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Einleitung November 2011

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Ich konnte nicht mehr, die Schmerzen waren nicht auszuhalten. Brennen in meiner Speiseröhre, Pochen im Kopf, Druck in den Atemwegen.

Ich verstand die Welt nicht mehr. Wie lange musste ich noch leiden?

Ich wollte einfach nur noch fliehen, in eine andere Welt.

»Tod, bist du mein Ausweg«, dachte ich, »mein Fluchttor, mein Freund, der mich aus diesem Zustand befreit? Tod, wo bist du? Ich wünschte, ich könnte schreien. Hörst du mich? Wieso antwortest du mir nicht?«

Tränen strömten mir übers Gesicht, ich hatte keine Kontrolle mehr über mich. Verzweiflung in der Luft, Angst in meinen Gedanken, Ohnmacht in meinem Herzen. Ich fühlte Panik in mir aufsteigen, das Atmen fiel mir immer schwerer. »Wann hört das alles endlich auf?«, fragte ich mich. »Ich will nur sterben, einfach verschwinden und nicht mehr da sein.«

»Aber was ist mit meiner Familie?«, schoss es mir durch den Kopf. »Mama, ich will dich noch einmal sehen und mich für alles entschuldigen, doch leider muss ich gehen. Papa, ich will mich noch bedanken für deine Fürsorge und dein Vaterherz, aber ich bin am Ende meiner Kräfte. Mein Bruder, dich will ich stolz machen, du hast mich nie aufgegeben, aber es ist zu spät.«

Es wurde kalt in meinem Zimmer.

»Tod, bist du das? Bist du nun endlich hier, um mich zu holen?«

Die Kälte umarmte mich. Der Tod erschien mir wie eine unsichtbare Person.

Plötzlich erfasste mich eine andere Art von Angst. Tausend Gedanken schwebten in der Atmosphäre, aber eine große Frage übertraf sie alle:

Was passiert nach dem Tod?

»Gott, bist du real? Mein Leben ist leer, ich hatte so viele Ausreden, um dir nicht zu folgen, ich bin vor dir weggerannt.«

Ist das jetzt wirklich alles? Ich bin doch noch zu jung, um zu sterben!

Plötzlich fing ich an, bitterlich zu weinen, nicht aufgrund der Schmerzen und der Verzweiflung, sondern wegen der Erkenntnis, dass ich meine Jahre verschleudert hatte.

Ich hatte gedacht, ich würde Gott kennen. Ich ging sonntags in die Kirche, las ab und zu in der Bibel, doch ich realisierte in diesem Moment, dass mein Leben leer war. Ich hatte keine echte Beziehung mit Gott. Diese Erkenntnis erschütterte mich.

»Ich will nicht jung sterben, ich will leben!«, rief ich. »Bevor ich sterbe, will ich wirklich leben und etwas tun, das Wert hat. Ich möchte diese Erde nicht einfach verlassen, sondern etwas zurücklassen, das Sinn hat. Gott, wenn du tatsächlich real bist, dann gib mir eine Antwort! Wenn du wirklich da bist, dann heile mich und tue ein Wunder.«

In meiner Verzweiflung sprach ich ein Gebet, das mein Leben für immer verändern sollte: »Es tut mir leid, dass ich dich all die Jahre ignoriert habe. Bitte gib mir eine zweite Chance und ich werde etwas aus meinem Leben machen. Ich werde mein Leben dir geben.«

In diesem Moment veränderte sich die Atmosphäre in meinem Zimmer. Frieden kam herein, gefolgt von Hoffnung und Liebe. Glauben erwachte in meinem Herzen. Was für ein unglaublicher Moment! Die Angst vor dem Tod wurde ersetzt durch die Liebe des Vaters. Die Schmerzen und das Brennen in meiner Speiseröhre waren noch da, aber mein Herz war erfüllt mit Liebe und Frieden.

Während ich zu Hause auf dem Bett lag, hörte ich ganz deutlich eine Stimme in meinem Herzen: »Ich will dich, ich habe einen großen Plan für dein Leben. Eine große Zukunft liegt vor dir. Deine Geschichte endet nicht hier, denn der Tag wird kommen, an dem du von deinen Erlebnissen erzählen wirst. Ich bin noch nicht fertig mit dir, ich werde dich gebrauchen. Ich werde dich zu meiner Stimme machen für deine Generation. Ich habe auf den Tag gewartet, an dem du zur Erkenntnis kommst. Ich sehe deine Situation und deinen Zustand. Keine Träne ist mir entgangen, ich will für dich da sein und mit dir durchs Leben gehen. Ich verstehe dich und fühle mit dir. Der Tod ist kein Ausweg, denn ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Es ist Zeit, zu leben.«

Jung Sterben

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