Читать книгу Ich bin der Henley - Henley Harrison West - Страница 7

1. Kapitel

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Ich wurde am 10. März 1998 in Lancaster, Pennsylvania geboren. Und zwar in einer so genannten Zuchtstation. Die Leute, die diesen Betrieb hatten, waren nicht gerade sehr nett, aber meine Eltern waren einfach wundervoll. Mein Vater war ein stolzer Rudelführer, der gerne von den Siegern der Schönheitswettbewerbe sprach, mit denen er verwandt war. Er selbst sah einfach prächtig aus.

Meine Mutter war nicht von ganz so guter Abstammung, aber sie war ebenfalls wunderschön und, was noch besser ist, sie war sehr freundlich und liebevoll zu allen ihren Babys.

Ich wurde meinen Eltern fortgenommen, als ich gerade einmal sechs Wochen alt war. Und obwohl noch elf andere Geschwister mit mir gingen, war ich fürchterlich traurig über den Verlust meiner Eltern. Ich hatte neun sehr raue und wilde Brüder und zwei sehr aggressive Schwestern, und so hatte ich von Anfang an schlechte Karten, wenn Sie verstehen, was ich meine: ich war noch so sensibel... bedürftig... das Baby... jemand, den man in einer Zuchtstation den „Zwerg“ nennt.

Am 22. April des gleichen Jahres wurden wir alle zu einem Ort gebracht, der von vorne wie ein nettes Farmhaus aussah. Aber dort sollten wir nicht leben. Wir wurden in den Hinterhof in etwas gesteckt, das ich bestenfalls als Schuppen bezeichnen kann.

Das Wasser war dreckig, das Futter hart. Es schmeckte scheußlich und meine Welpenzähne taten weh, mein Fell wurde bald filzig und meine Haut juckte ständig.

Ich habe um Hilfe geschrien, wann immer ich Cedra gesehen habe, die Frau des Farmbesitzers, aber sie sagte immer nur: “husch, husch” zu mir und: “Sei still oder Ralph kommt und verpasst dir eine Tracht Prügel.”

Ich war mir nicht sicher, was eine Tracht Prügel war, aber etwas an ihrem Ton in der Stimme sagte mir, dass es bestimmt nichts war, was ich dringend haben wollte.

Wenn ich heute so darüber nachdenke, dann erinnere ich mich, dass auch meine Brüder und Schwerstern angefangen haben, ein wenig schmuddelig auszusehen. Aber hin und wieder kamen Cedra oder Ralph vorbei und nahmen drei oder vier meiner Geschwister mit in ihr gemütliches Haus. Wenige Stunden später, wenn sie zurück in den Schuppen gebracht wurden, war ihr Fell sauber und gebürstet. Aber jedes Mal fehlte dann eines meiner Familienmitglieder.

Meine jüngste Schwester erzählte mir “Cedra hat uns gebadet und mit richtig gutem Essen gefüttert!”

“Echt?”

“Yup. Und... und Ralph hatte ein paar Leute eingeladen... damit sie sich uns ansehen können”

“Ansehen?”

“Ja! Und das waren tolle Leute! Sie spielten Ball mit uns, streichelten uns, und...”

“Wow! Und was?”

“Nun, dann... dann sagte einer von diesen Leuten ‘Wir nehmen den!’”

“‘Nehmen den?’”

“Yup. Und dann gingen die neuen Leute und haben unseren Bruder mitgenommen, und der Rest von uns kam zurück in den Schuppen.”

“Und das war alles?”

“Yup. Das war alles.”

Genau das gleiche geschah nun Tag für Tag bis schließlich nur noch ich und zwei meiner Brüder übrig waren.

Beide waren bereits ein paar Mal im Haus gewesen und hatten Ball gespielt, die neuen Leute gesehen, sogar richtig gutes Essen und ein nettes, warmes Schaumbad bekommen.

Ich leider nie. Ich war noch immer ein einziges räudiges Gerippe und immer wenn Ralph mich ansah, sagte er: “Zu hässlich. Mit dem Zwerg lässt sich keine Kohle machen!”

An einem kühlen Frühlingsmorgen wurden meine beiden Brüder in das hübsche Haus getragen und wir sagten einander Lebewohl. Eigentlich hatte ich erwartet, dass ich wenigstens einen von ihnen, wenn nicht sogar beide noch einmal sehe. Ich dachte, sie kämen zurück in den Schuppen und wir könnten wieder miteinander spielen und so tun, als wären wir auch in Anbetracht unserer dauernd schwindenden Anzahl noch immer eine Familie... aber keiner von ihnen kam zurück.

Nicht einer.

Ich war über zwei Wochen lang vollkommen alleine in diesem dreckigen Schuppen.

Das Wasser wurde immer dreckiger.

In meinem Fressen krabbelten Käfer.

Und mein einstmals so schönes, raues Bobtailfell war vollkommen von meinem Körper gerieben. Ich war krätzig vom Kopf bis zu meinen Zehen.

Und ich war so alleine, dass ich dachte, mein Herz würde brechen.

Am sechzehnten Tag meines Exils kam ein furchtbares Gewitter auf. Ich war im dem dreckigen Schuppen, der jede Minute schlammiger und schmutziger wurde. Ich hatte Angst zu ertrinken. Ralph hatte mich mit einem verschlissenen Halsband und einer rostigen Kette an den alten Holzzaun gebunden. Das Band war so fest um meinen Hals, dass ich manchmal gar nicht richtig schlucken konnte. Ich konnte mich auch kaum ein paar Schritte wegbewegen.

Ich weinte und schrie und heulte und weinte und heulte und schrie.

Dann hörte ich, wie Cedra Ralph anschrie, er solle mich doch hineinbringen, aber er tat es nicht.

“DAS IST DOCH NUR EIN DUMMES TIER!!!!”

Ich schauderte beim Klang seiner Stimme.

Ich schrie die ganze Nacht.

Ich hatte solche Angst.

Mitten in der Nacht legte sich der Gewittersturm, aber in meiner Fantasie nahm er einfach kein Ende.

Am nächsten Tag fuhren Cedra und Ralph mit ihrem Lastwagen davon. Ich hoffte, sie kämen mit etwas gutem Essen für mich zurück, würden das Wasser in meinem Napf wechseln und würden mir eine Salbe für meine juckende Haut bringen, aber ich habe sie nie wieder gesehen.

Sie sind einfach weggefahren und überließen mich dem Tod.

Ich versuchte, in dieser Nacht nicht zu weinen, aber es fiel mir schwer. Ich trank das dreckige Wasser, schlief viel, fraß ein paar Käfer aus dem Dreck und dachte an die netten Tage, die ich einstmals mit meiner Mutter und meinem Vater hatte... jene Tage, an denen meine Familie noch zusammen war... ein glückliches, liebendes und gesundes Rudel.

Zwei Tage später erwachte ich vom Klang einer netten Stimme.

“Du armes, kleines Ding.”

Ich sah auf und sah eine Frau mit einem freundlichen Gesicht und großen, blauen Augen, die mich von oben herab musterten.

Ich setzte mich so aufrecht hin wie ich nur konnte und tat mein Bestes, um wie ein würdevoller Bobtail auszusehen, der ich ja schließlich sein sollte, aber das war ziemlich schwierig ohne Fell mit rot-pink gefleckter Haut und mit Dreck verkrusteten Pfoten.

Sie machte Anstalten, mich aufzuheben.

In meinem Kopf sagte ich zu ihr: Neiiiiiin!!!! Sie werden überall schmutzig und dann werden Sie sich über mich ärgern und dann nehmen Sie mich sicher nicht mit. Lassen Sie mich runter!!!!

Ich wand und krümmte mich aber irgendwie schien ihr der Dreck egal zu sein, mit dem sie sich ihr hübsches Kleid ruinierte.

“Gut, gut, kleiner Junge ... alles wird jetzt gut!”

Sie sah mich mit diesen sanften blauen Augen an und irgendwie tief in meiner Seele glaubte ich in diesem Moment wirklich, dass alles gut wird.

Ich bin der Henley

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