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1.2 Ursachen der Globalisierung

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Ursächlich für die zunehmende internationale Verflechtung sind hauptsächlich der technologische Fortschritt in der Informations- und Kommunikationstechnologie sowie die Reduzierung der Transportkosten.28 Der technologische Fortschritt in der Informations- und Kommunikationstechnologie ermöglicht es, dass alle Informationen jederzeit für alle – zumindest theoretisch – verfügbar sind und dadurch der weltweite Austausch von Ressourcen zwischen Unternehmen sowie innerhalb von Unternehmen erleichtert wird. Die Digitalisierung bringt nicht nur eine zunehmende Vernetzung von Mensch und Maschine sowie von Herstellern und Kunden mit sich, sondern macht auch die Logistik entlang weltweiter Lieferketten effizienter. Sämtliche für die Produktion und den Handel relevanten Daten können elektronisch gesammelt und allen Teilnehmern gleichzeitig zur Verfügung gestellt werden. Maschinen erkennen selbständig den Bedarf an zu verarbeitenden Komponenten, an Containern angebrachte Sensoren liefern wichtige Informationen zum Transportverlauf.

Vor allem auch die enormen internationalen Kapitalströme wären ohne die neuen Kommunikationstechniken nicht denkbar. Die Reduzierung der Transportkosten wirkt sich vor allem auf die für den Welthandel bedeutende Luft- und Schifffahrt aus. Erwähnenswert ist hier insbesondere auch die Erfindung der Container als Transportmittel.29 Container schützen die Waren besser – wodurch die Versicherungskosten sanken – und sie ermöglichen eine schnellere Verladung sowie große Einsparungen bei Abfertigung, Lagerung und Verpackung.

Der Abbau von Handelsbeschränkungen sowie die umfassende Etablierung von regionalen Wirtschaftsräumen gelten als weitere Treiber der Globalisierung. So fanden vor allem über die letzten Jahrzehnte hinweg unter der Ägide des GATT bzw. seit 1994 der Welthandelsorganisation (WTO) zahlreiche Aktivitäten statt, um den Abbau von Handelsbeschränkungen zu fördern. Über insgesamt acht Verhandlungsrunden – wobei der sog. Uruguay Runde (1986-1994) besondere Bedeutung zukommt – kam es zu einem massiven Abbau der Zölle. Beispielsweise wurden die durchschnittlich deutlich zweistelligen Zölle der Nachkriegszeit mit der Uruguay-Runde schrittweise auf weniger als 4 % reduziert. Dies senkte die Kosten und machte ausländische Beschaffungs- und Absatzmärkte für die Unternehmen leichter zugänglich. Bedeutsamer einzuschätzen ist jedoch, dass die internationalen Vereinbarungen auf multinationaler Ebene »Spielregeln« und deren Überwachung formulierten, die von nahezu allen Ländern akzeptiert wurden und so den internationalen Handel möglichst frei von Beschränkungen hielten. Die nachfolgende Abbildung fasst die Verhandlungsrunden zusammen. Wie aus der Abbildung ersichtlich stieg die Verhandlungsdauer mit der Anzahl der teilnehmenden Länder und der Themenvielfalt. Die Doha-Runde wurde zwischenzeitlich als gescheitert erklärt.

Von den diversen Erklärungsansätzen für Handel bieten sich vor allem die neueren Ansätze an, um die Motive des beschleunigten Abbaus der Handelsbeschränkungen zu verstehen. Traditionelle Ansätze erklären im Wesentlichen den interindustriellen Handel. Dieser Handel wird zwischen Ländern abgewickelt, die sich vor allem darin unterscheiden, dass sie unterschiedliche Waren zum Tausch anbieten und/oder aufgrund von Kostenunterschieden bei der Herstellung der Güter eine (Teil-)Spezialisierung sinnvoll erscheinen lassen. Klare Unterschiede gibt es zwischen Industrieländern und den weniger entwickelten Ländern. Hier werden komplexe Industriegüter gegen Rohstoffe, Halbfabrikate und einfache Industriegüter gehandelt.


Abb. 1.5: Verhandlungsrunden GATT/WTO

Neuere Erklärungsansätze beziehen sich auf den Handel gleichartiger Güter zwischen den Industrieländern (sog. intraindustrieller Handel). Der Handel von gleichartigen Produkten zwischen industrialisierten Ländern wird u. a. erklärt durch die Ausnutzung steigender Skalenerträge bei gleichzeitigem Auftreten von monopolistischer Konkurrenz als dominierender Marktform sowie der gewünschten Produktvielfalt der Konsumenten.

Ein Grund für Handel ist die Nichtverfügbarkeit von Gütern und Produktionsfaktoren. Ursächlich hierfür können natürliche Gegebenheiten sein, wie bspw. das Klima, mangelnder Zugang zu Rohstoffen oder das Fehlen von Know-how. Kostendifferenzen bei der Herstellung der Güter sind ein weiteres wesentliches Argument für Handel zwischen den Staaten. Bei absoluten Kostenvorteilen – ein Land kann ein Gut mit geringeren Kosten produzieren als die Konkurrenz – soll sich jedes Land auf die Produktion derjenigen Güter und Dienstleistungen spezialisieren, die es am preiswertesten herstellen kann.

Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts zeigte David Ricardo in einem Zwei-Güter-Zwei-Länder-Modell auf, dass sich Handel zwischen zwei Ländern auch dann lohnt, wenn ein Land bei beiden Gütern absolute Kostenvorteile besitzt. Das mit diesem Theorem der komparativen Kostenvorteile begründet bis heute noch größtenteils den Handel. Voraussetzung ist, dass sich das Land mit den absoluten Kostennachteilen bei beiden Gütern auf die Produktion und den Export desjenigen Gutes spezialisiert, das es mit dem kleinsten absoluten Nachteil (dem vergleichsweisen Kostenvorteil) herstellen kann. Der reale Wohlfahrtseffekt liegt dann in einer Erhöhung der Produktivität für die beiden Länder insgesamt.30

Während Ricardo die Kostendifferenzen in erster Linie auf das Klima und die geologischen Verhältnisse in den jeweiligen Ländern zurückführte, begründeten die beiden Ökonomen Heckscher und Ohlin diese primär mit einer unterschiedlichen Ausstattung der Länder mit den Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital.

Handel entsteht demzufolge aufgrund unterschiedlicher Ausstattung an Produktionsfaktoren. Angenommen, der in einem Land relativ reichlich zur Verfügung stehende Faktor wird gering entlohnt, folgt daraus das sog. Heckscher-Ohlin-Theorem (Faktorproportionentheorem): Jedes Land wird diejenigen Güter exportieren, bei deren Produktion jener Faktor relativ intensiv verwendet wird, mit dem das Land relativ reichlich ausgestattet ist und die Güter deswegen entsprechend günstig angeboten werden können.31

Nach Vernon ist bei der Ausstattung der Länder nicht nur nach der Quantität, sondern auch nach der Qualität zu differenzieren. Nicht alle Länder verfügen über dieselbe Technologie und Humankapital. Unter Berücksichtigung dieser Erkenntnis kombinierte er das Heckscher-Ohlin-Modell mit dem Produktlebenszyklustheorem und erreichte somit eine dynamische Erweiterung. Betont wird dabei vor allem die Rolle des Humankapitals und Wissen als Ursache zeitlich begrenzter komparativer Kostenvorteile.32

Generell ist zu beobachten, dass Länder sich hinsichtlich ihrer Exporte immer weniger spezialisieren. Die Verbesserungen in den Bereichen Transport, Telekommunikation, Informationstechnologie auf der einen Seite und die steigende ökonomische Integration sowie die generelle Öffnung der Märkte auf der anderen, führen zu einer verbesserten Mobilität der Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Wissen. Daraus folgt, dass die komparativen Kostenvorteile für viele Länder immer mehr an Bedeutung verlieren.33

Auch Krugman verweist darauf, dass Außenhandel nicht unbedingt auf komparative Kostenvorteile zurückgehen muss. Außenhandel kann auch durch zunehmende Skalenerträge verursacht werden – d. h. durch das tendenzielle Sinken der Kosten pro Einheit mit wachsender Produktionsmenge aufgrund der Tatsache, dass sich die Fixkosten auf immer mehr Einheiten verteilen. Skalenerträge bieten Ländern den Anreiz, sich zu spezialisieren und auch mit denjenigen Ländern zu handeln, die über die gleichen Ressourcen und Technologien verfügen. Die Skalenerträge können intern (mit zunehmender Unternehmensgröße) oder extern (mit zunehmender Größe der Branche) anfallen.34

Nach Linder wird ein Gut erst dann zum Exportgut, wenn eine repräsentative Binnennachfrage vorhanden ist (Theorie der repräsentativen Nachfrage). Die Eroberung der Auslandsmärkte findet erst nach Ausschöpfen der inländischen Marktmöglichkeiten statt.35 Was den Umfang und die Struktur der Handelsgüter angeht, sind diese mithin durch die interne, »repräsentative« Nachfrage determiniert. Der Handel ist dabei umso intensiver, je ausgeglichener das Pro-Kopf-Einkommensniveau – bzw. je ähnlicher die Präferenzen nach bestimmten Produkten – der Handelspartner ist.

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