Читать книгу Jung Sterben - Henok Worku - Страница 18
Hingabe bedeutet aufgeben
ОглавлениеDie Bibel berichtet von einem reichen jungen Mann, der sehr angesehen war und die Gesetze Gottes erfüllte:
Als er weiterziehen wollte, lief ein Mann auf Jesus zu, kniete vor ihm nieder und fragte: »Guter Lehrer, was soll ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?«
»Warum nennst du mich gut?«, fragte Jesus. »Nur Gott allein ist gut. Aber du kennst doch die Gebote. ›Du sollst nicht töten. Du sollst nicht die Ehe brechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst keine Falschaussage machen. Du sollst nicht betrügen. Ehre deinen Vater und deine Mutter.«
»Lehrer«, erwiderte der Mann, »alle diese Gebote habe ich seit meiner Kindheit gehalten.« Da sah Jesus den Mann voller Liebe an. »Eins fehlt dir noch«, sagte er zu ihm. »Geh und verkaufe alles, was du hast, und gib das Geld den Armen, dann wirst du einen Schatz im Himmel haben. Danach komm und folge mir nach.« Als er das hörte, verdüsterte sich das Gesicht des Mannes, und er ging traurig fort, denn er war sehr reich.
Markus 10,17-22
Der junge Mann hatte von seiner Jugend an ein gutes Leben gelebt, aber er merkte, dass ihm noch etwas fehlte. Jesus forderte ihn auf, sein ganzes Hab und Gut an die Armen zu geben und ihm nachzufolgen. Das war ein Schock für den jungen Mann, denn er war sehr reich. Er war nicht bereit dazu und folgte Jesus nicht nach.
Zwei Wünsche kollidierten miteinander und der junge Mann musste eine Entscheidung treffen. Ihm wurde bewusst, dass er nicht beides haben konnte. Er entschied sich gegen Jesus und ging traurig fort.
Was können wir aus dieser Begebenheit lernen? Ist Reichtum falsch? Sollen wir alle Bettler werden?
Nein, in dieser Geschichte geht es um etwas anderes. Jesus war nicht am Geld des jungen Mannes interessiert, sondern an seinem Herzen, das leider an seinem Reichtum hing. Das Materielle war diesem jungen Mann wichtiger als die Nachfolge.
Vielen von uns geht es genauso. Wir müssen nicht reich sein, um unser Herz an etwas zu hängen, das uns davon abhält, uns Gott hinzugeben. Jeder kennt Dinge, die ihm besonders wichtig sind. Das ist nicht weiter schlimm, doch wenn wir unser Herz daran hängen, verpassen wir etwas, das noch viel wichtiger ist als diese Dinge.
Der Jüngling entschied sich gegen die Hingabe und damit entging ihm das Leben, das Gott für ihn geplant hatte. Er verpasste das Leben nach der Hingabe, nach dem Ablegen seiner Last, nach dem »Sterben«. Auch wir verpassen ein Leben in Fülle, das voller Bedeutung ist, wenn wir uns nicht hingeben wollen.
Ich selbst rannte wie der junge Mann viele Jahre vor einer wahren Hingabe weg. Als Jugendlicher ging ich zwar jede Woche in die Kirche und war wie der reiche Jüngling mit dem Gesetz vertraut, aber es geht nicht darum, einfach Gesetze zu erfüllen, sondern darum, demjenigen zu folgen, der über dem Gesetz steht.
Wenn uns andere Sachen wichtiger sind als Gott, sind diese für uns wie fremde Götter, die wir über Gott stellen. Das ist eine moderne Form von Götzendienst. Auch mir waren meine Götzen wichtiger als Gott und ich wollte sie nicht aufgeben. Ich wollte Gott mein Leben nicht ganz übergeben.
Götzendienst führt dazu, dass wir unser von Gott gegebenes Potenzial nicht erreichen. Für mich war zum Beispiel früher Fußball viel wichtiger als Gott. Heute spiele ich immer noch Fußball, doch ich habe meine Prioritäten anders gesetzt. Ich glaube, dass man Fußball-Profi werden und jeden Tag Fußball spielen kann, ohne daraus einen Götzen zu machen, wenn trotzdem Gott den ersten Platz im Leben hat. Aber bei mir war das nicht so.
Manchmal sind uns auch andere Menschen wichtiger als Gott. Bei mir waren dies meine Freunde. So wertvoll Freunde sind, sie sollten nie an erster Stelle stehen. Wir können unser von Gott gegebenes Potenzial nur dann voll leben, wenn wir bereit sind, ihm den ersten Platz einzuräumen.
Das Traurige an der Begebenheit mit dem reichen Jüngling ist, dass wir nie wieder etwas von ihm lesen. Vermutlich hat er seine Prioritäten nie richtig gesetzt und ist auch später nicht zu Gott umgekehrt.
Die Bibel erzählt von vielen anderen Menschen, die weit weniger »perfekt« waren als dieser junge Mann. Doch sie haben eins richtig gemacht: Sie sind Jesus nachgefolgt. Die Bibel ist voll von unvollkommenen Menschen, die sich Gott hingeben. Einer von ihnen ist Petrus. Als er sah, dass der reiche Jüngling einfach fortging, wollte er wissen, was passiert, wenn man Jesus nachfolgt, und sagte: »Wir haben alles aufgegeben, um dir nachzufolgen.«
Jesus erwiderte: »Ich versichere euch: Jeder, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Besitz um meinetwillen und um der guten Botschaft willen aufgegeben hat, wird jetzt, in dieser Zeit, alles hundertfach zurückerhalten: Häuser, Brüder, Schwestern, Mütter, Kinder und Besitz – wenn auch mitten unter Verfolgungen. Und in der künftigen Welt wird er das ewige Leben haben.«
Markus 10,28-30
Das ist das Größere, von dem ich geschrieben habe: Wir werden hundertfach zurückerhalten, was wir einsetzen, wenn wir Jesus nachfolgen.
Ich frage mich, was geschehen wäre, wenn der reiche junge Mann Jesus von ganzem Herzen nachgefolgt wäre, und was alles durch ihn in der Welt hätte verändert werden können. Gäbe es Briefe von ihm wie von Petrus und anderen Aposteln?