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5. Kapitel

Gegen 17 Uhr erreichte die kleine Reisegruppe Monikas Haus in Radebeul-West. Auf der kurzen Fahrt von Weinböhla plapperte nur Maria ganz aufgeregt über alles, was sie sah.

Helga und auch Erwin erwähnten den Friedhofsaufenthalt nicht mehr. Erwin sagte manchmal, dass sich dieses oder jenes gar nicht verändert hätte.

Monika wartete schon vor der Haustür und hätte Erwin vor Freude bald umarmt. Nur der Respekt vor ihrem Professor hinderte sie daran.

„Haben Sie eine gute Reise gehabt, Herr Professor?“

„Frau Kollegin, wir wollen ein und für alle Male die Förmlichkeiten lassen. Sonst fahre ich gleich wieder, klar?“

„Sie haben sich noch immer nicht geändert, mit Ihnen auszukommen ist nicht leicht. Wie man es macht, ist es verkehrt“, antwortete Monika und Erwin stellte zunächst Helga und dann Monika vor.

„Und ich heiße Maria“, fügte das Kind beleidigt hinzu, weil man sie vergessen hatte.

Monika rettete die Situation: „Hallo Maria, schön, dass auch Du mitgekommen bist. Meine Mama wartet schon den ganzen Tag auf Dich. Sie hat extra wegen Dir eine Eierschecke gebacken.“

„Was ist denn eine Eierschecke?“

„Das ist der beste Kuchen, wo gibt!“

„Kannst Du auch richtig deutsch sprechen? Was ist denn das für eine Sprache - wo gibt -?“

Erwin schaltete sich lächelnd in diese Unterhaltung ein und erklärte, dass Maria das intelligenteste Kind sei, das er kennen würde. Sie wird uns später bestimmt alle einmal in den Schatten stellen.

Helga war die Antwort ihrer Tochter hingegen peinlich.

Als Monika das erkannte, nahm sie Helga und Maria an den Händen und ging mit ihnen in die Wohnung ihrer Mutter.

Nach fünf Minuten kam sie zurück zu Erwin, der sich in einen Vorraum im Erdgeschoss begeben hatte.

„Hinter dieser Tür befindet sich das Heiligtum“, sagte Monika.

„Wo wir gerade hier allein sind, sagen Sie mir bitte in zwei Sätzen, was Ihr Problem ist?“, wollte Erwin wissen.

„Wir hatten eine sehr gut laufende Beratungsfirma insbesondere für Fragen der Obsoleszenz. Viele große und bedeutende Firmen waren unsere Kunden. Dann hat sich mein Geschäftspartner, der hauptsächlich für die kaufmännische Seite zuständig war, von mir getrennt und eine eigene Konkurrenzfirma aufgemacht. Seit dieser Zeit habe ich nur noch Probleme.“

„Welcher Art sind Ihre Probleme?“

„Meine Kunden werden weniger und meine finanzielle Lage hat sich rapide verschlechtert. Außerdem glaube ich, dass mein früherer Partner mindestens einen Spion bei mir im Laden gelassen hat.“

„Das sind ja nicht gerade wenige Probleme. Ich habe das Gefühl, dass Helga wenigstens Ihre kaufmännischen Schwierigkeiten lösen könnte; davon bin ich überzeugt, obwohl ich natürlich nicht meine Hand ins Feuer legen kann. Sie hat das erste juristische Staatsexamen und ist promovierte Volkswirtin. Marias Vater hat bei mir promoviert und ist nach Amerika verschwunden. Das sind die Fakten! Ich schlage vor, Sie versuchen es mit Helga. Wenn es nicht klappt, müssen wir eine andere Lösung finden, einverstanden?“

Monika nickte verlegen und Erwin bat sie, dass sie ihm das Gästezimmer zeigen möge.

Erwin hatte bereits das Gepäck aus dem Auto geholt und seine Sachen in das Gästezimmer gebracht, als Maria lärmend zu ihm kam.

„Erwin, die Eierschecke musst Du unbedingt probieren, es ist der beste Kuchen, wo gibt!“

„So, der beste Kuchen, wo gibt?“

„Ja, der ist so klasse, dass man mit der Sprache leichtfertig umgehen könne, hat meine Mama gesagt. Und Monikas Mutter ist genau so lieb und cool wie Du!“

Monika schlug vor, dass sich ihr Besuch zunächst einmal häuslich einrichten möge. Danach gebe es bei ihrer Mutter Abendessen.

„Kaninchenbraten auf sächsische Art mit Rotkraut und Äbbelbambe“, sagte sie und fuhr fort, dass man sich ja eventuell danach bei einem Glas Meißner Wein noch unterhalten könne.

„Haben Sie nach dem Wein auch noch etwas gegen Sodbrennen?“, fragte Erwin etwas bösartig und professoral.

„Sie werden staunen, zu welch edlem Gesöff sich unser guter alter Meißner Wein nach der sozialistischen Zwangsbewirtschaftung entwickelt hat.“

Maria wollte noch unbedingt wissen, was Äbbelbambe sei und erhielt zur Antwort, dass es sich um einen wunderbaren Apfelmus handeln würde.

Wirtschaftsspionage

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