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2 Wie Lew Dawidowitsch Bronstein zu Leo Trotzki wurde

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Am 25. Oktober 1879 wurde Lew Dawidowitsch Bronstein in einer Kate mit Strohdach in Janowka in der Ukraine geboren. Er war das Kind jüdischer Siedler, die dort Landwirtschaft betrieben und durch Anbau von Weizen und die Zucht von Pferden, Rindern und Schweinen einen bescheidenen Wohlstand erarbeitet hatten. Er war schon als Kind sehr begabt und wollte eine höhere Schulausbildung erreichen. Da machte er als Achtjähriger erstmals Bekanntschaft mit dem zu dieser Zeit noch allmächtigen und unerschütterlich erscheinenden Zaren­regime. Es wurde eine Verordnung (Ukas) erlassen, wonach in Form eines Numerus Clausus nur 10% jüdische Kinder an höheren Schulen zugelassen wurden. Durch einen weltoffenen und bildungsbeflissenen Verwandten, der die Fähigkeiten des Jungen rasch erkannte, entstand die Möglichkeit des Besuchs eines Gymnasiums in Odessa. Dort erhielt er eine gute Ausbildung, war stets Klassenprimus und gab mit zwölf Jahren eine Schülerzeitschrift heraus.

Nach dem siebten Schuljahr musste er Odessa verlassen und das letzte Jahr bis zum Abitur in der kleineren Stadt Nikolajew absolvieren. 1896 schloss er die Schule als Klassenbester ab und orientierte sich auf das Studium in Odessa.

In diesen Jahren hatten die Repressionen der Zarenherrschaft gegen die sich immer stärker entwickelnde Unzufriedenheit von Arbeitern und Bauernschaft drastisch zugenommen. Der Widerstand dagegen entfaltete sich in Arbeiterbünden und Vereinen. Der junge Bronstein kam mit oppositionellen Studenten und gebildeten Arbei­tern zusammen und begriff sehr bald die sozialen Wider­sprüche. Er beschäftigte sich zunächst mit den Volkstümlern (Narodniki). Gleichzeitig wuchs der Einfluss des Marxismus. Seinem aktiven Charakter gemäß beteiligte er sich am Aufbau von Arbeiterorganisationen und wurde zu einem kämpferischen politischen Menschen.

Angesichts der immer stärker werdenden Unterdrückung durch das Zarenregime, des wachsenden Widerstands im Volke und des zunehmenden Einflusses des Marxismus schloss er sich diesem immer enger an. Seine politischen Aktivitäten führten 1898 – d.h. mit 19 Jahren – zu seiner Verhaftung und Verurteilung zu 4 Jahren Verbannung nach Sibirien. Dort machte er Bekanntschaft mit der von Lenin herausgegebenen Zeitschrift »Iskra« (Der Funke) und studierte Lenins Werk »Was tun?«. Er nahm in Irkutsk Verbindung zu sibirischen Arbeiterorganisationen auf, schrieb Flugblätter und Zeitschriftenartikel und strebte danach, mit Lenin in Verbindung zu kommen. In Irkutsk traf er mit Dserschinski, Uritzki und Krischanowski zusammen – alles Vertraute von Lenin.

Im Herbst 1902 floh er aus der Verbannung und konnte auf vielen Umwegen London erreichen, wo sich zu dieser Zeit Lenin aufhielt. Eines sehr frühen Morgens – Lenin war noch gar nicht aufgestanden – klopfte er an dessen Wohnungstür.

Und so, wie gemäß der Bedingungen der Illegalität Wladimir Iljitsch Uljanow sich den Kampfnamen Lenin zulegte und Jossif Wissarijonnowitsch Dschugaschwili sich Stalin nannte, hat sich Lew Dawidowitsch Bronstein auf seiner Flucht in einem falschen Pass, den ihm seine Genossen in Irkutsk besorgt hatten, Trotzki genannt. Und dabei blieb es.

In der Literatur wird oft erwähnt, dass Lew Dawidowitsch Bronstein damit den Namen eines Wärters im Gefängnis von Odessa übernommen habe. Aber exakt belegt ist das nicht und von Trotzki selbst wird das nirgends angeführt. Richtig ist sicher wenn Max Eastman hervorhebt, dass ein nichtjüdischer Familienname unter den gegebenen Verhältnissen eine elementare Sicherheitsbedingung war.

Trotzki und Trotzkismus - gestern und heute

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