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7. Kapitel

Am nächsten Tag hatte Erwin länger geschlafen und frühstückte erst gegen 10 Uhr. Er ärgerte sich über sein Engagement, weil er sich wieder einmal „zu weit aus dem Fenster gehängt“ hatte.

„Na, lange wird mein Aufenthalt in meiner alten Heimat nicht dauern. Aber vielleicht kann ich ja der alleinerziehenden Mutter mit Kind einen Job verschaffen“, dachte er sich, als Monika kam.

Sie sah unausgeschlafen aus und erzählte sofort, dass die ganze Angelegenheit ihr sehr unangenehm wäre. Zum einen hätte sie ein gewaltiges Problem, ihren Professor als Trottel vorzustellen. Zum anderen sei sie jetzt der Meinung, dass Michael eingeweiht werden müsse, weil er ein solches Misstrauen nicht verdient habe

Erwin beruhigte sie und war einverstanden, den einarmigen Informatiker einzubinden, weil es sich ja im Grunde Monikas Unternehmen handelte.

Monikas Mutter hatte einen alten grauen Arbeitskittel ihres Mannes gefunden und war der Meinung, dass dieser Kittel besonders gut zu Erwins Rolle passen würde. Erwin fand das auch. Monika schüttelte immer nur mit dem Kopf und ging dann mit Erwin in das Großraumbüro, das sich hinter ihren privaten Räumen befand.

„Leute, hört einmal einen Augenblick zu. Wie Ihr bestimmt schon bemerkt habt, gibt es im Büro eine neue Mitarbeiterin. Sie wird unsere kaufmännischen Probleme lösen und für einen höheren Verdienst für uns alle sorgen. Sie hat neben ihrer Tochter Maria auch noch ihren Vater mitgebracht. Ich bitte Euch alle, Erwin mit dem ihm erforderlichen Respekt zu behandeln. Er hat ihn verdient, glaubt es mir.“

Nach diesen Worten verließ Monika das Großraumbüro und Erwin tat so, als wenn er ganz hilflos herumstehen würde. Alle begrüßten ihn freundlich mit den Worten: „Hallo Erwin, willkommen!“

Erwin ging jetzt etwas trottelig in seinem grauen Kittel von Schreibtisch zu Schreibtisch. Gab jedem die ausgestreckte Hand und sagte: „Ich heiße Erwin.“

Alle Mitarbeiter hatten sofort die Problematik mit Erwin erkannt und grüßten freundlich unter Nennung ihres Vornamens zurück und sagten, dass man sich bestimmt gut verstehen würde.

Damit war die erste Begegnung mit den Mitarbeitern beendet und Erwin verließ das Büro.

Monika und ihre Mutter staunten, wie gut der Herr Professor seine Rolle gespielt hat. Erwin war auch mit sich zufrieden und kam noch einmal auf Michael zu sprechen.

„Wenn Michael nicht der Maulwurf sein kann, würde ich ihn gern kennenlernen und mich mit ihm unterhalten. Ist das kurzfristig möglich?“

„Ja, ich muss ohnehin zu ihm in das Krankenhaus, weil ich heute Morgen das letzte Tagespasswort verbraucht habe. Wir können ihn ja zusammen besuchen“, schlug Monika vor und Erwin war einverstanden.

Vor dem Klinikgebäude erklärte Erwin, dass er im Auto etwas vergessen habe und gleich nachkommen würde. Er wollte, dass Monika und Michael sich zunächst in Ruhe begrüßen und alles besprechen könnten. Es ging ja nicht um ihn und seine Zukunft.

Michael saß in einem Sessel. An Stelle des rechten Oberarmes befand sich eine große Mullkompresse.

„Guten Tag Herr Professor, welche Hand möchten Sie?“, fragte er lachend und sagte dann, dass er hoffe, morgen bereits wieder nach Hause zu können. Die Korrektur der Amputationsnarben sei recht zufriedenstellend verlaufen.

Nach dem Austausch der üblichen Vorstellungsfloskeln kamen die drei schnell zur Sache.

„Als Informatiker habe ich in unserer kleinen Beratungsfirma zunächst einmal ein „Cloudinchen“ eingebaut und unser kleines Netzwerk vor Hackerangriffen geschützt. Auch ist ein Kopieren von Daten nur möglich, wenn Monika auf ihrem Computer ein entsprechendes Passwort eingibt, das wir täglich ändern. Nach dem Stand der heutigen Technik sind also alle Computer der Mitarbeiter geschützt. Es ist noch nicht einmal möglich, dass ohne Monikas Kenntnis Daten auf einen Stick gezogen werden können.“

„Gut, dann kann also der ehemalige Geschäftspartner keine aktuellen Informationen verwerten“, sagte stirnrunzelnd Erwin.

„Doch, wenn einer der Mitarbeiter die Informationen mündlich weitergibt. Das halte ich aber für ausgeschlossen, weil man sich die technischen Einzelheiten nicht alle merken und auf einem anderen Computer niederlegen kann. Auch unsere Berichte und Gutachten werden nicht elektronisch an die Kunden weitergegeben, sondern wir lassen die schriftlichen Gutachten und Berichte per Boten überbringen“, erklärte Michael.

„Wenn also jemand uns schädigen will, wie muss er das anstellen?“ fragte Monika beide Männer, die ihr jedoch keine Antwort geben konnten.

Michael wurde vor der Verabschiedung noch darüber informiert, dass Erwin in einem grauen Kittel als seniler alter Depp durch das Büro streichen und so versuchen wird, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

„Das wird mir aber sehr schwerfallen, Sie einfach mit Du anzusprechen und als Depp zu behandeln“, sagte Michael noch zum Abschied und fragte wieder, welche Hand seine Besucher zum Abschiedsgruß wollten.

Im Büro wartete Helga schon ungeduldig auf Monikas und Erwins Rückkehr.

Es sprudelte förmlich aus ihr heraus: „Eure kaufmännischen Kenntnisse und die Buchführung sind eine einzige Katastrophe. Allein bei der ersten groben Prüfung habe ich noch nicht fakturierte Außenstände von rund 90.000,-€ gefunden. Diese Beträge müssen alsbald in Rechnung gestellt werden, damit Geld in die leere Kasse kommt. Außerdem hat der frühere Geschäftspartner offensichtlich noch zwei Gutachten bei Kunden in Rechnung gestellt und den Betrag auch schon erhalten, obwohl diese Gutachten erst nach der Geschäftstrennung in Auftrag gegeben und erstellt worden sind. Es handelt sich um rund 150.000,-€.“

Monika wurde ganz blass und musste sich übergeben. Als sie wieder in Helgas Büro kam sagte sie: „Dich hat der Himmel geschickt. Wir haben schon überlegt, Insolvenz anzumelden.“

„Seit wann werde ich nicht mehr als Professor, sondern als Himmel bezeichnet. Schließlich habe ich Helga hierher gebracht“, sagte schmunzelnd Erwin und erhielt von Monika einen dicken Kuss auf die Wange.

Danach zog Erwin seinen grauen Kittel an und ging in das Großraumbüro. Er begrüßte alle Mitarbeiter wieder mit Handschlag und sagte: „Ich bin Erwin.“ Die Namen der einzelnen hatte er sich noch nicht eingeprägt, sodass jeder erneut seinen Namen nannte und nichts dabei fand.

Bei dieser Gelegenheit schaute Erwin ganz genau auf die einzelnen Bildschirme, um festzustellen, an welchem Problem jeder gerade arbeitete. Als er an Selmas Arbeitstisch kam, beendete diese gerade ein Computerspiel. Selma war etwas korpulent, aber nicht hässlich, trotzdem nannte Erwin sie die dicke Berta. Sie beeilte sich nicht sonderlich, das Spiel zu beenden.

„Du hast aber einen schönen bunten Fernseher“, sagte Erwin und die dicke Berta erklärte ihm, dass sie mit einem farbigen Bild besser arbeiten könne.

„Was arbeitest Du denn?“

„Ach Erwin, dass verstehst Du doch nicht“, gab sie ihm zur Antwort und Erwin ging weiter in den hinteren Teil des Büros. Dort entdeckte er die Putzfrau, von der ihm niemand berichtet hatte.

„Ich heiße Erwin und wer bist Du?“

„Ich bin die Frau Globig, die einzige, die in diesem Irrenhaus arbeitet.“

„Was machst Du denn?“, wollte Erwin wissen und erhielt zur Antwort, dass die Frau Globig alles sauber halte und immer aufräume.

„Ja, ja, Frau Globig, das ist ganz wichtig. Ich muss auch immer alles aufräumen“, erwiderte Erwin.

Frau Globig streichelte Erwin den Kopf.

„Erwin, hier unter den ganzen Irren fällst Du bestimmt nicht auf. Jeder kommt und geht, wann er will. Manchmal sitzen alle stundenlang zusammen und reden nur, ohne etwas zu arbeiten. Ich möchte nur einmal wissen, wie die ihr Geld verdienen. Die einzige, die immer und regelmäßig an ihrem Schreibtisch sitzt, ist die Selma. Aber solange ich mein Geld bekomme, kann es mir ja egal sein.“

„Kannst Du auch Kaffee kochen?“, wollte Erwin jetzt wissen und Frau Globig machte ihm gleich eine Tasse Kaffee.

„Na schmeckt Dir das Gäffchen? Das ist ken Blümchen, wie ihn die Irren trinken. Den filtere ich noch selbst. Das schmeckt man, he? Die neumodischen Maschinen taugen doch nichts.“

Erwin schlürfte genüsslich seinen Kaffee und dachte daran, dass er den Ausdruck „Blümchen-Kaffee“ schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gehört hatte. Als Kind hatte er diesen Ausdruck sehr oft sagen hören. Die Hausfrauen nannten so einen Kaffee, der so dünn und schwach gebrüht war, dass man die Blumen auf der Unterseite der Kaffeetasse erkennen konnte.

„Schön, wieder zu Hause zu sein“, dachte Erwin und ging zurück in Helgas Büro.

Maria wartete schon ganz aufgeregt auf ihren Erwin.

„Erna hat gesagt, dass Du bestimmt mit mir in das Karl-May-Museum gehst.“

„Wer ist denn Erna?“, wollte er wissen und erhielt zur Antwort, dass dies die Mama von Monika sei.

„Wir haben uns schon zwei Winnetou - Filme angeschaut. Sie hat einen richtig tollen DVD-Player und gesagt, dass es hier auch das berühmte Museum gebe. Aber dorthin solle ich mit Dir gehen.“

„Na, dann wollen wir gleich nächste Woche mit der Straßenbahn nach Radebeul-Ost fahren und alles besichtigen.“

„Ja“, schrie Maria, hüpfte vor Freude und sagte, dass sie nun wieder zu Erna ginge, um sich noch einen Film anzusehen.

Helga war sichtlich zufrieden, dass Maria versorgt wurde und stöhnte über das Chaos auf ihrem Schreibtisch.

„Ich glaube, der Laden ist doch recht gesund und einträglich“, sagte sie und tippte wie wild auf der Tastatur ihres Computers, wobei sie Monika auf dies und das aufmerksam machte und um Auskunft bat.

Wirtschaftsspionage

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