aufgeführt werden und die in der Regel besser besucht sind als Karfreitagsgottesdienste. Bachs Osteroratorium hingegen wirkte als kleinformatigere Kantate nicht kulturprägend; vergleichbare österliche Werke anderer Komponisten sind nicht in Sicht. Gegenwärtige Kunstaustellungen und performances – gerade solche in Kirchenräumen – scheinen ebenfalls stärker an den Leidens- und Unrechtserfahrungen anzuknüpfen, was angesichts kritischer Zeitgenossenschaft mehr als verständlich ist.

Durch die akademische Theologie und ihre notwendig vereinfachenden Vermittlungen ist zudem immer wieder die Gleichsetzung von theologia crucis mit Karfreitag und theologia gloriae mit Ostern naheliegend. Manche erkennen darin sogar konfessionelle Typisierungen und Abgrenzungen, die wiederum durch den evangelischen Hauptgottesdienst am Karfreitag und die katholische Messe zu Ostern (samt medialem päpstlichen Segen) rituell dargestellt werden. Da die genannte Gleichsetzung ein theologischer Kurzschluss ist, hatte sie manche Dunkelheit zur Folge.

Ich plädiere angesichts dessen für Aufklärung und für die Wiederentdeckung und Gestaltung der grundlegenden österlichen Dimension in Kirche und Protestantismus.

Gottes Menschenfreundlichkeit und das Fest des Lebens

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