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2. Kapitel

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Im Büro der Amerikanischen Drogenabwehr DEA herrschte eine ausgelassene Stimmung. Hinter einem mit Bildschirmen über und über bestückten Schreibtisch, zwischen leeren Cola-Flaschen und zahlreichen Telefonapparaten, vor einer an die Wand gepinnten Landkarte und unter einem summenden Deckenventilator saß George Simon, der Chef dieser Behörde. Er machte den Eindruck eines gutmütigen Bären, doch wer ihn näher kannte, der bescheinigte ihm gerne einen außergewöhnlich hohen IQ-Faktor und trotz seiner Körperfülle eine erstaunliche Beweglichkeit. Seine Augen blitzten vital in dem speckigen, rosa Gesicht. Die übergewichtige Figur kaschierte er mit einem weiten T-Shirt.

Ihm gegenüber, lachend und jugendlichen Elan versprühend, fläzte sich Hauptkommissar Holger Bramme in einen bequemen Stuhl. Seine Erscheinung hätte zu der Simons nicht gegensätzlicher sein können. Gekonnt lässig frisiertes, blondes Haar, meerblaue Augen, ein athletischer Körper und ein selbstbewusstes Auftreten drückten aus, dass er von Erfolgen verwöhnt und von den Frauen bewundert wurde.

Die freundschaftliche Atmosphäre zwischen den beiden Männern war offensichtlich und wie sie so einander anlachten, wirkten sie wie übermütige Schuljungen.

„Schön, dass du gekommen bist, Holger!“, freute sich Simon.

Bramme winkte grinsend ab.

„Ich kann doch deine Einladung nicht ausschlagen! Und wenn es darum geht, der Drogenmafia das Handwerk zu legen, muss ich unbedingt dabei sein!“

„Diesmal geht es aber nicht nur um die Nachschubwege, sondern auch um die Anbaugebiete“, erklärte Simon, stellte eine Schale mit Erdnüssen auf einen wackeligen Stapel Akten und machte Bramme mit einer einladenden Handbewegung darauf aufmerksam. „Wir werden in Kolumbien mit einer Spezialeinheit der Armee in die Berge gehen, um uns dort einen Überblick über die Anbaumethoden zu verschaffen.“

„Und was versprichst du dir von dieser Bildungsreise?“

„Man kann nur bekämpfen, was man auch kennt.“ Simon griff beherzt nach den Erdnüssen, schnippte eine davon in die Luft, um sie dann mit dem Mund aufzufangen. „Ich möchte mitreden können, wenn es darum geht, Maßnahmen gegen die Drogenbarone zu beschließen.“

„Verstehe!“ Bramme rieb sich unternehmungslustig die Hände und schnalzte erwartungsvoll mit der Zunge. „Wann geht die Reise los?“

George Simon musste angesichts dieser Ungeduld lachen. Und wenn er das tat, war sein ganzer, massiger Körper im Einsatz. Sein Lachen war so unbeschwert und herzlich, dass Bramme unwillkürlich mitlachen musste.

„Nach deinen letzten Abenteuern in Zentralasien und den unerfreulichen Begegnungen mit den dortigen Drogenbossen, müsste dein Eifer eigentlich erlahmt sein. Lässt dich dieses Milieu denn nicht mehr los, oder hat dir unser guter, alter Freund Massud noch nicht gereicht?“

Bramme grinste und schloss für einen Moment die Augen. Im Zeitraffertempo erinnerte er sich an die halsbrecherischen und lebensgefährlichen Ereignisse seines letzten Einsatzes.

„Massud hat mir zwar den Appetit nicht verdorben, aber im Grunde führen wir doch einen Kampf gegen Windmühlen. Zieht man einen dieser Verbrecher aus dem Verkehr, erscheinen zwei neue auf der Bildfläche. Trotzdem dürfen wir die Hände nicht in den Schoß legen. Wann also geht es los?“

„Gleich morgen früh. Allerdings müssen wir noch einen Umweg über Houston machen.“

„Warum das denn?“

„Da kam gestern ein Anruf vom FBI. In Houston hat man einen Mann tot aus dem Wasser gefischt, der zwei sehr wertvolle Smaragde im Bauch hatte.“

Bramme hätte sich beinahe verschluckt.

„Smaragde? Im Bauch? Na, klasse! Aber was haben wir denn mit Smaragden zu tun?“

„Die schönsten und wertvollsten Smaragde kommen aus Kolumbien. Das FBI vermutet eine Verbindung zur Drogenszene. Jeder der beiden Steine, die man bei dem Mann gefunden hat, ist ein Vermögen wert.“

Die Schale mit den Erdnüssen war in der Zwischenzeit fast leer, auf dem Fußboden hingegen wimmelte es von all den Nüssen, die nicht im Munde des Amerikaners gelandet waren.

„Es könnte sich doch auch um einen Schmuggler handeln“, gab Bramme zu bedenken.

„Natürlich! Alles Mögliche ist denkbar, aber deshalb dürfen wir doch den vermuteten Zusammenhang nicht ausschließen.“

„Wir fliegen also morgen nach Houston und treffen uns dort mit den Leuten vom FBI?“

„Ganz genau, wir fliegen nach Houston. Ob wir uns dort mit den Beamten des FBI oder dem CIA treffen, ist aber noch nicht klar.“

Simon trank eine Cola-Flasche aus und entsorgte sie in einem überquellenden Papierkorb.

„Nun mach´ s aber nicht so spannend! Was steckt denn noch hinter der Sache?“

Bramme mochte die bedächtige Art Simons, doch gerade in diesem Moment war die Neugierde, die ihn bei jedem neuen Fall überkam, nicht zu bändigen.

„Der Tote hat sich zwei Namen und Telefonnummern auf die Fußsohle gekritzelt. Erst wenn feststeht, wem diese gehören, entscheidet sich, mit wem wir in Houston sprechen werden.“

Mit einem Stoßseufzer ließ Bramme sich im Stuhl zurückfallen und schüttelte verständnislos den Kopf.

„Die Sache wird ja immer mysteriöser! Weißt du denn wenigstens, wo wir uns treffen?“

„Natürlich weiß ich das! Sheriff Bud Stevenson stellt uns sein Büro in der Red Bluff Road zur Verfügung.“

Caribbean Dreams

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