Читать книгу Ein Mas im Roussillon - Herbert E Große - Страница 1

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1. Kapitel

Vor acht Wochen sagte er ihr, dass er jetzt für immer gehen würde. Sie möge sich einen anderen suchen, den sie ständig bevormunden und beleidigen könne. Er habe es lange genug ertragen, jetzt sei Schluss!

Zuvor hatte er mit einem Bekannten in einem türkischen Restaurant gegessen und dort eine junge Frau in einem blauen Kleid gesehen, die ihn an eine frühere Zeit erinnerte. In diesem Moment stand für ihn fest, dass er jetzt gehen müsse.

Nach dem Restaurantbesuch ging er zur Bank und regelte seine Finanzen. Zu Hause suchte er seine wichtigsten Papiere zusammen und erklärte seiner Ehefrau, dass er jetzt ginge.

Sie lachte nur höhnisch, beschimpfte ihn als Idioten und sagte, dass er den Haustürschlüssel nicht vergessen solle, damit sie nicht aufstehen müsse, wenn er wieder nüchtern sei und nach Hause käme. Paul setzte sich in sein Auto und fuhr weg, hierher ins Roussillon, wo er ohne ihr Wissen bereits im vorigen Jahr das Mas Ferrol gekauft hatte.

Das Mas war eine Ruine. Die Türen schlossen nicht richtig, das Glas in den Fenstern hielt nicht mehr, sodass es beim Öffnen der Fenster herausfiel. Die Badewanne allerdings war recht neu und befand sich im ersten Stockwerk. Wenn Paul in der Wanne lag, konnte er den Himmel sehen.

In den ersten zwei Wochen hatte er das Dach repariert und in der dritten Woche neue Fenster eingebaut, die der ortsansässigen Schreiner maßgenau hergestellt und geliefert hatte.

Diese ersten drei Wochen war eine Zeit harter Arbeit, jetzt brauchte er neues Baumaterial, aber es war Sonntag.

Gegen 17 Uhr ließ der Wind nach und er entschloss sich, eine größere Pause einzulegen. Der Südwind hatte hohe Temperaturen gebracht und die Sonne sorgte für noch mehr Wärme auf der alten Terrasse.

Er schenkte sich ein Glas Rotwein ein und setzte sich in den einzigen vorhandenen Liegestuhl, der sogleich unter seinem Körpergewicht zusammenbrach.

Paul blieb in den Trümmern des Stuhles liegen. Er musste lediglich einen Holzstab, der in seinen Rücken stach, entfernen. Statt zu fluchen, lächelte er nur, trank seinen Rotwein und blickte mit sich zufrieden in den Himmel.

Jetzt lag er einigermaßen bequem auf seinem zerbrochenen Liegestuhl. In Gedanken hörte er sie sagen, dass er nicht einmal in der Lage sei, sich wie ein normaler Mensch in einen Liegestuhl zu legen oder dass er zu geizig sei, neue Gartenmöbel zu kaufen. Wenn jetzt noch Besuch gekommen wäre, hätte sie sich produziert und ihn schlechtgemacht.

„Das ist vorbei, ein und für alle Male!“, sagte er sich und war zufrieden.

Das Zirpen der Grillen war so laut, dass man schon fast Lärm dazu sagen konnte; es roch nach Süden, nach Südfrankreich. Den Geruch des alten Mauerwerkes konnte man hier nicht wahrnehmen. Wenn er bequemer gelegen hätte, wäre er eingeschlafen.

Paul stand nach einiger Zeit auf, ging in die Küche, holte den vorgestern auf Anraten des boucher, des örtlichen Metzgers, gekauften ganzen Serrano-Schinken, einen Hartkäse aus Ziegenmilch, eine Salami, Tomaten, Oliven, Olivenöl und ein Baguette auf die Terrasse und aß zu Abend. Er setzte sich so an den Tisch, dass er die Berge und die untergehende Sonne sehen konnte.

Die Grillen waren wie auf Kommando verstummt, um gleich danach mit ihrem Konzert fortzufahren. Sie saßen zu dieser Jahreszeit zu Hunderten in der Bambushecke, die am Ufer eines Regenwasserkanals Pauls Grundstück in nördlicher Richtung begrenzte. Jeder noch so kleine Luftzug erzeugte ein sanftes Rauschen in den Bambusstangen. Die älteren Nachbarn sagten, dass der Bambus Geschichten erzählen könne.

Ein Mas im Roussillon

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