Читать книгу Wirtschaftsspionage - Herbert E Große - Страница 3
Оглавление3. Kapitel
Am nächsten Tag war Erwin bereits eine Stunde vor der üblichen Zeit im Park. Er freute sich darauf, Helga und Monika eventuell als Geschäftspartner zusammenbringen zu können.
Es nieselte leicht und er musste wieder an Eichendorfs Schilderung des Waldes denken. Parallelen konnte er in diesem Park bei Nieselregen nicht entdecken und er befürchtete, dass Helga und Maria nicht kommen würden. Dabei hatte er heute zwei Maoams in seiner Tasche.
Endlich, mit einer halbstündigen Verspätung kamen beide.
„Zwei Maoams für mich? Ich habe Dich ganz fest lieb“, sagte Maria und wollte sofort wieder Steine hüpfen lassen. Erwin begleitete sie zum Ufer des Weihers.
Helga war anders als sonst.
Nach einigen Wurfversuchen trat Helga von hinten zu ihnen und sagte: „Herr Professor?“
Erwin drehte sich um und sah eine erschrockene Helga.
„Gestern Abend habe ich die Unterlagen von Marias Vater durchgesehen und dabei ein Foto gefunden, auf dem er mit Ihnen abgebildet ist. Da konnte ich Ihren Namen wieder in meinem Kopf unterbringen. Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie so respektlos behandelt habe.“
„Warum haben Sie mich denn respektlos behandelt?“
„Darf ich ehrlich sein?“
„Natürlich, ich bitte sogar darum. Aber wenn Sie sagen wollen, dass ich wie ein Loser und Depp herumlaufe, haben Sie recht. Das war schon mein ganzes Leben so. Schon als Kind war ich das schwarze Schaf der Familie und keiner hat mir etwas zugetraut, weil ich alles hinterfragte und dann mangels der erwünschten Auskünfte aufsässig wurde. Selbst als ich im Zenit meiner beruflichen Karriere stand, haben mich meine Geschwister nur hochmütig belächelt. Lediglich die Meinige, meine verstorbene Ehefrau, hat mich immer anders gesehen.“
„Doch Ihre höhersemestrigen Studenten und Doktoranden hatten unheimlichen Respekt vor Ihnen. Werner, Marias Vater, hatte mir erzählt, wie er sich bei Ihnen vorgestellt hat.“
„So, was hat er denn erzählt, der untreue Geselle?“
„Sie haben ihn mit den Worten begrüßt, dass er lieber zu den Medizinern oder Politologen gehen solle, wenn es ihm nur auf den Doktortitel ankäme. Bei Ihnen müsse er der Wissenschaft einen wahren Dienst erbringen und seine Doktorarbeit müsse mindestens 500 Seiten umfassen.“
„Na, ich weiß zwar nicht mehr, wer er war, aber nach Ihrer Schilderung muss er wohl mit seiner Dissertation der Wissenschaft gedient haben.“
„Herr Professor, ich schäme mich ja so, Sie falsch eingeschätzt zu haben.“
„So, mein Kind! Jetzt wollen wir einmal etwas klarstellen. Ich bin für Sie und Maria weiterhin der Erwin und ich erlaube mir, Sie einfach Helga zu nennen. Wollen wir das so machen?“
Man konnte hören, wie der alleinerziehenden Mutter dieses reizenden Kindes der große Stein vom Herzen fiel.
Maria versuchte noch immer, Steine hüpfen zu lassen, schaffte es aber nicht allein, sodass Erwin helfen musste.
Ganz nebenbei sagte er: „Helga, vielleicht habe ich einen Job für Sie. Könnten Sie notfalls auch nach Dresden ziehen?“
Ohne ihre Antwort abzuwarten, berichtete er von seinem Telefonat mit seiner früheren Assistentin.
Helga hörte aufmerksam zu und man sah ihr an, dass sie froh über diese vage Möglichkeit war. Verlegen suchte sie nach einer Antwort und Erwin sagte in der ihm eigenen unbeholfenen Art ganz direkt, dass er sie und Maria zu der Reise und einem Kurzurlaub in Dresden einladen würde.
„Keine Widerrede, am Montag fahren wir!“
Was Dresden wäre, wollte Maria wissen. Nachdem sie erfahren hatte, dass Dresden eine sehr schöne Stadt weit weg von hier sei, wollte sie sofort losfahren.
„Kann man dort auch Steine hüpfen lassen?“
„In Dresden ist das Steinehüpfen erfunden worden mein Kind“, antwortete Erwin. „Man nennt es dort Fedbemmen-Schießen.“
„War Homer damals in Dresden, als er das Steinehüpfen erstmals beschrieb?“, wollte Helga lächelnd wissen und Erwin erwiderte, dass er sie auch als Assistentin beschäftigt hätte.
In seinem Arbeitszimmer dachte Erwin daran, wie seine Kinder reagieren werden, wenn sie ihre Pflicht erfüllend, am Mittwoch zum Geburtstag gratulieren kämen und feststellten, dass er gar nicht zu Hause sei. Er lächelte selbstzufrieden.