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Kapitel 1 HINGEBEN = AUFGEBEN
ОглавлениеManchmal kann ich die Welt nicht verstehen. Wenn ich mich umsehe, die Zeitung aufschlage oder den Fernseher anschalte, halte ich das Leben einfach nur für ungerecht. Gerade als Christ frage ich mich, wie ein guter Gott, der nur Gutes für seine Kinder will, so etwas zulassen kann. Habe ich mich etwa in ihm getäuscht?
Ich will mich dir kurz vorstellen: Mein Name ist Henok. Meine Eltern kommen ursprünglich aus Äthiopien. Als ich siebzehn Jahre alt war, habe ich dort den Verein »Projekt Liebe« gegründet, der sich für Kinder in Not einsetzt. Mithilfe der Unterstützung von Firmen und privaten Spendern konnten wir auf das Leben vieler Kinder positiven Einfluss nehmen.
Warum ich den Verein gegründet habe? »Projekt Liebe« war meine Reaktion auf ein Versprechen, das ich in meiner Kindheit einem Jungen in Äthiopien gegeben hatte. Als ich in meiner Kindheit mit meinen Eltern deren alte Heimat Äthiopien besuchte, habe ich zum ersten Mal wirkliche Armut gesehen und erlebt. Die Armut in Afrika ist nicht mit der Armut in Europa vergleichbar. Menschen leben auf der Straße und haben nicht genug zu essen. Völlig abgemagerte Kinder betteln auf Knien um Geld.
Ich war überwältigt und überfordert angesichts der kranken Menschen auf der Straße. Als ich die Slums sah, war ich darüber schockiert, dass Menschen in Hütten wohnen und keine festen Häuser haben. Mir wurde bewusst, wie gut wir es in Europa eigentlich haben. Dies meine ich nicht abwertend gegenüber den Menschen in diesem afrikanischen Land, aber es war eine Realität, die mich zutiefst getroffen hat.
Das alles zu beobachten, war unangenehm und irgendwie rief es auch Schuldgefühle in mir hervor, obwohl ich nichts dafür konnte. Ich wusste, dass ich reagieren musste, und so fasste ich damals einen Entschluss: Irgendwann will ich die Menschen in Äthiopien unterstützen. Ich will in dem Leben der Kinder, die in Armut leben, einen Unterschied machen.